The Project Gutenberg EBook of Wegweiser durch das sächsisch-böhmische Erzgebirge, by Bruno Berlet This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at www.gutenberg.org/license Title: Wegweiser durch das sächsisch-böhmische Erzgebirge Author: Bruno Berlet Release Date: May 2, 2015 [EBook #48853] Language: German Character set encoding: UTF-8 *** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK WEGWEISER *** Produced by The Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net (This file was produced from images generously made available by SLUB: Sächsische Landesbibliothek - Staats - und Universitätsbibliothek Dresden at http://www.slub-dresden.de )
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VON
B. BERLET,
OBERLEHRER AN DER REALSCHULE ZU ANNABERG.
1 ÜBERSICHTSKARTE, 1 HÖHENKARTE UND
27 ROUTENNETZE.
ANNABERG, 1872.
HERMANN GRASER.
Seit Jahren war mündlich und schriftlich die Klage zu vernehmen, dass es an einem brauchbaren Reisehandbuche für das sächsisch-böhmische Erzgebirge fehle. Der Unterzeichnete meinte, ein recht Berufener werde schon diesem Mangel abhelfen; da dies aber nicht geschah, so musste er sich selbst an's Werk machen. Freilich ward er bei Ausarbeitung des Schriftchens bald inne, dass die Schwierigkeit, von einer Landschaft und deren Bewohnern überhaupt das Wichtigste und Charakteristische hervorzuheben, sich bei dem Erzgebirge noch steigerte, weil hier ausser der Bodengestaltung und den üblichen wirthschaftlichen Interessen noch ein ungemeiner Reichthum an industriellen Beziehungen und eine kaum wiederherzufindende Mannichfaltigkeit der gewerblichen Verhältnisse in Frage kam. Doch scheute er keine Mühe, die entgegentretenden Schwierigkeiten zu überwinden und etwas nur einigermassen Befriedigendes zu Stande zu bringen.
Treffliche Dienste leisteten hierbei: Leupold's Wanderbuch durch Sachsen, Elfried's von Taura Wanderung durch's Erzgebirge, Sigismund's Lebensbilderiv vom sächsischen Erzgebirge und Engelhardt's Vaterlandskunde vom Königreiche Sachsen. Nichtsdestoweniger war etwas Vollständiges oder gar Erschöpfendes – namentlich in unserer Alles umgestaltenden Zeit, wo der Wechsel rasch wieder einen Wechsel und das Neue bald wieder ein Neues gebiert – nicht zu leisten, auch werden in dem Gegebenen noch mehrerlei Versehen und Unrichtigkeiten enthalten sein. Der freundliche Leser möge beides entschuldigen! Indess kann der Verfasser für eine etwaige 2te Auflage die Ergänzung manches Mangels und die Richtigstellung mancher Ungenauigkeit versprechen, da ihm von verschiedenen Seiten und aus verschiedenen Theilen des Erzgebirges eine aufmerksame Durchsicht und Prüfung des »Wegweisers« zugesagt worden ist.
Die Höhenangaben sind meist aus H. Lange's Atlas von Sachsen entnommen und beziehen sich bei Ortschaften immer auf die Lage der Hauptkirche. Die beigebogene Reisekarte ist ein Werk meines werthen Kollegen, des Herrn Oberlehrers Göpfert.
Der Verfasser würde sich freuen, wenn der »Wegweiser« vielen Reisenden zu einer angenehmen – Erholung und Belehrung gewährenden – Tour im Erzgebirge verhülfe und die Einheimischen merken liesse, dass ihm bei Ausarbeitung des Schriftchens die »Liebe zum Erzgebirge« zur Seite gesessen.
Annaberg, im April 1872.
B. Berlet.
Einleitung. | ||
Seite | ||
Fremdenbesuch | 1 | |
Reisezeit | 2 | |
Sonnen-Auf- und Untergang | 3 | |
Reisekleidung | 3 | |
Reiseutensilien | 4 | |
Geld | 4 | |
Reisekosten | 5 | |
Transportmittel | 6 | |
Pass und Mauth | 7 | |
Gasthausregeln | 7 | |
Sommeraufenthalt | 8 | |
Fussreisen | 8 | |
Reisepläne | 9 | |
Das Erzgebirge. | ||
1. | Ausdehnung und Gestaltung | 10 |
2. | Eintheilung | 10 |
3. | Gebirgsarten | 11 |
4. | Berge | 12 |
5. | Waldungen | 13 |
6. | Flüsse | 13 |
7. | Klima | 14 |
8. | Einwohnerzahl und Staatsangehörigkeit | 15 |
9. | Menschenschlag | 16 |
10. | Volkstracht | 17 |
11. | Volkscharakter | 17 |
vi 12. | Geschichtliches | 18 |
13. | Angabe der Industriebezirke | 24 |
14. | Baudenkmäler | 27 |
Reisepläne. | ||
A. Haupttouren. | ||
I. | Von Dresden durch das ganze Erzgebirge | 29 |
II. | Von Zwickau durch das ganze Erzgebirge | 32 |
III. | Von Chemnitz durch das mittlere Erzgebirge | 34 |
IV. | Von Dresden in das östliche Erzgebirge | 36 |
V. | Von Zwickau in das westliche Erzgebirge | 38 |
B. Spezialtouren. | ||
VI. | Von Dresden nach dem Mückenthürmchen | 40 |
VII. | Von Dresden nach dem Spitz- od. Sattelberg | 41 |
VIII. | Von Dresden in's Thal der rothen Weisseritz | 42 |
IX. | Von Dresden in's Thal der Bobritzsch | 43 |
X. | Von Freiberg nach dem Mückenthürmchen | 44 |
XI. | Von Freiberg nach Nossen (Grabentour) | 45 |
XII. | Von Freiberg durch's Zschopau- u. Flöhathal nach Rothenhaus | 46 |
XIII. | Von Chemnitz über Frankenberg und Hainichen nach Freiberg | 48 |
XIV. | Von Chemnitz nach der Prinzenhöhle und dem Greifenstein | 49 |
XV. | Von Annaberg über Wiesenthal nach Johanngeorgenstadt | 50 |
XVI. | Von Annaberg nach Kupferberg; über den Fichtelberg nach dem Mittweidathal | 51 |
XVII. | Von Annaberg nach Hauenstein und Joachimsthal; heimwärts Besuch des Pöhlthales bei Rittersgrün | 52 |
XVIII. | Von Annaberg ins Pressnitzthal, nach der Ruine Hassenstein, in's Egerthal | 53 |
XIX. | Von Annaberg über den Greifenstein nach der Prinzenhöhle | 54 |
XX. | Von Annaberg nach dem Teltschthal bei Olbernhau | 55 |
XXI. | Von Olbernhau nach Rothenhaus | 56 |
XXII. | Von Schwarzenberg nach dem Auersberg | 57 |
XXIII. | Von Zwickau nach dem oberen Mulden- und Zwotathal | 58 |
vii C. Nebentouren. | ||
XXIV. | Von Zwickau in die voigtländische Schweiz | 59 |
XXV. | Von Döbeln auf den Rochlitzer Berg | 60 |
XXVI. | Von Döbeln nach Schloss Kriebstein | 61 |
XXVII. | Von Waldheim in das Muldenthal zwischen Rochlitz und Waldenburg | 62 |
Routen. | ||
I. Route: Von Dresden nach dem Mückenthürmchen | 63 | |
1. Ueber Pirna, Gottleuba, Schönwalde | 63 | |
2. Ueber Mügeln, Glashütte, Lauenstein | 67 | |
3. Ueber Mügeln, Liebstadt, Schönwalde | 68 | |
II. Route: Von Dresden nach Dippoldiswalde | 70 | |
1. Ueber Tharandt und Rabenau | 70 | |
2. Ueber goldene Höhe und den Wilisch | 71 | |
III. Route: Von Dippoldiswalde nach dem Mückenthürmchen | 72 | |
IV. Route: Von Dippoldiswalde nach Sayda | 74 | |
1. Ueber Sadisdorf, Hennersdorf und Frauenstein | 74 | |
2. Ueber Schmiedeberg, Schellerhau u. Frauenstein | 74 | |
V. Route: Vom Mückenthürmchen nach Teplitz | 76 | |
VI. Route: Vom Mückenthürmchen nach Stift Osseg | 78 | |
VII. Route: Von Altenberg nach Oberleitensdorf | 79 | |
VIII. Route: Von Stift Osseg nach Sayda | 79 | |
IX. Route: Von Oberleitensdorf nach Olbernhau | 81 | |
X. Route: Von Teplitz nach Rothenhaus | 82 | |
XI. Route: Von Rothenhaus nach Klösterle | 84 | |
XII. Route: Von Klösterle nach Hauenstein | 86 | |
XIII. Route: Von Sayda nach Zschopau | 87 | |
XIV. Route: Von Olbernhau nach Rothenhaus und Eisenberg | 88 | |
XV. Route: Von Zschopau über den Greifenstein nach Geyer | 91 | |
XVI. Route: Von Olbernhau über Zöblitz nach Marienberg | 95 | |
XVII. Route: Von Marienberg über Wolkenstein nach Annaberg und Buchholz | 97 | |
XVIII. Route: Von Annaberg über Satzungen nach Kommotau | 106 | |
XIX. Route: Von Annaberg über Jöhstadt, Pressnitz, Sonnenberg und den Hassenstein nach Brunnersdorf | 108 | |
viii XX. Route: Von Annaberg über Weipert nach Kupferberg und Klösterle | 109 | |
XXI. Route: Von Annaberg nach Karlsbad | 112 | |
1. Ueber Weipert und Hauenstein | 112 | |
2. Ueber Oberwiesenthal und Joachimsthal | 114 | |
XXII. Route: Von Karlsbad nach Eger | 117 | |
XXIII. Route: Von Eger über Franzensbad n. Elster | 119 | |
XXIV. Route: Von Annaberg nach Schwarzenberg | 121 | |
1. Ueber Scheibenberg und Raschau | 121 | |
2. Ueber Elterlein und den Fürstenberg | 124 | |
3. Ueber Grünhain | 125 | |
XXV. Route: Von Oberwiesenthal n. Schwarzenberg | 125 | |
1. Ueber Rittersgrün | 125 | |
2. Ueber die Crottendorfer Marmorbrüche und Markersbach | 126 | |
XXVI. Route: Von Schwarzenberg über Johanngeorgenstadt nach Wildenthal | 126 | |
XXVII. Route: Von Wildenthal über Graslitz und Markneukirchen nach Bad Elster | 128 | |
XXVIII. Route: Von Wildenthal n. Karlsfeld, Klingenthal, Schöneck und Falkenstein | 130 | |
XXIX. Route: Von Schwarzenberg nach Eibenstock | 132 | |
1. Ueber Jägerhaus und Sosa | 132 | |
2. Ueber Aue und Bockau | 133 | |
3. Ueber Niederschlema und Schneeberg | 135 | |
XXX. Route: Von Eibenstock über Schönhaide und Auerbach nach Lengenfeld | 136 | |
XXXI. Route: Von Elster über Oelsnitz, Falkenstein, Auerbach, Lengenfeld, Treuen, Herlasgrün, Netzschkau und Reichenbach nach Zwickau | 137 | |
XXXII. Route: Von Geyer über Zwönitz, Hartenstein und Schloss Stein nach Zwickau | 143 | |
XXXIII. Route: Von Zwickau über Glauchau und Hohenstein-Ernstthal nach Chemnitz | 144 | |
XXXIV. Route: Von Geyer üb. Stollberg n. Chemnitz | 152 | |
XXXV. Route: Von Zschopau über Augustusburg und Lichtenwalde nach Frankenberg und Hainichen | 153 | |
XXXVI. Route: Von Chemnitz über Oederan nach Freiberg | 156 |
Fremdenbesuch. – Das Erzgebirge ist bislang fast nur von Geschäftsreisenden und solchen Leuten besucht worden, die mit möglichster Schnelle durch Sachsen nach den böhmischen Kurorten eilten. Erst neuerdings sieht man zur Sommerzeit auf Strassen und Pfaden, in Thälern und auf Höhen Wanderer mit Seitentasche, Plaid und handfestem Regenschirm – sogenannte Touristen. Der Grund für die frühere Vernachlässigung des Erzgebirges mag einestheils darin gesucht werden, dass die Reiselust vormals überhaupt nicht so gross war, als heut zu Tage, und anderntheils darin, dass bis zur Eröffnung der erzgebirgischen Eisenbahnen diese Landschaft dem Fremden als schwer zugänglich erschien; wahrscheinlich aber hat dazu auch die Beschaffenheit des Gebirges mit beigetragen. Denn der Verfasser »der Lebensbilder aus dem Erzgebirge« hat Recht, wenn er sagt: »Der Harz hat des Wilden und Schaurigschönen unvergleichlich mehr als das Erzgebirge, auch ist dieses nicht ein süsses, anmuthiges Idyll, wie der Thüringer Wald.« Trotzdem findet sich im Erzgebirge genug des Schönen, sind doch Berg und Thal traulich und gemüthlich, wenn auch nicht gross und wild angelegt! Freilich bietet sich das Sehenswerthe hier nicht so von selbst dar und ist nicht auf einem engen Raum vereinigt; es will vielmehr gekannt und aufgesucht sein. Wer2 sich daher an der erzgebirgischen Landschaft laben will, darf sich nicht begnügen, nach Besuch guter Aussichtspunkte, die Thäler auf den angelegten Heerstrassen zu durchkreuzen, sondern muss sie flussaufwärts durchwandern; erst dann wird er deren Annehmlichkeiten inne werden. Das Muldenthal von Zwickau bis Schwarzenberg, das Zschopauthal von Flöha bis Annaberg zeigen schon von den Wagen der Eisenbahn, welche eifrigst den Windungen der Flüsse folgt, saftige Wiesen, schattige Wälder und reizend gelegene Ortschaften! Und überdies hat das Erzgebirge noch etwas vor den andern deutschen Mittelgebirgen voraus: es wird von einem fleissigen und anstelligen Völkchen bewohnt und ist der Sitz einer hervorragenden Industrie. Die Fabrik im stillen Thal, das Kunstgezeug auf rauher Höh', jedes Dörfchen, jedes Städtchen wird solches bezeugen! Ueberhaupt kann man in keinem Gebirge die Betrachtung des Gewerbefleisses so mit der Freude an der Natur – mithin das Nützliche so mit dem Angenehmen verbinden, als im Erzgebirge. Für Lehrer und Schüler, für Polytechniker und Bergstudenten, überhaupt für alle die, welche neben der Schönheit der Landschaft auch die gewerblichen Leistungen der Bewohner kennen lernen wollen, ist keine Reise mehr zu empfehlen, als die ins Erzgebirge.
Reisezeit. – Die günstigste Zeit zum Bereisen des Erzgebirges ist von Mitte Juni bis Ende September; letztgenannter Monat hat gewöhnlich die reinste Luft und die beständigste Witterung, auch zeigt sich in ihm eine Eigenthümlichkeit des Gebirges am besten: während im Niederlande Felder und Bäume schon kahl erscheinen, sind sie im Obergebirge noch mit frischem Grün bedeckt.
Sonnen-Auf- und Untergang. – Die Zeit des Sonnen-Auf- und Untergangs stellt sich in den Monaten Juni bis October folgendermassen:
Juni | Juli | |||||
1. | 16. | 26. | 1. | 16. | 26. | |
Sonnenaufgang | 3.55. | 3.49. | 3.51. | 3.53. | 4.6. | 4.18. |
Untergang | 8.0. | 8.11. | 8.14. | 8.13. | 8.5. | 7.53. |
August | September | |||||
1. | 16. | 26. | 1. | 16. | 26. | |
Aufgang | 4.27. | 4.49. | 5.5. | 5.16. | 5.37. | 5.53. |
Untergang. | 7.45. | 7.18. | 6.58. | 6.45. | 6.12. | 5.50. |
Die beste Aussicht auf Höhepunkten wird man im Frühsommer zwischen 6 und 7, im Spätsommer zwischen 5 und 6 Uhr Nachmittags haben.
Reisekleidung. – Die Kleidung sei dauerhaft und praktisch. Am geeignetsten ist ein wollener Anzug von nicht zu knappem Schnitt und nicht zu heller Farbe. Ausser der nöthigen Wäsche wird man alsdann einen Filzhut mit breiter Krämpe und Sturmband, einen nicht zu kleinen Regenschirm und bequemes Schuhwerk – womöglich derbe kalblederne Stiefel mit Doppelsohlen – nöthig haben. Weil es auf Bergen, die den Brocken an Höhe übertreffen, selbst im August oft empfindlich kühl ist, so versehe man sich endlich mit einem guten Plaid oder mit einem leichten Ueberzieher; nach Sonnenuntergang4 wird man fast immer Veranlassung haben, davon Gebrauch zu machen. – Wer mehr fährt als geht, kann sich neben dem leichten noch ein wärmeres Gewand mit nehmen; will der Tourist einen Reserveanzug haben, so muss er ihn gut verpacken und mit der Post von Hauptstation zu Hauptstation voraussenden.
Reiseutensilien. – Die aus Leder oder wasserdichtem Baumwollenzeug gefertigte Seitentasche habe – wie die Bädekersche Reisetasche – unten zwei Ringe, so dass sie durch Hindurchziehen des Tragbandes leicht zum Rückentornister umgewandelt werden kann. Der Plaid wird entweder mittelst eines Lederriemens auf die Reisetasche geschnallt, oder zusammengerollt über die Schulter gehangen. Der Handstock sei fest und mit guter Zwinge versehen; in neuerer Zeit hat man starkstabige Regenschirme, welche bequem die Stelle des Stockes vertreten können. Die Reisetasche enthalte ausser der Wäsche einen ledernen, zum Zusammenklappen eingerichteten Trinkbecher, ein Stück Seife, Scheere, Nadel und Zwirn, etwas Bindfaden und – um für alle Fälle gerüstet zu sein, – ein Fläschchen mit Opiumtinctur. Dann trage man ein Messer und ein Etui voll Streichhölzer bei sich und nehme von Station zu Station etwas Semmel oder Brod und einen Schluck Rum oder Kirschwasser mit. Die Semmel ist bestimmt, vor Heisshunger zu schützen und das geistige Getränk dazu, durch Beimischung kaltes Gebirgswasser trinkbar zu machen.
Geld. – In Sachsen wird nach Thalern, Neugroschen und Pfennigen (1 Thlr. = 30 Neugr., 1 Ngr. = 10 Pf.), in Böhmen nach Gulden und5 Neukreuzern (1 Gulden = 100 Neukreuzer) gerechnet. Sächsischerseits werden übliche Münzsorten und Cassenscheine ohne Beanstandung genommen; in Böhmen thut man wohl, mit österreichischen Banknoten zu bezahlen, die man in jeder Grenzstadt einwechseln[1] kann.
Reisekosten. – Im Erzgebirge ist es nicht theurer als in anderen Gegenden Mitteldeutschlands; doch lebt man auf böhmischer Seite billiger als auf sächsischer Seite. Die Gasthöfe in den grösseren und kleineren sächsischen Städten sind gut; öfters ausgezeichnet; in Böhmen muss man sich schon an grosse Ortschaften halten und auch da ein aufmerksames Auge für Betten und Bettwäsche haben. In Sachsen trinkt man fast überall ein gutes Lager- und bayrisches Bier; das »böhmische« Bier ist heller und leichter, aber gesund und schmackhaft. Wein soll man nur in den besseren sächsischen Gasthäusern verlangen; in Böhmen erhält man dagegen schon in kleineren Restaurationen preiswürdigen österreichischen und Ungarwein; nur begehre man da ja nicht Rhein- oder überhaupt ausländischen Wein, denn der ist mittlerer Beschaffenheit und sehr theuer. Kaffee und Gebäck sind in Böhmen musterhaft. – Im Herbste bieten beide Theile des Gebirges Reichthum an Wildpret, wie Hasen, Rehe, Krammetsvögel und Rebhühner; auch erhält man in den höher gelegenen Gegenden fast allerwärts treffliche Forellen. – Die täglichen Reisekosten6 richten sich selbstverständlich nach den Ansprüchen und Gewohnheiten eines Fremden: wer in den ersten Hôtels wohnt, mit schweren Koffern reist und viel Aufmerksamkeiten verlangt, wird täglich 4–6 Thlr. brauchen, während der Fusswanderer, der sich nur halbwege beschränkt, mit 1–2 Thlr. auskommt.
Transportmittel. – Unter grossen Anstrengungen ist es dem Erzgebirge gelungen, sich mehrere Eisenbahnen zu verschaffen. Ein Schienenstrang geht am Fusse des Nordabhangs von Dresden über Freiberg und Chemnitz nach Zwickau, zweigt die Linie Chemnitz-Hainichen ab und sendet zwei Ausläufer: Chemnitz-Annaberg und Zwickau-Schwarzenberg in das Herz des Gebirges. Von Zwickau braust die Locomotive, Reichenbach, Falkenstein und Oelsnitz berührend, über den Rücken des Gebirges nach Eger. Und im Egerthale geht der eherne Weg westlich von Eger bis Karlsbad und östlich von Aussig über Teplitz nach Kommotau (Priesen). Ausserdem sind mehrere Linien im Bau begriffen und sehen in den Jahren 1871 und 1872 ihrer Eröffnung entgegen: so Annaberg-Weipert-Kommotau; Kommotau (Priesen)-Karlsbad und Dux-Bodenbach; andere Linien sind projectirt und werden bald begonnen werden, wie Nossen-Freiberg, Aue-Jägersgrün und Chemnitz-Marienberg-Kommotau, und noch andere befinden sich in den Vorbereitungsstadien, wie Freiberg-Dux und Schwarzenberg-Karlsbad.
Ausser den fertigen Eisenbahnen stehen dem Reisenden noch zahlreiche Fahrposten, die zwischen7 den Städten meist täglich mehrmals verkehren, zu Gebote; auch sind fast überall Miethgeschirre zu haben.
Pass und Mauth. – Seit 1860 gilt auch in Oesterreich eine Passkarte als hinreichende Reiselegitimation. – Die Untersuchung des Gepäcks beim Ueberschreiten der böhmischen Grenze geschieht mit Höflichkeit und besteht oft nur in der Anfrage, ob der Reisende etwas Zollbares habe. Zu versteuern sind alle ungebrauchten Sachen; nicht übergeführt werden dürfen: Spielkarten, Kalender und versiegelte Briefe; Bücher, ausser Reisehandbüchern, können Unannehmlichkeiten bereiten. An Tabak hat der Reisende gegen 2 Loth und 10 Cigarren frei; im Uebrigen muss das Pfund Tabak mit etwa 1 Fl., das Pfund Cigarren mit 3 Fl. verzollt werden. Der Tabak ist in Oesterreich Monopol und wird nur in sogenannten Trafiks verkauft; Cigarren sind theuer und nicht sehr behaglich.
Gasthausregeln. – Ohne Noth treffe man nicht zu spät, jedenfalls vor einbrechender Dunkelheit in seinem Nachtquartier ein. Sobald man ein Zimmer bezogen hat, untersuche man den Zustand des Bettes und der Bettwäsche. Bedarf man irgend einer Auskunft, so wende man sich nicht an das untergeordnete Dienstpersonal, sondern an den Wirth selbst, und wenn dieser »unsichtbar« sein sollte, an den Oberkellner. Bei längerem Aufenthalte mag man alle 2–3 Tage die Rechnung bezahlen, jedoch zuvor deren Inhalt und Summe prüfen, da sich »Irrthümer« gar leicht einschleichen. Will man am andern Morgen früh weiterreisen, so fordere man am Abend vorher die Rechnung, berichtige sie jedoch nebst den Trinkgeldern erst beim Weggehen.
Sommeraufenthalt. – Als Sommerfrischen sind bisher nur die erzgebirgischen Bäder Grünthal, Hohenstein, Schwarzenberg, Wiesenbad und Wolkenstein benutzt worden, doch eignen sich dazu auch Erdmannsdorf bei Augustusburg und besonders Olbernhau.
Fussreisen. – Zu Wanderungen verwendet man nicht neues, sondern schon etwas getragenes Schuhwerk. Wer mit den Fussnägeln Mühe hat, muss dieselben einige Tage vor der Reise in besondere Pflege nehmen, sie mässig beschneiden und etwa zu starke Nägel nach einem Fussbade in überschlagenem Wasser (17–18° R) wiederholt mit einem Glasstücke etwas dünner schaben. Auf der Reise selbst wird früh aufgebrochen und die grössere Hälfte des Weges Vormittags zurückgelegt. Während der Mittagsstunden, d. i. vor und nach der Mittagsmahlzeit, sei Rast. In den ersten Reisetagen stelle man seine physischen Kräfte nicht auf eine zu harte Probe; später kann man grössere und anstrengendere Touren zurücklegen. Beim Marschiren hat sich von jeher die Regel bewährt, dass man gleichmässig und nicht zu schnell ausschreite, sich aber auch nicht zu oft der Ruhe hingebe, sondern in möglichst abgemessenen Entfernungen pausire. Auf solche Art geräth Puls und Lunge in nicht zu schlimme Aufregung. Bergan wähle man daher ein langsames Tempo: ein von Anfang an gleichmässig anhaltender, wenn auch gemächlicher Schritt, bringt schneller und besser zum Ziele, als zu grosse Hast. Auf einer Höhe angelangt, werde der Rock fest zugeknöpft und der Plaid umgehangen; findet man droben ein Wirthshaus, so kühle man sich darin durch langsames Herumgehen eine Viertelstunde ab; erst9 dann setze man sich der Zugluft aus. Jeder rasche Uebergang von grosser Anstrengung zur Ruhe – wie das plötzliche Niederlegen nach starken Tagesmärschen – ist zu vermeiden. Die Abkühlung will angebahnt, die Ruhe vermittelt sein; fühlt man sich dann ja einmal sehr erschöpft, so wird Waschen mit kaltem Wasser, Einreiben der Waden und Füsse mit Kornbranntwein oder Rum gute Dienste leisten. Sind die Füsse wund geworden, so bestreiche man sie mit Hirschtalg, doch werden auch einige Tropfen Collodium hierbei, wie auch bei Schnittwunden, erfolgreich wirken. Blasen dürfen nicht aufgeschnitten, sondern nur vermittelst einer Nadel mit wollenem Faden durchzogen werden.
Reisepläne. – Die später mitgetheilten Reisepläne sollen für den Wanderer nichts als unmassgebliche Vorschläge sein, doch werden sie ihm das Material bieten, sich eine seiner Zeit und Absicht entsprechende Tour zusammenzustellen. Die Bereisung des ganzen Erzgebirges erfordert 3–4 Wochen. Als geeigneter Eintrittspunkt ist im Osten Dresden, im Westen Zwickau und im Centrum Chemnitz zu empfehlen. Interessante Ausflüge lassen sich von jedem erzgebirgischen Orte aus machen. Die angegebenen »Nebentouren« werden am besten in Döbeln begonnen.
Damit der »Wegweiser durch's Erzgebirge« nicht zu stark und theuer wurde, musste die Beschreibung der einzelnen Routen und Ortschaften etwas knapp gehalten werden; eben darum wurden etwaige Sagen nur angedeutet, nicht ausführlich mitgetheilt.
1. Ausdehnung und Gestaltung. – Das Erzgebirge ist ein mächtiger 18–20 Meilen langer Gebirgszug des mittleren Deutschland. Bei ostnordöstlicher Richtung erstreckt es sich von den Quellen der (weissen) Elster, wo es durch das voigtländische Hügelland mit dem Frankenwalde und dem Fichtelgebirge zusammenhängt, bis zu den Quellen der Gottleuba, wo es in das Elbsandsteingebirge übergeht. Im Süden fällt es steil wie eine Mauer ab und findet seine Begrenzung bis Kaden durch die Eger und, nach der kurzen Strecke Kralup-Kommotau-Görkau, durch den Bielafluss, welcher über Brüx, Bilin und Aussig der Elbe zurinnt. Im Norden dacht es sich allmälig zum sächsischen Tieflande ab, wobei Hügelwelle hinter Hügelwelle erscheint und das ganze Gelände sich als eine von vielen Flussfurchen durcharbeitete Berglehne darstellt.
2. Eintheilung. – Der Hauptrichtung nach zerfällt das Erzgebirge in 3 Theile: in das westliche, in das Central- und in das östliche Erzgebirge. Das westliche Erzgebirge liegt zwischen der oberen Elster und dem Schwarzwasser, beziehentlich der Zwickauer Mulde; das Central-Erzgebirge zwischen dem Schwarzwasser und der Freiberger Mulde und das östliche Erzgebirge zwischen der Freiberger Mulde und der Gottleuba, beziehentlich der Elbe.
In der Richtung von Süd nach Nord unterscheidet man das obere und das niedere Erzgebirge; jenes reicht von dem zusammenhängenden Kamme, der eine durchschnittliche Höhe von 2500 Fuss hat, etwa bis Falkenstein, Schneeberg, Thum, Wolkenstein, Frauenstein und Schmiedeberg; dieses von den genannten Orten bis in die Gegend von Zwickau, Lichtenstein, Chemnitz, Frankenberg, Hainichen, Siebenlehn und Tharandt. – Im Centralgebirge kommt der jähe Absturz des Kammes nach Süden und die sanfte Abdachung nach Norden am meisten zur Geltung.
3. Gebirgsarten. – Das Erzgebirge besteht vornehmlich aus Urgebirgsarten, d. h. aus Thon- und Glimmerschiefer, Gneis und Granit. Am verbreitetsten zeigt sich der Gneis. Er ist nicht nur vorherrschend im ganzen östlichen Gebirge, sondern reicht auch weit in's Centralgebirge hinein, und zwar bis Schlettau, Wolkenstein und Schellenberg. Ihm sind zugleich die wichtigsten Erzgänge[2] eingelagert, welche von dem sächsischen Bergmanne abgebaut werden. Am mächtigsten ist darnach der Glimmer- und Thonschiefer. Diese Gebirgsarten bilden besonders den südwestlichen Theil des Gebirges und den Südrand des Steinkohlenbeckens zwischen Zwickau und Chemnitz. Das dritte Gestein, der Granit, tritt nur an mehreren Stellen aus dem Glimmer- und Thonschiefer heraus und hat seine grösste Ausdehnung um Eibenstock und Kirchberg. Ausser diesen Hauptgebirgsarten zeigt sich12 an mehreren Orten Porphyr, Syenitporphyr und Quadersandstein; wie denn auch der häufig vorkommende Basalt daran erinnert, dass im Erzgebirge einst bedeutende vulkanische Durchbrüche stattgefunden haben.
4. Berge. – Auf dem Rücken des Erzgebirges erheben sich mehrere Gipfel, welche zum Theil an Höhe sogar die obersten Spitzen des Thüringer Waldes und des Harzes übertreffen. Wenn sie trotzdem nicht so gewaltig als diese erscheinen, so hat dies seinen Grund darin, dass sie auf einer sehr hohen Unterlage ruhen.
Als die ansehnlichsten, aus Urgebirge bestehenden Gipfel sind zu nennen: der Keilberg und der Fichtelberg bei Oberwiesenthal (jener 3812, dieser 3708 P. F. hoch); der Spitzberg bei Gottesgabe (3444´), der Eisenberg bei Unterwiesenthal (3166´), der Auersberg bei Wildenthal (3120´), der Hirschkopf bei Karlsfeld (2992´), der Rammelsberg bei Sachsenberg (2972´), der Wieselstein bei Langewiese (2944´), der Kahlberg bei Altenberg (2803´), der Kupferhügel bei Kupferberg (2790´), der Lugstein bei Zinnwald (2752´), der Schneckenstein bei Gottesberg (2690´), der Rabenberg bei Johanngeorgenstadt (2636´), der Eselsberg bei Sosa (2635´), die Morgenleite bei Schwarzenberg (2488´), der Kuhberg bei Stützengrün (2426´), der Schwartenberg bei Seifen (2394´), der Kapellenberg bei Schönberg (2337´), die Tellkuppe bei Bärenburg (2323´) und der Greifenstein bei Geyer (2234´).
Daneben giebt es mächtige Basaltberge, welche als hohe, freistehende Pyramiden oder Kegel erscheinen. Wir erwähnen: den Hassberg bei Pressnitz13 (3051´) den Bärenstein bei Weipert (2762´), den Pöhlberg bei Annaberg (2567´), den Geising bei Altenberg (2534´), den Scheibenberg bei der gleichnamigen Stadt (2470´), den Spitz- oder Sattelberg bei Schönwald (2235´), den Luchberg bei Glashütte (1782´) und den Wilisch bei Reinhardsgrimma (1466´). – Eine schöne Aussicht gewähren ausser den genannten Bergen noch: der Reischberg bei Pressnitz, die Luisensteine bei Brandau, der Glöselsberg bei Niklasberg, das Mückenthürmchen bei Graupen (2511´), die Nollendorfer Höhe bei Peterswalde (2142´), der Stein in Schöneck (2301´), Schloss Augustusburg, die Schönerstädter Höhe bei Oederan, die Saydaer Höhe, die Burgruine Frauenstein, der Burgberg bei Lichtenberg und die goldene Höhe zwischen Dippoldiswalde und Dresden (1054´).
5. Waldungen. – Reichlich die Hälfte des Erzgebirges ist mit Wald bedeckt. Die grössten Forste befinden sich in den Revieren Auerbach, Schöneck, Schwarzenberg und Crottendorf. Vorherrschend ist Nadelholz; doch treten neben Fichtenwald zusammenhängende Buchenbestände auf: so bei Tharandt, Olbernhau, Marienberg und Steinbach. Der grösste Theil der Waldungen ist Eigenthum des Staates und wird musterhaft bewirthschaftet.
6. Flüsse. – Das Erzgebirge ist der Quellort für zahlreiche Flüsse, Flüsschen und Bäche, welche allesammt dem Elbgebiete angehören. Die wenigsten von ihnen haben den Abfluss nach Süden, wie die Zwota und Biela; bei weitem die meisten rinnen nach Norden und münden unmittelbar14 in die Elbe, wie die beiden Mulden als vereinigte Mulde, die Weisseritz, Müglitz und Gottleuba, oder fallen zuvor in die Saale, wie die Elster und Pleisse, oder in die Mulden, wie alle übrigen.
Die nordwärts laufenden Gewässer haben beim Herabgleiten die im Boden vorhanden gewesenen Spalten nach und nach erweitert und zahlreiche Vertiefungen und Kessel, Gründe und Thäler gebildet und so der Landschaft besondere Reize verliehen. Am anmuthigsten sind die Thäler der Elster, der Zwickauer Mulde, des Schwarzwassers, der Sehma, der Zschopau und der Müglitz; am wildesten die der schwarzen Bockau im schwarzen Grund bei Pobershau und der rothen Weisseritz im Rabenauer Grunde.
7. Klima.[3] – Während gewöhnlich die Temperatur von Norden nach Süden zunimmt, ist es im Erzgebirge wegen des Ansteigens des Bodens umgekehrt. Dieser Umstand wirkt ungünstig auf das Klima ein. Engelhardt's Vaterlandskunde von Sachsen sagt: »Lange Winter mit viel Schnee, späte Einkehr des Frühlings und rascher Uebergang aus diesem zum Sommer, schöner klarer Herbst, Spätfröste noch im Mai, frühzeitige schon im September – das sind die Hauptkennzeichen des Klimas; ganz wesentlich hat jedoch zu dessen Verbesserung die Entwässerung der Sümpfe beigetragen.« Dabei sind aber die Thäler mild und die Höhen eigentlich nur wenig kälter, als die15 entsprechenden anderer deutschen Mittelgebirge. Auch ist die Luft leicht und rein und für Brustkranke, deren Leiden noch nicht zu weit fortgeschritten, sehr zuträglich. Cholera ist dem obern Erzgebirge bisher fern geblieben, und Wechselfieber gehören allda zu den seltensten Fällen.
Für das erzgebirgische Klima spricht auch, dass der Getreidebau bis weit in die Berge hinauf reicht. Bei einer Höhe von 1800 bis 2000 Fuss erntet man noch Raps, Roggen und Weizen; am rauhen Gebirgskamme, wie bei Gottesgab und Oberwiesenthal, allerdings nur Hafer, Flachs und Kartoffeln. Am ergiebigsten zeigen sich die Kartoffeln. Sie sind auch gegen Ende des 17. Jahrhunderts zuerst in dem Dorfe Würschnitz bei Adorf angebaut und von dort aus erst später weithin verbreitet worden. – Wer Näheres über die Pflanzenwelt des Erzgebirges wissen will, dem empfehlen wir: Dr. Stössner: Die Vegetationsverhältnisse von Annaberg und Umgegend, Annaberger Realschulprogramm vom Jahre 1859; A. Israel: Schlüssel zum Bestimmen der bei Annaberg und Buchholz wild wachsenden Pflanzen, und O. Wünsche: Excursionsflora für das Königreich Sachsen.
8. Einwohnerzahl und Staatsangehörigkeit. – Das Erzgebirge gehört zu den dicht bevölkertsten Gegenden Sachsens, ja Deutschlands. Was urbar zu machen war, hat man urbar gemacht; man verfuhr nach dem Grundsatze: »Wo der Pflug kann gehn, soll der Wald nicht stehn!« und half, wenn der Pflug wegen der Steilheit des Bodens doch nicht gehen konnte, auch noch mit Grabscheit und Hacke nach. Daher findet man,16 wo man schlichte Bauerndörfer vermuthet, ansehnliche Städte, und wo man in waldigem Thal kleine Weiler voraussetzt, langgedehnte Dörfer. Dabei hat jedes Haus zahlreiche Insassen: auf die Quadratmeile kommen im Gebirge eben mehr als 10,000 Einwohner.
Die Bevölkerung des Erzgebirges erscheint viel gleichartiger als die von anderen deutschen Mittelgebirgen. Abgesehen von der geringen Gliederung des Bodens, welche ein Abschliessen nicht begünstigt, und von dem regsamen Handel, welcher unwillkürlich ein Annähern der Leute herbeiführt, trägt dazu sicherlich bei, dass die Landschaft nur zwei Staaten angehört und dadurch einen angenehmen Gegensatz zu Thüringen und dem Harze bildet, wo die politischen Grenzen so merkwürdig ausgezackt und vielfach verschlungen sind. Der Südabhang des Erzgebirges und ein Theil des Kammes gehören zu Böhmen, der andere Theil des Kammes und die Nordabdachung zu Sachsen. Dabei stellt die staatliche Grenze zugleich die Scheidung zweier Kirchengebiete dar: wer aus dem protestantischen Sachsen über die böhmische Grenze schreitet, wird an den errichteten Kreuzen und Heiligenbildern bald merken, dass er auf gut katholischem Boden wandert.
9. Menschenschlag. – Der erzgebirgische Menschenschlag ist ein ursprünglich kräftiger, wie man ihn heute noch am Südabhange und in den Wald- und Ackerbaudistrikten antrifft; in den Fabrikgegenden aber ist er durch Stubenarbeit oder allzu geringe Nahrung, welche fast nur aus Kartoffeln und dünnem[4] Kaffee besteht, mehrfach verkümmert.
10. Volkstracht. – Eine eigentliche Volkstracht ist im Erzgebirge nicht mehr vorhanden. Namentlich auf der nördlichen Seite »hat die Kultur fast Alles beleckt« und die Mode beinahe jedes altväterische Kleidungsstück beseitigt. Unter den Männern haben nur die Bergleute noch einen besonderen Anzug und unter den Frauen tragen nur die Bäuerinnen, welche in den entlegensten Dörfern wohnen, noch faltenreiche Röcke und steife Haubenschleifen oder glatte Pelzmützen.
11. Volkscharacter. – Der Erzgebirger ist höflich, gefällig und äusserst genügsam. Gern steht er dem Fremden Rede und im Zwiegespräch sucht er unaufgefordert das Beste zur Unterhaltung beizutragen. Von seiner Genügsamkeit zeugen die einfache Wohnung und die noch einfachere Kost. Dazu kommt Frohsinn, eine ungemeine Verträglichkeit und grosse Liebe zur Reinlichkeit. Im Erzgebirge wird eifrig gesungen und noch eifriger musicirt; Breitenbrunn und Klostergrab, Kupferberg und Gottesgabe, vor allen aber Pressnitz, senden Schaaren von Musikern hinaus in die Welt. Während es anderwärts oft nicht gut thut, wenn zwei Familien in demselben Hause wohnen, so hausen im Erzgebirge oft drei bis vier Familien in einer Stube, ohne dass man viel von unfriedfertigen Auftritten hört; sicherlich ein Beweis, dass die Bewohner sanft und schmiegsam sind. Der Sinn für Reinlichkeit tritt dem Fremden ungesucht entgegen. Die steinernen Gebäude gefallen meist schon durch ihren gut erhaltenen Bewurf und Anstrich und das Innere der Häuser und Hütten erfreut noch mehr durch die daselbst herrschende Sauberkeit. Die Zimmerwände sind18 reinlich getüncht, die Dielen weiss gescheuert, die Haus- und Küchengeräthe blank geputzt! Und wenn der Maassstab Liebig's richtig ist, dass man die Kultur von Volksgruppen nach dem von ihnen verbrauchten Quantum Seife beurtheilen könne, so wird den Erzgebirgern eine bevorzugte Stellung einzuräumen sein; denn nirgends wird wohl mehr, als bei ihnen gewaschen und gescheuert. In der That macht auch der geringe Mann im Erzgebirge eher den Eindruck eines verarmten Gebildeten, denn eines armen Natursohnes.
Fragt man den Erzgebirger selbst, was er für die wesentliche Eigenschaft seiner Landsleute halte, so wird man sicher zur Antwort bekommen: »Die Gemüthlichkeit!« Ein vieldeutiges Wort! worunter man aber im Allgemeinen das Streben zu verstehen hat, sich und Anderen das Leben angenehm zu machen. Im Gebirge wird eben aufmerksam beachtet, nicht nur was man sagt und was man thut, sondern auch wie man es sagt und wie man es thut. Gewandte Personen gelten als »manierlich« und erhalten leicht Beifall; eckige Naturen werden mit zweifelhaftem Auge, Störenfriede mit Widerwillen betrachtet. Durch die genannte »Gemüthlichkeit« wird allerdings die Geselligkeit erhöht und ein angenehmer Ton im gegenseitigen Umgang geschaffen, doch auch die Thatkraft und der Trieb zur Selbstverwaltung etwas abgeschwächt.
12. Geschichtliches. – Vor Alters war das Erzgebirge ein grosser zusammenhängender Wald, der Miriquidi genannt wurde. In der Völkerwanderung nahmen die Sorben, ein slavischer Volksstamm, Besitz von dem Lande zwischen19 Saale und Elbe und siedelten sich auch an dem Fusse des Erzgebirges an. Mit der Gründung der Mark Meissen (928) begannen jedoch die Deutschen, sich als Eroberer in dem genannten Gebiete festzusetzen und Burgwarten und Klöster anzulegen. Dadurch wurden die Sorben genöthigt, bergaufwärts zu rücken und sich in dem unwirthlichen, aber für sie freien Miriquidiwald niederzulassen. Sie gründeten um jene Zeit die Städte Lössnitz, Zwönitz, Zöblitz, Chemnitz, Schlettau, und Zschopau, so wie mehrere darum liegende Dörfer, deren Namen sich auf itz, itzsch, ig, en, und au endigen.[5] Noch rascher ging der Anbau des Erzgebirges von statten, als die Silbergänge in der Gegend des heutigen Freiberg fündig wurden (1163). Zahlreiche Bergleute aus dem Harze, aus Franken (aus dem »Reiche«) und Böhmen strömten herbei und legten neben den Gruben verschiedene Flecken und Dörfer an. Freiberg wurde der Mittelpunkt eines regen Bergmannslebens, dessen wohlthätige Wirkungen, zumal man an mehreren Orten Zinn brach, sich auch nach Westen hin verbreiteten. Im obern Erzgebirge entstanden im 12–14. Jahrhundert die Städte Wolkenstein, Elterlein, Schwarzenberg, Aue, Grünhain, Ehrenfriedersdorf, Thum und Geyer. Einen besonderen Aufschwung aber nahm das Gebirge, als man nun 1471 in der Nähe des Kammes zahlreiche Silbergruben erschürfte. Der Abbau wurde eifrigst betrieben; die Ausbeute war gross und so20 lange der Bergsegen reichlich floss – was bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts geschah – nahm auch die Bevölkerung bedeutend zu. In einem Zeitraum von ungefähr 60 Jahren wurden nicht weniger als 11 neue Bergstädte gegründet, nämlich: Schneeberg 1477, Annaberg 1496, Buchholz 1504, Joachimsthal 1516, Gottesgabe, Eibenstock und Jöhstadt 1517, Marienberg 1521, Scheibenberg 1522, Wiesenthal 1526 und Platten 1532. – Von Einfluss dabei war, dass die Erzgebirger, wie fast alle Bergleute Deutschlands, auf die Seite der Reformation traten und mit Begeisterung die Lehren des kühnen Bergmannsohnes annahmen.
Sobald aber die Silbergruben sich nicht mehr »so höflich und freundlich«, als früher zeigten und manche Zechen geradezu »versagten«, da stellte es sich heraus, dass die dichter gewordene Bevölkerung von dem Bergbau allein nicht zu leben vermöge. Waren doch die edlen Metalle seit der Eroberung Mexiko's und Peru's überdies sehr im Werthe gesunken! Man musste sich daher nach anderen Erwerbsquellen umsehen. Zunächst griff man zur Verarbeitung der einheimischen Roherzeugnisse und so entstand die Blech-, Löffel- und Nagelschmiederei, die Herstellung von Gold- und Silberdrahtwaaren, die Holzschnitzerei, die Serpentindrechselei, die Bereitung von Feuerschwamm und die Gewinnung von Arzneimitteln. Aber hierbei wurden immer nur wenig Leute beschäftigt. Da führte im 16. Jahrhundert (1561) Barbara Uttmann,[6] die Frau21 eines reichen Bergherrn zu Annaberg, im Erzgebirge das Spitzenklöppeln ein, welches sie der Sage nach von einer flüchtigen Brabanterin erlernt hatte. Die neue Kunst verbreitete sich rasch unter den erzgebirgischen Frauen und legte den Grund zu einer echten Hausindustrie, die sich darnach auch bei noch anderen Erwerbszweigen herausbildete. In demselben (16.) Jahrhundert verpflanzten ausgewanderte Schweizer auch die Musselin- und Schleierweberei nach dem Voigtlande und dem daranliegenden Erzgebirge, ebenso liess sich (1589) der erste Posamentier Georg Einenkel aus Dinkelsbühl in Schwaben zu Buchholz nieder und gab da die Anregung zur Posamentenfabrikation.
So gedieh das Gebirge, bis es von den Drangsalen des 30jährigen Krieges arg zu leiden hatte. Dörfer und Städte, besonders Freiberg wurden verwüstet; mehr als die Hälfte der Einwohner starb durch Schwert, Hunger oder Krankheit; das Gewerbe war zum Stillstand, der Bergbau fast zum Erliegen gekommen. Nichts desto weniger erholte sich darnach die Bevölkerung hier eher wieder, als in anderen, weit besser gelegenen Landschaften. Wesentlich trug dazu die Einwanderung von böhmischen Protestanten bei, welche, ihres Glaubens wegen aus der Heimath vertrieben, sich in den verödeten erzgebirgischen Orten ansiedelten und neuen Unternehmungsgeist22 und neue Arbeitskraft mitbrachten. Während in anderen Bezirken damals manches zerstörte Dorf als »Wustung« liegen blieb, entstand im Erzgebirge sogar eine neue Stadt, Johanngeorgenstadt; denn dieses ist nur wenig Jahre nach dem Westphälischen Friedensschluss, im Jahre 1654, von böhmischen Exulanten angelegt worden.
Doch half auch zur Hebung des Gebirges, dass in den nächsten Jahrzehnten neue Erwerbszweige aufkamen. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde Chemnitz und Umgegend der Sitz einer bedeutenden Baumwollindustrie, der sich später die Wollenindustrie anschloss. Der damalige Faden war Handgespinnst, und es mussten Tausende von Leuten sich rühren, um den Bedarf an Garn zu decken. Später fertigte man den Faden auf Handmaschinen, von denen jede 10–30 Spulen zählte; noch zu Anfang unseres Jahrhunderts gab es 18,000 Menschen, welche auf solche Art Baumwolle spannen. – Zu der Spinnerei gesellte sich die Weberei und Strumpfwirkerei. Vor dem 30jährigen Kriege hatte in Chemnitz ausser der Leinweberei die von Niederländern eingebürgerte Tuchmacherei geblüht; nunmehr wandte man sich mit Erfolg der Baumwollenweberei zu und fertigte anfangs (1715) Barchent und dann (1725) Musseline und Kattune und allerlei bunte Waaren. Fünfzig Jahre nach dem Betreten der neuen industriellen Bahn mögen in und um Chemnitz 2000 Handstühle in Thätigkeit gewesen sein. Die Strumpfwirkerei war in Chemnitz schon 1728 eingeführt worden; sie gewann aber erst grosse Bedeutung als es dem Kaufmann Esche in Limbach (1776) gelungen war, mit Hülfe zweier23 geschickten Arbeiter den von dem Engländer Lee erfundenen Strumpfwirkerstuhl nachzubauen.
Auch die erzgebirgische Frauenindustrie erhielt im Laufe des 18. Jahrhunderts eine Zugabe. Die aus Bialystock gebürtige Clara Angermann, welche sich mit dem Förster Nollain in Eibenstock vermählte, hatte in einem polnischen Kloster das Tambouriren – das Sticken mit der Häkelnadel – gelernt und verpflanzte es (1775) nach Eibenstock.
Rechnet man zu dem Allen, dass der Bergbau durch die 1765 in Freiberg errichtete Bergakademie zur Wissenschaft erhoben wurde und man nun im Stande war, in grösseren »Teufen« abzubauen und minder edle Erze zu verhütten, so wird man begreifen, dass schon im verflossenen Jahrhundert das Erzgebirge ein Hauptindustriegebiet für Sachsen, ja für ganz Deutschland wurde. Dabei ist jedoch anzuerkennen, dass die Grossindustrie erst seit Anwendung der Maschinen und der Einführung des fabrikmässigen kaufmännischen Betriebes entstanden ist. Der Gebrauch der Spinnmaschine (erfunden 1775 durch Richard Arkwright in England), die Anwendung des Jacquard- und des Kraft- oder mechanischen Webstuhles und die Benutzung des Rundstuhles (Strumpfstuhles) wirkten entscheidend. Wurde auch die Handspinnmaschine in die Rumpelkammer verwiesen, wurde auch das Webeschifflein der Hand des Arbeiters entzogen und der gewöhnliche Strumpfwirkerstuhl auf gewisse Arbeiten beschränkt, so wuchs die Production doch ungemein und wurden bei ihr überhaupt vielmehr Leute beschäftigt, denn früher.
Auch bei der Klöppelei und Stickerei traten24 Maschinen auf; so dort die 1809 von Heathcoat in Nottingham erfundene und rasch vervollkommnete Bobbinetmaschine, welche einfache Spitzen sehr billig herstellt, und hier die von den Schweizern aufgebrachte Stickmaschine, welche 200–500 Nadeln durch einen Hebeldruck in Bewegung setzt und darum nicht zu verwickelte Garnituren um einen geringen Preis liefert. Beide Maschinen machten der Frauenarbeit gefährliche Concurrenz, drückten die Löhne herab und drohten, der weiblichen Hand, welche früher das Spinnrad und neuerdings durch die Strick- und Nähmaschine fast das Strick- und Nähzeug verloren hat, auch den Klöppel und die Sticknadel zu entwinden; aber durch den Uebergang zu künstlicheren Mustern und die Verbindung von Maschinen- und Handarbeit ist es ihr dennoch gelungen, sich neben und mit den Maschinen zu behaupten.
13. Angabe der Industriebezirke. – Wie anderwärts, so hat sich auch im Erzgebirge fast jeder einzelne Industriezweig auf einem bestimmten Gebiete heimisch gemacht und wird da mit verwandten Beschäftigungen beinahe ausschliesslich betrieben. Je nach der Wichtigkeit des Gewerbes nimmt ein solches Gebiet mehrere Quadratmeilen ein, oder beschränkt sich auf einen kleineren, ja oft sehr kleinen Flächenraum. Die Holzschleifereien und Sägemühlen, die Baumwoll-, Woll- und Flachsspinnereien, kurz alle Fabriken, welche Wasserkraft benutzen, folgten erklärlicher Weise den Flussläufen und finden sich besonders in den Thälern der Sehma, der Zschopau, der Flöha, der Chemnitz, sowie der Zwota und Biela.
Als die wichtigsten Industriebezirke haben wir zu nennen:
a) den Metallbergbau-Bezirk. Man baut auf allerlei Metalle, besonders auf Zinn, Eisen und Silber. Für den Silberbergbau ist Freiberg und Umgegend massgebend; Zinn wird namentlich in Altenberg, Eisen um Schwarzenberg gegraben. Zur guten Verwerthung der geförderten Erze hat man mehrere Hüttenwerke angelegt, so: die Silber- oder Obermuldner Hütten bei Freiberg, die grossartigsten metallurgischen Anstalten des Erzgebirges; die Marienhütte in Zwickau, das bedeutendste Eisenwerk von Sachsen; Hohöfen – meist mit Giessereien, Hammer- und Walzwerken verbunden – in der Nähe von Döhlen und Kallich, sowie von Eibenstock und Schwarzenberg; die Zinnhütten im Marienberger und Altenberger Reviere; die Gifthütte bei Altenberg, die Saigerhütte zu Grünthal und die Blaufarbenwerke zu Oberschlema und Pfannenstiel.
b) den Kohlenbergbau-Bezirk. Dieser umfasst das Erzgebirgische und Potschappler Kohlenbassin; für jenes ist Zwickau, für dieses Potschappel selbst Mittelpunkt. Die Kohlenförderung hat in neuester Zeit ungemein zugenommen; man kann rechnen, dass jährlich 40,000,000 Centner Steinkohlen ausgebracht werden, wovon ¾ auf Zwickau und Umgegend und ¼ auf den Plaueschen Grund entfallen. – In der Nähe der Kohlenwerke sind meist bedeutende Coaksbrennereien entstanden.
c) den Waldbezirk. Hierzu gehören alle grösseren Waldungen des Erzgebirges, besonders die bedeutenden Forste um Auerbach und Schöneck,26 um Schwarzenberg und Crottendorf. Schon im Walde selbst sind viele Leute thätig, so: die Holzhauer, Köhler, Pechsieder und Russbrenner; noch mehr aber beschäftigen sich in dem Hause mit Verarbeitung des vom Walde gelieferten Holzes. In Lauter (bei Schwarzenberg) fertigt man Körbe (Spannkörbe) aus Fichtenholz, in Waldkirchen und Grünhainichen allerlei Haus- und Küchengeräth; Johanngeorgenstadt liefert feine Tischlerwaaren; Klingenthal sowie Markneukirchen musikalische Instrumente; in Rabenau betreibt man Stuhlbauerei und um Olbernhau und Seifen allgemein die Fabrikation von Spielwaaren.
d) den Weberbezirk. Hauptort hierfür ist Chemnitz, doch hat sich die Weberei von da auch nach Glauchau, Meerane, Frankenberg, Ernstthal, Hohenstein und dem Mülsener Grund, sowie nordwärts selbst bis Lunzenau und Rochlitz verbreitet. Im Voigtlande herrscht die Weissbaumwollenweberei vor. – Die Weberei hat in den meisten Orten auch Färberei, Zeugdruck und Appretur hervorgerufen.
e) den Strumpfwirkerbezirk, welcher seine Anhaltspunkte in Chemnitz, Limbach und Stollberg findet.
f) den Posamentierbezirk mit den Ortschaften Annaberg, Buchholz, Schlettau, Scheibenberg, Geyer, Ehrenfriedersdorf und Wolkenstein.
g) den Spitzenklöppeleibezirk, welcher von der Umgegend Marienbergs über Drehbach und Zwönitz bis Schneeberg und von da über Johanngeorgenstadt, Wiesenthal u. Kupferberg bis Reitzenhain und Pobershau sich erstreckt.
h) den Näh- und Stickereibezirk, welcher27 einestheils an Eibenstock und anderntheils an Plauen sich anlehnt; und
i) den Strohflechtebezirk, welcher die Gegend zwischen Altenberg, Dippoldiswalde und Lauenstein einnimmt.
Ausserdem sind mehrere nur an einzelnen Orten auftretende Industriezweige namhaft zu machen. In Chemnitz blüht die erst 1826 eingerichtete Maschinenbauerei, so dass daselbst Locomotiven, Förderzeuge für Bergwerke, mechanische Webstühle, Pumpen und Feuerspritzen, Pflug-, Säe- und Dreschmaschinen und allerlei Werkzeuge, Bohr- und Hobelmaschinen gefertigt werden. – Kirchberg, Zschopau, Oederan, Hainichen haben Tuchfabrikation; Annaberg und Buchholz die Fabrikation von Krinolinen und Korsets; Buchholz, Freiberg und Chemnitz liefern Kartonagen; Johanngeorgenstadt und besonders Joachimsthal Handschuhe; in Karlsfeld werden Schwarzwälder Uhren, in Glashütte Taschenuhren gefertigt.
Und damit ist die Angabe der kleinen Industriezweige noch nicht erschöpft: Freiberg liefert Leonische (Lyoner) d. h. unächte Gold- und Silbertressen, Wiesenthal Stecknadeln, Schönheide allerlei Arten von Bürsten; Lauter, Beierfeld, Bernsbach und Grünhain fertigen die verschiedensten Blechwaaren, besonders auch Blechlöffel; Zöblitz hat seine Serpentindrechselei und Bernsbach seine Feuerschwamm- und Bockau seine Medicinbereitung.
14. Baudenkmäler. – Das Erzgebirge hat, als spät besiedelt, nicht viel Baudenkmäler aufzuweisen. Die schönste Gabe ist »die goldene Pforte« im Dome zu Freiberg, welche vielleicht das Höchste28 mit darstellt, was altdeutsche Kunst geschaffen hat. Sie gehört dem 13. Jahrhundert an und ist im romanischen oder Rundbogenstyle erbaut, während der Dom selbst zwei hundert Jahre später im gothischen Geschmacke ausgeführt worden ist. Andere hervorragende Kirchen, meist zur Zeit der spätesten Gothik entstanden, sind: die Stadtkirche zu Chemnitz, die Marienkirche zu Zwickau, die Annenkirche zu Annaberg und die Hauptkirche zu Schneeberg. In neuester Zeit ist die Gothik an der prächtigen Kirche im Dorfe Bockwa bei Zwickau wieder in Anwendung gekommen. – Wer auf einer der später angegebenen »Nebentouren« nach Wechselburg kommt, versäume nicht, die dasige Schlosskirche zu besuchen: sie gehört nächst der Kirche zu Gernrode im Harze zu den vollendetsten romanischen Bauten von ganz Deutschland. – Werthvolle, berühmte Schlösser des Erzgebirges sind: Sachsenburg, Lichtenwalde, Augustusburg, Rothenhaus und Eisenberg. Als bedeutende Ruinen haben wir die Burgruine bei Frauenstein, die Ruine Hassenstein bei Sonnenberg und die Ruine Riesenburg bei Osseg zu nennen.
1. Tag. Von Dresden mit Eisenbahn bis Mügeln; zu Fuss über Weesenstein, Schlottwitz und Börnchen nach Lauenstein.
2. Tag. Ueber Löwenhain, Fürstenau u. Voigtsdorf nach dem Mückenthürmchen.
3. Tag. Ueber Voigtsdorf, Vorder- u. Hinterzinnwald nach Altenberg. Besteigung des Kahlenberges.
4. Tag. Ueber Neugeorgenfeld und Zaunhaus nach dem Glöselsberg; über Niklasberg, Klostergrab und Osseg nach Dux.
5. Tag. Mit Eisenbahn über Ratschitz u. Brüx nach Seestadtl. Zu Fuss über Schloss Eisenberg nach Rothenhaus.
6. Tag. Aufenthalt in Rothenhaus.
7. Tag. Zu Fuss über Göttersdorf nach Kallich; über Gabrielenhütte und Teltsch nach Grünthal.
8. Tag. Zu Fuss über Leubnitz-Dörfchen nach Olbernhau. Mit Post nach Zöblitz. Zu Fuss nach Marienberg; über Warmbad nach Wolkenstein. Mit Eisenbahn nach Annaberg.
9. Tag. Abstecher nach dem Greifenstein. Besuch von Wiesenbad.
10. Tag. Ueber Bärenstein nach Weipert; über Weiperter Forsthaus u. Schmiedeberg nach Kupferberg.
11. Tag. Ueber Oberhals und Stolzenhain nach Oberwiesenthal.
12. Tag. Besteigung des Fichtel- u. Keilberges; über Tellerhäuser und Ehrenzipfel nach Rittersgrün.
13. Tag. Ueber Klobenstein und Crandorf nach Schwarzenberg. Mit Eisenbahn nach Schneeberg.
14. Tag. Mit Post nach Eibenstock; zu Fuss nach Wildenthal.
15. Tag. Besteigung des Auersberges; mit Einspänner über Weiters Glashütte, Sauersack31 (traurigster Ort des Obergebirges), Nancy, Schwaderbach u. Graslitz nach Klingenthal.
16. Tag. Mit Post über Markneukirchen nach Adorf; zu Fuss nach Bad Elster.
17. Tag. Aufenthalt in Elster.
18. Tag. Mit Eisenbahn nach Oelsnitz; zu Fuss nach Schöneck; mit Post nach Falkenstein.
19. Tag. Mit Eisenbahn nach Netzschkau; zu Fuss über Mylau und die Göltzschthalbrücke nach Reichenbach; mit Eisenbahn nach Zwickau.
20. Tag. Aufenthalt in Zwickau. Mit Eisenbahn nach Chemnitz.
21. Tag. Aufenthalt in Chemnitz.
22. Tag. Mit Eisenbahn nach Erdmannsdorf; Besteigung der Augustusburg; mit Eisenbahn über Zschopau nach Scharfenstein; zu Fuss retour nach Zschopau.
23. Tag. Zu Fuss über Krumhermersdorf nach Lengefeld; über Forchheim, Haselbach u. Dörnthal nach Sayda.
24. Tag. Mit Post nach Frauenstein; Besuch der Ruine; zu Fuss über Burkersdorf, Lichtenberg u. Weissenborn nach Freiberg.
25. Tag. Aufenthalt in Freiberg.
26. Tag. Mit Eisenbahn nach Tharandt und Dresden.
1. Tag. Mit Eisenbahn nach Reichenbach; Abstecher nach Mylau und der Göltzschthalbrücke; mit Eisenbahn über Oelsnitz nach Bad Elster.
2. Tag. Aufenthalt in Elster.
3. Tag. Mit Post nach Markneukirchen; zu Fuss über Klingenthal, Brundöbra u. Tannebergsthal nach Jägersgrün.
4. Tag. Nach Rautenkranz; über die Wilzschhäuser und Karlsfeld nach Wildenthal.
5. Tag. Auf den Auersberg. Zu Fuss nach Eibenstock. Mit Post nach Schneeberg.
6. Tag. Mit Eisenbahn nach Schwarzenberg; zu Fuss durch das Schwarzwasserthal nach Johanngeorgenstadt.
7. Tag. Ueber Platten, Seifen u. Gottesgabe nach Oberwiesenthal.
8. Tag. Auf den Fichtel- und Keilberg; über Hofberghäuser nach Kupferberg.
9. Tag. Nach Pressnitz; auf den Hassberg; über Jöhstadt nach Annaberg.
10. Tag. Zu Fuss nach Wiesenbad. Mit Eisenbahn nach Wolkenstein. Zu Fuss über Warmbad nach Marienberg und Zöblitz; mit Post nach Olbernhau.
11. Tag. Nach Grünthal und dessen Umgebungen; weiter durch das obere Flöhathal nach Purschenstein.
12. Tag. Ueber Heidelbach, Heidelberg und Deutsch- und Böhmisch-Einsiedel nach Oberleitensdorf.
13. Tag. Nach Osseg; auf die Riesenburg; nach Klostergrab.
14. Tag. Ueber Kosten, Tischau, Zuckmantel, Judendorf, Mariaschein und Graupen nach dem Mückenthürmchen.
15. Tag. Aufenthalt auf dem Mückenthürmchen. Ueber Vorderzinnwald nach Altenberg.
16. Tag. Ueber Geising nach Lauenstein; mit Post nach Glashütte; zu Fuss über Luchau und Niederfrauendorf nach Dippoldiswalde.
17. Tag. Ueber Hermsdorf, Wendisch-Carsdorf, Gross- u. Kleinölsa u. Rabenau nach Tharandt. Mit Eisenbahn nach Freiberg.
18. Tag. Aufenthalt in Freiberg.
19. Tag. Mit Post nach Frauenstein; Besuch der Ruine; mit Post nach Sayda.
20. Tag. Zu Fuss über Dörnthal, Haselbach und Forchheim nach Lengefeld; über Krummhermersdorf nach Zschopau.
21. Tag. Mit Eisenbahn nach Erdmannsdorf; Besuch der Augustusburg; mit Eisenbahn nach Niederwiesa; Abstecher nach Lichtenwalde; mit Eisenbahn nach Chemnitz.
22. Tag. Aufenthalt in Chemnitz; mit Eisenbahn nach Zwickau.
1. Tag. Mit Post über Stollberg nach Thum; auf den Greifenstein; zu Fuss über Geyer nach Elterlein.
2. Tag. Ueber den Fürstenbrunn nach Schwarzenberg; über Klobenstein nach Rittersgrün.
3. Tag. Ueber Ehrenzipfel u. Tellerhäuser nach Gottesgabe; Besuch des Fichtel- und Keilberges; nach Oberwiesenthal.
4. Tag. Ueber Hofberghäuser u. Reitförster nach Hauenstein.
5. Tag. Ueber Wotsch, Pürschstein und Klösterlein nach Brunnersdorf.
6. Tag. Auf Ruine Hassenstein; über Platz, Sonnenberg und Reischdorf nach Pressnitz.
7. Tag. Ueber Dörnsdorf und Köstlwald nach Kupferberg; über Schmiedeberg, Weiperter Forsthaus und Weipert nach Annaberg.
8. Tag. Nach Wiesenbad; mit Eisenbahn nach Wolkenstein; zu Fuss über Warmbad und Marienberg nach Zöblitz.
9. Tag. Ueber Ansprung und Grundau nach Olbernhau; über Leubnitz-Dörfchen und die Bastei nach Grünthal; Ausflug nach Teltsch.
10. Tag. Ueber Oberneuschönberg, Neuhausen, Heidelbach, Heidelberg, nach Deutsch- und Böhmisch-Einsiedel.
11. Tag. Nach Oberleitensdorf, Kloster Osseg; über Riesenburg nach Langewiese.
12. Tag. Auf den Wieselstein; über Forsthaus Georgenhöhe und Schloss Lichtenwaldstein36 nach Böhmisch- und Deutsch-Georgenthal; über Cämmerswalde nach Sayda.
13. Tag. Ueber Dörnthal und Haselbach nach Lengefeld; weiter über Krummhermersdorf nach Zschopau. Mit Eisenbahn nach Chemnitz.
1. Tag. Mit Eisenbahn nach Pirna. Zu Fuss in das Rottwerndorfer Thal, nach Cotta, auf den Cottaer Spitzberg, nach Berggieshübel und Gottleuba.
2. Tag. Ueber Haselberg, Oelsen und Oelsengrund nach Schönwald; auf den Spitz- oder Sattelberg; nach Streckenwalde u. Ebersdorf; zum Mückenthürmchen.
3. Tag. Ueber Graupen, Mariaschein u. Turn nach Teplitz.
4. Tag. Aufenthalt in Teplitz. Abends mit Eisenbahn nach Dux.
5. Tag. Nach Kloster Osseg; auf die Riesenburg, nach Langewiese; auf den Wieselstein; nach Fleyh, am Flossgraben nach Böhmisch- u. Deutsch-Georgenthal.
6. Tag. Ueber Cämmerswalde nach Sayda; mit Post nach Frauenstein; Besuch der Ruine.
7. Tag. Ueber Hartmannsdorf, Röthenbach u. Beerwalde nach Dippoldiswalde.
8. Tag. Ueber Wendisch-Carsdorf, Gross- und Kleinölsa und Rabenau nach Tharandt; mit Eisenbahn nach Dresden.
1. Tag. Mit Eisenbahn nach Reichenbach; Ausflug nach der Gölzschthalbrücke; mit Eisenbahn nach Plauen.
2. Tag. Mit Post nach Oelsnitz; mit Eisenbahn nach Adorf, zu Fuss nach Bad Elster.
3. Tag. Mit Eisenbahn nach Franzensbad; zu Fuss über den Kammerbühl nach Eger.
4. Tag. Besuch des Rathhauses und der Burgruine. Mit Eisenbahn über Falkenau und Elnbogen nach Karlsbad.
5. Tag. Aufenthalt in Karlsbad.
6. Tag. Mit Post nach Johanngeorgenstadt; zu Fuss im Schwarzwasserthale nach Schwarzenberg.
7. Tag. Mit Eisenbahn nach Aue; zu Fuss nach Schneeberg; mit Post nach Eibenstock.
8. Tag. Ueber Rautenkranz, Tannebergsthal und Brunndöbra nach Klingethal.
9. Tag. Mit Post nach Markneukirchen; zu Fuss über Wohlbach und Eschebach nach Schöneck; mit Post nach Falkenstein.
10. Tag. Mit Eisenbahn über Auerbach nach Lengenfeld; zu Fuss über Irfersgrün und Wolfsgrün nach Kirchberg.
11. Tag. Nach Wiesenburg; mit Eisenbahn nach Schloss Stein; zu Fuss nach Hartenstein und Wildenfels; über Reinsdorf nach Zwickau.
1. Tag. Mit Eisenbahn nach Pirna. Mit Post nach Berggieshübel. Zu Fuss über Giessenstein und Gottleuba nach Peterswalde.
2. Tag. Ueber Jungferndorf nach der Nollendorfer Höhe; auf dem Kamm hin nach Ebersdorf und dem Mückenthürmchen; durch Vorder-Zinnwald nach Altenberg.
3. Tag. Nach Oberförsterei Bärenburg, durch41 den Langengrund und an einer Mühle vorbei nach Schmiedeberg und Dippoldiswalde. Mit Post nach Dresden.
1. Tag. Mit Eisenbahn nach Pirna. Mit Post nach Liebstadt. Zu Fuss über Börnersdorf nach Breitenau.
2. Tag. Ueber Klein-Liebenau nach Schönwald; auf den Spitz- oder Sattelberg; über den Oelsengrund und Oelsa nach Gottleuba. Mit Post nach Pirna; mit Eisenbahn nach Dresden.
1. Tag. Mit Eisenbahn nach Tharandt. Zu Fuss durch den Rabenauer Grund und Rabenau nach Dippoldiswalde.
2. Tag. Ueber Reinhardtsgrimma, Maxen, Mühlbach, Weesenstein und Dohna nach Mügeln. Mit Eisenbahn nach Dresden.
1. Tag. Mit Post nach Dippoldiswalde. Zu Fuss über Schmiedeberg, eine Mühle und den Langengrund nach Bärenburg.
2. Tag. Nach Schellerhau auf den Pöbelknochen; nach Dorf Sayda; über Schönfeld u. Reichenau nach Frauenstein.
3. Tag. Auf die Burgruine. Ueber Klein-, Ober- und Niederbobritzsch nach Naundorf.
4. Tag. Nach Krummenhennersdorf; die Grabentour entlang bis Reinsberg; dann über Bieberstein, Zollhaus Steier- und Beiermühle nach Nossen.
5. Tag. Besuch von Altzelle; dann über Rothschönberg, Munzig und das Tribischthal nach Meissen; mit Eisenbahn nach Dresden.
1. Tag. Mit Eisenbahn nach Tharandt. Zu Fuss durch den Rabenauer Grund bis zur grossen Mühle; dann über Rabenau, Klein-45 u. Gross-Oelsa, Wendisch-Carsdorf u. Hermsdorf nach Dippoldiswalde.
2. Tag. Ueber Niederfrauendorf und Luchau nach Glashütte; mit Post n. Lauenstein.
3. Tag. Zu Fuss über Löwenhain, Fürstenau u. Voigtsdorf n. d. Mückenthürmchen.
4. Tag. Nach Graupen, Mariaschein, Judendorf, Tischau, Kosten, Klostergrab und Niklasberg.
5. Tag. Ueber Moldau, Rechenberg u. Bienmühle nach Frauenstein; mit Post nach Freiberg.
1. Tag. Ueber Halsbrücke u. Rothenfurth nach Krummenhennersdorf; die Grabentour46 entlang bis Oberreinsberg, dann über Bieberstein, die Steier- u. Beiermühle n. Nossen.
2. Tag. Besuch von Altzella; mit Post nach Wilsdruf; zu Fuss nach Tharandt; mit Eisenbahn nach Freiberg.
1. Tag. Mit Eisenbahn nach Oederan; zu Fuss über die Schönerstädter Höhe, Hausdorf u. Mühlbach nach Frankenberg.
2. Tag. Abstecher nach Sachsenburg; mit Eisenbahn bis Braunsdorf; zu Fusse über Lichtenwalde nach Niederwiesa; mit Eisenbahn bis Erdmannsdorf; auf dem Waldweg nach Schellenberg und auf die Augustusburg.
3. Tag. Ueber Waldkirchen nach dem Waldkirchner Bahnhof; mit Eisenbahn nach Wolkenstein; mit Post über Marienberg und Zöblitz nach Olbernhau.
4. Tag. Zu Fusse über Grünthal, Rothenthal und Gabrielenhütte nach Kallich; dann über Göttersdorf nach Rothenhaus.
5. Tag. Ueber Eisenberg, Ober-Georgenthal und Kreuzweg nach Deutsch-Einsiedel.
6. Tag. Ueber Heidelberg, Heidelbach u. Purschenstein nach Sayda; mit Post über Gross-Hartmannsdorf nach Freiberg.
1. Tag. Zu Fusse über Ebersdorf nach Lichtenwalde; auf den Harrassprung; nach Frankenberg.
2. Tag. Nach Sachsenburg, Schloss Gersdorf, Falkenau und Hainichen.
3. Tag. Ueber Pappendorf, Gossberg, Reichenbach, Voigtsberg, Hohentanne und Haide nach Krummenhennersdorf.
4. Tag. Ueber Rothenfurth, Churprinz, Wasserleitung, Altväter und Halsbrücke nach Freiberg; mit Eisenbahn nach Chemnitz.
1. Tag. Mit Post nach Stollberg. Zu Fuss auf Schloss Hoheneck; über Mitteldorf, Oberdorf, Beutha und Raum nach Hartenstein.
2. Tag. Ueber die Prinzenhöhle nach Schloss Stein; mit Eisenbahn nach Aue; zu Fuss über Lössnitz u. Zwönitz nach Geyer.
3. Tag. Auf den Greifenstein; nach Ehrenfriedersdorf; durch das Wilschthal, über Venusberg nach Scharfenstein; mit Eisenbahn nach Chemnitz.
1. Tag. Zu Fuss über Buchholz, Buchholzer Anlagen und Walthersdorf nach Crottendorf; Besuch der Marmorbrüche; über Neudorf u. den Vierensteig nach Oberwiesenthal.
2. Tag. Besuch des Keil- und Fichtelberges; mit Führer über die Tellerhäuser, goldene Höhe und halbe Meile nach Johanngeorgenstadt.
3. Tag. Im Schwarzwasserthale nach Schwarzenberg; mit Post nach Annaberg.
1. Tag. Zu Fuss über Buchholz und Sehma nach Cranzahl; über die Grundmühle auf den Bärenstein; nach Weipert; durch den Wald nach Pleil und Pressnitz.
2. Tag. Ueber Dörnsdorf und Köstlwald nach Kupferberg, über Oberhals und Hofberghäuser nach Oberwiesenthal.
3. Tag. Nach dem Gasthof Neuhaus; auf den Sonnenwirbel und Keilberg; retour zum52 Gasthof; auf den Fichtelberg und (mit Führer) auf dem Reitsteig, dem Hirschfalzer Weg und der alten Joachimsthaler Strasse ins Mittweidethal; bis Nitzschhammer und Markersbach; dann nach Scheibenberg u. mit Post nach Annaberg.
1. Tag. Zu Fuss über Weipert, Wiesenthaler Schlössel, Stolzenhain u. Reitförster nach Hauenstein.
2. Tag. Aufenthalt in Hauenstein. Ueber Schönwald nach Joachimsthal.
3. Tag. Ueber Gottesgabe, Tellerhäuser und Ehrenzipfel nach Rittersgrün.
4. Tag. Ueber Klobenstein, Raschau, Scheibenberg u. Schlettau nach Annaberg.
1. Tag. Mit Eisenbahn nach Wolkenstein. Zu Fuss auf dem sogenannten Prinzessinnenweg nach Niederau; das Thal der Pressnitz hinauf; über Boden, Nieder-, Mittel- u. Oberschmiedeberg nach Schmalzgrube; dann nach Jöhstadt.
2. Tag. Nach Pressnitz, Sonnenberg u. Platz; auf den Hassenstein, nach Brunnersdorf.
3. Tag. Ueber Niklasdorf nach Klösterle; über Kunau nach Kupferberg.
4. Tag. Ueber Oberhals, Schmiedeberg u. Weipert nach Annaberg.
1. Tag. Zu Fuss über Schönfeld nach Ehrenfriedersdorf; auf den Greifenstein; über Geyer nach Zwönitz.
2. Tag. Ueber Lössnitz nach Aue; mit Eisenbahn nach Schloss Stein; zu Fuss nach Hartenstein.
3. Tag. Ueber die Prinzenhöhle retour nach Schloss Stein; mit Eisenbahn nach Schwarzenberg. Zu Fuss über Wildenau nach dem Fürstenberg; Besuch der Oswaldkirche; nach Elterlein, Hermannsdorf und Annaberg.
1. Tag. Zu Fuss über Geiersdorf, Mildenau u. Arnsfeld nach Oberschmiedeberg; durch den Wald auf die Marienberg-Reitzenhainer Strasse; vor Reitzenhain links ab nach Kühnhaide; über Böhmisch-Kühnhaide und Heinrichsdorf nach Kallich; über Gabrielenhütte und Teltsch nach Brandau.
2. Tag. Ueber Grünthal nach Olbernhau; dann nach Zöblitz, Marienberg u. Wolkenstein; mit Eisenbahn nach Annaberg.
1. Tag. Zu Fuss nach Grünthal; über Oberneuschönberg, Seifen, Deutsch- u. Böhmisch-Einsiedel, Kreuzweg u. Johnsdorf nach Obergeorgenthal.
2. Tag. Ueber Eisenberg nach Görkau-Rothenhaus.
3. Tag. Ueber Göttersdorf nach Kallich; über Gabrielenhütte, Teltsch u. Rothenthal nach Olbernhau.
1. Tag. Zu Fuss über Erla und Antonshütte nach Johanngeorgenstadt; nach Wildenthal.
2. Tag. Besteigung des Auersberges; mit Führer über Zimmersacher nach Eibenstock. Abstecher nach Schönhaider Hammer und Schönhaide.
3. Tag. Ueber Unterblauenthal u. das Schindlersche Blaufarbenwerk nach Bockau;58 über die Kattunfabrik, Schmelzhütte und Geitners Argentanfabrik nach Aue; mit Eisenbahn nach Schwarzenberg.
1. Tag. Mit Eisenbahn nach Auerbach; zu Fuss über Schönhaide nach Eibenstock.
2. Tag. Ueber Rautenkranz, Tannebergsthal und Brundöbra nach Klingethal.
3. Tag. Ueber Hammerwerk-Zwotenthal und Kottenhaide nach Schöneck; mit Post nach Falkenstein; mit Eisenbahn nach Zwickau.
1. Tag. Mit Eisenbahn nach Reichenbach. Zu Fuss nach der Göltzschthalbrücke; das Göltzschthal entlang nach Greiz.
2. Tag. Im Elstergrunde bis Elsterberg; durchs Steinicht, über die Lochmühle nach Liebau und Joketa; Besuch der Elsterbrücke; über Chrieschwitz nach Plauen.
3. Tag. Ueber Neuensalz und Thosfell nach Treuen; dann über Pfaffengrün und Buchwald nach Netzschkau; mit Eisenbahn nach Zwickau.
1. Tag. Zu Fuss über Technitz nach Klosterbuch; mit Eisenbahn nach Leisnig; weiter mit Eisenbahn nach Tanndorf; zu Fuss61 zur Vereinigung der beiden Mulden bei Klein-Sermuth; nach Colditz.
2. Tag. An der Zwickauer Mulde hinauf bis Rochlitz; auf den Rochlitzer Berg.
3. Tag. Ueber Grossmilkau nach Erlau; mit Eisenbahn nach Döbeln.
1. Tag. Zu Fuss über Technitz nach Schloss Schweta; zur Vereinigung der Zschopau und Freiberger Mulde; an der Zschopau hinauf nach Waldheim.
2. Tag. Auf dem linken Zschopauufer nach Schloss Kriebstein; über Ehrenberg u. Schönberg retour nach Waldheim; mit Eisenbahn nach Döbeln.
1. Tag. Mit Eisenbahn nach Erlau. Mit Post nach Rochlitz; Besteigung des Rochlitzer Berges; zu Fuss nach Wechselburg.
2. Tag. Ueber Göhren, Lunzenau und Rochsburg nach Penig; über Wolkenburg und Kaufungen nach Waldenburg.
3. Tag. Ueber Remissen nach Glauchau; mit Eisenbahn nach Waldheim.
Die nachverzeichneten Routen sind meist an einem Tage zurückzulegen; nimmt eine Route mehr Zeit in Anspruch, so ist dies besonders angegeben.
1. Ueber Pirna, Gottleuba, Schönwalde. – Von Dresden mit Eisenbahn nach Pirna (II. Kl. 10 Ngr.; III. Kl. 7 Ngr). Zu Fuss zur Zehistaer Strasse; links ab in den Rottwernsdorfer Grund, wo in anliegenden Steinmetzhütten Cottaer und Naundorfer Sandstein zugerichtet wird. Von Rottwernsdorf verfolgt man einen sandigen Fahrweg und wendet sich dann links zur Cottaer Kirche. Besteigung des Cottaer Spitzberges, welcher eine schöne Aussicht bietet. Man sieht den Sattelberg bei Schönwalde, das Mückenthürmchen, den Geising, den Kahlenberg, die Tellkoppe, den Luchberg, den Wilisch, die goldene Höhe, Dresden, die Berge der sächsischen Schweiz und das ganze Elbsandsteingebirge. Zur Kirche zurückgekehrt, hält man sich links, gelangt zur Fahrstrasse von Pirna und auf dieser nach Berggieshübel, von wo man noch über Giessenstein64 nach Gottleuba geht, um daselbst Nachtquartier zu nehmen. – Die Tour Pirna-Gottleuba kann auch mit Post zurückgelegt werden. Fahrzeit 2 St. 15 M.; Preis 9 Ngr. – Am nächsten Morgen über Hellendorf zur böhmischen Landesgrenze, welche man kurz vor dem Dorfe Peterswalde überschreitet. Man geht durch den langen Ort hindurch und wendet sich links über Jungferndorf nach der »Nollendorfer Höhe« (bekannt aus dem Jahre 1813), wo sich dem Auge eine prachtvolle Aussicht darbietet. Im Osten erblickt man die Spitzen des Elbsandsteingebirges, des Lausitzer- und Isergebirges; im Süden das Mittelgebirge mit dem kleinen und grossen Milleschauer; während nach anderen Richtungen hin das nahe Gebirge die Aussicht versperrt. – Von Jungferndorf zurück nach Schönwalde, um den Spitz- oder Sattelberg zu besteigen. An der nördlichen Seite ist dieser Basaltkegel am zugänglichsten; sein Gipfel, auf welchem ein Crucifix mit starkem Postamente steht, gewährt die Aussicht auf das Mückenthürmchen, den Geising, den Luchberg, den Wilisch und andere Höhen des anliegenden Erzgebirges. Nun geht es über Streckenwalde und Ebersdorf nach dem Mückenthürmchen, womit das Ziel des Tages erreicht ist. – Nachtquartier in dem gut eingerichteten Gasthause.
Das Mückenthürmchen gehört zu den lohnendsten Aussichtspunkten des Erzgebirges. Am Abhange liegt in enger Schlucht das Bergstädtchen Graupen mit den Trümmern der Rosenburg, tief unten im Thale breiten sich Teplitz und zahlreiche Ortschaften aus und dahinter erheben sich65 die stattlichen Kegel des Mittelgebirges; auch schweifen die Blicke über das Mittelgebirge hinweg, hin zu dem im Blau des Himmels sich verlierenden Bergen der Lausitz und der Umgegend von Prag.
Pirna, Stadt an der Mündung der Gottleube in die Elbe, 350 Fuss über d. Meeresspiegel, mit 8410 Einwohnern. Treibt Elbhandel und Schiffsbau und liefert Siderolith- und Töpferwaaren. Am bekanntesten ist es durch den »Pirnaer« Sandstein, welcher bei Posta, Copitz und Postelwitz und andern benachbarten Orten gebrochen wird. Aus diesem Sandstein sind beispielsweise der Magdeburger Dom und das Berliner Schauspielhaus gebaut. Hart über der Stadt erhebt sich der Sonnenstein, welcher in früherer Zeit zur Vertheidigung des Elbpasses diente. Während er im 15. Jahrhundert den Hussiten widerstand, wurde er (1639) im 30jähr. Kriege von den Schweden (Baner) erstürmt; die angerichtete Verwüstung war so arg, dass seit jener Zeit »Pirnaisches Elend« sprichwörtlich geworden ist. Seit 1811 befindet sich auf dem Sonnensteine eine Heil- und Verpflegungsanstalt für Geisteskranke. – In Pirna sind die Vorverhandlungen für den 1635 geschlossenen Prager Frieden gewesen. Der Ablasskrämer Tetzel stammte aus Pirna.
Grosscotta und Kleincotta, Dörfer; jenes mit 434 und dieses mit 286 E. Liefern Sandstein, welcher sich trefflich zu Bildhauerarbeiten eignet. – Cottaer Spitzberg.
Berggiesshübel, Stadt an der Gottleube, 953 F. ü. M., mit 1007 Einwohnern. Verdankt seinen Namen uralten Giesshütten und hat noch jetzt66 zwei grosse Eisenwerke. Das mit schönen Anlagen versehene Bad (Johanngeorgenbad) wird nur wenig besucht; vormals haben die Dichter Gellert und Rabener hier öfters geweilt; der Weg, auf dem sie zu lustwandeln pflegten, heisst noch der Poetengang, und über einer Bank liest man die Worte:
Lohnende Ausflüge sind: Grosshorn oder die Panoramahöhe; Zwieselgrund und Zwieselmühle; Gersdorf mit Ruine und der Napoleonstein, so genannt, weil Napoleon I. bei den häufigen Gefechten in jener Gegend ihn wiederholt besucht hat.
Gottleuba, Stadt an der Einmündung der Fuhde in die Gottleube, 1414 F. ü. M., mit 812 E. Prächtig gelegen im tiefen Thal, zwischen hohen Felsen. – Unfern Gottleuba bildet der Langhennersdorfer Bach einen ansehnlichen Wasserfall.
Bei dem böhmischen Dorfe Peterswalde fanden die Vorkämpfe zur Schlacht bei Kulm (29. u. 30. August 1813) statt. Der russische General Ostermann hatte einen Sturm auf die Peterswalder Höhen befohlen, um die Franzosen vom Egerthal fern zu halten. Aber Vandamme trieb die Angreifer zurück und folgte ihnen, voll Ungestüms, über Nollendorf hinab in den Thalkessel. Er erobert Kulm; die Russen (8000 Mann) können nur durch mörderischen Kampf (dem General Ostermann riss eine Kanonenkugel die linke Hand weg) ihre Stellung behaupten. Unterdessen hatte sich der preussische General Kleist genähert, um dem Feinde den Rückzug abzuschneiden. Am nächsten Tag67 erneuert sich die Schlacht: die Russen und ein zu ihnen gestossener österreichischer Heerhaufen leisten den tapfersten Widerstand; Kleist zieht nach Nollendorf, fällt dem französischen Korps in den Rücken und zwingt es, sich zu ergeben.
2. Ueber Mügeln, Glashütte, Lauenstein. (2 Tage). – Von Dresden mit Eisenbahn bis Mügeln (II. Kl. 6 Ngr., III. Kl. 4½ Ngr.) Zu Fuss nach Dohna, durch den Sürsener Grund nach Maxen, herab nach Mühlbach; nun das schöne Müglitzthal hinauf: über Schlottwitz nach Glashütte und weiter durch Bärenhecke und Bärenstein nach Lauenstein, wo man übernachtet. Wer die Strasse nicht liebt, kann eine Stunde oberhalb Schlottwitz links den Fussweg über Dittersdorf und Börnchen nach Lauenstein einschlagen. – Die Post fährt von Mügeln bis Lauenstein 4 St. 25 M.
Am folgenden Tag begiebt man sich über Löwenhain, Fürstenau und Voigtsdorf auf das Mückenthürmchen, wo man wegen des sich darbietenden Naturgenusses Station macht.
Mügeln, Dorf mit 444 E., unfern des Einflusses der Müglitz in die Elbe. – Zwischen Mügeln und Pirna Gross-Sedlitz, königliches Schloss mit schönem Garten.
Dohna, Stadt an der Müglitz, 544 F. ü. M., mit 1683 E. War einst der Sitz mächtiger Burggrafen, die aber wegen ihrer Befehdungen zu Anfang des 15. Jahrhunderts vertrieben wurden. – Im Mittelalter hatte der Ort einen berühmten Schöppenstuhl, Dohnaisches Mal u. Ritterding genannt.
Maxen, Dorf mit 694 E., hat grosse Kalk- und Marmorbrüche. Hier lebte der Stifter der Schillerlotterie, Major von Serre. In der Nähe fand 1759 der Finkenfang d. i. die Gefangennahme des preussischen Generals Fink v. Finkenstein mit 10,000 Mann durch die Oesterreicher statt.
Glashütte, Stadt am Einflusse des Briesnitzbaches in die Müglitz, 1003 F. ü. M., mit 1573 E. Verdankt Entstehung und Namen dem Bergbau auf Glaserz, welches auch verhüttet wurde. Seit dem 30jährigen Kriege ist der Bergbau zum Erliegen gekommen. Jetzt blüht im Orte die Fabrikation von Taschenuhren. Die Kirche enthält einige werthvolle Glas- und Oelgemälde. Vor der Stadt zeigt man eine Felsenhöhle, in welcher im 15. Jahrhundert der Räuber Wittich hauste, bis er vom Ritter Weinhold von Bärenstein erschlagen wurde.
Bärenstein, kleinste Stadt Sachsens, mit 551 E.
Lauenstein, Stadt, 1634 F. ü. M., mit 819 E. Enthält ein altes Schloss mit Rittersaal, Rüstkammer und Burgverliess. In der Kirche werthvolles Denkmal ihres Erbauers, des Günther von Bünau. Zwischen Bärenstein und Lauenstein nimmt die Müglitz das Altenberger Wasser auf und wird dadurch ziegelroth gefärbt. Die rothe Farbe rührt von den Eisentheilen her, welche in den Pochwerken aus den Zinnerzen mit fortgespült werden.
Fürstenau, Dorf, mit 481 E. In der protestantischen Kirche ein Marienbild, zu welchem viele Katholiken aus Böhmen ungestört wallfahrten.
3. Ueber Mügeln, Liebstadt, Schönwalde. (2 Tage) – Wieder mit Dampfwagen von Dresden bis Mügeln (II. Kl. 6 Ngr., III. Kl. 4½ Ngr.).69 Zu Fuss über Dohna und Weesenstein nach Burkhardtswalde; dann links ab über Nenntmannsdorf nach Liebstadt, von wo man über Börnersdorf nach Breitenau gelangt, was sich zum Nachtquartier eignet. – Nach Liebstadt kann man von Pirna aus auch in 2 St. p. Post gelangen. – Nächsten Morgen begiebt man sich durch den Oelsengrund auf den Sattelberg und schliesst sich bis zum Mückenthürmchen an die S. 64 angegebene Route an.
Mügeln und Dohna s. S. 67.
Weesenstein, Dorf an der Müglitz, mit 311 E. Das Schloss Privateigenthum des Königs von Sachsen. Ein Saal enthält sämmtliche Portraits der königlichen Familie seit August dem Starken.
Liebstadt, Stadt in einem Seitenthale der Gottleube, 1480 F. ü. M., mit 881 E. Hat wie die ganze Umgegend viel Strohflechterei.
Das Strohflechten wird von Altenberg bis über Dohna hinaus und von Gottleuba bis in die Gegend von Dippoldiswalde getrieben und beschäftigt gegen 20,000 Menschen. Man gebraucht dazu Weizenstroh, welches in der gewünschten Art auf dortigem Boden wächst. Das Getreide wird sorgfältig eingeerntet und namentlich vor Nässe geschützt. Dann trennt man die Aehren ab und zerschneidet die Halme so, dass die Knoten herausfallen. Nunmehr wird das Stroh geschwefelt und zum Mürbewerden in's Wasser gelegt. Nachdem man noch die erweichten Halme mittelst eines scharfen Instrumentes in schmale Streifen gespalten hat, beginnt endlich das Flechten. Es ist eine höchst mühsame Arbeit, bei welcher jedoch die geschmeidigen Finger der Kinder70 oft ebensoviel, als die geübten Hände der Erwachsenen leisten.
1. Von Dresden mit Eisenbahn durch den Plaueschen Grund (II. Kl. 8 Ngr., III. Kl. 6 Ngr.) nach Tharandt. In Tharandt wird ausgestiegen, um die Sehenswürdigkeiten der Stadt und Umgebung in Augenschein zu nehmen; dann geht man an der wilden Weisseritz herab bis zur Hainsberger Mühle und lässt sich in der Nähe derselben von einem Wegweiser auf den Fusspfad »Nach der Rabenauer Mühle« und damit in das Thal der rothen Weisseritz leiten. Der Fluss tost in steinigem Bette dahin, auf der einen Seite jähe Felsen, auf der anderen schönbewaldete Abhänge bespülend. Der Weg bleibt auf letzterer Seite und führt zur Rabenauer Mühle, welche von prächtigen Felspartien umgeben ist. Da das Thal nur noch eine kurze Strecke begangen werden kann, so verlässt man hier dasselbe und wendet sich links nach Rabenau; und von da über Klein- und Grossölsa nach Wendisch-Carsdorf, um auf der Dresdener Strasse Dippoldiswalde zu erreichen.
Der Plauesche Grund ist berühmt durch seine Naturschönheit[7], durch seinen Kohlenreichthum und seine vielen gewerblichen Etablissements,71 von denen besonders die Gussstahlfabrik zu Döhlen, die einzige Sachsens, zu nennen ist.
Tharandt, Stadt am Vereinigungspunkte zweier Seitenthäler mit dem Thale der wilden Weisseritz, 752 F. ü. M., mit 2384 E. Liebliche Lage. Der Bergvorsprung zwischen den drei Thälern trägt die Trümmer einer Burg, welche 1568 vom Blitze getroffen und seitdem dem Verfalle überlassen worden ist. Ausser dieser Ruine sind sehenswerth: Der Forstgarten mit Cotta's Grab und die »heiligen Hallen« d. h. grosse von majestätischen Buchen gebildete Laubgewölbe. – Tharandt ist der Sitz der 1816 errichteten Forstakademie; hat auch ein Bad.
Rabenau, Stadt am Oelsenbache, mit 1151 E. Sitz der Stuhlbauerei; man fertigt allda jährlich 5–6000 Dutzend Stuhlgestelle.
Dippoldiswalde, Stadt an der rothen Weisseritz, 1094 F. ü. M., mit 2994 E. Sehenswerth: Pfarr- und Friedhofkirche (Nikolaikirche), Schloss. Spaziergänge: nach der im Walde gelegenen Ruine der Barbarakapelle und dem nicht weit davon entfernten Einsiedlerbrunnen; nach den Sandsteinbrüchen am Rabenauer Wege und nach dem ohnweit der Stadt befindlichen Tartarengrab, d. h. dem Grabmal eines im 7jährigen Kriege gefallenen Uhlanenofficiers.
2. Von Dresden zu Fuss über Räcknitz, (Denkmal des Generals Moreau!) goldene Höhe und Possendorf nach Wendisch-Carsdorf; hier links ab nach Hermsdorf, um den basaltischen Wilisch zu besteigen. Nach genossener Aussicht auf das Elbthal, die Sächsische Schweiz72 und die Altenberger und Frauensteiner Höhen zurück nach Hermsdorf; dann über Reinberg (Riemrig) und Oberhäslich nach Dippoldiswalde.
Von Dippoldiswalde bis Schmiedeberg auf der Strasse; bei der Mühle über dem Hohofen den Langengrund hinaus zur prächtig gelegenen Oberförsterei Bärenburg; von hier mit Führer auf die Tellkoppe und dann Wanderung auf der Strasse nach Altenberg. Weil die Aussicht auf dem Geising durch Bäume zu sehr versperrt ist, besteigt man den Kahlenberg und wendet sich über Hinter- und Vorderzinnwald nach dem Mückenthürmchen. – Wer will, kann von Zinnwald mit Führer noch den Lugstein besuchen; Aussicht ähnlich wie vom Mückenthürmchen (s. S. 64–65.)
Von Bärenburg (2252 F. ü. M.) aus soll der König von Sachsen seiner Gemahlin in Pillnitz »Gute Nacht« gewünscht haben. Er liess bei eintretender Dunkelheit auf der Tellkoppe eine Rakete steigen; eine andere von Pillnitz antwortete: es war Gruss und Gegengruss!
Schmiedeberg, Flecken am Einfluss des Pöbelbaches in die rothe Weisseritz, mit 525 E. – Ausser Hohofen auch Eisenhammer. In früherer Zeit waren die Bergknappen gute Sänger und mussten oft bei Hoffesten erscheinen.
Altenberg, Stadt am südwestlichen Abhange des Geisingberges, 2298 F. ü. M., mit 2366 E. –73 Die Stadt verdankt ihre Entstehung dem Bergbau. Im Jahre 1458 wurde in dortiger Gegend Zinn fündig, auf welches man heute noch baut; freilich ist die dermalige Ausbeute kaum die Hälfte der früheren (2248 Centner gegen 5000).
Die Erze kommen hier nicht gangförmig, sondern in umfänglichen Massen, d. i. bergmännisch ausgedrückt, in »Stockwerken« vor. Diese werden ausgehauen, und so erhält man grosse Weitungen, welche durch stehenbleibende Gesteinswände (Bergvesten) gestützt werden. Bisweilen erweisen sich aber die Wände für die darauf ruhende Last als zu schwach und es entstehen Einsenkungen, sogenannte Tagesbrüche oder Bingen. Der bedeutendste Einsturz fand im Jahre 1624 statt: ein Stockwerk von 450 Ellen Tiefe und 900 Schritten Umfang – der Schauplatz war die grosse Binge – brach in sich zusammen; die Wucht des herabfallenden Gesteins war so furchtbar, dass die Bodenerschütterung bis Dresden hin verspürt wurde! – Die meisten Zinngruben gehören jetzt der Gewerkschaft Vereinigt Feld im Zwitterstock; dieselbe hat allein 20 Wäschen und Pochwerke, welche theils durch Wasser-, theils durch Dampfkraft getrieben werden.
Ausser Bergbau hat Altenberg Strohflechterei, für welche es sogar Hauptort ist. – Im Galgenteiche bei Altenberg entspringt die rothe Weisseritz; die wilde Weisseritz hat ihre Quelle hinter Zaunhaus auf böhmischer Seite.
Fast östlich von Altenberg liegen Alt- und Neugeising, mit 1336 E. Beide Orte treiben wie Altenberg Bergbau und Strohflechterei.
1. Von Dippoldiswalde über Ober-Carsdorf, Sadisdorf und Hennersdorf nach Frauenstein; mit Post über Bienmühle und Clausnitz nach Sayda (Passagiergeld: 14 Ngr.)
2. Ein anderer Weg ist: von Dippoldiswalde nach Schmiedeberg und dem reizenden Bärenburg, dann nach Schellerhau, (Besteigung des Pöbelknochens) und über Dorf Sayda, Schönfeld und Reichenau nach Frauenstein; von hier mit Post nach (Stadt) Sayda.
Frauenstein, Stadt zwischen der Gimlitz und Bobritzsch, 2018 F. ü. M., mit 1435 E. – 1869 durch grossen Brand heimgesucht. – Hohe, freie Lage mit umfassender Aussicht. Grossartig ist die Ruine der alten Burg, dicht hinter dem jetzigen Schlosse. Auf dem Thurm des Burgverliesses, der »dicke Märten« genannt, hält man Umschau. Man sieht den ganzen Tharandter Wald, die Stadt Freiberg, die Augustusburg, den Greifenstein, den Fichtelberg, den Kamm des östlichen Erzgebirges, die sächsische Schweiz, das Elbthal, die Pulsnitzer Berge, und zwischen all' diesen Hauptpunkten viele Thäler und Gründe, Abhänge und Höhen, Dörfer und Flecken. – Frauenstein war eine uralte Grenzburg gegen Böhmen. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts kam es in Besitz der Burggrafen zu Meissen und 1428 ging es als meissnisches Lehen an Heinrich von Plauen über. Da dieser sich aber ungehorsam gegen Friedrich den Sanftmüthigen erwies, so wurde die Stadt und Burg erobert und das Lehen eingezogen. Im Jahre 1473 verkauften die Brüder Ernst und Albert75 Frauenstein an die Herren von Schönberg, die es nun besassen, bis 1647 der Rückkauf durch das Kurhaus erfolgte.
Aus dem Dorfe Kleinbobritzsch bei Frauenstein stammt der berühmte Orgelbauer Silbermann. Er war der Sohn eines Zimmermanns und sollte Buchbinder werden; dazu hatte er aber keine Lust und so begab er sich nach Strassburg, um von einem dort wohnenden Vetter die Orgelbaukunst zu erlernen. Später kehrte er nach Sachsen zurück. 47 noch vorhandene Orgelwerke verkündigen seinen Ruhm; seine bedeutendste Schöpfung mag die Orgel im Strassburger Münster sein.
Die Strasse, welche von Frauenstein nach Dresden führt, heisst die Butterstrasse, weil auf ihr die erzgebirgischen Bauern ihre Butter nach der sächs. Hauptstadt zu bringen pflegen. – Die Gegend hat ausser guter Viehzucht trefflichen Flachsbau, weshalb auch zu Oberbobritzsch, Mulda und Lichtenberg Flachsbereitungsanstalten eingerichtet worden sind.
Sayda, Stadt, 2092 F. ü. M., mit 1639 E. – 1842 bis auf wenige Häuser niedergebrannt, doch seitdem sauber wieder aufgebaut. – Im Mittelalter war Sayda ein wichtiger Speditionsort für Waaren, welche von Leipzig nach Böhmen gingen. Zu jener Zeit wurde es von vielen Juden, die ein besonderes Viertel, die sogenannte Judenstadt, inne hatten, bewohnt. Die damaligen Festungswerke sind längst verschwunden. – Auf einer Höhe vor der Stadt gute Aussicht in das Obergebirge.
Vom Mückenthürmchen nicht auf der bequemen Chaussee, sondern auf steilem Fusswege, welcher die Halden von Zinnbergwerken berührt, hinab nach Obergraupen, dem Abbilde eines ächten Gebirgsdorfes, und dann nach der Stadt Graupen, welche in einem malerischen Engpass gelegen ist. Die Bergstadt Graupen ist eine der lohnendsten Partien im ganzen Erzgebirge und bietet prächtige Aussichtspunkte dar. Von der Ruine Rosenburg hat man einen überraschend schönen Blick auf Graupen, Mariaschein, Kulm, Teplitz, das Mittelgebirge und die Thalwände des westlichen Erzgebirges. Aehnlich, immerhin aber etwas verändert, wird man die Rundschau auf Wilhelmshöhe (Andenken an die öfteren Besuche Friedrich Wilhelm des III.) und Heinrichsruhe finden. Nur 10 Minuten unterhalb Graupen liegt die stattliche und berühmte Wallfahrtskirche Mariaschein.
Man kann über Mariaschein nach dem gleichnamigen Bahnhof gehen und mit dem Dampfwagen (in ¼ St.) nach Teplitz fahren; genussreicher aber ist es, in Graupen den Tollysteig zu erfragen und sich durch den Probstauer Garten und den Turner Park nach Teplitz zu begeben.
Graupen, Stadt 980 F. ü. M., mit 1600 E. Alterthümliche Bauart; die Bewohner treiben Bergbau und Strumpfwirkerei. – An die Rosenburg knüpft sich eine Erzählung von der Gräfin Dohna und dem Ritter Gotsche (Schaf-Gotsche).
Mariaschein, Dorf mit Jesuitenkloster und Seminar. Die im Renaissancestyle erbaute Kirche77 enthält ein wunderthätiges Marienbild, zu welchem jährlich Tausende aus Böhmen, Schlesien und der Lausitz wallfahrten.
Teplitz, Stadt an der Saubach, 643 F. ü. M., mit 8000 E. Im breiten fruchtbaren Bielathale, welches das Mittelgebirge vom Erzgebirge scheidet, am Fusse des Wachholderberges reizend gelegen. Die Nähe trefflicher Parkanlagen, die Anwesenheit aussichtsvoller Höhenpunkte und der Anblick mehrerer Gipfel des Erz- und des Mittelgebirges machen die Gegend äusserst angenehm. – Die heissen Quellen[8], (21–38½ °R.), schon um 762 entdeckt, werden fast nur zum Baden benutzt und mit besonderem Erfolg gegen Rheumatismus, Gicht und Lähmung angewandt. Als Bäder sind zu nennen: das Stadtbad, das Fürstenbad, das Sophien- oder Judenbad, das Stephansbad, das Steinbad und das Sand-(Militair-)Bad, wozu in dem angrenzenden Dorfe Schönau noch das Schlagenbad und Neubad kommen. An schönen Gartenanlagen und aussichtsvollen Punkten ist Teplitz, wie schon erwähnt, sehr reich. Man besuche daher den Schlossgarten (Besitzer: Fürst von Clary-Aldringen), wo sich Mittags zum Concert die Badewelt zu versammeln pflegt, das Schiesshaus und die Schlackenburg, mit origineller künstlicher Ruine, ferner die Königshöhe, den Hügel bei der protestantischen Kirche und den Mont de Ligne und endlich den Schlossberg (1221´) mit den umfassenden Trümmern der Burg Daubrawskahora, welche einst dem Grafen Kinsky, dem Schwager Wallensteins, gehörte. –78 Als weiterer Ausflug ist besonders ein Besuch des Milleschauers (2600´) zu empfehlen. – In Teplitz noch sehenswerth: der Gottesacker mit dem Grabe J. G. Seume's († 1810).
Vom Mückenthürmchen über Obergraupen nach Graupen; Besuch der Rosenburg und Wilhelmshöhe (Siehe Route V., S. 76); nach Mariaschein und dann am Fusse des Gebirges hin über Judendorf, Dreihunken, Wistritz, Zuckmantel, Tischau, Doppelburg u. Kosten nach Klostergrab; von hier über Grünsdorf nach Stift Osseg.
Obergraupen, Graupen u. Mariaschein s. R. V., S. 76.
Die Jagdschlösser Doppelburg und Kosten werden wegen ihrer tiefen Waldeinsamkeit häufig von Teplitzer Badegästen besucht. Doppelburg, in der Form eines Sternes gebaut, gewährt in angebrachten Durchhauen angenehme Fernsichten nach dem Borzen (bei Bilin), dem Milleschauer und dem Schlossberge; bei Kosten sehenswerther Thiergarten. – Weiter oben an der Strasse nach Altenberg liegt Eichwald (mit dem Schweissjäger), eine echte Sommerfrische.
Klostergrab, Bergstädtchen, 1087 F. ü. M. mit 1000 E. Hinter dem Rathhause noch Reste jener protestantischen Kirche, deren vom Prager Bischof Lohelius anbefohlene Niederreissung zum Ausbruche des 30jährigen Krieges beitrug.
Stift Osseg, (der Name kommt von osekati79 d. i. abhauen), grosse Cisterzienserabtei, hatte in den Hussitenkriegen arg zu leiden und zeigt darum neuere Gebäude. Die an Gemälden sehr reiche Kirche ist von italienischen Meistern erbaut. Bildergalerie, Bibliothek. – Gute Aussichtspunkte sind: Riesenburg (s. Route VII.) u. Salesiushöhe.
Von Altenberg über Neu- und Altgeorgenfeld nach Zaunhaus und von da über die Jägerhäuser auf den Glöselsberg, welcher eine prächtige, wenn auch nach Norden hin etwas beschränkte, Aussicht darbietet. Nach Niklasberg; über die Grundmühle nach Klostergrab; dann nach Osseg und über Bruch nach Oberleitensdorf.
Altenberg s. R. III., S. 72.
Niklasberg, Städtchen 1819 F. ü. M., mit 745 E. Bergbau auf Silber und mühsame Feldwirthschaft.
Klostergrab und Osseg s. R. VI., S. 78.
Oberleitensdorf, Flecken mit 4580 E. – Tuch- und Casimirfabrikation.
In Osseg wendet man sich den Bergen zu und geht beim Forsthause rechts den schönen Waldgrund hinauf. Man kommt nach Dorf Riesenberg und von da, an der Kapelle vorbei, auf die grossartige Ruine. Einer der vier vorhandenen Thürme ist zur Warte vorgerichtet und bietet eine reizende80 Aussicht auf das gesegnete Biliner Thal, auf das Mittelgebirge und auf nahe trefflich bewaldete Höhen. Nach genossener Umschau leitet ein steiler aber schattiger Weg hinauf nach Langewiese. Von hier mit Führer auf den Wieselstein (2944´), dessen Spitze geebnet ist und eine Aussicht gewährt, wie kaum ein anderer Punkt des Erzgebirges. Im Südosten erblicken wir das Mittelgebirge mit dem Milleschauer, vor ihm Schwaaz u. Dux; weiter rechts Bilin und den Borzen; noch weiter rechts Brüx und die Holtschitzer Höhen und vor diesen Georgenthal, neben welchem nach Westen hin das Eisenberger Schloss aus dem waldigen Saume des Erzgebirges hervorleuchtet. Ueber Brüx hinaus schweift der Blick ins mittlere Egerthal, d. h. in die Gegend von Postelberg u. Saatz; über Eisenberg her winken die Höhen von Karlsbad und daneben aus blauer Ferne die Spitzen des Fichtelgebirges; etwas mehr rechts, aber nicht so weit, sieht man das Reckenpaar, den Fichtel- und Keilberg; und davor den Hassberg; dann folgen der Pöhlberg, die Gegend von Marienberg, Freiberg und Tharandt, worauf die Tellkoppe, der Kahleberg, der Luchstein und die Nollendorfer Höhe nebst dem in weiter Ferne schimmernden Iserkamm den Kreis vollenden. Beim Heruntersteigen lassen wir uns den Weg nach dem Forsthause Georgenhöhe zeigen, und wenn wir dieses erreicht haben, (hier noch einmal nach dem richtigen Weg zu fragen, ist gut!) schreiten wir auf einem breiten Holzwege (Schneisse) dem in stiller Einsamkeit gelegenen Jagdschlosse Lichtenwaldstein zu. Von hier wenden wir uns nach Böhmisch- und Deutsch-Georgenthal und gehen dann über Kämmerswalde nach Sayda.
Langewiese, Dorf mit 380 Einwohnern. – Hutung und Waldarbeit.
Sayda, s. R. 4. S. 75.
Von Oberleitensdorf über Hammergrund hinauf nach Kreutzweg und von da nach Böhmisch-Einsiedel, wo man sich für das lange Emporsteigen durch eine herrliche Rückschau auf das Böhmerland belohnt sehen wird. Nun geht es über Deutsch-Einsiedel, Heidelberg (mit Bad) und Heidelbach, an dem Abhange des Schwartenberges hin, nach Schloss Purschenstein, bei welchem man das Flöhathal erreicht. Von Neuhausen, welches neben Purschenstein liegt, führt der Weg über Dittersbach und Mörtelgrund nach Niederseifenbach, dann im anmuthigen Flöhathal hin, an der Einmündung der Schweinitz vorbei, in das Brandauer (Kohlen-) Becken, welches einerseits von der Flöha und andrerseits von der Natschung bespült wird. Man wendet sich beim Eintritt in das Becken etwas rechts und gelangt über Oberneuschönberg und Hammerwerk Grünthal nach Olbernhau.
Die Dörfer Heidelbach (136 E.), Heidelberg (1945 E.), Neuhausen (1337 E.) und Niederseifenbach (553 E.) gehören zu dem Bezirke der Holzspielwaarenfabrikation, für welche das benachbarte Seifen (1483 E.) Hauptort ist. Man kann behaupten, dass ⅚ der dortigen Bevölkerung von diesem Industriezweige leben. Alt und Jung, Männer und Frauen, Knaben und Mädchen sind bei Herstellung von Knöpfen, Puppengeschirr, Feder- und82 Nadelbüchsen, Pfeifen, Brummkreiseln, Holzsoldaten, Jagden, Schäfereien, Noahkästen, Kinderflinten u. s. w. u. s. w. – in den Handlungsbüchern giebt es 2000 Nummern Spielzeug – beschäftigt. Was wird da gedrechselt, geschnitzt, geleimt und gemalt! Die Arbeitstheilung ist streng durchgeführt: es giebt Drechsler, Schnitzer, Maler und Packer; und jeder macht Jahr aus Jahr ein ein und dieselbe Arbeit. Die schwierigste Aufgabe fällt dem Drechsler zu, weil er auf der Drehbank sogenannte Kränze oder Reifen herzustellen hat, welche durch Zerspalten sofort ein Schock Pferde, Kühe oder andere Thiere liefern.
Schloss Purschenstein gehört den Herren von Schönberg; im Park ein rein gothisches Grabmal.
Im Hammerwerk Grünthal (165 E.) wurde früher »gesaigert« d. h. Schwarzkupfer von dem noch darin befindlichen Silber befreit; jetzt sind daselbst nur Walzwerke. – In Grünthal befindet sich ein Schwefelbad.
Olbernhau, Flecken a. d. Flöha, 1362 F. ü. M., mit 3257 E. – Reizende Lage. Strumpfstuhlbauerei, bedeutender Handel in Spielwaaren.
Von Teplitz mit Eisenbahn nach Dux (II. Kl. 41 Xr., III. Kl. 27 Xr.), Besichtigung des Schlosses; mit Bahn weiter über Ratschitz-Oberleitensdorf und Brüx nach Holtschitz-Seestadtl (II. Kl. 84 Xr., III. Kl. 55 Xr.). Wir gehen durch Seestadtl hindurch und steigen zu dem auf halber Bergeshöhe malerisch gelegenen Schlosse Eisenberg83 empor. Auch hier herrliche Aussicht auf das Mittelgebirge, das Bielathal, die Abhänge des Erzgebirges, die Karlsbader Höhen, sowie die reich mit Weilern, Dörfern und Städten besäete Saatzer Ebene. Nachdem wir den Park, den Thiergarten und das Gewächshaus besucht haben, wenden wir uns unten rechts und wandern am Fusse des Erzgebirges hin nach Schloss Rothenhaus, welches fast gleichen Genuss wie Eisenberg darbietet.
Dux, Flecken mit 1348 E. – Das Schloss gehört dem Grafen Waldstein, welcher von einem Nebenzweige des Herzogs von Friedland abstammt. Es enthält eine Gemäldegalerie, mit dem berühmten Bildnisse Wallensteins von van Dyck, einen Waffensaal, worin man den Halskragen, welchen Wallenstein am Tage seiner Ermordung trug, und die Partisane zeigt, mit welcher Deveroux den Todesstoss vollführte, und eine Bibliothek von 24,000 Bänden, deren einstiger Verwalter der Abenteurer Casanova war. Das Bassin im Schlosshofe hat der Friedländer aus eroberten schwedischen Kanonen giessen lassen. – Die Stadt hat mehrere gewerbliche Anstalten, als eine Zuckerfabrik und Glashütte. – Südlich von Dux liegt die Stadt Bilin mit 3100 E. Das daselbst befindliche Lobkowitz'sche Schloss enthält eine äusserst werthvolle Mineraliensammlung. Bei Bilin ein berühmter Sauerbrunnen, von welchem jährlich über 100,000 Flaschen versandt werden. Der schon mehrfach genannte Biliner Stein (Borzen) ist schwer zugänglich, bietet aber eine Aussicht dar, welche A. v. Humboldt für eine der schönsten der Welt erklärt haben soll.
Brüx, Stadt mit 4000 E. – Viel Fabrikthätigkeit.84 Schönes Rathhaus. – In der Nähe Püllna mit berühmtem Bitterwasser.
Oberleitensdorf, s. S. 79.
Seestadtl, 800 E.; in der Nähe lag ehemals der grosse, nunmehr aber ausgetrocknete Kummerer See.
Die mit herrlichen Parkanlagen umgebenen Schlösser Eisenberg und Rothenhaus sind beide in neuester Zeit restaurirt worden; jenes gehört dem Fürsten Lobkowitz, dieses der Gräfin Trautmannsdorf.
Von Rothenhaus durch die gewerbreiche Stadt Görkau nach dem Bahnhofe Udwitz, um mit nach Kommotau zu fahren. Wem die Abfahrtszeit nicht passt, der wandere von Görkau, wo man hinter dem Gottesacker weggeht, über die Alaunhütten nach Kommotau. In letzterer Stadt besuche man den Marktplatz, den Felsenkeller und das Schiesshaus. Nun geht es (Eisenbahnbenutzung bis Priesen empfiehlt sich nicht) über Czernowitz und Kralup nach dem unter vielen Obstbäumen gelegenen Brunnersdorf. Hier theilt sich die Strasse. Man kann rechts über Niklasdorf direct nach Klösterle gehen; gerathener aber ist es, links nach dem alterthümlichen Kaaden zu wandern und sich von da durch einen angenehmen Fussweg, dicht an der Eger hin, nach Klösterle führen zu lassen. – Die Route ist angenehm und voller Abwechslung. Allerwärts hat man prächtige Garten- und Obstanlagen und rechts immer zur Seite die wallartig85 sich abdachenden, aber schön geformten Abhänge des Erzgebirges. Bei Brunnersdorf schaut von der Rückwand eines Waldthales die Ruine Hassenstein hervor und darüber auf dem Gebirgskamme thront die stattliche neue Kirche von Sonnenberg. Und wenn man der Stadt Klösterle sich nähert, sieht man das Egerthal von gut bewaldeten Bergkegeln umsäumt, von denen einige mit Burgen gekrönt sind. Links erscheint die Ruine Leskau und rechts die Ruine Schönburg. – Für die bald zu eröffnende Eisenbahn Kommotau-Karlsbad werden Kaaden und Klösterle Stationsorte.
Görkau, Stadt an der Biela, mit 2000 Einwohnern. – Ackerbau und Gewerbthätigkeit. – Die dasigen Baumwollspinnereien sind von sächsischen Unternehmern gegründet. – Protestantische Kirche.
Kommotau, Stadt mit 7200 E. – Getreidehandel; Obst- und Gartenbau; Maschinenfabrikation, Braunkohlenbergbau. – In der Dechanteikirche das merkwürdige Ziskabild, welches die Verheerung der Stadt durch die Hussiten darstellt. – Die Stadt als Knotenpunkt der Eisenbahnen Annaberg-Kommotau, Kommotau-Karlsbad, Kommotau-Teplitz und Kommotau-(Priesen)-Prag in entschiedenem Aufschwung begriffen.
Kaaden, Stadt an der Eger mit 5000 E. – Zählt zu den ältesten Städten des Egerthals. Bemerkenswerth: Das altertümliche Stadtthor, das Rathhaus (aus dem 15. Jahrh.), das Franziskanerkloster und das Kloster der Urselinerinnen.
Klösterle, Stadt an der Eger mit 2250 E. – Grosse gräflich Thun'sche Porzellanfabrik. – Am Marktbrunnen neben katholischen Heiligen mehrere86 mythologische Figuren. Das gräfl. Thun'sche Schloss, 1856 durch Feuer zerstört, ist vollständig wieder aufgebaut.
Von Klösterle folgt man westwärts der rechts von der Eger sich hinziehenden Chaussee und gelangt so nach Pirschstein (400 E.) und Mühlengrund. Nach Durchschreitung des letzten Ortes führt ein, an den Telegraphenstangen kenntlicher Weg über eine Anhöhe, welche einen prächtigen Rückblick auf die bewaldeten Berge und die Ruinen bei Klösterle, sowie auf die fruchtbare Ebene bei Saatz gestattet. Auf demselben Wege gelangt man bergab nach Wotsch (250 E.) und dann auf der Strasse nach Wartha, von wo in nicht grosser Ferne rechts ein angenehmes Seitenthal zu einem Besuche von Hauenstein einladet.
Hauenstein, zur Herrschaft Pressnitz gehörig, stellt ein wahres Idyll dar. In der Mitte des Oertchens befindet sich eine hochgelegene Kapelle, rings um dasselbe ziehen sich reizende Anlagen hin, die sich bis zum Eichelberg erstrecken. Auf dem Rücken dieses Berges geniesst man die Aussicht auf die fernen Bergketten des Fichtel- und die nahen des Erzgebirges, dann auf die Burgen Engelhaus, Himmelstein und Schönburg und auf das zwischen bewaldeten Höhen sich hinziehende Egerthal. Wer in Hauenstein übernachten will – die Morgen sind hier besonders schön – muss ziemlich zeitig eintreffen, weil daselbst (beim herrschaftlichen Gärtner) nur wenige Fremde logiren können. Bemerkenswerth ist, dass ein Dachshund sehr geschickt87 den Führer nach den Hauptpunkten (Parapluie, Koppe, Eichelberg) der Umgebung macht.
Von Sayda (s. S. 75) folgt man der Chaussee über Pillsdorf (137 E.) nach Dörrnthal (1283 E.) und zwar bis zum Gasthof »Zum Feldschlösschen« an der Sayda-Freiberger Strasse. Bei diesem Gasthause hat man eine herrliche Aussicht über einen Theil des oberen Erzgebirges, indem man in südöstlicher Richtung den Fichtel- und Keilberg, den Pöhlberg, den Hassberg, den Bärenstein, den Scheibenberg und den Auersberg erblickt. Noch schöner ist die Aussicht, wenn man vom Feldschlösschen, 10 Minuten weit in der Richtung nach Voigtsdorf, auf die Dörnthaler Höhe geht. Es öffnet sich dann noch eine Fernsicht nach Nord und Nordost, so dass man in ersterer Richtung Freiberg und in letzterer Frauenstein sammt den im Hintergrunde liegenden Höhen bei Pulsnitz sieht. Bei hellem Wetter kann auch deutlich der Kolmberg bei Oschatz erkannt werden. – Vom Feldschlösschen führt der Dorfweg durch Dörnthal nach dem an letzteres sich anschliessenden Haselbach (701 E.) und von hier ein Fusspfad so nach Forchheim (1448 E.), dass man vom Gasthofe »Stadt Karlsbad«, am Schlosse des Freiherrn v. Biedermann vorüber, auf die Strasse nach Lengefeld gelangt, welche vor Erreichung dieses Ortes noch Görsdorf (515 E.) im anmuthigen Flöhathal und jenseits der Flöha den Gasthof »Zum Marterbüschel« berührt. Von Lengefeld geht die Strasse zunächst nach Wünschendorf (768 E.). Rechts des Weges erhebt sich malerisch über dem linken Ufer88 der Flöha, auf hoch gelegenem Felsen, die kleine Burg Rauenstein, zu welcher von unten aus ein überwölbter Zugang führt. Weiterhin geht der Weg durch Wald nach Börnchen, von wo man sich entweder über Krummhermersdorf (2280 E.) oder über Waldkirchen nach Zschopenthal (199 E.) und Zschopau wendet.
Lengefeld, Stadt, unfern der Flöha, 1507´ ü. M., mit 3288 E. Viel Weberei (400 Meister).
Waldkirchen, Dorf, 1556´ ü. M., mit 1635 E., Fabrikation von Holzwaaren, besonders von Haus- und Küchengeräthen.
Zschopau, Stadt am gleichnamigen Flusse, 1204´ ü. M., mit 7821 E. Treibt Wollen- und Baumwollenweberei; in der Nähe viele Spinnmühlen. Das Schloss »Wildeck«, dessen runder Thurm noch aus den Zeiten Heinrichs I. herrühren soll, ist jetzt Sitz des Gerichts- und des Forstamtes. Zu der Martinskirche führt von der Vorstadt eine 70 Stufen enthaltende Felsentreppe. Prächtiges Seminargebäude. Am Schiesshause köstliche Aussicht.
1. Von Olbernhau (s. S. 82) folgt man südöstlich der Chaussee bis Grünthal, geht in diesem Orte über die Flöhabrücke und wendet sich auf einem Wiesenpfade, welcher unmittelbar hinter dem Walzwerk hinführt, dem Dorfe Rothenthal (737 E., Holzdrechselei) zu. Am Ende dieses Dorfes überschreitet man die wildschäumende Natschung und gelangt so an den, auf österreichischem Gebiet gelegenen Eingang in das Natschungthal, welches,89 weil weiter oben der Teltschbach in die Natschung mündet, meist Teltschthal genannt wird. Neben der Einsamkeit und würzigen Waldluft gefällt die Bildung des Thales. Die Thalsohle ist oft so schmal, dass sie kaum Raum hat für den Fluss und die daneben angelegte Strasse; die Thalwände werden häufig von schroffen Felsen unterbrochen, so dass man an hohem bastionsähnlichen Gemäuer vorüberzugehen meint; das Thal selbst macht die vielfachen Windungen der Natschung mit und bietet so von Strecke zu Strecke veränderte Ansichten dar. Naturfreunde behaupten daher mit Recht, dass sich das Teltschthal wohl mit dem berühmten Schwarzathal in Thüringen vergleichen lasse. – Nach einer Wanderung von 1½ Stunden, wobei man an einer im Schweizerstyle erbauten Gartenwirthschaft vorüber gekommen ist, macht man mit dem Teltschbach eine Biegung nach links und erreicht bald darauf ein Eisenwerk, welches nach der früheren Besitzerin, der Gräfin Gabriele v. Boucquoi auf Rothenhaus, Gabrielahütte genannt wird. Von hier führt eine gut gebaute Strasse – nur muss man beim Verlassen des Waldes rechts gehen – nach dem Dorfe Kallich (850 E.), wo sich noch grössere, ebenfalls zur Herrschaft Rothenhaus gehörige Eisenwerke befinden. Während Kallich auf einem Hochplateau ziemlich kahl und reizlos gelegen ist, bietet der nicht weit hinter diesem Dorfe beginnende südliche Abhang des Gebirges um so mehr Abwechslung und Genuss dar. Von hier führt die Strasse fast immer im Tannenwalde bergab nach dem 1½ St. entfernten Göttersdorf (460 E.), senkt sich dann in einem Buchenhaine noch weiter hinunter und mündet zuletzt am Fusse90 des Gebirges in eine der schönsten und gesegnetsten Gegenden von ganz Böhmen. Dicht vor uns liegt auf einem Bergvorsprunge das Schloss Rothenhaus mit seinen Garten- und Parkanlagen und dahinter breiten sich die fruchtbaren Gefilde des Biela- und Egerthales aus.
Nachdem man in Rothenhaus den Park, das Schloss und den Schlossgarten – hier vergesse man den Gartensalon mit dem interessanten Fremdenbuch nicht! – besucht hat, begiebt man sich über Hohnofen (¾ Std.) und Dorf Eisenberg (¼ Std.) nach Schloss Eisenberg, welches durch seine malerische Lage, seine trefflichen Gemächer und seine reichhaltigen Treibhäuser berühmt ist.
2. Man kann auch zuerst Schloss Eisenberg besuchen. Dann wendet man sich, sobald man von Gabrielenhütte den Wald passirt hat, nicht rechts nach Kallich, sondern links hinauf nach Katharinenberg. Von dieser Bergstadt (1700 E., Feldwirthschaft, Bergbau, Strumpfwirkerei) geht man auf dem Plateau hin nach Nickelsdorf, dann aber steigt man (am besten mit Führer) auf steilem, doch schattigem Waldpfade hinab nach Schloss Eisenberg. – Der Weg von Eisenberg nach Rothenhaus über Hohnofen ist nicht zu verfehlen.
3. Wem ein Ausflug von Olbernhau nach Rothenhaus oder Eisenberg zu weit ist, der besuche wenigstens die Basaltfelsen zwischen dem Schweinitz- und Natschungsthale, welche früher das »Steinerlt« hiessen, neuerdings aber die »Luisensteine« genannt werden. Man geht zu dem Zwecke in dem Dorfe Brandau bis zur Kirche und wendet sich da rechts auf einen Fahrweg, welcher sanft ansteigend in den Wald und dann ziemlich steil, unter91 stämmigen Fichten hin, auf den Bergrücken führt. Nach Ueberschreitung einer Waldblösse sehen wir die »Luisensteine,« zwei nur einige hundert Schritt von einander entfernte Felsgruppen, vor uns stehen. Wir besteigen die höhere, indem wir uns ihr von rückwärts nähern, und geniessen eine wundervolle Aussicht. Zu unseren Füssen liegt das grüne Schweinitzthal, umsäumt von bewaldeten Abhängen und schön geformten Bergkuppen. Gegenüber bemerken wir den Schwartenberg, mit den an seiner Böschung sich hinziehenden Häusern von Heidelbach und Heidelberg, und mehr zurück zeigen sich Stadt Sayda, Burg Frauenstein und Schloss Lichtenwaldstein. Weiter rechts sehen wir hinab auf die Dächer und Strassen von Katharinenberg und darüber hinaus auf das gesegnete Böhmerland mit dem Milleschauer, dem Borzen und anderen Spitzen des Mittelgebirges. Und auf der entgegengesetzten Seite erscheint das Flöhathal, das Städtchen Lengefeld, die Augustusburg und weit im Hintergrunde der Rochlitzer Berg.
Man geht in Zschopau (s. S. 88) über die steinerne Brücke und wendet sich, am Bahnhofe vorbei, dem Wege zu, welcher, den Fluss rechts lassend, thalaufwärts führt. Hinter der Bodemer'schen Fabrik treten die meist bewaldeten Thalwände nahe an den Fluss heran: der Weg steigt empor und leitet fast in der Mitte des Abhanges dahin. Links vom Wege trifft man eine Ruhebank, und dabei eine Tafel mit der Inschrift: »Heinrich Cotta, geboren den 30.92 Oktober 1763«. Gegenüber, am andern Gelände, sieht man von frischem, wohlbeschnittenen Tannengebüsch die Buchstaben »H. C.« gebildet, welche gleichfalls auf den berühmten Forstmann hindeuten. Die hohe Felsenecke, welche später an unserer Linken erscheint, heisst die Kanzel und gewährt eine prächtige Rückschau auf das Zschopauthal. Nach 1½stündiger Wanderung folgen wir einem steilen Pfade hinab nach dem Dorfe Scharfenstein[9] (748 E.), in welchem sofort das alte Schloss die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Dieses liegt auf einem sich weit hervorstreckenden Felsenrücken, der auf 3 Seiten von der Zschopau umflossen und quer von der Eisenbahn durchschnitten wird. Auch ein Stollen führt unter dem Felsen hin, um das Flusswasser mit recht viel Fall zu der Fiedler-Lechla'schen Spinnerei zu leiten. Auf dem Schlossberg hat man eine gute Aussicht. Von der Burg interessiren am meisten der Wartthurm und die tief in den Felsen eingearbeiteten Keller und Gefängnisse. Das Schloss gehört seit 1427 denen von Einsiedel, und hat in dem Bauern- und in dem 30jährigen Kriege mehrfache Gefahren zu bestehen gehabt.
In Scharfenstein überschreitet man auf der »Kuhbrücke« die Zschopau, geht fast bis zur Griesmühle (Griessbachmühle) und wendet sich dann links lehnan in einen angenehmen Wiesengrund. Bei der Gabelung des Baches geht man geradeaus und kommt so nach Venusberg (1164 E.), von wo ein Weg durch das Rittergut hindurch, bei einem Göpel vorbei, in ¾ Std. nach Herold (850 E.),93 führt. Man ist hier auf der Weissbach-Annaberger Chaussee und diese verfolgt man, bis sich der Grund etwas erweitert; dann geht man rechts, überschreitet auf schwankem Stege (bei einem Wehre) den Wiltschbach, erreicht Stadt Thum und steigt von da, hinter dem Rathskeller weg, zu dem Greifenstein empor. – Man kann auch auf der Weissbach-Annaberger Strasse bis Ehrenfriedersdorf gehen und von hier aus (am besten mit Führer) den Greifenstein besteigen; doch ist der Weg etwas weiter.
Der Greifenstein, 2234´ ü. M., im Ehrenfriedersdorfer Freiwalde gelegen, ist eine merkwürdig-groteske, auch von der Sage vielfach umwobene Felsbildung. Auf einem Sockel von Gneis sind 7 freistehende, 30–50 Ellen hohe Granitmassen aus lauter über einander gelagerten Platten aufgethürmt, so dass man Cyklopenmauern oder die Reste einer grossen Burg vor sich zu sehen meint. Die eine Gruppe ist besteigbar und gewährt – in der benachbarten Restauration erhält man ein gutes Fernrohr – eine glänzende Umschau. Südwärts liegt der ganze Kamm des Erzgebirges vor uns und lässt die wichtigsten Höhepunkte, als Auersberg, Fichtel- und Keilberg, Scheibenberg, Pöhlberg, Bärenstein, Hassberg pp. deutlich erkennen; im Westen und Osten schliessen sich die wellenförmig gestalteten, von Thälern und Einschnitten reichlich durchsetzten Abhänge des Erzgebirges an und im Norden sieht man den Kolmberg, die Rochlitzer Berge und selbst den Petersberg bei Halle. Dazwischen begegnet das Auge in allen Richtungen den Wohnplätzen der Menschen. Man erblickt die Schlösser Frauenstein, Augustusburg und Sachsenburg, die Städte Thum,94 Geyer, Schlettau, Scheibenberg, Annaberg, Sayda, Frauenstein, Schellenberg, Mittweida, Hohenstein, Altenburg, Leipzig pp. und eine Menge von Höfen und Dörfern.
Vom Greifenstein gelangt man auf angenehmem Waldweg nach der nur ½ Stunde entfernten Bergstadt Geyer.
Thum, Stadt, 1579´ ü. M., mit 2625 E., treibt Feldwirthschaft, Bergbau, Strumpfwirkerei und Posamentirerei. In der Nähe kommt ein besonderes Mineral, der Thumer Stein, vor. Bei Thum hat am 15. Januar 1648 ein Gefecht, des 30jährigen Krieges letzter Kampf in Sachsen, statt gefunden, weshalb vom Annaberger Zweigverein der Gustav-Adolph-Stiftung 1848 allda ein Denkstein errichtet worden ist.
Ehrenfriedersdorf, Stadt, 1676´ ü. M., mit 3026 E. Gleiche Erwerbsquellen wie Thum. Ringsherum und besonders am Sauberge bedeutende Berghalden von früheren Zinn- und Silbergruben. (An eine der Gruben knüpft sich auch eine merkwürdige Erzählung: »Die lange Schicht«). Für Mineralien ist die Gegend von Ehrenfriedersdorf ein reicher Fundort. – Zwischen Ehrenfriedersdorf und Thum standen früher Arsenikwerke (»Gifthütten«) in deren Nähe von den ausströmenden Dämpfen alle Vegetation erstickt wurde. Die also verödete Gegend hat davon den Namen »Elend« bekommen.
Geyer, Stadt, 1856´ ü. M. mit 4260 E. hatte ehemals blühenden Bergbau, auf welchen die am 11. Mai 1802 entstandene, gegen 70 Ellen tiefe Binge deutlich hinweist; jetzt ist derselbe erloschen; dafür treibt man Posamentiererei und Strumpfwirkerei. – Durch heftiges Sturmläuten beim sächsischen Prinzenraube sprang (1455) in Geyer die95 grosse Glocke und wurde darnach auf kurfürstliche Kosten umgegossen. – In der Nähe von Geyer liegt Siebenhöfen; bekannt, weil der um die sächsische Baumwollenspinnerei sehr verdiente Eli Evans sich daselbst 1812 eine eigne Spinnmühle errichtete.
Von Olbernhau nach Grundau (53 E.), dann auf einem Fusswege, welcher die Chaussee links lässt, nach dem mittleren Theil von Ansprung (926 E.) und weiter auf der Strasse nach Zöblitz. Besuch der Serpentinsteinbrüche und einiger Werkstätten für Serpentinsteindrechselei. Am nordwestlichen Ende der Stadt, in der Nähe des Forstamtes, rechts hinab in das Thal der schwarzen Pockau, um die Ruine Niederlauterstein zu besteigen. Von dieser zurückgekehrt, auf angenehmem Wiesenpfade, welcher an der Pockau aufwärts führt, zum Gasthofe »Kniebreche« an der Zöblitz-Marienberger Chaussee. Unterwegs zeigt sich zur Linken bald ein Felsenvorsprung, auf welchem vormals die Burg Oberlauterstein gestanden hat; zur Rechten lugen später von der Höhe einzelne Häuser herab, welche zu dem Dorfe Rittersberg (312 E.) gehören. Von der »Kniebreche«, bei der die rothe und die schwarze Pockau zusammenrinnen, folgen wir (mit Führer!) dem Thal der letzteren und gelangen so zum »schwarzen Grund«, der wildesten Gegend des ganzen Erzgebirges. Nachdem wir die hohen, fast senkrecht aufsteigenden Felsen und die tosende Pockau betrachtet haben, erklimmen wir den Katzenstein96 und geniessen von einer weit vorspringenden Felsenplatte die Aussicht auf das eben verlassene Thal und dessen Umgebung. Vor uns liegt in jäher Tiefe der »schwarze Grund«; zur Linken gewahren wir eine ungeheure Felsenwand, die Ringmauer genannt, gegenüber eine fast isolirte Bergspitze, auf welcher ehemals ein Raubschloss gestanden haben soll, und dahinter den grossen Kriegwald. – Vom Katzenstein gehen wir durch den Wald nach dem Dorfe Pobershau (1426 E.) und von da über Wildenburg nach Marienberg.
Zöblitz, Stadt 1728´ ü. M., mit 1824 E. Mehrmals, besonders 1854, durch Brandunglück heimgesucht. Die Serpentinsteinbrüche befinden sich auf dem nach Ansprung hin streichenden Höhenzuge, »die Harthe« genannt. Die Schichtung ist also: oben liegt der untaugliche Kammstein, dann folgt der blaue Horn- oder Lawetzstein und zu unterst erst die brauchbare Masse. Seit 1613 hat Zöblitz eine besondere Steindrechslerzunft: 40 Innungsmeister fertigen Apothekerschalen, Wärmsteine, Büchsen, Schreibzeuge, Briefbeschwerer, Grabsteine pp. – Neuerer Zeit sind die Brüche, welche nicht sonderlich gehalten waren, in den Besitz einer Actiengesellschaft übergegangen und werden nun rationell abgebaut.
Die Burg Oberlauterstein ist in dem Hussitenkriege, Burg Niederlauterstein im 30jähr. Kriege zerstört worden.
Marienberg, Stadt 1864´ ü. M., mit 5518 E. Verdankt seine Gründung – sie geschah 1521 durch Herzog Heinrich d. Frommen – dem Bergbau, treibt jetzt aber meist Feldwirthschaft, Grenzhandel und Spitzenklöppelei; auch hat es neuerer Zeit eine97 Flachsbereitungsanstalt. Die Stadt ist regelmässig angelegt, hat einen schönen, mit Linden bepflanzten Markt und eine sehenswerthe gothische Kirche. In der Kirchenbibliothek befindet sich ein werthvolles Manuscript, »die Coss« betitelt, von Adam Riese (vgl. Programm d. Annaberger Realschule v. J. 1860).
Auf der Marienberg-Wolkensteiner Chaussee bis an den Wald, dann auf dem in das Holz einmündenden Fahrwege bis an ein Bergwerk und von da auf einem Fusssteig über das bereits sichtbare Dorf Geringswalde nach dem Wolkensteiner Warmbad, welches ausser der Quelle und den verschiedenen Wirthschaftsgebäuden angenehme Anlagen und Spaziergänge darbietet. Nach Besichtigung des Bades kann man sich direkt nach Wolkenstein wenden, gerathener aber ist es, an dem vorhandenen Bache, durch einen wilden Grund hinab ins Thal der Zschopau zu gehen, hier den Flossplatz und den Lauf der Eisenbahn anzusehen und nun erst – der Weg führt einige Zeit an dem Flusse aufwärts – nach Wolkenstein emporzusteigen. Allda besucht man vor Allem das Schloss, welches auf einem 250 Fuss hohen, jäh' nach der Zschopau abstürzenden Felsen erbaut ist. Die südlichen Schlossfenster und mehrere Stellen am Schlossrande gewähren eine prächtige Aussicht auf das Zschopauthal und die in demselben sich hinwindende Eisenbahn, sowie auf die umliegenden Höhen und einen Theil des Obergebirges. Auch ladet der ganze Bergabhang, von seinem reichen Bestande an Bäumen98 und Sträuchern der »Haag« genannt, zu einem Spaziergange ein, wenn auch die Wege mühsam dem Boden abgewonnen und etwas steil sind.
Von Wolkenstein kann man verschiedene Wege nach Annaberg (Buchholz) einschlagen. Entweder geht man auf der Chaussee, an den untern Häusern von Schönbrunn vorbei, nach Wiesenbad, betrachtet hier die Sehenswürdigkeiten und wendet sich dann auf der Strasse nach Annaberg. Oder man benutzt von Wolkenstein bis Wiesenbad die Eisenbahn, sieht sich in dem Orte um und fährt mit einem späteren Zuge nach Annaberg. Oder endlich man geht von Wolkenstein durch den Haag nach dem sogenannten Prinzessinnenweg, verfolgt diesen und wendet sich kurz vor Einmündung der Pressnitz linkshin nach Finsterau und von da über Streckewalde und Himmelmühle nach Wiesenbad, von wo Annaberg leicht zu erreichen ist. – Der dritte Weg ist der empfehlenswertheste, doch würde er noch angenehmer sein, wenn an der Spitze, welche Zschopau und Pressnitz mit einander bilden, ein Steg über Letztere führte und man so im Zschopauthale aufwärts nach Himmelmühle und Wiesenbad gelangen könnte.
Bad Wolkenstein ist der wärmste (30° C.) Gesundbrunnen Sachsens und mit Vortheil gegen Gicht, Rheuma und ähnliche Krankheiten anzuwenden. Die ziemlich tief liegende Quelle ist in neuerer Zeit frisch gefasst und dadurch gegen Zufluss von »wilden Wässern« geschützt worden.
Wolkenstein, Stadt, 1446´ ü. M., mit 2075 E. Lebt von Ackerbau, Spitzenklöppeln und Posamentiererei. Sehenswerthe Kirche. Das Schloss besteht aus einem älteren, in Trümmern liegenden,99 und einem neueren, noch erhaltenen Theil. Auf Schloss Wolkenstein haben im 15. und 16. Jahrhundert wiederholt sächsische Fürsten, besonders Georg d. Bärtige und Heinrich d. Fromme gewohnt; an Letzteren erinnert auch das von Wolkenstein ⁵/₄ Stunde entfernte Lehngut Heinzebank (Heinrichsbank).
Wiesenbad, freundlicher Kurort im Zschopauthale, hat ausser dem nahen Lustwäldchen noch andere interessante Punkte: so den grossen Riss, den Chocoladenfelsen und den Amethystenbruch. Die Quelle, 26° C. warm, hat ähnliche Wirkungen wie das Wolkensteiner Bad, zeigt sich aber von ganz besonderem Nutzen bei scrophulösen Kindern. – In der Nähe des Bades ist eine grosse Flachsspinnerei.
Annaberg, wichtigste Stadt des Obererzgebirges, an dem der Sehma zugekehrten Abhange des Pöhlberges, ziemlich abschüssig, – 1700 bis 1980´ ü. M. – gelegen, mit 11,693 E. Verdankt seine Entstehung dem Silberbergbau, welcher der Sage nach durch Daniel Knapp, den Urkunden nach durch Kaspar Niezelt aus Frohnau in Aufnahme gekommen ist (1492). Die reiche Ausbeute lockte viele Bergleute und Grubenherren, Handwerker, Händler und Glücksritter herbei, so dass die »wilde Ecke« – so hiess damals die in Rede stehende Gegend – zahlreich besiedelt wurde. Dies gab Herzog Georg dem Bärtigen Veranlassung, allda (21. Septbr. 1496) eine Stadt zu gründen, welche anfangs »Neustadt am Schreckenberge«, darnach aber »St. Annaberg« genannt wurde. Am ergiebigsten zeigten sich die Erzgänge im 16. Jahrhundert, und diese Zeit ist es, wo die Annaberger100 Bergherrn wegen ihrer Ueppigkeit[10] verrufen waren. Annaberg hatte damals seine eigene Münzstätte (an sie erinnert die heutige Münzgasse) und schlug Geldstücke, welche von dem Fundorte »Schreckenberger« und von dem Gepräge »Engelsgroschen« hiessen. Die Ausbeute war bisweilen so gross, dass das Silber in Erzkuchen, also ungemünzt, vertheilt werden musste. Aber wie anderwärts, so hielt auch bei Annaberg der reiche Bergsegen nicht aus. Und als im 30jährigen Kriege noch Noth und Elend an die Bewohner herantrat, da kam der dasige Bergbau fast zum Erliegen und hat sich seitdem trotz mehrfacher, namentlich in neuester Zeit gemachter Versuche nicht wieder in Aufschwung bringen lassen. Das Sinken des Bergbaues war jedoch die Ursache, dass das durch Barbara Uttmann (1561) aufgebrachte Spitzenklöppeln in und um Annaberg rasche Verbreitung fand und die Stadt dadurch, sowie durch die von Georg Einenkel (1589) in Buchholz eingeführte und von da nach dem Nachbarort gekommene Posamentiererei eine ganz neue wirthschaftliche Grundlage erhielt. Was Annaberg damals als Bergstadt verlor, das gewann es bald darauf als Handels- und Industriestadt wieder und eine solche ist es auch bis auf unsere Tage, wo zu den vorhandenen Erwerbszweigen noch die Seidenweberei, die Crinolinfabrikation u. s. w. gekommen sind, geblieben.
Sehenswürdigkeiten: In Annaberg besucht man zunächst die Haupt- oder Annenkirche,101 welche mit reiner Kreuzesform im gothischen Style erbaut (1499–1519) ist. Der Hauptaltar enthält 10 Sorten Marmor und stellt in herrlicher Skulptur den Stammbaum Christi dar. Ausserdem sind noch drei Altäre: der Bergaltar (mit interessanten Bildern aus dem früheren Bergmannsleben), der Münzeraltar und der Bäckeraltar vorhanden, wie denn überhaupt die Kirche mit grosser Schonung für den protestantischen Kultus umgewandelt worden ist. Beachtenswerth sind ferner: die steinerne mit vieler Bildhauerarbeit gezierte Kanzel, die goldene Pforte, (1577 aus dem hiesigen Kloster entnommen), der becherförmige Taufstein (1560 aus dem Grünhainer Kloster anher versetzt) und neben anderen Gemälden besonders das von Lukas Kranach herrührende Bild (die Ehebrecherin vor Christus). An den Emporen sieht man 100, in gebrannter Erde ausgeführte Darstellungen aus der biblischen Geschichte; doch haben sich unsere Vorfahren auch nicht versagt, an der Brüstung der beiden Seitenchöre die Lebensalter der beiden Geschlechter sinnbildlich in humoristisch-satyrischen Reliefs anzubringen. – Der kegelschiebende Engel, welcher sich über dem Eingang zur »alten« Sakristei befindet, wird von Vielen für ein Wahrzeichen der Stadt gehalten. Die Thüre zu dieser Sakristei trägt interessante Schlösser, wahre Muster der alten Schlosserkunst. In der Sakristei selbst ist ein Tetzel'scher Ablasskasten zu sehen. – Im Jahre 1833–34 sind durch architectonisches Missverständniss aus den schadhaften Fenstern die gothischen Verzierungen und steinernen Zwischenrahmen herausgenommen und durch schlichtes Holzwerk ersetzt worden; neuerer Zeit aber werden die Fenster stylgemäss mit steinernem Maass-102 und Laubwerk wieder hergestellt. – Die ganze Kirche macht sowohl in Grösse als Bauart einen erhebenden Eindruck. Dies geht auch aus den Worten Johann Friedrich des Grossmüthigen hervor, der zu Herzog Georg, nachdem er mit diesem einem katholischen Gottesdienst in der Hauptkirche beigewohnt, sagte: »Der Gebauer ist wohl schön, nur der Vogel darin singt nicht gut.«
Ausser der Hauptkirche besuche man die Bergkirche, die einzige Sachsens, und die Hospital- oder Trinitatiskirche sammt dem dahinter liegenden Gottesacker. An der Hospitalkirche ist aussen, nach dem Friedhofe zu, eine Kanzel angebracht, von welcher am Trinitatisfest die Predigt gehalten wird. In dem vordern Theile des Kirchhofes steht ein Kruzifix, dessen Umgebung früher in hohem Ansehen stand, weil man annahm, dass bei der Einweihung des Gottesackers (1519) die aus Rom geholte heilige Erde daselbst verstreut worden sei (vergl. jedoch: »Der Gottesacker zu Annaberg« von Dr. Spiess, S. 131). Rechts davon sieht man die weitberühmte Linde, deren flachgewachsene Aeste durch 23 Pfeiler gestützt sind. Der Sage nach soll dieser Baum vormals umgekehrt gepflanzt worden sein, um einen Zweifler zum Glauben an die Auferstehung zu bekehren. Etwas vor dem Kruzifix steht das Denkmal der Barbara Uttmann, der Erfinderin des Spitzenklöppelns. Dasselbe ist der unvergesslichen Wohlthäterin des Erzgebirges im Jahre 1834 durch August Eisenstuck, damaligen Chef der Eisenstuckschen Handlung, errichtet worden und trägt die Inschrift:
Von dem ehemaligen Franziskaner-Kloster, welches 1502 gegründet und 1540 aufgehoben worden ist, stehen nur noch geringe Ueberreste zwischen der Oberforstmeisterei und dem neuen Bezirksgericht. – Zu Annaberg hat auch von 1515–59, anfangs als Probirer und dann als Gegenschreiber, der weltbekannte Rechenmeister Adam Riese[11] gelebt, und noch jetzt heisst das Gut in der Nähe der Stadt, das er besessen, die »Riesenburg.« Ebenso ward allda 1726 der Kinderfreund Ch. F. Weisse geboren, zu dessen Ehren man bei seinem hundertjährigen Geburtstage eine milde Stiftung errichtet hat.
Ausflüge: Der Pöhlberg gewährt auf seinem Plateau eine gute Aussicht und zeigt an seinem Nordostabhange mächtige Basaltsäulen, von dem Volke »die Butterfässer« genannt. Ausser Besteigung dieses Bergkegels sind Spaziergänge nach der Wolfshöhle und der Wäsche, nach dem Markus Röhling und dem Schreckenberge, nach der Bäuerin und dem Teufelsfelsen, sowie in die Umgebung von Buchholz (s. weiter unten) anzurathen; als weiterer Ausflug empfiehlt sich ein Besuch des Greifensteins (s. S. 93) oder des unteren Pressnitzthales, von Finsterau bis Schmalzgrube (s. T. XVIII. S. 53).
Buchholz. – Nur zehn Minuten von Annaberg, am linken Ufer der Sehma, den östlichen Abhang des Schottenberges bedeckend, liegt die Stadt Buchholz, eigentlich St. Katharinenberg im Buchholz geheissen, 1793´ ü. M., mit 4854 E. Sehenswerth sind hier: Die gothisch gebaute Hauptkirche und104 die Begräbnisskapelle, beide mit werthvollen Gemälden aus der Wohlgemuth'schen Schule. Auch verdienen die Waldanlagen und das Waldschlösschen einen Besuch.
Die Nähe der beiden Städte Annaberg und Buchholz erklärt sich daraus, dass bei der Ländertheilung 1485 die Sehma einen Theil der Grenze zwischen dem albertinischen und ernestinischen Sachsen bildete, so dass die Gegend von Annaberg herzoglich und die von Buchholz kurfürstlich war.[12] Der angegebene Umstand ist auch der Grund, warum in Buchholz die Reformation früher (1523) als in Annaberg (1539) eingeführt wurde. Im Allgemeinen aber haben beide Städte, die fast gleichzeitig (A. 1496; B. 1504) und aus gleichem Anlass (wegen Auffindung von Silber) entstanden sind, eine gleichmässige Entwicklung gehabt. Wie Buchholz die Heimath für die Posamentirerei, so ist Annaberg die für das Spitzenklöppeln gewesen, und noch heute gelten beide für einen gemeinsamen Vorort der Spitzen- und Posamentenfabrikation.
Spitzenklöppeln: Ueber das Spitzenklöppeln sagt der Verfasser der Lebensbilder vom sächsischen Erzgebirge ungefähr Folgendes: »Im Obererzgebirge sieht man fast hinter jedem Hüttenfenster eifrige Klöpplerinnen; in der schönen Jahreszeit trifft man ganze Gesellschaften von klöppelnden Frauen, Mädchen und Kindern im Freien; im Winter kommen die Klöppelmädchen Abends zusammen105 und arbeiten gemeinschaftlich, wie anderwärts die Spinnerinnen. Die Haltung der Klöpplerin ist allerdings nicht sonderlich anmuthig, indem sie beim Arbeiten den Oberkörper, ähnlich wie beim Schreiben, etwas vorbeugt; die reizenden Bewegungen ihrer Hände aber lassen sich eben so schwer darstellen, wie der flüchtige Tanz der Finger des Klavierspielers. Wirklich erinnert das federleichte und blitzschnelle Spiel der klöppelnden Hände ebenso sehr an die Fingerfertigkeit der musikalischen Virtuosen, als an die der Taschenspieler. Die Handhabung der Nadeln beim Stricken ist nichts im Vergleich zum Gebrauch der Klöppel beim Spitzenanfertigen. Und die Verwunderung über die Kunstfertigkeit der Klöppelhände wird noch gesteigert, wenn man das äusserst schlichte Werkzeug sieht, dessen die Klöpplerin sich bedient. Sie sitzt vor einem walzenförmigen, einen Fuss langen, mit Kattun umhüllten Polster, dem sogenannten Klöppelkissen (Klöppelsack), das mit einer grossen Anzahl von Stecknadeln gespickt ist. Der Klöppel selbst ist ein 4–5 Zoll langes, zur Form eines Trommelklöppels gedrechseltes Holzstück, über welches das »Tütle«, eine dünne hölzerne Hülse von 2 Z. Länge, gesteckt ist, damit der um den Klöppel gewickelte Faden nicht beschmutzt wird. Einen solchen Klöppel mit Tütle kauft man um einige Pfennige. Zu schmalen Spitzen gehören 2–4, zu breiten wohl Hundert Paare. Um die Mitte des Kissens ist ein Streifen starken Papiers, auf welchem das Muster durch Nadelstiche vorgezeichnet ist, der sogenannte Klöppelbrief, geschlungen. Zunächst werden so viele Fäden, als das Muster erfordert, auf ebenso viele Klöppel aufgewunden, die freien Enden in einen106 Knoten geschürzt und auf dem Kissen befestigt. Dann beginnt das Klöppeln, welches im Wesentlichen nichts ist, als eine kunstvolle Art zu flechten. Die Arbeiterin fasst mit den Fingerspitzen bald der rechten, bald der linken Hand mehrere Klöppel, wickelt durch gewandte Drehung derselben etwas Faden ab und kreuzt die Fäden durch einen »Schlag« zu einer Art Knoten. Die so gebildeten Maschen werden zeitweilig durch Stecknadeln an dem Klöppelbriefe festgehalten. Rasch beseitigt nun die Hand diejenigen Klöppelpaare, welche eben gebraucht wurden und bis auf Weiteres entbehrlich sind, dadurch, dass sie dieselben mit einer grossen Aufstecknadel seitlich am Kissen feststeckt. Dann nimmt sie mit bewunderungswürdiger Sicherheit aus der Menge der Klöppel, die alle gleich aussehen und nicht an Nummern oder sonstigen Zeichen kenntlich sind, andere Paare heraus, um damit weiter zu arbeiten. – Es ist begreiflich, dass die Fertigkeit, mit welcher die Klöpplerin für jede Nadel den rechten Klöppel findet und benutzt, nur durch Uebung von frühester Jugend an errungen werden kann, weshalb auch Kinder schon im 4. und 5. Lebensjahre zu klöppeln anfangen. Auch sorgen für Erlernung der erzgebirgischen Kunst ausser den Familien mehrere vom Staate unterstützte Klöppelschulen.«
Bei'm Annaberger Schiesshause, rechts auf dem Fahrwege, zu dem vorliegenden Höhenrücken empor und dann auf einem Fusspfade hinab nach dem grossen, an den Ufern der Pöhla gelegenen Dorfe107 Königswalde (2454 E.). Nach Ueberschreitung der Brücke geht man links um die Kirche und steigt auf einem Feldwege das anstehende Gelände hinan; oben gelangt man in einen jungen Fichtenwald und, in diesem sich links haltend, auf die Jöhstadt-Grumbacher Chaussee, welche bald nach Grumbach (1291 E.) hineinleitet. Ohne Aufenthalt wird dieses kahle Gebirgsdorf durchwandert, um, mit einer Wendung nach rechts, zu dem malerisch an der Pressnitz gelegenen Dorfe Schmalzgrube (327 E.) hinabzusteigen. Dieser Ort erfüllt den engen, aber reizenden Thalkessel, der durch Einmündung des von Jöhstadt kommenden Schwarzwassers in die Pressnitz gebildet und fast ringsum von trefflich bewaldeten Bergwänden umgeben wird. Nunmehr wendet man sich dem Dorfe Satzungen (1088 E.) zu. Der Weg dahin, eine Halbchaussee, geht von Schmalzgrube links den Abhang hinan und ist wegen Steilheit und Länge der Berglehne anfangs etwas beschwerlich, wird aber nach Erklimmung der Höhe, wo er durch einen schönen Buchenwald führt, wieder bequemer. Von Satzungen, in dessen Nähe man den Hirtstein und Hassberg gut sehen kann, begiebt man sich, das Dorf Ulmbach links lassend, nach der böhmischen Grenzstadt Sebastiansberg (Bassberg) und erreicht hier die Reitzenhainer Strasse, welche über Krima, Domina, Schönlind und Oberdorf nach Kommotau führt und eine prächtige Aussicht auf das böhmische Mittelgebirge und die reiche Gegend zwischen Saatz und Postelberg gewährt. – Wer einen Erlaubnissschein löst, kann von Krima auch der Weipert-Kommotauer Eisenbahn folgen und so die Windungen beobachten, welche der Schienenstrang überhaupt und besonders am Borberge machen muss, um von dem108 Bassberger Plateau nach dem Kommotauer Flachlande hinabzusteigen.
Sebastiansberg, Stadt, fast am Gebirgskamme gelegen, mit 2000 E., hat Grenzverkehr und viel Holz- und Viehhandel.
Kommotau s. S. 85.
Beim Annaberger Schiesshause hinaus, erst auf einem Fahr- und dann auf einem Fusswege, nach Königswalde (s. v. R.) und von da auf der Chaussee nach Jöhstadt. Von hier kann man zwei verschiedene Wege nach Pressnitz einschlagen. Der nächste Weg führt bei »Stadt Leipzig« in den Grund hinab, geht über Dürrenberg und Hegerhaus und mündet auf die Pressnitz-Satzunger Chaussee, von welcher aus, vor dem Einmarsch in Pressnitz, sich ein Abstecher auf den nahen Hassberg (3051´) empfiehlt, da dieser nicht nur eine gute Aussicht in Nähe und Ferne, namentlich auf das Pressnitzthal, sondern auch eine üppige Flora darbietet. Leider fehlt dem Gipfel ein Aussichtsthurm, welcher zur Umschau doch so nothwendig ist. Der weitere Weg führt auf der Chaussee über Schweizerhäuschen und Pleil, doch lässt sich auch dieser etwas abkürzen, wenn man bei den ersten Häusern von Pleil links den Fussweg nach dem Walde einschlägt und so erst später wieder auf die Strasse gelangt. – Von Pressnitz hat man sich nach Sonnenberg (1000 E.) zu wenden. Man wählt dazu die Strasse über Reischdorf (2000 E.) oder den näheren Fussweg, welcher bei'm109 Herrnhaus in Pressnitz links abgeht und erst quer durch die Wiesen und dann auf den vorliegenden Höhenrücken dahinführt. Nachdem man in Sonnenberg die grosse, schöne und weithin nach Böhmen hinein leuchtende Kirche besehen hat, steigt man rechts zur Holzmühlenbachmühle hinab und besucht darauf, unterwegs noch das aus den Hussitenkriegen merkwürdige Platz (450 E.,) berührend, die Ruine Hassenstein, welche grossartig in ihren Trümmern und reizend in ihrer Lage ist. Vom Hassenstein geht man weiter bergab und gelangt auf angenehmem Wege nach dem fruchtbar gelegenen Orte Brunnersdorf (s. R. XI. S. 84).
Jöhstadt (Josephsstadt), Stadt am Schwarzwasser, ohnweit der böhmischen Grenze, 2306´ ü. M., mit 2286 E. Fertigt Spitzen, Posamenten, Zündhölzer und Metallwaaren. Der Ort besitzt eine Anzahl »Landrasender«, d. h. Hausirer, welche mit erzgebirgischen Handelsartikeln in ganz Deutschland umherwandern.
Pressnitz, Stadt am gleichnamigen Flusse, mit 3000 E. Hauptort der »fahrenden« Musiker, welche auf Märkten und Messen, bei Vogelschiessen und anderen Volksfesten sich hören lassen und sogar nach fernen Staaten, besonders nach Russland und Schweden ziehen. Seitdem in der Stadt eine gute Musikschule errichtet worden ist, haben sich die Leistungen der Pressnitzer »Kapellen« wesentlich gehoben.
Vom böhmischen Thore rechts nach dem nahen Dorfe Kleinrückerswalde (707 E.) und dann auf110 die Annaberg-Weiperter Chaussee, welche auf dem Höhenzuge zwischen der Sehma und Pöhla dahinläuft. Man kommt an dem Kunnersdorfer Chausseehaus und der daneben liegenden Restauration »Zur Morgensonne« vorüber, überschreitet auf interessant construirter Brücke den tiefen Einschnitt der Annaberg-Weiperter Eisenbahn und gelangt von »Becks Gasthof« nach dem Flecken Bärenstein (1612 E.). Auf dem Marsche sieht man links im Grunde die Mildenauer Kirche und einige Häuser von Königswalde und auf der Höhe das Jöhstädter Schiesshaus; rechts im Thale hat man Buchholz, Sehma, Cranzahl und davor an der Berglehne Kunnersdorf und das Gut Königslust. Von genanntem Durchstich führt die Eisenbahn nach dem Annaberger Flossgraben[13], um auf demselben bis an Weipert zu gelangen. In Bärenstein schickt man sich zur Besteigung des gleichnamigen Berges (2762´) an. Man geht zu diesem Behufe in der Nähe der Kirche rechts von der Strasse ab und gewinnt so einen Fusspfad, welcher von südöstlicher Seite zur Höhe emporführt. Beim Steigen liest man an einer Steinplatte: »Den 22. August 1858 geruhte Se. Majestät der König Johann von Sachsen den Bärenstein zu besuchen.« Das Plateau ist gut berast und erlaubt ein bequemes Umherwandern. An der nördlichen Kante ist die Aussicht am lohnendsten: Gerade aus sieht man Buchholz und Annaberg, daneben den111 Pöhlberg; weiter zurück den Greifenstein, Schönfeld und Augustusburg; rechts im Grunde erscheint die Mildenauer Kirche, darüber die Höhe von Marienberg, davor das Pöhlthal mit Königswalde; weiter folgen der Grumbacher Berg, Jöhstadt, der Hassberg und der Spitzberg; nunmehr gleitet der Blick am Kamme des Gebirges hin nach dem im Süden liegenden Keil- und Fichtelberg; rechts draussen erscheint der Auersberg, westlich davon der Ochsenkopf und die Morgenleite bei Schwarzenberg, weiter herein der Plesselstein und der Scheibenberg, rechts daran liegt Schlettau und hinter ihm Hermannsdorf und Geyer, an welches sich der Greifenstein wieder anschliesst. – Bei'm Herabsteigen schaut man auf das anmuthige, an beiden Seiten vielfach mit Häusern besetzte Thal der Pöhl, welche von hier bis Wiesenthal die Grenze zwischen Sachsen und Böhmen bildet und darum nur der Grenzbach genannt wird. – Man geht nun auf der Chaussee nach Weipert, (industrielle Stadt mit 5000 E.) und wendet sich hier links einem Bergwerke zu, um an demselben vorbei zum Forsthause zu gelangen, hinter welchem ein geradliniger Waldweg nach Schmiedeberg (2800 E.) hinüber leitet. Von Schmiedeberg kann man der Strasse über Oberhals nach Kupferberg folgen; näher aber ist es, wenn man unterhalb der Kirche links den Berg hinauf geht und den Waldweg nach dem Kupferhügel (2790´) einschlägt. Auf Letzterem steht eine Kapelle, bei welcher man eine Aussicht geniesst, die von den Böhmen selbst zu den schönsten ihres Landes gezählt wird. Nach Sachsen zu ist zwar der Blick durch bewaldete Höhenzüge und Bergspitzen etwas beschränkt, nach Böhmen hin aber ist er um so freier. Man überschaut einen112 grossen Theil des Elbogener, des Saazer und Leitmeritzer Kreises, sammt den darinliegenden Schlössern, Dörfern und Städten, und wird von den Reizen des Egerthales und Mittelgebirges geradezu überrascht.
Von der Kapelle zu dem Städtchen Kupferberg (870 E.) hinabsteigend, bemerkt man viele Halden und Bingen, beredte Zeugen des ehemals lebhaften Bergbaues. Das Städtchen macht einen ärmlichen Eindruck, wird sich aber durch die Annaberg-Kommotauer Eisenbahn, welche in der Nähe eine Haltestelle bekommt, sicherlich heben. – Gleich unterhalb Kupferberg beginnt die südliche, steile Abdachung des Erzgebirges. Man besuche hier noch die links von der Chaussee stehenden Felsen, welche gleichfalls eine gute Ansicht des Böhmerlandes darbieten, und steige dann auf der sich vielfach windenden Strasse bergab, wende sich aber bei der letzten grossen Krümmung links auf einem Fusswege nach dem Dorfe Kunau, von welchem man auf einem reizenden Waldthalwege nach Klösterle (s. R. XI. S. 85) gelangt.
1. Ueber Weipert und Hauenstein. – Von Annaberg nach Weipert (s. v. R.) und dann auf der Strasse über Wiesenthaler Schlössel nach Stolzenhain. Bei Beginn des Dorfes wendet man sich links, um an der Kapelle vorbei den näheren Weg nach dem »Reitförster« einzuschlagen. Hier frage man genau nach dem Wege oder nehme – wenigstens durch den Wald hindurch – einen Führer mit. Man kommt an den »Wirbelsteinen« vorbei, die eine prächtige113 Aussicht darbieten, erreicht ein Forsthaus und tritt bald darauf aus dem Walde heraus, um die jenseitige Abdachung hinabzusteigen. Auf einem ziemlich benutzten Fahrwege, hinter zwei Dörfern (Holzbach und Hanuschgrün?) hinweg, kommt man nach dem idyllisch gelegenen Hauenstein, wo man Nachtquartier nimmt. – Am andern Morgen besucht man die reizende Umgebung des Ortes (s. S. 86) und begiebt sich dann im anmuthigen Egergrund, über Damitz und Permesgrün, nach Schlackenwerth, von wo die Strasse nach Karlsbad führt. – Nach Eröffnung der Egerthal-Eisenbahn kann man auch bis Wickwitz gehen und von hier mit dem Dampfwagen über Neuda (Schlackenwerth) nach Karlsbad fahren.
Schlackenwerth, Stadt, 1170´ ü. M., mit 1800 E., hat ein dem Grossherzog von Toskana gehöriges schönes Schloss mit Park und Gewächshaus.
Karlsbad, Stadt an der Tepl, 1063´ ü. M., mit 7000 E. In sehr engem Thale, doch malerisch zwischen reichbewaldeten Bergwänden und Höhen gelegen, die nach allen Richtungen hin von gut gehaltenen Promenaden durchzogen werden. In der Stadt sehenswerth: Dechanteikirche, Marienkapelle, protestantisches Gotteshaus und Standbild Karls IV., welcher als Begründer des Ortes anzusehen ist. Den grossen, ja europäischen Ruf verdankt Karlsbad seinen Heilquellen (jährlich 15–20,000 Badegäste). Obenan steht der Sprudel, welcher 59° R. heiss, fast mannsstark, in kurzen brausenden Stössen 3´ (früher 5–6´) hoch emporwallt. Sein Wasser ähnelt im Geschmacke einer dünnen Hühnersuppe. Gegenstände, welche längere Zeit im Sprudelwasser liegen, werden »inkrustirt«, d. h. von einer dünnen Steinrinde (Kalksinter)114 überzogen. Andere Quellen (40–50° R.) sind: der Theresienbrunnen, der Mühl-, Neu- und Bernhardsbrunnen, die Hygiea's-Quelle, der Schloss-, Markt- und Spitalbrunnen. Die Karlsbader Mineralwässer scheinen ein- und demselben Heerd zu entströmen; denn sämmtliche enthalten vorzugsweise Glaubersalz (50%) und daneben kohlensaures und salzsaures Natron und kohlensauren Kalk; auch beruht die Verschiedenheit ihrer Wirkungen weniger in den Mischungs- als in den Temperaturverhältnissen.
Mit grossem Vortheil werden die Karlsbader Quellen gegen Magen-, Leber-, Nieren- und Blasenleiden angewendet. Als Badegast soll man streng die vorgeschriebene Diät beobachten; als Wanderer nur vorsichtig von den Wässern kosten. Morgens von 6–8 Uhr, im Hochsommer schon von 5 Uhr an, ist Kurzeit. Da trinken die Badegäste von den verordneten Quellen und ergehen sich unter Musik in der Kolonade des Sprudels oder des Mühlbrunnens. Nachmittags wird auf der »Alten Wiese,« wo sich elegante Läden befinden, promenirt oder irgend ein Ausflug gemacht. In der Nähe (¼–¾ St.) liegen: Posthof, Freundschaftssaal, Panorama, Waldschloss, Dreikreuzberg, König Otto's Höhe und Hirschensprung; weiter (1–1½ St.) sind: Dorf Dallwitz, der Aberg, Hans Heiling's Felsen, Engelhaus und Pirkenhammer. – Göthe hat sich wiederholt in Karlsbad aufgehalten. – Karlsbader Beschlüsse 1819. –
Wer Karlsbad und Umgebung recht geniessen will, hat zwei Tage darauf zu verwenden.
2. Ueber Oberwiesenthal und Joachimsthal. – Von Annaberg nach Buchholz und dann im Sehmathale aufwärts durch die sauberen und netten Ortschaften: Sehma (1380 E.), Cranzahl (1293 E.)115 und Neudorf (1995 E.). Bis Cranzahl sieht man sich von der Annaberg-Weiperter Eisenbahn begleitet, welche hier aber mittelst hohen Viadukts von dem linken nach dem rechten Thalhang übersetzt, um in weitem Bogen – unter der Annaberg-Weiperter Strasse hin – den Flossgraben (s. S. 110) zu erreichen. Am Ende von Neudorf, unmittelbar vor der letzten Mühle, wendet man sich rechts über die Brücke und gelangt so auf den Vierensteig, welcher über das »rothe Vorwerk« nach Oberwiesenthal leitet. Nachdem man allda etwas gerastet hat, besucht man den Jungferngrund mit dem Goldborn und verschreitet dann zur Besteigung des Fichtelberges. In ¾ Stunden ist der mit einem Thurm gekrönte Gipfel erreicht. Die Aussicht hat mit der des Bärensteins Aehnlichkeit (s. S. 111), doch ist sie grossartiger und umfassender. Man überschaut das ganze Erzgebirge und einen grossen Theil des sächsischen Niederlandes bis zu den Rochlitzer und Hohburger Bergen (bei Wurzen); auch schweift der Blick nach S. W. in das Egerthal und die Gegend von Waldsassen und nach O. auf das böhmische Mittelgebirge, den Milleschauer und den Biliner Borzen, nach S. hin aber wird er durch den anliegenden Keilberg gehemmt. – Nach genossener Aussicht schlägt man den auf der Höhe des Fichtelberges hinlaufenden Weg ein und gelangt nach dem Gasthofe: »Neuhaus« an der Wiesenthal-Gottesgaber Strasse. Von hier hält man sich links nach dem bereits sichtbaren »Sonnenwirbel«, nimmt aus den dort befindlichen Häusern – sie sind die höchste (3500´) Ansiedelung im ganzen Erzgebirge – einen Führer mit und wendet sich nach der Spitze des Keilberges, welche, zumal wenn der ausgebrannte116 Thurm wieder hergestellt ist, eine wundervolle Aussicht auf das Böhmerland gewährt. – Vom Keilberg geht man zurück nach Gottesgabe und von da, die vielfachen Krümmungen der Chaussee auf einem betretenen Fusswege abschneidend, hinab nach dem an der Südseite des Gebirges gelegenen Joachimsthal, dem diesmaligen Stationsorte. – Am andern Morgen besucht man die Merkwürdigkeiten der Stadt und begiebt sich dann über Ober-Brand u. Schlackenwerth nach Karlsbad (s. S. 113).
Fichtelberg und Keilberg sind die höchsten Gipfel des Erzgebirges; jener ist 3708´, dieser 3812´ hoch. Am Fichtelberge entspringen vier Flüsse: das Schwarzwasser (Schwarzenberg), die Mittweida, die Zschopau und die Sehma. Dem Keilberge, welcher auf böhmisch Bartum, d. i. Bartholomäusberg, heisst, entquillt die an Weipert vorbeirinnende Pöhl (der Grenzbach). Die Abhänge beider Bergriesen sind meist mit prächtigen Wäldern bedeckt und bieten dem Botaniker eine reiche Ausbeute an Moosen und subalpinen Pflanzen.
Oberwiesenthal, Stadt, 2777´ ü. M., mit 2022 E. Treibt Klöppelei, Posamentenfabrikation und Nadlerei. Ist mehrmals, besonders 1851 und 1862, durch Brandunglück betroffen worden. Neue, schöne Kirche. – An Ober-Wiesenthal stösst Unterwiesenthal mit 870 E., thalabwärts liegt Hammer-Unterwiesenthal mit 687 E., und nur durch die Pöhl von Ober-Wiesenthal getrennt ist Böhmisch-Wiesenthal mit 1000 E.
Gottesgabe, höchstgelegene (3161´) und rauheste Stadt des Erzgebirges mit 1600 E. – Bergbau, Spitzenklöppelei und Tüllnäherei. – Der Ort ist von 1459–1547 sächsisch gewesen.
Joachimsthal, Stadt, 2218´ ü. M., mit 6000 E. Gehört zur sogenannten heiligen Familie der Bergstädte, von denen Marienberg und Jöhstadt nach Christi Eltern, Annaberg und Joachimsthal nach den Grosseltern benannt sind. – Beschäftigt sich mit Bergbau, Spitzenklöppelei u. Handschuhnäherei. – Sehenswerthe, ursprünglich protestantische Dekanatskirche mit Bildern – auf einem Altarblatte auch das Portrait Luthers – von Kranach u. Dürer. Um die Stadt herum noch vier Kapellen; auf dem Schlossberge Trümmer der Burg Freudenstein. – Zur Zeit der Reformation haben Matthesius als Pfarrer und Nik. Hermann als Kantor in Joachimsthal gewirkt. – Von dem Orte soll der Name »Thaler« (Joachimsthaler) herstammen.
Diese Route wird am vortheilhaftesten mit Dampfwagen zurückgelegt. Die Eisenbahn geht im Egerthale hinauf, hat interessante Dämme und Viadukte zu passiren und bietet, ausser auf den Fluss, angenehme Aussichten auf nahe Wälder und die fernen Höhen des Erzgebirges. Bei Elbogen (2500 E.) unterbricht man die Fahrt, um diese Stadt in Augenschein zu nehmen. Sie hat altersgraue Mauern, Zinnen und Thürme und ist höchst malerisch auf einem steilen Felsenvorsprung gelegen, der von der Eger in elbogenartiger Biegung umflossen wird. Das Schloss steht seit 870. Auf dem Rathhause zeigt man einen bei der Stadt niedergefallenen Meteorstein.[14] Sehenswerthe, von 1833–36 erbaute Kettenbrücke: 101180´ hoch, 200´ lang mit einem Eisengewichte von 1200 Centnern.
An der nächsten Stadt, an Falkenau (2500 E.), fährt man am besten vorüber, denn ausser einer schönen Lage, deren schon Göthe gedenkt, indem er sagt: »es ist der Hopfenbau, der die gestreckten Hügel hinter der Stadt in stundenlangen Reihen ziert, ein unübersehbarer Garten in der Nähe, ein weitverbreitetes Buschwerk in der Ferne,« bietet sie wenig Bemerkenswerthes. Aber die Station Königsberg eignet sich wieder zum Absteigen, da man von hier aus die Probstei Maria-Kulm (vielbesuchter Wallfahrtsort mit guter Aussicht auf das Fichtelgebirge und die Gegend von Karlsbad) leicht erreichen kann. – In ununterbrochener Fahrt braucht man von Karlsbad bis Eger 2 Stunden. (II. Kl. 1 Fl. 79 Kr. III. Kl. 1 Fl. 8 Kr).
Eger, Stadt, am gleichnamigen Flusse, 1305´ ü. M., mit 13,000 E. Ehedem freie Reichsstadt; bis 1809 starke Festung. Im Stadthause (früher Pachhäbel'schen Hause) wurde Wallenstein am 25. Febr. 1634 durch den Irländer Deveroux mit einer Partisane erstochen, die man allda nebst einigen bezüglichen Gemälden noch zeigt. Auf der kaiserlichen Burg, an der nordwestlichen Seite der Stadt gelegen, waren kurz vorher die Freunde Wallensteins: Terzky, Illo, Kinsky und Neumann ermordet worden. Von dem Banketsaale, in welchem die That geschah, stehen nur noch einige Fensterbogen. Sonst enthält die Burg eine herrliche Doppelkapelle, welche im unteren Theil romanisch und im oberen Theile gothisch ausgeführt ist, und den schwarzen Thurm, welcher mit seinen Lavablöcken aus den Römerzeiten herstammen soll. – Von der Burg und von Krämlings119 Bastei treffliche Aussicht auf das Egerthal und dessen Umgebung.
Von Eger kann man sich mit Eisenbahn nach Franzensbad begeben, viel lohnender aber ist es, den Weg dahin (2½ St.) zu Fuss zurückzulegen. Zu dem Ende geht man vom Ringe (Markte) nach der Kunstmühle, passirt zwei hintereinander liegende Stadtthore und wendet sich, rechts vom Egerflusse, einem Promenadenwege zu, der durch den Wald nach dem Siechenhause (Versorgungsanstalt und Jägerhaus mit Restauration) führt. Dieses bietet eine gute Aussicht auf die Stadt Eger und die dahinter liegenden Höhen und wird wegen seiner trefflichen Lage von den Franzensbader Kurgästen und den Bewohnern Egers viel besucht. Umfassender ist der Blick von der St. Anna-Kapelle, welche ¼ St. ob dem Siechenhause, links von der Chaussee nach Wunsiedel, gelegen ist. Hier sieht man Franzensbad und Mariakulm, sowie den Südabhang des Erzgebirges, ferner (nach Marienbad hin) die Königswarther Höhen und den Dillenberg und weiter rechts endlich das Fichtelgebirge mit dem Ochsenkopf, Schneeberg, Waldstein und der Kösseine. – Von der Kapelle zur Chaussee zurückgekehrt, wendet man sich links auf einem Waldpfade hinab zur Eger und überschreitet dieselbe auf einem Stege. Nun gelangt man nach dem Dorfe Stein und von diesem auf gut gehaltenem Wege nach dem Kammerbühle, einem erloschenen Vulkane, der sowohl wegen des Baues seines Kraters, als wegen der Schichtung und Beschaffenheit seiner Gesteine bei den Geologen120 (Göthe, Humboldt, Cüvier, Bonpland) in grossem Ansehen steht. – Vom Kammerbühl führt ein angenehmer Promenadenweg nach Franzensbad, dessen Sehenswürdigkeiten in wenig Stunden in Augenschein genommen sind. Endlich fährt man mit dem Dampfwagen bis Station Mühlhausen, von welcher Bad Elster bald erreicht wird.
Franzensbad, auf einer moorigen Hochebene, 1281´ ü. M., mit 90 Häusern, gehört zu den berühmten böhmischen Kurorten, hat aber wenig Naturschönheiten, für die man indess durch künstliche Anlage (Park, Loimannscher Park, Neue Anlagen) zu entschädigen gesucht hat. Seine Heilquellen (Franzensquelle, Salzquelle, Wiesenquelle, Neuquelle, Luisenquelle, kalter Sprudel) sind sämmtlich eisenhaltige Glaubersalzwässer mit starkem Gehalt an Kohlensäure und werden besonders zur Reinigung des Blutes und zur Belebung des Magens und der Schleimhäute verordnet. Ausgezeichnete Moorbäder. – Bei Besuch der Quellen und Wandelbahnen (vor der Franzensquelle und zwischen der Salz- und Luisenquelle) staunt man über die Pracht der Kaiserstrasse und der Morgenzeile, namentlich zeigen in Letzterer die Häuser und Läden eine Eleganz, wie sie wohl kaum in einem anderen Bade wiedergefunden wird. Im Park das von Schwanthaler modellirte Bronzestandbild des Kaisers Franz I., des Wohlthäters von Franzensbad.
Elster, besuchtester Kurort Sachsens, an der weissen Elster, 1464´ ü. M. Anmuthige Lage in einem von bewaldeten Höhen umsäumten Thalkessel. Geschmackvolle Häuser und Parkanlagen. Am Brunnenplatze das königliche Badegebäude und die durch Verkaufsgewölbe geschmückte Wandelbahn,121 welche in ihrer Mitte eine grosse Trinkhalle mit der Marien-, Königs- und Albertsquelle enthält. Hinter der Kolonade führen gut gehaltene Wege auf den Brunnenberg, während andere Spaziergänge im Thale fortleiten und auch den tempelartigen Ueberbau berühren, unter dem die Salz- und Johannisquelle liegen, welche durch eine zweite Wandelbahn mit der Moritzquelle verbunden sind. Die Quellen des Bades gehören zu den alkalisch-salinischen Eisenwässern und gleichen in ihren Wirkungen denen von Franzensbad. – Zu Ausflügen eignen sich in der Nähe, ausser Mühlhausen und dem Brunnenberg, das Bergschlösschen, die Schwedenschanze, Waidmannsruhe, der Friedrichstein, Carolaruh und Albertshöhe; etwas weiter (½–1 St.) das Dorf Grün mit der Drahtmühle und den Restaurationen: »Zum grünen Thal« und »Zum weissen Schwan« und nach Adorf zu die Wirthschaft: »Zur Ziegelei« und die Arnsgrüner Kuppe.
1. Ueber Scheibenberg und Raschau. – Von Annaberg nach Buchholz und hier rechts die alte Schlettauer Strasse hinaus nach Schlettau. Dieser Ort wird auf der Hauptstrasse fast durchschritten, bei der Kirche aber wendet man sich rechts, um auf einem Feldwege einen Bogen der Chaussee abzuschneiden und so etwas rascher nach Scheibenberg zu gelangen. Hier gute Gelegenheit zur Besteigung des gleichnamigen Basaltkegels, der ähnliche Aussicht wie der Bärenstein darbietet. Von122 der Stadt Scheibenberg immer auf der Strasse hinab in das Mittweidathal, in den sogen. Raschauer Grund, und durch die daselbst liegenden Dörfer und Grünstädtel nach Schwarzenberg. Man wandert hierbei 1½ St. lang zwischen Häusern, da die Ortschaften Oberscheibe, Unterscheibe, Markersbach, Mittweida und Raschau sich dicht an einander schliessen. Bei Bad Raschau nimmt die Mittweida die von Rittersgrün kommende Pöhla auf, während sie selbst bei Schwarzenberg in das Schwarzwasser fällt. – Zwischen Annaberg und Schwarzenberg täglich 3mal Postverbindung; Fahrgeld 15 Ngr.
Buchholz (s. R. XX. S. 103.)
Schlettau, Stadt an der obern Zschopau, 1754´ ü. M., mit 1231 E. Treibt Posamentirerei und Schuhmacherei und hat eine Flachsbereitungsanstalt.
Scheibenberg, Stadt am gleichnamigen Berg, 2094´ ü. M., mit 2231 E. Hatte früher viel Bergbau, dem es auch seine Gründung verdankt; treibt jetzt besonders Posamentenfabrikation u. Klöppelei.
Schwarzenberg[15], alte Bergstadt, auf einer Felsenrippe ob dem Schwarzwasser, 1406´ ü. M., mit 3259 E. Endpunkt der Obererzgebirgischen Eisenbahn. Hat ein altes, doch vielfach umgewandeltes Schloss, dessen Verliessthurm aus dem 11. oder 12. Jahrhundert stammen mag. Einen guten Eindruck macht das vor der Stadt gelegene Bad Ottenstein (Wasserheilanstalt) mit seinen Felspartien und Promenaden. Nicht weit davon ist das Rettungshaus123 »Albert-Stift«. Die Stadt hat wiederholt, so noch 1824, von grossem Brandunglück zu leiden gehabt.
Die Gegend von Schwarzenberg ist ein Hauptquartier der sächsischen Eisenindustrie. Bei Bermsgrün, Erla und Crandorf, sowie bei Breitenbrunn, Grosspöhla und Rittersgrün treffliche Eisensteinlager und Verhüttung von Eisenerzen. Die Hohöfen, in denen das Feuer ein halbes Jahr nicht auszugehen pflegt, sind meist mit Giessereien, Hammer-, Walz- oder Drahtwerken verbunden. Die geschmolzene Eisenmasse wird aller 12 Stunden »abgestochen«, d. h. aus dem Hohofen abgelassen, und fliesst dann einem Feuerstrom gleich in trogartige Sandgräben, wo sie zu ungefügen Stücken, sogenannten »Gänzen«, erstarrt. Die Hammerschmiede sind derbe, kräftige Leute – ihr Körper scheint fest zu sein, gleich dem Eisen, das sie bearbeiten – und dabei voller Treuherzigkeit, wie die vielen über sie umgehenden Redensarten und Schwänke beweisen.
Durch die Eisenwerke ist eine besondere Industrie, die Blechlöffel-Fabrikation, hervorgerufen worden. Von den Orten Grünhain, Bernsbach[16], Lauter und namentlich Beierfeld werden jährlich gegen 300,000 Dutzend Löffel in mehr als 70 Sorten geliefert. Zunächst fertigt der »Plattenschmied« die Platten, d. h. ebene, spatelähnliche Eisenstücke, welche kaum im Groben den Umriss eines Löffels darstellen. Dann teuft der Löffelschmied (»Hohlmacher«) diese Platten aus, wozu er einen Ambos mit stählernen Modellen und verschiedene Teufhämmer gebraucht. Endlich werden die so entstandenen Löffel noch beschnitten, befeilt, gebeizt, gescheuert,124 verzinnt und polirt: in Allem hat ein Löffel, wenn er fein sein soll, 23mal durch die Hand zu gehen. – Zur Zeit des 7jährigen Krieges war dieser Industriezweig in der höchsten Blüthe: da wurden jährlich 18–20 Millionen Löffel fabricirt.
2. Ueber Elterlein und den Fürstenberg. – Von Annaberg nach Frohnau, in dem Dorfe aufwärts und beim Wegweiser rechts hinaus auf die Fahrstrasse nach Dörfel. Nach Ersteigung der vorliegenden Höhe eine prächtige Rückschau auf Annaberg und die dahinter liegenden Berge. In Dörfel über die Zschopau und dann durch das langgestreckte Hermannsdorf nach Elterlein. Von hier auf einem Fusssteige, erst Schwarzbach links und darnach Waschleite rechts lassend, nach dem Fürstenberge, an welchem den 8. Juli 1455 die Befreiung des Prinzen Albert stattfand. Zur Erinnerung an diese Begebenheit hat man 1822 über dem sog. Fürstenbrunnen einen Granitobelisk errichtet. – Im Walde brauchbare Marmorblöcke. – Unten bei dem Dörfchen Haide die Ruinen der von der Sage umrankten Dudels- – d. h. St. Oswaldskirche. Dem Fürstenberge gegenüber der »Graul« mit vielen Berg- und Hüttenwerken. – Zuletzt über Wildenau nach Schwarzenberg.
Elterlein, Stadt, 1919´ ü. M., mit 2307 E. Wahrscheinlich Geburtsort der Barbara Uttmann, der Erfinderin des Spitzenklöppelns.
3. Ueber Grünhain. – Wiederum nach Elterlein, von da aber auf den Ziegenberg und den noch weiter nordwestlich gelegenen Schatzenstein (2361´) und von diesem über Grünhain und Beierfeld (1245 E.), wo viele Löffelschmiede wohnen, nach Schwarzenberg.
Grünhain, Stadt, 1911´ ü. M. mit 1694 E. Von dem früheren, 1238 gestifteten und 1553 säkularisirten Benediktinerkloster stehen noch einige Mauern. Die Klosterbibliothek ist nach Leipzig und Jena, das Archiv nach Kadan gebracht worden. 1429 haben die Hussiten, 1525 die Bauern, 1547 die Kaiserlichen die Stadt geplündert.
1. Ueber Rittersgrün. – Man besteigt von Oberwiesenthal, gleich oberhalb der Stadt auf einem Fusswege, den Fichtelberg, geniesst die Aussicht und wendet sich dem Gasthause »Neuhaus« zu, um rechts von Gottesgabe die Fahrstrasse einzuschlagen, welche über Tellerhäuser und Ehrenzipfel nach Rittersgrün führt. Aechte Gebirgswanderung; oft ringsum Wald und weithin nichts als Wald! Auf der Höhe geht es durch dichten Tann', sobald der Weg sich senkt, unter schattigen Buchen hin; eine ziemliche Strecke vor Rittersgrün schäumt immer zur Seite der Pöhlbach (nicht zu verwechseln mit der Pöhla bei Königswalde), von Absatz zu Absatz sich stürzend. Das grosse, etwas zerstreut gebaute Dorf Rittersgrün (2500 E.) wird durchschritten und im Pöhlthal entlang bis Raschau (2297 E.) gegangen, wo der uns begleitende Bach sich mit der Mittweida vereinigt. Dabei berührt man das reizend gelegene, einem Schweizerdorf ähnliche Klobenstein und das durch seine Eisenindustrie bekannte Grosspöhla (1235 E.). In Raschau trifft man die Annaberg-Schwarzenberger Chaussee, auf welcher man über Grünstädtel die Stadt Schwarzenberg in einer Stunde erreicht.
2. Ueber die Crottendorfer Marmorbrüche und Markersbach. – Man besteigt von Wiesenthal wiederum den Fichtelberg, wendet sich aber dann (am besten mit Führer) dem »Reitsteig« zu, den man von dem Aussichtsthurm, mit der Richtung nach Grünhain hin, in ungefähr 10 Minuten erreicht. Auf dem Reitsteig geht man rechts fort, bis ein (in ¼ St.) breiterer Weg fast senkrecht auf ihn stösst. Dies ist der Hirschfalzer Weg, den man gleichfalls rechts verfolgt, um auf die alte Joachimsthaler Fahrstrasse zu kommen. Nunmehr geht es links auf der gewonnenen Strasse, immer im Holze, gegen 2 Stunden dahin. Prächtige Waldwanderung: viele Nebenwege und Schneissen, welche zu benachbarten Revieren, wie »Katzenstein«, »Erbisleite« und »Thalerhaid« führen, kreuzen die Strasse, beirren aber nicht. Bei der ersten Lichtung kann man links in das schöne Mittweidathal hinabsteigen, wir aber bleiben auf unserer Strasse, bis ein Wegweiser rechts nach den Crottendorfer Marmorbrüchen zeigt. Diese Brüche, zu Christian des I. und August des Starken Zeit so geschätzt, sind jetzt ziemlich vernachlässigt und werden erst wieder in Schwung kommen, wenn die Eisenbahn an sie heranreicht. Von den Marmorbrüchen begeben wir uns nach dem im Mittweidathal gelegenen Nitzschhammer und von diesem nach Markersbach, wo wir die Chaussee gewinnen, welche von Annaberg nach Schwarzenberg führt.
Der Weg von Schwarzenberg nach Johanngeorgenstadt geht durch das hochromantische Schwarzwasserthal und lässt sich mit Post, genussreicher127 aber zu Fuss zurücklegen. Zunächst kommt man nach Erla, wo sich grossartige Schmelzhütten mit Giesserei und Walzwerk befinden. Darnach berührt man Antonshütte und Breitenhof. Bald nach letzterem Ort macht das Wasser eine scharfe Wendung und lässt so die Reize des Thales vortheilhaft hervortreten. Später erweitert sich das Thal, worauf man rechts nach Johanngeorgenstadt hinaufsteigt, während die Strasse im Grunde weiter, am Schiesshaus vorüber, nach Wittigsthal führt. Nachdem man Stadt und Umgegend betrachtet hat, begiebt man sich über Steinbach nach der sog. Sauschwemme, um von da, auf angenehmer Waldstrasse, dem majestätischen Auersberg (3134´), dem dritthöchsten Berge Sachsens, einen Besuch zu machen. Auf dem Gipfel ein dem früheren Oberforstmeister v. Lindenau errichtetes Denkmal. Von dem vorhandenen Aussichtsthurm ein prächtiger Blick auf Böhmen, das Voigtland, die Muldengegend und das sächsische Niederland. Man sieht den Fichtel- und Keilberg mit den umliegenden Genossen, den Rochlitzer Berg, den Petersberg bei Halle, den Kuhberg bei Rothenkirchen, die Schnarrtanner Höhe, den Hirschberg bei Karlsfeld und den Spitzberg bei Friebus, sowie dazwischen viele Dörfer und Städte. In der Nähe dichtes Fichtengrün, allseitig Berg und Hang bedeckend. – Vom Auersberg geht man hinab nach Wildenthal (517 E.) und hat damit das Tagesziel erreicht.
Johanngeorgenstadt, Stadt am Fastenberge, ob der Vereinigung des Breitenbaches und Schwarzwassers, 2267´ ü. M., mit 2402 E. Verdankt seine Entstehung evangelischer Glaubenstreue und ist, die jüngste Stadt Sachsens, von böhmischen Exulanten128 (namentlich aus Platten und Gottesgabe) 1654 erbaut worden. Hatte früher viel Bergbau; treibt aber neuerer Zeit besonders Handschuhmacherei, Bandzäckchenfabrikation und Kunsttischlerei. In der Nähe interessante Felspartien, so die »Teufelskanzel«, der »Schneiderfels« und die »Hefenklöse«. Die Stadt wurde 1867 durch eine grosse Feuersbrunst betroffen, hat sich aber seitdem so ziemlich wieder emporgearbeitet.
Von Wildenthal geht man südlich auf der Strasse nach Weitersglashütte, betrachtet daselbst die wohleingerichtete Glasfabrik und wendet sich dann, die ursprüngliche Richtung beibehaltend, nach dem böhmischen Orte Sauersack, der wegen der öden Lage und Armseligkeit seiner Häuser einen traurigen Eindruck macht. Bald kommt man jedoch wieder in angenehmere Gegend. Von Sauersack steigt man nämlich westlich in ein prächtiges Thal hinab – eine darin gelegene Försterei erinnert so recht an Wald und Waldeseinsamkeit – und geht dann, in erquicklicher Landschaft, einem munteren Bach entlang, über Nancy und Silberbach nach Graslitz, um daselbst Nachtquartier zu nehmen. – Am andern Morgen begiebt man sich über Lauterbach nach Kirchberg, besteigt den in der Nähe liegenden »hohen Stein«, welcher eine gute Aussicht darbietet, und wendet sich, nach Sachsen wieder hineinwandernd, durch Eubabrunn (1111 E.) und Erlbach (202 E.) nach Markneukirchen, dem Hauptort der erzgebirgischen129 Instrumentenfabrikation. Von hier fährt man mit Post (Fahrgeld 4 Ngr.) nach Adorf, von wo Bad Elster in einem Stündchen erreicht wird.
Graslitz, Stadt, an der Vereinigung des Schwader- und Silberbaches mit der Zwota, 1506´ ü. M. mit 6000 E. Hat viel Industrie: Woll- und Baumwollenweberei, Kattundruckerei, Kammgarnspinnerei und besonders Fabrikation musikalischer Instrumente (Holzblasinstrumente). Schöne Pfarrkirche mit interessantem Hochaltar. Einen Besuch verdient der benachbarte Hausberg, wo sich noch Spuren eines alten Bergschlosses befinden.
Markneukirchen, Stadt an der grossen Elster, 1575´ ü. M. mit 4000 E. Fabrikationsort für einfache und übersponnene Darmsaiten[17], für alle Sorten Streich- und Blasinstrumente und für Mund- und Ziehharmonika's. – Engelhardt sagt: »Nach den Klängen Markneukirchner Instrumente marschiren die Regimenter aller Staaten, tanzen die Balldamen aller Erdtheile, und wie sie vielen Kindern als ohrzerreissendes Spielwerk dienen, so ist andererseits kein Concert ohne sie denkbar.« Von Markneukirchen hat sich die Instrumentenfabrikation auf die umliegenden Ortschaften, wie Adorf, Schöneck, Klingenthal, Zwota und Erlbach verbreitet. – In der Umgebung Markneukirchen's zeichnet sich der Galgenberg durch eine gute Aussicht aus.
Adorf, Stadt an der Vereinigung der kleinen und grossen Elster, 1460´ ü. M. mit 3164 E. Hat zur Hebung der Instrumentenfabrikation eine besondere Musikschule. – In der Nähe die Dörfer Marienei130 und Würschnitz; in jenen ist 1803 der Dichter J. Mosen geboren worden und in diesem hat Ende des 17. Jahrhunderts ein Zimmergesell (Hans Wolf Löw-Kummer) die ersten Kartoffeln angebaut.
Bad Elster: s. R. XXIII. S. 120.
Von Wildenthal geht man, den Brückenberg rechts lassend, nach Karlsfeld und gelangt so in den Mittelpunkt des »sächsischen Sibiriens«, welches aber nicht so rauh und kalt ist, als angenommen wird. Ausser der kuppelartig gebauten Kirche, welche leicht in die Augen fällt, betrachtet man in Karlsfeld die Glas- und Uhrenfabrikation und wendet sich dann über die Wilzschhäuser, an einem netten Forsthause vorbei, nach Rautenkranz (347 E.), wo sich bedeutende Eisenwerke und eine Musterbretmühle befinden. In Rautenkrauz hat man die obere Muldengegend erreicht, welche wegen ihres Quellenreichthums und ihres trefflichen Tannenbestandes gern besucht wird. Von Rautenkranz wandert man über Tannebergsthal (341 E.), an den Lattermann'schen Eisenwerken und den Teichhäusern vorüber, nach Steindöbra (330 E.), wobei man zur Rechten den Schneckenstein (2690´) sieht, der als Fundort für weingelbe Topase bekannt ist. Von Steindöbra führt der Weg, eine gute Ansicht des originell und zerstreut liegenden Sachsenberg (2313 E.) gestattend, über Brundöbra (1739 E.) nach Klingenthal, dem diesmaligen Stationsorte. – Am nächsten Morgen nimmt man in Klingenthal die Instrumentenfabrikation131 in Augenschein und geht dann über Hammerwerk Zwotenthal nach Kottenheide (46 E.), um von da einen Ausflug nach dem Muldenteich zu machen, der als Ursprungsort der (weissen) Mulde Interesse hat. Darnach begiebt man sich, immer durch trefflichen Forst wandernd, über Tannenhaus nach Schöneck, wo mitten in der Stadt ein Fels (»der Stein«) steht, der eine gute Aussicht auf das Voigtland, sowie nach den reussischen Landen, nach Baiern und Böhmen gewährt. Nachmittags fährt man mit Post, fast ununterbrochen durch Nadelwald, über Hofmeister, Neudörfel und Poppengrün nach Falkenstein, womit das Tagesziel gewonnen ist.
Karlsfeld, Flecken an der Wilzsch, mit 1153 E. Der Ort ist dadurch entstanden, dass der Grubenherr Schnorr aus Schneeberg 1678 in der damaligen Waldwildniss – wahrscheinlich billiger Kohlen wegen – Eisenwerke anlegte und dadurch Ansiedler herbeizog. Die Kirche, für welche die Peterskirche als eine Art Muster gedient haben mag, ist 1688, gleichfalls von Schnorr, erbaut worden. Weil 1823 die Eisenwerke zum Erliegen kamen, so führte man 1830 die Schwarzwälder Uhrenfabrikation ein, die bis heute schwungvoll als Hausindustrie betrieben wird. Ausserdem treibt man Tischlerei, Nähterei und etwas Glasfabrikation. – Von Karlsfeld hat die Familie Schnorr von Carolsfeld ihren Namen.
Klingenthal, Flecken an der Zwota, mit 2318 E. Fertigt besonders Conzertino's, Zieh- und Mundharmonika's und hat zur Vervollkommnung der Instrumentenfabrikation eine Musikschule.
Schöneck, Stadt, 2176´ ü. M. mit 2895 E. War sonst ein Freistädtchen, weil es im Jahre 1370 von Karl IV. allerlei Begnadigungen erhalten hatte,132 wofür es dem Landesherrn bei jeweiligem Besuch 5 ℔ schwäbischer Heller überreichen musste. 1569 kam Schöneck mit dem Voigtlande an Kursachsen. Nach Einführung der sächsischen Konstitution sind die Vorrechte des Orts beseitigt worden. Schöneck lebt besonders von Instrumentenfabrikation, Fabrikation Plauenscher Waaren (Eingelesenes und Gemodeltes), Waldarbeit und Viehzucht. Im Jahre 1856 brannte der Ort fast völlig ab.
Falkenstein, Stadt an der Göltzsch, 1751´ ü. M., mit 4881 E. – Hauptort für die Fabrikation »brochirter« Gardinen. – In der Nähe der Löcherstein, durch welchen man zweimal den Himmel sieht.
1. Ueber Jägerhaus und Sosa. – Man steigt von Schwarzenberg auf der Eibenstocker Strasse aus dem Schwarzwasserthale hinaus und gelangt, Bermsgrün links lassend, nach dem sogenannten Jägerhaus, bei welchem sich unsere Strasse mit der Schneeberg-Johanngeorgenstädter Strasse kreuzt. Vom Jägerhaus, das in der Nähe des Ochsenkopfes gelegen ist, geht es anfangs allmälig, dann rascher abwärts nach dem Dorfe Sosa (1780 E.), wo sich Fusssteig und Fahrstrasse nach Eibenstock von einander trennen. Während die Chaussee über Unterblauenthal (286 E.) nach genannter Stadt führt, leitet der Fussweg hinab zum »Zimmersacher«, einem an der Bockau gelegenen Weiler, und von diesem eine sehr steile Anhöhe, »die Kniebreche«, hinaus, um dann fast eben Eibenstock erreichen zu lassen.
Eibenstock, Stadt auf einem wellenförmigen133 Plateau, 1975´ ü. M., mit 6362 E. Ist Hauptsitz des Tambourirens, d. h. des Stickens mit der Häkelnadel, welches Clara Angermann vor ungefähr hundert Jahren (1775) daselbst eingeführt hat. Bei dieser Art zu sticken wird das zu verzierende Gewebe (Tüll, Mull oder Musselin) auf einfachem, sägebockartigem Gestelle ausgespannt und von geschickter Frauenhand mit Fäden so durchflochten, dass diese Sterne, Blumen, Ranken u. s. w. in Weiss oder Bunt darstellen. Kinder werden sodann gebraucht, den überflüssigen Maschengrund hinwegzuschneiden. – Um Eibenstock herum, sowie in dem westlich sich anschliessenden Voigtlande regiert überhaupt der Stickrahmen, wie in anderen erzgebirgischen Orten der Klöppelsack. – Von dem grossen Brandunglück des Jahres 1856 hat sich die Stadt völlig erholt und fehlt ihr zu weiterem Aufschwung nichts, als dass bis in ihre Nähe endlich die von den Einwohnern schon längst begehrte Eisenbahn geführt werde.[18]
2. Ueber Aue und Bockau. – Von Schwarzenberg fährt man mit dem Dampfwagen an den Dörfern Sachsenfeld (600 E.) und Lauter (2684 E.) und dem Blaufarbenwerke Nieder-Pfannenstiel vorüber nach dem Städtchen Aue, welches an der Vereinigung des Schwarzwasser- und Muldenthales reizend gelegen ist. In der Stadt wollen mehrere wichtige Etablissements in Augenschein genommen sein und in der Umgebung verdienen einen Besuch das Dorf Zelle (979 E.) mit Klösterlein,134 dessen Namen von dem früheren Augustinerkloster Neuzelle (im Gegensatz zu Altzelle bei Nossen) herstammt, und die Zeche »Andreas«, welche bis vor Kurzem die Masse zu dem Meissner Porzellan geliefert hat, nunmehr aber erschöpft ist. Wenn man diesen Ansprüchen genügt hat, beginnt man die Wanderung nach Bockau. Der Weg führt in dem romantischen Muldenthale aufwärts, berührt die Argentanfabrik und Schmelzhütte, geht an der Hirschteufe und dem Teufelswehr vorüber, mitten durch den Wald, immer am Flusse hinauf und stösst zuletzt auf die bedeckte Muldenbrücke, welche – rechts unten erblickt man das Schindler'sche Blaufarbenwerk – nach dem links gelegenen Bockau hinüber leitet. Von Bockau begiebt man sich über Unterblauenthal nach Eibenstock.
Aue, Stadt an der Mündung des Schwarzwassers in die Mulde, 1062´ ü. M., mit 2040 E. Die berühmte Tausend-Gülden-Stube ist 1859 durch Feuer leider zerstört worden. Im Auerhammer hat Dr. Geitner zur Herstellung des von ihm erfundenen Argentans eine besondere Fabrik errichtet.
Bockau, grösstes Arzneidorf Sachsens, mit 1894 E. Hatte früher viel Laboranten, welche Räucher- und Zahnpulver, Pflaster, Pillen, Tropfen, Liquor, »Stockdumm«, Karmelitergeist, Universalbalsam und namentlich Schneeberger Schnupftabak fabrizirten und durch Hausirer mit sogen. Buckelapotheken im Lande vertreiben liessen. Seit Verschärfung der Medizinalpolizei ist das eigentliche Arzneigeschäft in Verfall gekommen, doch baut der Ort noch allerlei Heilpflanzen, wie Angelikawurzel (jährlich 1000 Centner), Baldrian, Rhabarber und Huflattich, auch bereitet er noch manche von der135 Polizei nicht beanstandete Mittel, wie allein 20,000 Schachteln Schneeberger Schnupftabak.
3. Ueber Niederschlema und Schneeberg. – Von Schwarzenberg mit der Eisenbahn über Lauter und Aue nach Niederschlema, um die daneben gelegenen Blaufarbenwerke, die bedeutendsten Sachsens, ja Deutschlands, in Augenschein zu nehmen. Genannte Werke fertigen aus dem Kobalt eine prächtige blaue Farbe, welche je nach der Nuancirung Smalte, Zaffer, Safflor oder Eschel genannt wird. Die Bereitung dieses Farbestoffs – anfangs hiess er das blaue Wunder – soll zu Anfang des 16. Jahrhunderts durch den Franken Weydenhammer aufgebracht und einige Jahrzehnte darnach durch den böhmischen Glasmacher Schürer verbessert worden sein. Ehe der Kobalt zur Farbengewinnung gebraucht werden konnte, war er wegen seiner üblen Eigenschaften bei den Hüttenleuten als »Silberräuber« und als Berggeist »Kobel« verrufen und wurde als nutzlos auf die Halden gestürzt. – Von Schlema bringt uns der Dampfwagen in wenig Minuten nach der angesehenen Bergstadt Schneeberg, deren Umgebung, Marktplatz und Kirche Beachtung verdienen. Später fahren wir mit Post über das benachbarte Neustädtel, über Zschorlau, Burkhardtsgrün und Sachsengut nach Eibenstock.
Schneeberg, Stadt, 1456´ ü. M. mit 8000 E. Verdankt seine Gründung – sie geschah 1477 – dem Bergbau, da man 1471 nicht weit von der jetzigen Hauptkirche mächtige Silberadern erschürft hatte. Am ergiebigsten war die Georgenzeche, in welcher Herzog Albrecht der Beherzte (April 1477) an einer über 400 Centner schweren Erzstufe gespeist haben soll. Auch heute wird noch etwas136 Bergbau getrieben und erhalten die Gruben nach wie vor ihr Aufschlagwasser aus dem bei Neustädtel gelegenen Filzteiche. Dieser sprengte 1783 die Dämme und richtete dadurch in Zschorlau und Auerhammer grosses Unheil an. – Hauptbeschäftigung in Schneeberg ist dermalen Spitzenklöppelei und Weissstickerei, wobei indess letztere das Uebergewicht zu erlangen scheint. – Die Stadtkirche, die grösste protestantische Kirche Sachsens, ist im gothischen Style erbaut und enthält am Altar das umfangreichste Gemälde von Kranach dem Aelteren. Auf dem Thurme befindet sich eine 159 Centner schwere Glocke, die sog. Donnerglocke. – Einen Besuch verdient wegen der schönen Aussicht »Herders Ruhe« am Glössberge.
Von Eibenstock geht man zunächst nach dem an der Mulde gelegenen Schönhaider Hammer und von da nach Schönhaide (4704 E.), dem grössten Dorfe des westlichen Erzgebirges. Der Ort ist über eine Stunde lang und wird, da er sich eine Berglehne hinanzieht, weithin gesehen. Neben der Weissstickerei trifft man hier noch zwei eigenartige Erwerbszweige: nämlich Bürstenbinderei und Blechwaarenfabrikation. – Der Weitermarsch führt über Schnarrtanne (593 E.) und die Schnarrtanner Höhe, welche eine prächtige Aussicht auf das Voigtland gewährt, nach Auerbach. Bei Auerbach befindet man sich im Bezirke des Pech- und Russhandels, für welchen besonders zwei Walddörfer, Beerheide und Brunn, das Material liefern. Von Auerbach geht man über137 Rodewisch (3386 E.), wo sich Sachsens einziges Messingwerk befindet, nach Lengenfeld und hat damit das Tagesziel erreicht.
Schönhaide, stadtähnliches Dorf mit 4704 E. Sitz der Pleinfabrikation, d. h. der Tambourirstickerei nach fortlaufenden, nicht abgezählten Mustern. Ferner wird die Verfertigung von Bürsten und Pinseln schwunghaft betrieben, so dass manche Geschäfte 100 Sorten Pinsel, Bürsten, Borstwische und Borstbesen führen. Endlich liefern Blecharbeiter allerlei Küchengeräthe, dann Ofenröhren, Giesskannen, Kuchenbleche u. s. w. – Die Schönhaider Bürstenbinder gelten für das lustigste Völkchen des ganzen Erzgebirges.
Auerbach, Stadt an der Göltzsch, 1417´ ü. M. mit 4477 E. Beschäftigt sich mit Weberei und Fertigung genadelter Mulls und gestickter baumwollener Waaren.
Lengenfeld, Stadt an der Göltzsch, 1220´ ü. M. mit 4716 E. Hat Fabrikation von Tuchen und dichten Baumwollenstoffen.
(Eisenbahnroute.)
Man geht von Elster nach Mühlhausen und fährt von da mit dem Dampfwagen bis Oelsnitz, um diese Stadt in Augenschein zu nehmen. Sie hat eine herrliche Lage, besitzt aber ausser dem neuen Rathhause und der alterthümlichen Stadtkirche keine hervorragenden Gebäude. Berühmt ist sie indess138 als Hauptsitz der Perlenfischerei, welche seit Jahrhunderten in der Elster und deren Nebenbächen betrieben wird. Die Elsterperlen wurden früher sehr theuer bezahlt, sind aber nach und nach im Preise so gefallen, dass für die jährliche Ausbeute nur noch einige hundert Thaler gelöst werden. – Von Oelsnitz kann man mit der Eger-Reichenbacher Bahn leicht die Städte Falkenstein, Auerbach, Lengenfeld und Treuen besuchen, wir aber fahren noch über Herlasgrün hinaus bis Netzschkau, um von da einen Abstecher nach der berühmten Göltzschthalbrücke zu machen. Dieselbe ist in ¼ St. erreicht und gewährt, besonders von der tiefsten Stelle des Thales aus gesehen, einen grossartigen Anblick. Ihre Höhe beträgt 139 Ellen, ihre Länge 1018 Ellen; die Spannweite des mittleren grossen Bogens misst 154 Ellen. Diese Riesenbrücke, zu der allein zwanzig Millionen Ziegel erforderlich waren, ist würdig der römischen Viadukte und wird für alle Zeiten den kühnsten Bauwerken der Welt beigezählt werden. – Nunmehr geht es an der Göltzsch aufwärts bis Mylau und dann links ab, auf gut gebahntem Wege, nach Reichenbach, einer bedeutenden Industriestadt. Nachdem man sich hier umgesehen, fährt man mit dem Dampfwagen über Neumark, wo die Greizer Bahn einmündet, nach der Kreishauptstadt Zwickau, welche viel Interessantes darbietet.
Oelsnitz, Stadt a. d. Elster, 1144´ ü. M., mit 5728 E. Sitz der Voigtländischen Halbwollweberei. Seit dem Brande von 1859 fast ganz neu erbaut. ¼ St. von der Stadt liegt das Schloss Voigtsberg, in welchem sich eine Zweiganstalt des Zwickauer Arbeitshauses befindet.
Falkenstein, s. R. XXVIII. S. 132; Auerbach und Lengenfeld, s. R. XXIX, S. 137.
Treuen, Stadt a. d. Trieb, 1264´ ü. M., mit 5238 E. Beschäftigt sich mit Spinnerei, Weberei und Bleicherei.
Netzschkau, Stadt, 1109´ ü. M., mit 3170 E. Hat eine regsame Weberbevölkerung, die bereits Maschinenstühle anwendet und besonders Kattun und Futtermusselin liefert.
Mylau, Stadt a. d. Göltzsch, 937´ ü. M., mit 3170 E. Besitzt mehrere Kammgarn- und Streichgarnspinnereien und ein grosses Alaunwerk. Das Schloss, von 1212–1459 böhmisch, war einst ein Lieblingsaufenthalt Kaiser Karls IV., weshalb der hintere Hof noch jetzt Kaiserhof genannt wird.
Reichenbach, Stadt, 1034´ ü. M., mit 11,713 E. Des Ortes blühende Industrie umfasst drei Branchen: Wollkämmerei, Spinnerei und Weberei. Gefertigt werden besonders Merino's, Thibet's, Circassien's und wollene Tücher. Die Peterpaulkirche, vormals dem deutschen Orden gehörig, enthält eine vortreffliche Silbermann'sche Orgel. – Reichenbach ist Geburtsort der Schauspielerin Karoline Neuber.
Zwickau, Stadt a. d. nach ihr benannten Mulde, 800´ ü. M., mit 27,395 E. Liegt in einem ziemlich weiten, von sanften Höhen umschlossenen Becken, dem sogenannten »Schwanfelde«, welches in seinem Innern 12–14 abbauwürdige Kohlenflöze birgt, die in neuer Zeit einen unberechenbaren Werth erlangt haben. – Ausser mehreren altertümlichen Gebäuden, wie dem Anker und dem Rathhause, wenden wir unsere Aufmerksamkeit den beiden gothischen Kirchen, der Marienkirche und der Katharinenkirche, zu. Letztere enthält ein gutes Altarbild von Kranach. Erstere ein mit kunstvoller Schnitzarbeit140 versehenes heiliges Grab, die berühmte Kindersegnung von Kranach, ein grosses Altarwerk von M. Wohlgemuth und eine ausgezeichnet konstruirte Doppelwendeltreppe. An der Katharinenkirche war Thomas Münzer von 1520–22 als Pfarrer angestellt, und Luther selbst musste nach Zwickau kommen, um gegen diesen »Schwarmgeist« zu predigen. – Das Gymnasium, im 15. Jahrhundert wegen seiner Strenge nur die »Zwickauer Schleifmühle« genannt, besitzt eine bedeutende Bibliothek mit werthvollen Handschriften. – Im Schlosse Osterstein befindet sich seit 1833 die Arbeitsanstalt für Sträflinge. – Zwickau ist die Geburtsstadt des Komponisten R. Schumann.
Reizende Vergnügungsorte sind: Das Schwanenschlösschen, der Bergkeller und das Dorf Eckersbach mit dem »Trillergut«; weite Aussichten gewähren die Oberhohndorfer und Kainsdorfer Höhen; sehr lehrreich sind Besuche der Kohlenwerke in Schedewitz, Bockwa[19] und Planitz.
Während in Zwickau die altväterischen Gebäude und die gothischen Kirchen an das Mittelalter erinnern, deuten die zahlreichen Neubauten, die Fabrikanlagen in und neben der Stadt, die Dampfessen bei den Kohlenschächten und der Bahnhof mit seinem kolossalen Verkehr zugleich darauf hin, dass man sich in einem Bezirke der modernsten industriellen Thätigkeit befindet. Diese Thätigkeit beruht zumeist auf dem vorhandenen Kohlenreichthum. Denn wie141 früher die Flüsse mit ihrer Triebkraft und die Wälder mit ihrem Heizstoff die Magnete für die Fabrikanten waren, so sind es jetzt die Kohlenfelder mit ihrem billigen Brennmaterial geworden. Und so hat Zwickau – dank seinen unterirdischen Schätzen – in neuerer Zeit viel Industrie bekommen und in den letzten vierzig Jahren seine Bevölkerung mehr als vervierfacht (1834: 6127, heute: 27,395 E.) und damit ein Wachsthum gezeigt, das sich nur dem junger Städte in Nordamerika vergleichen lässt.
Geschichtliches. Zwickau, jedenfalls eine alte sorbische Ansiedelung, hatte schon im frühen Mittelalter Bedeutung. Es wurde durch die Reichsstrasse von Nürnberg nach Leipzig, welche den Verkehr zwischen Süd- und Norddeutschland vermittelte, berührt und erfreute sich als Stapelplatz eines regen Geschäftslebens. Aber mit der Entdeckung des Seewegs nach Ostindien war der Flor der Stadt dahin. Der Handel schlug andere Wege ein und Zwickau vereinsamte, wie Augsburg und Nürnberg vereinsamt waren. Die Zahl seiner Bewohner verminderte sich nach und nach von 30,000 auf 5000 und nur als schlichte Kleinstadt trat es in unser Jahrhundert ein. Doch mit Entwickelung des Kohlenbergbaues nahm es einen ungeahnten Aufschwung. Urkundlich werden die »Steinkoln« schon im 14. Jahrhundert erwähnt, aber die 1520 erlassene und bis 1740 neunmal abgeänderte Kohlenordnung schrieb die lästige Reihenladung vor, wornach der Grubeneigner nur dann ein gewisses Quantum Kohlen verkaufen durfte, wenn der Vordermann das seinige losgeworden war. Auch hatten sich die Feuerarbeiter der Umgegend im Jahre 1550 durch die sogenannte Truhenladung ermässigte Preise für die zum Handwerk142 erforderlichen Kohlen ertrotzt. Diese beiden Beschränkungen, sowie der Umstand, dass bis Ende des vorigen Jahrhunderts Brennholz im Ueberfluss vorhanden war, verhinderten auf lange hin die Entwickelung des Kohlenbergbaues. Als aber mit Anfang der zwanziger Jahre die Eisenwerke statt der vertheuerten Holzkohle die Steinkohle begehrten und im Jahre 1823 die Kohlenordnung sammt ihren beengenden Vorschriften fiel, auch ein rationeller Abbau eingeführt und mit 1826 die Dampfkraft zur Hebung des Grubenwassers und zur Förderung der Kohlen angewandt wurde, da wuchs die Kohlenproduktion mit ungemeiner Geschwindigkeit. Zahlen werden dies am besten bezeugen: 1820 wurden 65,000, 1830: 165,000, 1840: 780,000 Scheffel gefördert; 1850 betrug die Ausbeute 4 Millionen, 1856: 7 Millionen und 1863: schon 14 Mill. Scheffel.
Industrielles. Zwickau's grossartigste Industrie ist die Kohlenförderung selbst; doch hat das billige Brennmaterial auch manchen anderen Fabrikationszweig herbeigelockt. Das Coaksbrennen begann 1830 und hat seitdem so zugenommen, dass jährlich über 100,000 Ctr. Steinkohlen dabei verbraucht werden. Dazu gesellte sich die Ziegelbrennerei, welche im Jahre mehrere Millionen Backsteine liefert. Ferner wurde eine Porzellanfabrik, eine Fabrik für Steinzeug und Chamottewaaren und eine Glasfabrik angelegt. Das grossartigste Unternehmen aber ist die Marienhütte bei Kainsdorf, ein Eisenwerk, das sich mit jedem in Sachsen, ja in Deutschland messen kann. Hier werden Hunderttausende von Centnern Eisen geschmolzen, gegossen, gepuddelt und zu Eisenbahnschienen verwalzt. – Eine Eigenthümlichkeit findet sich bei Planitz. Da steht143 seit undenklichen Zeiten ein Kohlenflöz in Brand und kann trotz aller Anstalten nicht zum Erlöschen gebracht werden. Die beim Brennen entwickelte Wärme wird nun zur Heizung von Treibhäusern benutzt, in denen eine Menge seltener, besonders tropischer Gewächse gedeiht.
Von Geyer geht man auf der Chaussee durch den Geyerschen Wald nach Stadt Zwönitz und wendet sich hier, Lössnitz links lassend, nach Lenkersdorf und Affalter, um die bei diesen Orten vorkommenden Schieferbrüche in Augenschein zu nehmen. Nunmehr begiebt man sich nach Hartenstein, dem Hauptorte der gleichnamigen Schönburger Rezessherrschaft. Man besteigt allda das Schloss und wandert dann auf angenehmem Pfade, durch prächtigen Laubwald, nach der Prinzenhöhle, welche jedenfalls ein alter verlassener Stollen, aber dadurch von Interesse ist, dass in ihr Kunz von Kaufungen's Genossen, von Mosen und Schönfels, sich mit dem Prinzen Ernst fast 3 Tage lang versteckt hielten und von ihr aus sich ergaben. Sie liegt oberhalb des rechten Muldenufers und ist von dichtem Laubholz umgeben, nicht weit von ihr ist indess eine Platte, welche eine gute Aussicht nach dem jenseitigen Thalhang, auf das Dorf Wildbach und die Ruine Eisenburg, gewährt. Wir steigen nun zum Flusse hinunter und wandern stromabwärts nach Schloss Stein, das wegen alterthümlicher Bauart und reizender Lage einen längeren Aufenthalt verdient. Später fahren wir auf der Eisenbahn, an144 Wiesenburg mit seiner Ruine, an Kainsdorf mit seinen Schmelzhütten und an Hohendorf mit seinen Essen vorbei nach der alten Schwanenstadt Zwickau, unserem Tagesziele.
Geyer s. R. XV. S. 94.
Zwönitz, Stadt am gleichnamigen Flusse, 1630´ ü. M, mit 2693 E. Hat Klöppelei, Weberei und Strumpfwirkerei, besonders aber Schuhmacherei.
Hartenstein, Stadt am Thierfelder Bache, 1152´ ü. M., mit 2506 E. Beschäftigt sich mit Ackerbau, Weberei, Strumpfwirkerei, Klöppelei und Nähterei. – Zur Herrschaft Hartenstein gehörten früher auch die Aemter Grünhain und Crottendorf, beide sind aber schon 1559 durch Kauf an das Kurhaus Sachsen gekommen. – Hartenstein ist Heimathsort des Dichters Paul Flemming († 1643).
(Eisenbahnroute.)
Man besteigt in Zwickau den Dampfwagen und fahrt zunächst bis Glauchau, um diese wichtige Fabrikstadt in Augenschein zu nehmen. Darnach benutzt man den Zug bis Hohenstein-Ernstthal, weil diese Schwesterstädte sowohl wegen ihrer reizenden Lage als wegen ihrer Industrie Beachtung verdienen. Und endlich lässt man sich durch die Lokomotive bis Chemnitz, der Grossindustrie-Stadt, bringen, welche von den Erzgebirgern nicht ohne Stolz das sächsische Manchester genannt wird und rücksichtlich ihrer Industrie jedem Besucher genug des Interessanten darbietet.
Glauchau, Stadt an der Zwickauer Mulde,145 801´ ü. M., mit 22,022 E. Sitz der Schönburgischen Regierung. Enthält zwei gräfliche Schlösser und in der einen Kirche eine Silbermann'sche Orgel. Seine schwunghafte Industrie, die – gleich der von Meerane – wesentlich wollene und halbwollene Kleider- und Mäntelstoffe liefert, hat ein rasches Wachsthum der Bevölkerung ermöglicht. In der Färberei soll Glauchau sogar Chemnitz überholt haben.
Die Städte Hohenstein, 1217´ ü. M., mit 5638 E., und Ernstthal, 1064´ ü. M., mit 3768 E., sind so nah' an einander gelegen, dass in der »Schnabelgasse« die eine Häuserreihe zu Hohenstein und die andere zu Ernstthal gehört. Beide Ortschaften treiben Buntweberei und Strumpfwirkerei. Hohenstein ist, ähnlich wie Buchholz, terassenförmig gebaut und bietet namentlich an der obern Seite des Marktes und am Schiesshause einen prächtigen Blick auf das obere Erzgebirge. Viel umfassender ist allerdings die Sicht auf dem nur eine Stunde von der Stadt entfernten Kapellenberg, da man hier nicht nur das Obergebirge, sondern auch die Muldenländer, sowie die Gegend von Schleiz, Altenburg, Rochlitz, Leipzig, Wurzen und Oschatz sehen kann. – Mineralogisch ist das Terrain bei Hohenstein-Ernstthal dadurch wichtig, dass hier das grosse Zwickauer Kohlenbecken mit dem nördlich von ihm auftretenden Glimmerschiefer raint, welcher an mehreren Stellen verschiedene Einlagen und besonders Serpentin aufweist. – Nicht weit von Hohenstein befindet sich ein Stahlbad, mit dem eine Kaltwasserheilanstalt verbunden ist. – In Hohenstein ist der Erfinder des Pianofortes L. G. Schröder und der Philosoph und Naturforscher Schubert geboren.
Chemnitz, Stadt am gleichnamigen Flusse,146 894´ ü. M., mit 68,229 E. Bietet landschaftlich wenig, um so mehr aber industriell dar und kündigt sich schon durch sein Aeusseres, besonders durch die massenhaften, vielstöckigen, kasernenartigen Gebäude und die grosse Schaar von Dampfessen, als Fabrikstadt an. Von Alterthümlichen ist in Chemnitz wenig zu finden. Ausser den geringen Resten der Stadtmauer deuten nur einige Häuser am Markte mit ihren Lauben und eigenartigen Giebeln und die Kirchen auf die Vorzeit hin. Fast alles Andere ist jüngeren, wenn nicht jüngsten Ursprungs. Denn abgesehen von den Erneuerungen, welche durch Feuer und durch Wegreissen veranlasst worden sind, hat sich der Ort in letzterer Zeit so erweitert, dass seine Vorstädte die anliegenden Dörfer zu umfassen drohen. Von den öffentlichen Gebäuden zeichnen sich noch aus: die Post, das Theater, die Börse, das St. Georgs-Hospital, die Kaserne und der Bahnhof. Das Schloss, so sehr seine Lage und Umgebung gefällt, ist mit Ausnahme der wohl erhaltenen gothischen Kirche ohne Bedeutung. – Das Sehenswertheste in Chemnitz sind die verschiedenen industriellen Etablissements, wie die Aktienspinnerei, die sächs. Maschinenfabrik (früher Richard Hartmann), die Chemnitzer Werkzeug-Maschinenfabrik (früher Zimmermann), die Buntwaarenfabriken, die Druckfabriken, die Türkischgarnfärbereien und dergl. mehr. Unter den Privatgebäuden verdient das Haus des Maschinenfabrikanten Zimmermann den Preis und liefert selbiges zugleich den Beleg, dass man in Chemnitz bereits begonnen hat, neben der Zweckmässigkeit auch die Schönheit zu betonen. – Chemnitz ist der Geburtsort des grossen Philologen Heyne († 1812).
Geschichtliches von Chemnitz und dessen Industrie. – Chemnitz ist eine alte sorbische Niederlassung und heisst ursprünglich »Kampnitz«, d. i. Steinheim. Die Stadt wurde von Kaiser Heinrich I. zur freien Reichsstadt erhoben, kam aber 1308 als Pfand und 1324 als erblicher Besitz an die Markgrafen von Meissen. Seit dem 12. Jahrhundert war sie stark befestigt; auch widerstanden ihre (25) Mauerthürme 1429 und 1430 mit Erfolg den sie belagernden Hussiten. Schon im früheren Mittelalter zeichnete sich Chemnitz durch Leinweberei und Bleicherei aus, wozu im 15. Jahrhundert noch die durch Niederländer eingeführte Tuchmacherei kam. Aber der 30jährige Krieg zerstörte wie den Wohlstand mancher anderen, so auch den dieser Stadt, und noch vier Jahrzehnte nach dem westphälischen Friedensschluss zählte sie kaum 5000 E. Mit Ende des 17. Jahrhunderts jedoch that Chemnitz einen glücklichen Griff, indem es früher, als andere deutsche Städte, die Verarbeitung der Baumwolle im Grossen begann und sich so einen grosser Steigerung fähigen Erwerbszweig verschaffte. Nun begann eine emsige Thätigkeit. Tausende von Händen rührten sich, um mittelst der Spindel – später benutzte man dazu die Handmühlen mit je 10 bis 30 Spulen – den Baumwollenfaden herzustellen und mittelst des Weberschiffleins das erhaltene Garn zu Barchent (1715), Musselin (1725) und Kattun zu verweben. Man kann behaupten, dass 50 Jahre nach Betreten der neuen industriellen Bahn in und um Chemnitz 2000 Handstühle in Thätigkeit waren. Dazu kam, dass sich schon 1728 zu der Weberei die Strumpfwirkerei gesellt hatte, wenn diese ihre grosse Bedeutung auch erst gewann, als es dem148 Kaufmann Esche in Limbach (1776) gelungen war, den von dem Engländer Lee erfundenen Strumpfwirkerstuhl nachzubauen. (S. o. Seite 22).
Allein der grossartige Aufschwung, welchen sammt stufenmässiger Entwickelung wir heute an Chemnitz und dessen Industrie gewahren, datirt erst von Beginn dieses Jahrhunderts. Ausser dem rüstigen Fleisse und der unverwüstlichen Thatkraft der Bewohner trugen dazu folgende 5 Ursachen bei:
1) Die Ersetzung der Handarbeit durch Maschinen, wodurch eine raschere Produktion ermöglicht wurde.
2) Die von Napoleon 1806 angeordnete Kontinentalsperre, welche wenigstens für einige Zeit Chemnitz von seinem gefährlichsten Rivalen, von England, befreite.
3) Die Benutzung der Dampfkraft, wodurch der Industrie ein ganz neuer Motor zugeführt wurde.
4) Der Anschluss Sachsens an den Zollverein, welcher (1834) den Chemnitzer Fabrikaten ein weites Absatzgebiet eröffnete, und
5) Die Anlegung von Eisenbahnen, wodurch Chemnitz zum Centralpunkte Sachsens erhoben und nach allen Richtungen hin mit bequemen Handelsstrassen versehen wurde.
Unter den Chemnitzer Industrien, die sich indess nicht auf die Stadt beschränkt, sondern auch in die Umgegend verbreitet haben, steht nach wie vor die Bearbeitung der Baumwolle oben an. Man unterscheidet drei dahin einschlagende Branchen: Spinnerei, Weberei und Strumpfwirkerei.
Als man bei Beginn dieses Jahrhunderts die 1775 von dem Engländer Richard Arkwright erfundene149 Spinnmaschine bei und in Chemnitz einführte, da wurden die üblichen Baumwollenräder und Handmaschinen zur Ruhe gewiesen und für den Augenblick Tausende von Arbeitern brodlos gemacht. Aber die Zahl der Spinnmühlen nahm mit der Zeit zu, indem man die Wasser der Zschopau, der Flöha, des Wilischbaches u. s. w. zum Treiben der Spindeln benutzte und, wo die Wasserkraft nicht genügte oder fehlte, später auch die Dampfkraft anwandte. So hat Sachsen nach und nach über 250 Spinnereien – die grösste ist die Aktienspinnerei in Chemnitz – mit 1,200,000 Spindeln erhalten und beschäftigt nun bei der Maschinenspinnerei mehr Arbeiter, als sonst beim Handgespinnst thätig waren. – Die enorme Leistungsfähigkeit der Spinnmühlen hat zugleich Chemnitz zum Sitz eines grossartigen Garnhandels gemacht.
An die Spinnerei schliesst sich naturgemäss die Weberei an, die als Hausindustrie und Fabrikindustrie betrieben wird, wenn auch die neuere Zeit immermehr letzterer den Vorzug zu geben scheint. Grosse Fortschritte sind in der Weberei durch Anwendung des Jaquardstuhles gemacht worden, weil dieser mittelst künstlicher Mechanismen allerlei Muster und Figuren in die Zeuge zu weben vermag. Der Verbrauch der hierbei nöthigen Pappdeckel, deren Löcher das Muster vorzeichnen, ist so gross, dass die »Kartenschläger« in Chemnitz eine besondere Arbeiterklasse bilden. Dazu kommt noch, dass man jetzt mechanische Webstühle construirt, bei denen die Schifflein ohne Beihülfe der Menschenhand hin- und herfliegen und rasch und präcis arbeiten. – Während Chemnitz früher fast nur Kattun und Buntwaaren lieferte, so fertigt es seit Einführung150 des Jacquardstuhles auch prächtig-gemusterte Möbelstoffe, Tischdecken und Tücher.
Die Weberei rief wiederum die mit ihr in Zusammenhang stehenden Färbereien, Appreturanstalten und Druckereien hervor. Im Zeug- und Kattundruck wird die Menschenhand gleichfalls von der Maschine bekämpft. Und wie beim Buchdrucken die Handpresse vor der Schnellpresse das Feld räumen musste, so wird im Zeugdruck bald auch die Handarbeit durch die Maschinenarbeit verdrängt sein.
Die Strumpfwirkerei wird zwar in Chemnitz selbst nicht mehr betrieben, hat sich vielmehr nach dem umliegenden Gebiet gewandt, so dass fast in allen Orten von Zschopau bis Waldenburg und von Lössnitz bis Mittweida das eigenthümliche Schnarren des Wirkerstuhles ertönt. Nichts desto weniger ist Chemnitz für das gelieferte Fabrikat der Hauptstapelplatz; denn dieses kommt zum grössten Theile von hier in den Handel. – Auch in der Strumpfwirkerei sucht man die Handstühle durch Strumpfmaschinen, sogenannte Rundstühle, zu ersetzen, weil diese ihre Maschen ohne Unterbrechung knüpfen und darum schneller produciren.
Ein zweiter wichtiger Industriezweig, welchen Chemnitz bei sich heimisch gemacht hat, ist der Maschinenbau. Des Ortes grosser Bedarf an Spinn- u. Webemaschinen forderte dazu auf, ihre Herstellung nicht auf immer dem Auslande zu überlassen. Und so wurde denn 1826 die Maschinenfabrikation begonnen und nach und nach durch Rührigkeit, Ausdauer und Intelligenz zu voller Blüthe entwickelt. Die Stadt hat jetzt mehr als 50 Werkstätten und fertigt darin alle Arten von Maschinen:151 als Lokomotiven, Locomobilen, Kalorische Maschinen, Spinnmühlen, Rundstühle, Förderzeuge für Bergwerke, Pumpwerke, Feuerspritzen, Nähmaschinen, Werkzeugmaschinen, landwirthschaftliche Maschinen und dergl. mehr. Das Verzeichniss aller in Chemnitz gebauten Maschinen füllt mehrere Bogen und wird nichts Wichtiges aus der bezüglichen Branche vermissen lassen. Am grössten und vielseitigsten ist die Sächs. Maschinenbau-Anstalt (früher Richard Hartmann). Selbst dem, welcher an anderen Orten bereits Etablissements ähnlicher Art gesehen hat, ist ihr Besuch anzurathen. Was wird da geschmolzen und geschweisst, gefeilt, geschliffen und polirt! Was sind da für Bohr- und Stossapparate, für Drechsel- und Hobelmaschinen in Thätigkeit! Wird doch durch sinnreiche Mechanismen das Eisen hier mit einer Leichtigkeit bearbeitet, als wäre es weiches Holz! Am meisten staunt man aber über die Ruhe und Sicherheit, mit welcher all' diese cyklopischen Kräfte angestellt und geleitet werden. Unter den Tausenden von Beschäftigten verrichtet Jeder, unbekümmert um den Nachbar, nur seine eigene, besondere Arbeit, und dennoch entsteht, wenn ein Beauftragter die vielerlei Stücke und Stangen, Walzen und Räder, Schrauben, Nieten und Nägel planmässig mit einander verbindet, ein Werk, das von einem einzigen Manne gearbeitet zu sein scheint. Wer am Maschinenbau Interesse hat, thut wohl, auch den andern Anstalten, besonders der Chemnitzer Werkzeug-Maschinen-Fabrik (früher Zimmermann) einen Besuch zu machen.
Neben den vier genannten Hauptindustrien besitzt Chemnitz noch viele andere ansehnliche Fabriken: wie Wachstuch-, Blumen-, Lampen-, Regenschirm-,152 Spielkarten- und Harmonikafabriken, dann Drahtflechtereien, Nagelmaschinen und chemische Fabriken. »Ueberhaupt führt« – um mit dem Verfasser der Lebensbilder vom Sächs. Erzgebirge zu reden – »das Chemnitzer Adressbuch die reichste Musterkarte von Geschäften. Vom Bandage- und Billardfabrikanten geht es durch die Cigarre u. s. w. bis zum Zwirn fast durch alle Buchstaben des Alphabets.«
Durch dies Alles ist Chemnitz zum Mittelpunkte des industriellen Erzgebirges geworden. Wie der Körper vom Herzen die belebenden Pulsschläge erhält, so empfängt von Chemnitz aus der Gewerbfleiss unserer Gaugenossen die befruchtenden Anregungen. Die Stadt spart aber auch nicht Kosten, Mühen und Einrichtungen, um sich auf der Höhe ihrer Sendung zu behaupten. Dafür zeugen ihre technischen Schulen und die für Belebung und Veredelung der Industrie gestifteten Vereine. Denn Chemnitz hat eine höhere Gewerbschule, eine Webschule, eine Baugewerken- und Werkmeisterschule, eine Handelsschule und eine Sonntagsschule, welche sämmtlich für die Jugend bestimmt sind, und daneben den »Industrieverein«, die Permanente Ausstellung und die Kunsthütte, welche auf die Erwachsenen wirken sollen. – Möge Chemnitz auch fürder gedeihen! das der Wunsch, mit dem wir von des Erzgebirges industrieller Hauptstadt scheiden.
Von Geyer (s. o. S. 94) wandert man ins Thal der Greifenbach und dann an der »Gifthütte« vorbei nach Hormersdorf (1311 E.); um sich hier links153 nach Dorf-Chemnitz (1050 E.) zu wenden, von woaus die Strasse über Brünlos (831 E.) nach Stollberg führt. Der Weg von Stollberg nach Stadt Chemnitz geht über Pfaffenhain und Neukirchen (3322 E.), wird aber besser mit Post, denn zu Fusse zurückgelegt. Freunde des Kohlenbergbaues werden von Stollberg aus die Lugauer-Niederwürschnitzer Kohlenwerke besuchen und sich dann erst nach Chemnitz begeben. Im Ganzen zählt die Würschnitzer Gegend 14 Schächte, von denen jährlich über 3 Millionen Ctr. Kohlen ausgebracht werden. Das mächtigste, wohl 40´ starke Flötz befindet sich im Hedwigschacht bei Oelsnitz, freilich in einer Tiefe von 2000´. Die »Neue Fundgrube« bei Lugau, welche 1867 einstürzte und über 100 Menschen verschüttete, wird jetzt erst wieder aufgewältigt. – Die Würschnitzer Kohlenfelder sind durch Eisenbahn mit Chemnitz verbunden.
Stollberg, Stadt a. d. Gablenz, 1285´ ü. M. mit 5788 E. Nächst Chemnitz Hauptort für das Strumpf-Geschäft. – Auf dem nahen Schlosse Hoheneck befindet sich seit 1864 eine Strafanstalt für Frauen.
Chemnitz, s. R. XXXIII. S. 145.
Von Zschopau (s. o. S. 88) fährt man mit der Eisenbahn, immer den gleichnamigen Fluss entlang, bis Erdmannsdorf (1079 E.). Hier verlässt man den Zug, um gleich hinter dem Bahnhofe, in angenehmem Waldthale (nicht auf der Chaussee!)154 nach Stadt Schellenberg und der darüber thronenden Augustusburg emporzusteigen. Diese gewährt von ihrer nordwestlichen Zinne eine wundervolle Umschau, indem der Blick über freundliche Ortschaften, lachende Fluren und grüne Wälder dahinschweift und ebensowohl den Kamm des Obergebirges mit den verschiedenen Gipfeln, als die Gegenden des Niederlandes mit dem Rochlitzer- und Kolmberg trifft! Das Schloss, von 1568–72 erbaut, besteht aus vier genau nach den Himmelsgegenden gelegenen Häusern (dem Sommer-, Küchen-, Linden- und Hasenhaus) und enthält 1 Kapelle, 5 Säle, über 150 Zimmer und Kammern und 25 Keller. Die Kapelle ist im byzantischen Style ausgeführt und besitzt ein Altargemälde von Kranach dem Jüngern. Sehenswerth sind auch der 300 Ellen tiefe Schlossbrunnen, eine uralte Linde und der frühere Bärenzwinger.
Von der Burg begiebt man sich, auf ihrer hinteren, d. i. westlichen Seite herabsteigend, über den Kunnerstein, welcher wegen der prächtigen Aussicht auf das Zschopauthal gern besucht wird, zurück nach Erdmannsdorf, um mit dem Dampfwagen nach Niederwiesa (722 E.) zu fahren und dann zu Fusse nach Lichtenwalde zu gehen. Ein schönerer Schlosspark als der von Lichtenwalde ist in ganz Sachsen nicht zu finden. Er ist terassenförmig und im französischen Geschmack angelegt und erstreckt sich über lauschigen Thalgrund wie über freiere Höhen. Wundervoll sind die langen Lindenalleen, ehrwürdig die Gruppen von Eichen, reizend die Baumgänge unter Buchengezweig. Auch wenn die Wasserkünste nicht gehen – gewöhnlich sind sie nur zu Pfingsten und Johannis in Thätigkeit – wird man sich155 von Lichtenwalde erquickt und gehoben fühlen. Dazu ist in der Nähe noch eine interessante Partie. Jenseits der Zschopau trifft man auf den Harrassprung, welcher von der Sage und Poesie so verherrlicht worden ist. Man gedenkt bei ihm um so lieber der besungenen Mähr', weil des Flusses Felsenrand und das winkende Schloss das Wagniss des Ritters[20] verstehen und würdigen lehren. – Nun geht man an der Zschopau abwärts bis Frankenberg, besichtigt die Stadt und fährt dann mit der Bahn nach Hainichen, womit das Tagesziel erreicht ist.
Schellenberg, Stadt, 1550´ ü. M., mit 1943 E. Treibt neben Feldwirthschaft etwas Woll- und Baumwollweberei.
Frankenberg, Stadt a. d. Zschopau, 812´ ü. M., mit 9408 E. Hat viel Fabriksthätigkeit in baumwollenen, halbwollenen und mit Seide gemischten Stoffen; auch Damastweberei. – Etwas unterhalb Frankenberg thront an der Zschopau das malerische Felsenschloss Sachsenburg, zu welchem eine in Stein eingehauene Treppe von 180 Stufen emporführt.
Hainichen, Stadt a. d. kleinen Striegis, 950´ ü. M., mit 7713 E. Ist der Mittelpunkt einer lebhaften Flanellindustrie, zu welcher die Garne in der Stadt und Umgegend gesponnen werden. In der Nähe etwas Kohlenbergbau. Hainichen ist Geburtsort des Dichters Gellert († 1769); an ihn erinnert156 ein Denkmal auf dem Markte und ein nach ihm benanntes Rettungshaus.
(Eisenbahnroute.)
Von Chemnitz fahren wir mit dem Dampfwagen durch Niederwiesa nach Flöha, dann in vielen Windungen, wobei Einschnitte, Dämme und Brücken nicht fehlen, das Flöhathal hinauf nach Falkenau (1019 E.) und von da hinüber nach Oederan. Hier verlassen wir den Zug, um der Stadt und der hinter ihr gelegenen Schönerstädter Höhe einen Besuch abzustatten. Später fahren wir mit der Eisenbahn weiter und gelangen über Frankenstein (541 E.) und Kleinschirma (505 E.) nach Freiberg, der alten Berghauptstadt, welche den Schlusspunkt unserer Routen bilden soll. – Wer Freiberg und Umgegend genau kennen lernen will, muss zwei Tage darauf verwenden; soll dabei die interessante »Grabentour« (s. o. T. XI. S. 45) gemacht werden, so ist noch ein Tag mehr nothwendig.
Oederan, Stadt am Hölzelbache, 1144´ ü. M., mit 5997 E. Hat ansehnliche Weberei, besonders Flanell- und Tuchfabrikation. In der Nähe die aussichtsvolle Schönerstädter Höhe und etwas weiter, in einer Abzweigung des Flöhathales, der schauerliche, düstere Höllengrund.
Freiberg, Stadt am Münzbach, 1284´ ü. M., mit 20,566 E. Ist Mittelpunkt des erzgebirgischen Silberbergbaues und lässt sofort erkennen, dass der Bergbau die Grundlage seines socialen Lebens ist. Zu ungewohnter Stunde vernimmt man das Geläute157 der Heuerglocken, welches den Knappen zur Schicht ruft. Man trifft Kaufläden mit Bergmanns-Kleidern, Bergmanns-Geräthen und Markscheide-Instrumenten; von den Buchhandlungen sind fast ausschliesslich bergmännische Schriften und Bilder ausgestellt; auf der Strasse ist von den Begegnenden fast jeder Dritte ein Bergmann, Bergstudent oder Bergbeamter; man hört die Titel: Oberkunstmeister, Bergwardein, Hüttenraiter und Viceeinfahrer und wird vorwiegend mit: »Glück auf!« begrüsst. An Alterthümlichem hat sich die Stadt manches bewahrt. Ausser dem Schloss, dem Rathhaus und den Kirchen sind dazu die Reste der Ringmauer und mehrere steilgiebelige, vielfensterige, hie und da mit bergmännischen Symbolen versehene Häuser zu rechnen. Am Interessantesten ist der Dom. Er enthält die goldene Pforte, welche allgemein als Meisterwerk des romanischen Styls gilt. Sie ist ein Ueberbleibsel der alten, im Jahre 1484 durch Feuer zerstörten Marienkirche, an deren Stelle der Dom in seiner jetzigen Gestalt erbaut wurde. Ausserdem befindet sich darin eine Begräbnisskapelle, in welcher die protestantischen Fürsten der albertinischen Linie, von Heinrich d. Frommen († 1541) bis Johann Georg dem Vierten († 1694) bestattet worden sind. (Die früheren sächsischen Fürsten ruhen in Altenzelle und Meissen, die späteren in Dresden.) Unter den vorhandenen Grabmälern ragt das des Kurfürsten Moritz hervor: es ist ihm von seinem Bruder August gesetzt worden und soll 80,000 Dukaten gekostet haben. In dem Kreuzgange der Kirche schlummert der grosse Mineralog Werner, einst die Zierde der Bergakademie. Die Orgel des Domes ist von Silbermann und hat 45158 klingende Stimmen. Das Haus, in welchem Silbermann das Meisterwerk gebaut hat, ist seit 1864 durch eine Marmortafel bezeichnet. Aus dem Schlosse Freiheitstein, in welchem einst Herzog Heinrich d. Fromme Hof hielt und 1521 Kurfürst Moritz geboren wurde, hat man ein Magazin gemacht. Von herrlichen Baum-Anlagen umgeben, die sich überhaupt um die ganze Stadt herumziehen, steht vor dem Kreuzthore die Bronce-Büste des Mineralogen Werner und vor dem Petersthore das sogenannte Schwedendenkmal. Auf dem Markt bezeichnet ein Stein die Stelle, wo Kunz von Kaufungen am 14. Juli 1455 hingerichtet wurde, und im nahen Rathhause verwahrt man ein Stück der Strickleiter, mit welcher er das Altenburger Schloss erstieg. Das Gebäude der Bergakademie (Letztere 1765 durch Prinz Xaver gegründet) enthält ausser den Hörsälen und Laboratorien mehrere auf das Bergwesen bezügliche Sammlungen. – Die Umgebung Freibergs, mit ihren Hallen und Zechenhäusern, stimmt ganz zu dem Bilde der Bergstadt. Im Ganzen aber erscheint die Landschaft etwas kahl, wie denn die erzgebirgischen Schächte und Stollen fast alle in reizloser Gegend gelegen sind. Schon oberirdisch enthalten die Berggebäude manches Interessante. Man trifft da die Anstalten zur Hebung der Wasser und zur Förderung der Erze und bemerkt neben einfachen Haspeln allerlei Göpel und künstliche Maschinen. Am meisten aber bieten die Gruben unterirdisch. Man staunt über die »Teufen«, in welche der Mensch zu dringen vermag, sieht, wie der Bergmann minirt und mit Erfolg den Erzadern, welche sich oft neckisch verstecken, nachspürt. Darum ist jedem Reisenden die Befahrung einer Freiberger Erzgrube anzurathen –159 am geeignetsten dazu erscheint die »Himmelfahrt« –: er wird dadurch die grossartige Betriebsorganisation des Silberbergbaues kennen lernen und überhaupt Anschauungen und Eindrücke gewinnen, welche sich nicht wieder verwischen. Doch dürfen desshalb die andern montanistischen Werke über Tage, die Scheidebänke, Pochwerke, Erzwäschen und besonders die Obermuldener Schmelzhütten, nicht vernachlässigt werden; in ihrer Gesammtheit gewähren sie dem Laien unendlich viel Neues und dem Fachmann reiche Gelegenheit zu fruchtbarem Studium. – Auch die Altväterwasserleitung verdient, obschon sie nicht mehr benutzt wird, einen Besuch, denn ihre noch stehenden Pfeiler beweisen, dass durch sie, wie zu Zeiten der Römer, das Wasser von einem Berg zum andern übergeführt wurde. Das Amalgamirwerk zu Halsbrücke, in welchem das Silber mit Hülfe des Quecksilbers gewonnen wurde, ist eingegangen, weil die neuere Hüttenchemie bequemere und billigere Mittel besitzt, den Erzen das edle Metall zu entlocken. Erwähnenswerth aber bleibt, dass für dieses Werk im Jahre 1827 die erste Gasbeleuchtung in Sachsen eingerichtet worden ist.
Für Freiberg ist schon seit Langem der Bergbau Hauptnahrungszweig, doch hat es auch andere gewerbliche Etablissements, die zum Theil mit den montanistischen Wesen zusammenhängen: so ein Arsenikwerk, eine Pulverfabrik, eine Schrotfabrik, eine Fabrik leonischer Gold- und Silberwaaren, eine Eisengiesserei, eine Flachsspinnerei und eine Portefeuillefabrik.
Geschichtliches. – Die Stadt Freiberg verdankt ihre Entstehung dem Bergbaue. Die Sage meldet darüber Folgendes: »Im Jahre 1169 führten160 Fuhrleute aus Goslar Salz von Halle durch die Markgrafschaft Meissen nach Böhmen. In der nachherigen Freiberger Gegend legten die Räder ihrer Wagen ein Stück glänzenden Gesteines blos, das sie mit gen Goslar nahmen. Als es sich hier als bauwürdiges Silbererz auswies, wanderten Bergleute vom Harz nach dem Fundort.« Wahrscheinlicher dagegen ist, dass die Sorben schon früher Bergbau im oberen Erzgebirge getrieben hatten und man um das genannte Jahr nur wieder reichere Anbrüche machte, wodurch zahlreiche Ansiedler von allen Seiten herbeigelockt wurden. So entstand der Ort Christiansdorf, welches der Markgraf Otto der Reiche im Jahre 1181 zu einer Bergstadt und Feste erhob, der er den schönen Namen Freiberg gab. Da die erschürften Silbergänge sich sehr ergiebig zeigten, so wurde die neue Stadt bald der werthvollste Besitz der Wettinischen Fürsten. Aber es fanden sich auch Neider. Zweimal versuchten deutsche Kaiser (Heinrich VI. und Adolph v. Nassau) das sich rasch vergrössernde Freiberg zum Eigenthum des Reiches zu machen; allein die Bürger hielten zu ihrem angestammten Landesfürsten und machten die Anschläge jener zu Nichte. Für solche Treue verdienten und fanden die Einwohner vielfache Gunst. Reich mit Freiheiten begabt und durch immer grösseren Bergsegen beglückt, erhob sich die Stadt zur ersten im Meissnerlande, so dass sie bei Beginn des 16. Jahrh. 70,000 Einwohner zählte. Allein der 30jährige Krieg knickte die Blüthe der Stadt. Wiederholt von den Kaiserlichen und Schweden[21] belagert, widerstand161 sie zwar der Eroberung, musste aber geschehen lassen, dass ihre sämmtlichen Vorstädte und mehrere Strassen der Innenstadt durch Feuer zerstört wurden. Am Ende des Krieges besass sie kaum noch den zehnten Theil ihrer früheren Einwohner und dazu waren die meisten ihrer Gruben in Verfall gerathen oder ganz zum Erliegen gekommen. Langsam erholte sich die Stadt von solchem Schlage, doch die vormalige Grösse hat sie nie wieder erlangt. Auch ist sie später nicht ohne Kriegsdrangsal geblieben. Im Jahre 1762 wurde des 7jährigen Krieges letzte Schlacht bei Freiberg (durch Prinz Heinrich) geschlagen, und in den deutschen Freiheitskriegen ist die Stadt, welche wegen der Silbergruben als sehr reich galt, durch Einquartierung und Kontribution arg betroffen worden.
Wenn auch Freiberg heute an Wohlstand und Bevölkerung hinter seiner Blüthezeit zurücksteht, eines hat es sich bewahrt: den Vorrang im Berg- und Hüttenwesen. Zu dieser Ueberlegenheit haben mehrere Umstände beigetragen. Zunächst die Tüchtigkeit der erzgebirgischen Knappen. Sie sind fleissig und anstellig, ehrlich und genügsam und besitzen, da sie einem besondern Stand mit eigener Verfassung, eigener Tracht u. eigener Sprache angehören, Standesgefühl, Selbstachtung und kameradschaftlichen Sinn. Die Stufenleiter unter den Bergleuten[22] ist seit Alters geregelt. Zuerst wird Einer Scheidejunge, darnach Grubenjunge, weiter avancirt er zum Ausläufer und mit dem Lehrhäuer oder Bergknecht162 ist die erste wichtige Staffel erreicht. Nachdem er als solcher sieben Jahre gearbeitet und sein »Probegeding« bestanden hat, wird er Doppelhäuer und damit wirklicher Knappe. Ausser den eigentlichen Bergleuten giebt es auch noch Mauer- und Zimmerlinge. Die Ganghäuer müssen die Bergschule besucht haben und können sich zu Steigern emporschwingen. Auch unter den Bergbeamten ist die Rangordnung genau festgestellt. Dazu bilden die Genossen jedweden Reviers eine Knappschaft, welche durch Stärkung des religiösen Sinnes, Ueberwachung der Sitten und Aufrechthaltung einer straffen Mannszucht, den Einzelnen bei beruflicher und sittlicher Tüchtigkeit zu erhalten sucht, so dass der sächsische Knappe jedem anderen Knappen ebenbürtig, wenn nicht überlegen ist. – Ferner hat zur Hebung des Freiberger Bergbaues beigetragen, dass die fast zu Tage liegenden Silberadern bald erschöpft waren. Man musste nun in die Tiefe dringen und, um dies mit Vortheil thun zu können, den Bau der Gänge und der Erdrinde überhaupt erforschen. Als neue Aufgabe wuchs hierbei die Bezwingung der Grubenwässer heran; denn je tiefer man in den Schoos der Erde hinabsteigt, desto mehr schiessen sie von allen Seiten herzu. Und gerade in Bewältigung des Wassers durch das Wasser haben sich die Freiberger vielleicht ihre grössten Triumphe errungen. Was anderwärts der Dampf oder die kostbare Menschenhand besorgt, das muss hier meist das oberirdische Wasser verrichten. »Das Bächlein, das eben in einem Pochwerke thätig war, muss alsbald wieder das Wasserrad einer Pumpe treiben; von diesem fällt es in den Schacht hinab auf ein zweites und drittes Rad, und kaum durch einen Stollen163 entlassen, arbeitet es aufs Neue in einer andern Grube. Kein Gewässer darf müssig schlendern. Sind die einzelnen Gefliesse zu schwach und unbeständig, so werden sie in Sammelteichen aufgestaut und aus diesen wird den einzelnen Gruben ihr Bedarf nach wöchentlichen Rädern zugemessen. Ueber die Vertheilung dieser Wasserschätze wird jährlich genaue Rechenschaft abgelegt.« – Weiter wirkte auf das Freiberger Bergwesen günstig ein, dass die in der Tiefe gebrochenen Erze nicht reich an Silber waren. Man musste deshalb darauf bedacht sein, auch ärmere Erze zu verhütten, und darum mechanische Mittel ersinnen, das edle von dem tauben Gestein zu sondern. In dieser Beziehung hat man es soweit gebracht, dass man jetzt Gangmasse benutzt, bei der aus 100 Ctr. Gestein nur 5 Lth. Metall gewonnen werden. Dem sächsischen Bergmanne ward eben sein Leben schwer gemacht; doch gerade die Schwierigkeiten spornten ihn an, mit Erfolg seine geistige Kraft zu zeigen. Heute liefern die Freiberger Gruben einen jährlichen Ertrag von 1½ Million Thalern, also aus den geringeren Erzen mehr, denn früher aus den reichsten Anbrüchen. – Endlich wurde die Bedeutung Freibergs durch Gründung der Bergakademie wesentlich erhöht. Nunmehr waren hier Theorie und Praxis mit einander verbunden und auf kleinem Raum in Wechselwirkung gestellt. Darum wird Freiberg von Studirenden[23] fast aller Kulturvölker besucht; erhalten dieselben hier doch nicht nur Unterricht in der Bergwissenschaft, sondern durch den umfassenden, trefflich organisirten Silberbergbau und den164 grossartigen Hüttenbetrieb zugleich auch eine nirgends so wiederzufindende Gelegenheit zur praktischen Ausbildung.
Freiberg besitzt unter allen sächsischen Städten den grössten Weltruf. Ueberall wo Bergbau getrieben wird: auf dem Ural wie in den Gebirgen Spaniens, auf den Cordilleren wie in den Minen Mexiko's ist der Name der erzgebirgischen Berghauptstadt bekannt.
Fett gedruckte Zahlen deuten auf die Hauptbeschreibung hin.
Druck von J. H. Hollstein in Buchholz.
[1] Der Cours der österreichischen Banknoten steht in der Leipziger Zeitung und ist schon seit langer Zeit unter pari; wird er z. B. mit 85½ notirt, so nimmt man 85½ × 2 = 166; d. h. die 1 Guldennote gilt 166 sächsische Pfennige = 16 Ngr. 6 Pf.
[2] Die am häufigsten vorkommenden Metalle sind: Silber, Blei, Zinn und Eisen; sodann Kobalt, Antimon, Arsenik, Mangan, Wolfram und Uran.
[3] Von den seit 1863 durch die sächsische Regierung errichteten meteorologischen Stationen befinden sich im Erzgebirge: Tharandt, Grüllenberg, Freiberg, Chemnitz, Zwickau, Flauen, Elster, Annaberg, Rehefeld, Georgengrün, Reitzenhain und Oberwiesenthal.
[4] Scherzhaft sagt man: »auf sechszehn Tassen funfzehn Bohnen«.
[5] Vergleiche: »Die slavischen Ortsnamen des Erzgebirges« von Oberlehrer Immisch. Programm der Annaberger Realschule vom Jahre 1866.
[6] Der Kaufmann August Eisenstuck (ehemaliger Chef der bekannten Eisenstuck'schen Handlung in Annaberg) hat dieser Wohlthäterin des Gebirges im Jahre 1834 ein Denkmal auf dem Gottesacker zu Annaberg errichten lassen; sein Nachfolger Carl Hohl sen. entdeckte von ihr im grünen Gewölbe zu Dresden einen kleinen, in Elfenbein geschnittenen Kopf und liess darnach ein wohlgelungenes Bild herstellen, von welchem Photographien in den Annaberger Buchhandlungen zu haben sind.
[7] Er ist meist das Ziel, »wenn«, wie es scherzhaft heisst, »der Dresdener in die Bombluth geht«, und wird von der Residenz aus überhaupt viel besucht.
[8] Teplitz kommt von teply = warm und heisst etwa Warmbad.
[9] Aus Scharfenstein stammte der vielgenannte Wildschütz Stülpner.
[10] Von einer Bauernfrau, Gewerkin bei »Himmlisch Heer«, wird erzählt, dass sie sich täglich in theurem Weine gebadet habe.
[11] Ueber Adam Riese und dessen »Coss« vergl. die Programme der Annaberger Realschule von 1855 u. 1860.
[12] Ein Grenzstein aus jener Zeit ist noch an dem alten Wege von Königswalde nach Buchholz, zwischen der Weiperter Chaussee und dem Himmlischheerer Schacht zu sehen.
[13] Der Flossgraben ist 1564–66 von dem Annaberger Rathsherrn Georg Oehder, einem Schwager Melanchthons, abgemessen und angelegt worden. Fast in der Mitte des Einschnitts, welchen der Flossgraben zwischen Morgensonne und Pöhlberg durchzieht, befindet sich rechts, nach der Chaussee zu, ein Stein mit der Inschrift: G. Ö. und erinnert so an den Erbauer.
[14] Die aufgefundene Masse wog 276 Pfd.; der grösste Theil davon ist nach Prag und Wien gebracht worden; das elbogner Stück hält 36½ Pfd.
[15] Zur Zeit des Prinzenraubes war Schwarzenberg noch böhmisch; erst 1459, bei Vermählung Albrechts mit Sidonie von Böhmen, fiel es an die Mark Meissen; Kunz v. Kaufungen war daher am Fürstenberge der böhmischen Grenze schon sehr nahe gewesen.
[16] Bernsbach bereitet auch Feuerschwamm, wozu das Rohmaterial aus den Karpathen bezogen wird.
[17] Jährlich werden wohl 100,000 Schock Darmsaiten geliefert, wozu das Material allerorts her, besonders aus Ungarn und Dänemark, bezogen wird.
[18] Neueren Nachrichten zufolge wird in nächster Zeit von einer Privatgesellschaft oder dem Staate die Eisenbahn von Aue nach Jägersgrün gebaut und dadurch der Wunsch Eibenstocks befriedigt werden.
[19] Bockwa wurde durch den Kohlenbergbau zum reichsten Dorf Sachsens, ja vielleicht Deutschlands. Es hat eine prächtige Schule und eine noch prächtigere Kirche; seine Häuser gleichen eher grossstädtischen Palästen als ländlichen Wohnungen.
[20] In der Kirche zu Ebersdorf, wohin Lichtenwalde eingepfarrt ist, befindet sich des Harras Bildniss und ein Hufeisen seines Pferdes. Allda sind auch aufbewahrt: die Kleider der geraubten Prinzen Ernst und Albert und die Kutte des Köhlers, welcher Albert befreite.
[21] An die letzte Belagerung der Schweden (1642–43) erinnert das schöne »Schwedendenkmal« vor dem Petersthore.
[22] Die Bergleute zerfallen auch in Bergleute vom Leder und Bergleute von der Feder; jene besorgen die eigentlichen Grubenarbeiten, diese die nöthigen Schreibereien.
[23] Freiberg's berühmteste Zöglinge sind: Leopold v. Buch und Alex. v. Humboldt.
Verlag von Hermann Graser in Annaberg.
Album der Chemnitz-Annaberger Staatseisenbahn. | |
Malerische Ansichten, 16 Lithographien, gr. 4.° | |
2 Thlr. 20 Ngr. | |
–– Color. Ausgabe | 4 Thlr. 10 Ngr. |
Einzelne Blätter aus dem Album: Annaberg, Buchholz, Wiesenbad, Wolkenstein, Zschopau, Augustusburg, Scharfenstein, Erdmannsdorf und andere, | |
schwarz | à 7½ Ngr. |
colorirt | à 12½ Ngr. |
Album von Annaberg und Buchholz. | |
6 Photolithogr. | – Thlr. 15 Ngr. |
– – Grosse Ausgabe, 6 Photogr. | 2 Thlr. |
Totalansicht von Annaberg. Lithographie | 1 Thlr. |
– – – en gouache gem. | 3 Thlr. |
Totalansicht von Buchholz. Lithographie | 1 Thlr. |
– – – en gouache gem. | 3 Thlr. |
Panorama von Annaberg-Buchholz. Lith. | 1½ Thlr. |
Ansichten von Annaberg, Buchholz u. Umgegend. | |
Photographien in Visitenkartenformat | à 3 Ngr. |
Buchholz, J. H. Hollstein.
Weitere Anmerkungen zur Transkription
Die Höhenkarte (Teil 1) wurde ans Ende verschoben.
Offensichtlich fehlerhafte Zeichensetzung wurde stillschweigend korrigiert.
Korrekturen:
S. IV: Nenes → Neues
und das Neue bald wieder ein Neues gebiert
S. VIII: Netschkau → Netzschkau
Herlasgrün, Netzschkau und Reichenbach nach Zwickau
S. 12: zn → zu
aus Urgebirge bestehenden Gipfel sind zu nennen
S. 15: Umgegsnd → Umgegend
Die Vegetationsverhältnisse von Annaberg und Umgegend
S. 24: Strik → Strick
durch die Strick- und Nähmaschine
S. 27: 12 → 14
14. Baudenkmäler
S. 29: Hinterzinnnwald → Hinterzinnwald
Vorder- u. Hinterzinnwald nach Altenberg.
S. 39: Jrfersgrün → Irfersgrün
zu Fuss über Irfersgrün
S. 66: preussiche → preussische
Unterdessen hatte sich der preussische General Kleist genähert
S. 67: französichen → französischen
fällt dem französischen Korps in den Rücken
S. 73: entpringt → entspringt
Altenberg entspringt die rothe Weisseritz
S. 98: Zchopau → Zschopau
welche Zschopau und Pressnitz mit einander bilden
S. 101: Jn → In
In der Sakristei selbst
S. 103: hei → bei
man bei seinem hundertjährigen Geburtstage
S. 104: Gesellchaften → Gesellschaften
ganze Gesellschaften von klöppelnden Frauen
S. 110: Chaussehaus → Chausseehaus
an dem Kunnersdorfer Chausseehaus
S. 122: Posamentierei → Posamentirerei
Treibt Posamentirerei und Schuhmacherei
S. 135: Zchorlau → Zschorlau
über Zschorlau, Burkhardtsgrün und Sachsengut
S. 152: Drathflechtereien → Drahtflechtereien
dann Drahtflechtereien, Nagelmaschinen
S. 153: uud → und
Frankenberg und Hainichen
S. 155: Zchopau → Zschopau
Jenseits der Zschopau trifft man
S. 157: je der → jeder
fast jeder Dritte ein Bergmann
S. 160: Eürsten → Fürsten
werthvollste Besitz der Wettinischen Fürsten
Fußnote 12: Wort zu eingefügt
dem Himmlischheerer Schacht zu sehen
Ansonsten wurde die unterschiedliche Schreibweise von Ortsnamen beibehalten.
End of the Project Gutenberg EBook of Wegweiser durch das sächsisch-böhmisc, by Bruno Berlet *** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK WEGWEISER *** ***** This file should be named 48853-h.htm or 48853-h.zip ***** This and all associated files of various formats will be found in: http://www.gutenberg.org/4/8/8/5/48853/ Produced by The Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net (This file was produced from images generously made available by SLUB: Sächsische Landesbibliothek - Staats - und Universitätsbibliothek Dresden at http://www.slub-dresden.de ) Updated editions will replace the previous one--the old editions will be renamed. Creating the works from public domain print editions means that no one owns a United States copyright in these works, so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. 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INDEMNITY - You agree to indemnify and hold the Foundation, the trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone providing copies of Project Gutenberg-tm electronic works in accordance with this agreement, and any volunteers associated with the production, promotion and distribution of Project Gutenberg-tm electronic works, harmless from all liability, costs and expenses, including legal fees, that arise directly or indirectly from any of the following which you do or cause to occur: (a) distribution of this or any Project Gutenberg-tm work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any Project Gutenberg-tm work, and (c) any Defect you cause. Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg-tm Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of electronic works in formats readable by the widest variety of computers including obsolete, old, middle-aged and new computers. It exists because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from people in all walks of life. Volunteers and financial support to provide volunteers with the assistance they need, are critical to reaching Project Gutenberg-tm's goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will remain freely available for generations to come. In 2001, the Project Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations. To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4 and the Foundation web page at http://www.pglaf.org. Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit 501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification number is 64-6221541. Its 501(c)(3) letter is posted at http://pglaf.org/fundraising. Contributions to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by U.S. federal laws and your state's laws. The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S. Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered throughout numerous locations. Its business office is located at 809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email business@pglaf.org. Email contact links and up to date contact information can be found at the Foundation's web site and official page at http://pglaf.org For additional contact information: Dr. Gregory B. Newby Chief Executive and Director gbnewby@pglaf.org Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide spread public support and donations to carry out its mission of increasing the number of public domain and licensed works that can be freely distributed in machine readable form accessible by the widest array of equipment including outdated equipment. Many small donations ($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt status with the IRS. The Foundation is committed to complying with the laws regulating charities and charitable donations in all 50 states of the United States. Compliance requirements are not uniform and it takes a considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up with these requirements. We do not solicit donations in locations where we have not received written confirmation of compliance. To SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any particular state visit http://pglaf.org While we cannot and do not solicit contributions from states where we have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition against accepting unsolicited donations from donors in such states who approach us with offers to donate. International donations are gratefully accepted, but we cannot make any statements concerning tax treatment of donations received from outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff. Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation methods and addresses. Donations are accepted in a number of other ways including checks, online payments and credit card donations. To donate, please visit: http://pglaf.org/donate Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic works. Professor Michael S. Hart is the originator of the Project Gutenberg-tm concept of a library of electronic works that could be freely shared with anyone. For thirty years, he produced and distributed Project Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support. Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S. unless a copyright notice is included. Thus, we do not necessarily keep eBooks in compliance with any particular paper edition. Most people start at our Web site which has the main PG search facility: http://www.gutenberg.org This Web site includes information about Project Gutenberg-tm, including how to make donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks.