The Project Gutenberg EBook of Gampe's Erzgebirge mit Einschluss der
böhmischen Bäder Teplitz, Karlsbad,, by Theodor Gampe

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Title: Gampe's Erzgebirge mit Einschluss der böhmischen Bäder Teplitz,
Karlsbad, Franzensbad und Marienbad, des Voigtlandes und des
Granulitgebietes an den unteren Mulden. Ein Reisehandbuch

Author: Theodor Gampe

Release Date: March 6, 2016 [EBook #51377]

Language: German

Character set encoding: UTF-8

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Anmerkungen zur Transkription

Im Original gesperrter Text ist so ausgezeichnet und in kursiv gesetzten Abschnitten so ausgezeichnet.

Weitere Anmerkungen zur Transkription finden sich am Ende des Buches.

Gampe's
Erzgebirge

mit Einschluss

der böhmischen Bäder Teplitz, Karlsbad, Franzensbad und Marienbad, des Voigtlandes und des Granulitgebietes an den unteren Mulden.

Ein Reisehandbuch

mit Reisekarte von Ingenieur Rudolf Henke und einer Routenkarte.

Dresden.

Verlag von Bleyl & Kaemmerer.


[III]

Vorwort.

Unzählige Reisen, die der Verfasser des vorliegenden Buches in das beschriebene Gebiet unternommen, seine erzgebirgische Heimathliebe und seine Freude an der eigenartigen Gebirgsnatur, wie an dem treuherzigen, regsamen und originellen Volksstamm, der dies Gebirge bewohnt, haben ihm die Arbeit erleichtert, der er sich überdies mit erklärlicher Vorliebe hingegeben. Möchte sie nun nicht minderen Anklang finden, wie die touristischen Skizzen, welche unter dem Titel »Partien in's Sächsische Erzgebirge« im Chemnitzer Tageblatt erschienen sind und die durch berechtigten und unberechtigten Nachdruck, wie auch durch Herausgabe in Buchform eine ungewöhnliche Verbreitung erlangten.

Um dem raschen Wechsel menschlicher Einrichtungen allzeit Rechnung zu tragen, sind Touristen und vor Allem die Eckpfeiler der Touristik, die Gebirgsvereine, sowie auch Ortsbehörden und Hotelbesitzer gebeten, Mittheilungen über etwaige Mängel, Veränderungen oder wünschenswerthe Ergänzungen an den Verfasser gelangen zu lassen.

Dresden-Altstadt.

Th. Gampe.


[V]

Widmung.

Mein grünes Bergland, sei gegrüsst!
Einst wollt' ich Dich besingen,
Doch weil man selten Verse liest,
Da sanken mir die Schwingen.
Was ich für Dich und mich erhofft,
Wer mag darnach noch fragen,
Man übernimmt sich leider oft
In seinen jungen Tagen.
Schlicht, bündig, ohne Gleiss und Glanz,
So find'st Du Dich beschrieben,
Vergieb, mein Bergland, wenn ich ganz
Prosaisch bin geblieben.
Der Schenken und der Wege viel
Stehn hier in schlichter Prosa,
Es fehlt auch kein Touristenziel
Von Peterswald bis Sosa.
Lass Dir das heut Genüge sein,
Was braucht es Verseplunder! –
Sie leuchten hell im Sonnenschein,
Mein Bergland, Deine Wunder.
[VI]
Die Reize, die Dir eigen sind,
Die findet jed' ästhetisch-
Naturbefliss'nes Menschenkind
Am Ende selbst poetisch.
Doch ob der fremde Wandersmann
All' Deine lust'gen Schenken
Und stillen Pfade finden kann? –
Das lässt sich eh' bedenken.
Drum nimm vorlieb und wenn zu Hauf
Touristenschwärme kommen,
Nimm sie so lieb und freundlich auf,
Wie Du mich aufgenommen.
Mein grünes Bergland, sei gegrüsst!
Du siehst, ich bin salviret,
Wenn man erst wieder Verse liest,
Wer weiss, was dann passiret. –
Th. G.

[VII]

Inhaltsverzeichniss.


[1]

Die Landschaftsform des Erzgebirgs.

Seit geologisch festgestellt worden, dass die Bergzüge im Granulitgebiet zwischen den unteren Mulden nicht Ausläufer, sondern neue Gebirgserhebungen sind, fallen auch die wissenschaftlichen Grenzen im Norden des Erzgebirgs mit den Grenzen zusammen, wie sie seit Langem in der Volksanschauung leben; sie laufen mit der grossen Verkehrsstrasse Reichenbach-Zwickau-Chemnitz-Freiberg-Dresden parallel. Bei Freiberg freilich erstrecken sich die erzgebirgischen Gneiszüge noch weit über diese Linie hinaus, doch ist ihre Bodenplastik eine wenig ausgeprägte, so dass sie bei Betrachtung des Gesammtgebirges nicht von Belang sein können.

Genau in der Richtung dieser Linie (O. O. N.) verläuft auch der Kamm des Gebirgs und zeigt dieselbe Längenausdehnung von circa 130 km. Bei solcher Structur kann die Entfernung des Kammes von der Nordgrenze nur wenig variiren, sie beträgt im Durchschnitt 38 km. Dieselbe Regelmässigkeit zeigt auch die Südgrenze; sie wird gebildet durch den Fuss eines Steilhanges der im Durchschnitt nur 7 km vom Kamm entfernt liegt und der sehr schroff mit halb alpinen Character nach dem böhmischen Tiefland zu abfällt. Die Höhe (nicht Seehöhe) dieser imposanten Bergkegel von Grasslitz ab bis zum Nollendorfer Pass schwankt zwischen 550 und 800 m vom Fuss aus gerechnet. Etwas höher ist die Steigung vom nördlichen Fuss bis zum Kamm, doch vertheilt sich dieselbe auf jene Durchschnittsentfernung von 38 km und kann darum landschaftlich nicht so unmittelbar zur Geltung kommen. Im Osten stösst das Gebirge an das Elbsandsteingebirge, das an der Grenze von der Grundform des Erzgebirges nicht abweicht und im Westen grenzt es an das Elstergebirge, das gleichfalls verwandte Formen aufweist.

[2]

Wir haben kein Haufengebirge vor uns, wohl aber eine gewaltige Gesammterhebung, der nach Höhe und Ausdehnung unter den deutschen Mittelgebirgen nur das Riesengebirge, der Böhmerwald, der Schwarzwald und Wasgenwald vorangehen. Ein Modell des Gebirges würde einem Festungswall nicht unähnlich sein, dessen Front gegen den Süden gerichtet ist. Auf der Höhe des Kammes stehen wie Bastionen der Mückenthürmchenberg (815 m), der Wieselstein und Schwarzeberg (930 m), der Bernsteinberg (919 m), der Hassberg (991 m), der Spitzberg bei Orpus (920 m), Keil- und Fichtelberg (1238 und 1213 m), der Spitzberg bei Gottesgabe (1107 m), der Queesberg (1021 m), der Rammelsberg (965 m) und der Aschberg (925 m). Das Fundament dieser Berge, das Kammplateau, schwankt zwischen 700 und 1000 m. Doch leidet dieses Plateau keineswegs an einer langweiligen Regelmässigkeit; so ist es in der Nähe der beiden Hünen Keil- und Fichtelberg fast aufgehoben, am Pass bei Gebirgsneudorf über Olbernhau fehlt es gänzlich und es gleicht dieser kürzeste Pass des ganzen Gebirgs in seiner hausdachförmigen Schroffheit sehr dem Loibelpass in den Karawanken, auch am Mückenthürmchen ist von einem Plateau in strengerem Sinne wenig zu spüren. In den Steilhang des Südens schneiden sich fjordartige Thäler oft dicht unter den Bastionen ein mit Thalgehängen bis zu 400 m Höhe – also colossale Thalschluchten von grossartigem landschaftlichem Character. Den Nordabhang durchfurchen zahlreiche Bergflüsse, die ihr Bett bis 200 m tief eingruben. Zu nennen sind hier die Zschopau, das Schwarzwasser, die beiden Mulden, die Flöha, die beiden Weisseritzflüsschen, die Müglitz, die Gottleuba und der Seidewitzbach. Ueberragt wird dieser Nordhang von einer grossen Zahl isolirter Bergkegel, die durch ihre Menge schon Protest dagegen erheben, dass das Gebirge hier einförmig sei. Besonders reich und energisch ist die Bodenplastik in der Annaberger Gegend, sodann folgt Altenberg im Osten und die Eibenstocker Granitregion im Westen. Sehr zu Gute kommen der Landschaftsform die vielen dominirenden Basaltdurchbrüche durch den Gneis im Osten und den Glimmerschiefer im Centralerzgebirge. Im Osten ragen auf der Wilisch, der Luchberg, der Sattelberg, der Geising, im Centralgebirge der Hass-, Pöhl- und Scheibenberg und der Bärenstein; ferner beleben die weitzerstreuten Granit-, Porphir-, Gneis-[3] und Glimmerschieferkuppen, die fast alle, mehr oder weniger isolirt, weite Landstriche beherrschen, die Landschaftsform des Erzgebirgs.

Die Structur der Haufengebirge ist zwar landschaftlich im Allgemeinen malerischer, touristisch sind sie indes selten dankbarer, man geht in ihnen oft tagelang ohne einen freien Blick, während wir im Erzgebirge auf bequemen Strassen weite Strecken wandern können, ohne dass der Blick dauernd beschränkt würde, dazu dominiren die einzelnen Bergkegel viel mehr, als in den Haufengebirgen und gewähren, wenn auch nicht an allen Orten malerische, so doch stets sehr umfassende Rundsichten. Grossartig und unvergleichlich schön sind die Ausblicke von den Bastionen auf dem Kamin oder auch von den meisten der Strassen der 14 Hauptpässe des Gebirgs hinab ins Böhmerland und auf das nachbarliche bizarr-pittoreske, vulkanisch-wilde Mittelgebirge in Böhmen. Mit diesen landschaftlichen Reizen kann kein zweites deutsches Mittelgebirge rivalisiren. – Die eigenartige, höchst überraschende Landschaftsform dieser eruptiven Schuttmassen kehrt eben nirgends in Deutschland wieder. Am grossartigsten sind die Blicke vom östlichen, wie vom Centralgebirgskamm; relativ am wenigsten dankbar sind die Pässe von Kallich und Sebastiansberg, weil hier statt des grotesken Hintergrundes ein, allerdings lachendes Gefild, die Saazer Ebene sich ausbreitet und weil hier der Steilhang des Erzgebirgs selbst am wenigsten ausgeprägt erscheint und durch Vorberge etwas verwischt wird.

Einen besonderen Reiz bilden auch die frischen, tiefgrünen Stromthäler und die unabsehbaren Hochwälder, die den ganzen Kamm bedecken. Die Kronen dieser Wälder sind die Olbernhauer und die Eisenberger Buchenforsten, die ersteren zwischen Töltzsch- und Flöhathal, die letzteren am Pass von Gebirgsneudorf hinab nach Obergeorgenthal und Eisenberg. Ein grosses Verdienst hat sich die sächsische Regierung erworben durch die Wiederbeforstung der vielen kahlen Bergkegel, die während der Blüthezeit des Bergbaues zum Schaden der allgemeinen Wohlfahrt wie der Naturästhetik abgeholzt worden waren; selbst am Fichtelberg auf einer Höhe von über 1200 m ist es, wenn auch nach unendlichen Mühsalen, gelungen, die offene Wunde verharschen zu machen durch eine neue grüne Walddecke, die dem Berg schon jetzt recht anmuthig zu Gesicht steht.

[4]

Die Landschaftsform des Granulitgebietes zwischen und an den unteren Mulden gleicht dem niederen Erzgebirge, nur sind die Stromthäler noch mannigfaltiger. Die höchsten Erhebungen sind der Rochlitzer Berg (352 m) und der Kapellenberg bei Hohnstein (479 m). Die hauptsächlichsten landschaftlichen Reize bestehen in den waldigen burgengeschmückten Thälern, durch welche sich die nunmehr wasserreicheren Bergströme winden.

Das Voigtland, das, wie das Erzgebirge allmählig zu dem 765 m hohen Kapellenberg ansteigt und sich an das fränkische Gebirge, wie an die Thüringer Vorberge anlehnt, zeigt mit seinem Elsterthal ganz die Landschaftsform des nachbarlichen Erzgebirges, dessen westlicher Grenzwall überall sichtbar ist. Auch hier sehen wir ein thälerdurchfurchtes Hochland mit zerstreuten aber dominirenden Bergkuppen, das gegen den Süden ansteigt und wie das Erzgebirge gegen das Egerland abfällt, das freilich selbst 400 m über See liegt. Die höchsten landschaftlichen Reize hat das Voigtland am erzgebirgischen Grenzwall (Schöneck und Goldene Höhe) und im unteren Elsterthal (Steinicht) aufzuweisen.


Das Klima des Erzgebirges.

Der lange Abhang des Gebirges wendet seine Front gegen den kalten Norden, dementsprechend zeigt sich auch das Klima. Die Durchschnittswärme der Norddeutschen Tiefebene von 9 bis 10° C. wird im ganzen Erzgebirge nicht erreicht. Im mittleren Gebirge schwankt die Durchschnittswärme zwischen 6 und 8° C., das obere Gebirge muss sich mit 4 bis 6° C. begnügen. Der Temperaturausgleich zwischen Nord und Süd erhält eine höchst lebhafte Verkehrsstrasse über den 130 km langen Kamm offen; die Folge davon sind schwere Winterstürme mit Schneetreiben, die den Eisenbahnlinien und den Wegemachern viel Noth bereiten; von der armen Bevölkerung jedoch werden sie als ein Segen betrachtet, weil sie durch Schneeschaufeln Verdienst ins Land bringen. Die Linie Annaberg-Weipert-Domina-Schönlind hat, was winterliche Verkehrsstockungen anlangt kaum ihres Gleichen in ganz Mitteleuropa.

Die Regenmenge wächst rapid mit der Höhe des Gebirgs. 1878 hatte Leipzig 536, Chemnitz 727, Annaberg 830 und Oberwiesenthal[5] 1228 mm Regenhöhe. 1879 stellte sich diese auf 643, 863, 945 und 1026 mm. Es ist zu beklagen, dass auf dem Fichtelberg nicht wie auf dem Brocken eine menschliche Ansiedlung mit meteorologischer Station existirt. Die Resultate würden sicher manches Ueberraschende und wissenschaftlich Werthvolle zu Tage fördern.

Die vorzüglichsten landwirthschaftlichen Producte von durchschnittlich ausgezeichneter Güte sind Kartoffeln, Hafer, Flachs und Wiesenheu, dem die erzgebirgische Butter ihren bekannten Wohlgeschmack zu danken hat. Getreide wird zwar bis auf den Kamm hinauf gesäet, rentirt jedoch wegen starker Einfuhr aus den für Getreidebau günstiger gelegenen Tiefländern von Jahr zu Jahr schlechter. In der Gegend von Gottesgabe (1027 m) hört die Agricultur auf und wenn wir hier einem Haferfeld begegnen, so will es mehr scheinen als speculire es nur auf das Mitleid der Vorübergehenden.

Die Winter mit ihren Schneetreiben, Rauhfrösten, Eisduft, Stürmen und haushohen Verwehungen tragen echt nordischen Character. Der Frühling ist kurz, die Maiblume (Löwenzahn) spriesst oft schon hervor, wenn daneben der Schnee noch die Wiesengräben füllt. Der Sommer zeigt sich heiss und feucht mit starken Gewittern und leider empfindlich kühlen Abenden, die den Mangel an öffentlichen Sommergärten in den oberen Städten völlig erklären. Die schönste Jahreszeit ist der Herbst mit seiner erstaunlich klaren Luft und seinem allzeit frischen Grün. Einen todten Herbst, wie ihn das Tiefland besäufzt, kennt das Erzgebirge nicht. Die Einwinterung geschieht meist rasch und vollständig. Ausgedehntes Sumpfland findet sich mit Ausnahme des Kranichsees bei Karlsfeld nirgend und auch dieser bleibt bei dem frischen Gebirgsklima ohne schädlichen Einfluss. Der waldbedeckte Kamm ist in seiner ganzen Länge für Gebirgsluftkuren ausserordentlich geeignet. In Aufnahme als Luftkurorte sind besonders Reiboldsgrün, Reitzenhain und die Bäder Wolkenstein, Wiesenbad und Einsiedel. Der östliche Kamm ist von Leidenden bis jetzt wenig beachtet worden, obwohl hier wirksamere Kurorte aufzufinden wären, wie im tieferen Sandsteingebiet der Sächsischen Schweiz, die neuerdings von Sommerfrischlern und Erholungsbedürftigten überlaufen wird. Sehr milde Gebirgslüfte wehen über den südlichen Thalgehängen bei Graupen, Eichwald, Ossegg, Oberleitensdorf und Eisenberg. Eichwald ist im[6] besten Zuge, ein fashionables Luxusbad zu werden und der Ort, am Südhang und inmitten der grossen dichten Wälder der Fürsten Clary und Lobkowitz gelegen, verdient diese Bevorzugung vollauf.


Die Bewohner des Erzgebirges.

Es muss gelehrten Forschern überlassen bleiben, ob nicht schon Kelten im Erzgebirge angesiedelt waren; ich will hier nur darauf aufmerksam machen, dass so mancher Name in unserem Gebiet auffällig treffend sich den keltischen Theorien des Dr. Riecke und anderer Keltenforscher anfügt. Es sind hier zu nennen: Thum, Dorf Elend, die Elenswiesen bei Thum, die sicher nicht erst wie die Sage will, nach dem 30jährigen Krieg im Volksmund einen Namen erhielten, ferner Afalter, Mehltheuer, Klaffenbach und vor Allem die vielen Glasberge, Haarthen, die der irischen Bezeichnung analog stets lange Bergrücken darstellen; es finden sich solche bei Einsiedel, bei Hohenofen in Böhmen und der lange Serpentinrücken bei Zöblitz heisst gleichfalls die Haarth. Auch die vielen Leithen (einseitige Berghänge) stimmen zu jenen Forschungen.

Dass die Sorben im Besitz des ganzen Gebirges waren, ist zweifellos. Sie mögen auf dem Kamm nur sehr dünn oder auf Strecken gar nicht angesiedelt gewesen sein, sie haben aber sicher die Pässe schon benutzt. Ueber Eibenstock haben alle Bergbäche auf dem Kamm slavische Namen, auch bei Wiesenthal fliesst, wie bei Raschau, eine Biela (Weisswasser, jetzt Pöhla), ein »Kretscham« steht zwischen Neudorf und Unterwiesenthal, auf der Kammhöhe liegt Pressnitz, Saydowa (Saida) liegt an einer uralten Heerstrasse zwischen Prag und Leipzig, Purschenstein dürfte eine Tautologie und mit dem Böhmischen Borzen (spr. Borschen) verwandt sein, und so liessen sich noch eine Menge solcher natürlicher Urkunden und Beweisstücke aufzählen, welche die bekannte Annahme hinfällig machen, die Sorben seien erst, durch die Deutschen bedrängt, bis höchstens in die Gegend von Zöblitz und Eibenstock verschlagen worden.

Mit der Gründung der Mark Meissen (928) begann die gewaltsame Germanisirung der Slaven auch im Erzgebirge und mit ihr jedenfalls eine grössere germanische Einwanderung, um aber den[7] unwirthlichen Miriquidiwald dicht zu bevölkern, brauchte es noch eines gewaltigen Anstosses und das war das Fündigwerden des Erzreichthums im grossen Massstabe. Zwar hatten die Sorben schon Bergbau getrieben, wie aus vielen technisch-bergmännischen Ausdrücken, die dem Slavischen entstammen, hervorgeht, aber die Deutschen bemächtigten sich der für die damalige Zeit ungeheuren Bodenschätze mit ganz anderer Energie. Die Sage erzählt, ein Halle'scher Salzfuhrmann habe eine Erzstufe in den Gleisen in der Gegend, wo jetzt Freiberg steht, gefunden, habe sie in Goslar untersuchen lassen und darauf hin habe sich denn eine ganze Völkerwanderung nach dem Erzgebirge vollzogen. Wie noch heut bei ähnlichen Auffindungen im Westen mag die Sage von Erzschätzen mit allen den Uebertreibungen, wie sie noch immer im Schwange sind, in die Welt hinausgegangen sein. Intelligente Abenteurer (wohl auch Proletariat) strömten aus weiten Ländern herbei; den grössten Antheil an der Einwanderung scheinen die Niedersachsen, die Franken und die Böhmen zu haben. Actiengesellschaften traten ins Leben, grossartige Wasserbauten wurden ausgeführt, so bei Freiberg und bei Schneeberg, Städte schossen auf wie die Pilze, imposante Bergkirchen wuchsen über die Dachfirsten empor, zahllose Kauen und Berghütten belebten die sonst so stillen Gehänge, in den Wäldern fiel Stamm um Stamm dem Bergbau zum Opfer, die Erzhütten qualmten und die Bergglöcklein schallten allerorts, kurz, es mag ein Leben gewesen sein, wie es heut zu Tage nur noch die Minenregionen Amerikas überbieten. Diese überaus rührigen Miners sind die Urväter der heutigen Bevölkerung und sie haben ihren Fleiss, ihre Verträglichheit, ihren vergnügten Sinn ungeschmälert hinterlassen, während der Drang nach reichem Erwerb in eine oft rührende Genügsamkeit umgeschlagen scheint.

Die Tiefländer, die auf reicheren Ackergründen sitzen, sind stets abgeschlossener, unzugänglicher und stolzer während eine kargere und rauhere Gebirgsnatur die Menschen enger zusammendrängt und darauf ist die ausgeprägte Geselligkeit der Gebirgler wohl zurückzuführen. Freilich, so gemüthlich und gesellig, wie das Erzgebirgische ist selten ein Bergvolk und dabei ist es von einer tiefen Liebe zu seiner Scholle durchwärmt. Man muss die Herzenstöne selbst hören, die ein Erzgebirger in die Worte legt »Mei Arzgebirg, mei Haemeth.«

[8]

Mit dem Zurückgehen der Erzwerthe und der Erschöpfung vieler Gruben kehrte auch die Nahrungssorge im Erzgebirge ein. Die Landwirthschaft war nicht sehr ausgiebig und so griff die Bergbevölkerung zur Industrie, welche heut in unserem Gebirge die grossartigsten Formen angenommen. Eine statistische Zusammenstellung vom Reg.-Rath Dr. Victor Böhnert wirft die glänzendsten Schlaglichter auf den Sächsischen Gewerbfleiss, an dem das Erzgebirge am stärksten participirt.

Sachsens Bevölkerung beträgt dem Reich gegenüber 6,46%. Zu den 925 457 Personen, welche 1875 in Deutschland in der Textilbranche beschäftigt waren, stellte Sachsen 203 780 Personen, also 22,02%. In einzelnen der Textilindustrien beschäftigt Sachsen allein mehr Personen als das übrige Deutsche Reich. In der Strumpf- und Strickwaarenindustrie waren im Reich 60 620 Personen thätig, davon gehörten 35 166, also 58% dem Königreich Sachsen an. In der Spitzen- und Weisszeugfabrikation arbeiteten im Reich 12 904 Personen, in Sachsen davon 7696, mithin 59,6%, in den Webereien von gemischten Waaren sind im Reich thätig 11 055 Personen, in Sachsen davon 10 709, mithin 96,9%. In den Appreturanstalten für Strumpfwaaren im Reich: 3701 Person, davon in Sachsen 3632, also 98,1%.

Auch in anderen Gewerbzweigen liefert Sachsen einen auffällig grossen Procentsatz, so z. B. im Metallbergbau, wenn wir Eisen und Stahl ausschliessen, 15%, in der Fabrikation von Musikinstrumenten 31,7%, in der Papier- und Pappenfabrikation 18,5%, in der Wachstuch- und Lederfabrikation 49,2%. In Preussen leben auf den Quadratkilometer nur 10,4 Erwerbstätige, in Sachsen dagegen 42. Nur Reuss ä. L. reicht mit 37,2 in Deutschland an diese Ziffer heran.

Nach einigen Schriftstellern soll die erzgebirgische Gemüthlichkeit die Thatkraft lähmen – nun, die vorstehenden Zahlen geben die beste Antwort darauf. Im Gegentheil, ein permanent fröhlicher, nie übermüthiger Gemüthszustand hat die Unverdrossenheit im Gefolge und diese ist eine Grundbedingung des Gewerbfleisses. Stünde das Gebirge allein dem Reich gegenüber, dann würden die Procentsätze noch überraschender ausgefallen sein und jene Schriftsteller würden die Mütze noch tiefer ziehen müssen, vor der »durch das[9] Gemüth lahmgelegten Thatkraft« und der »Energielosigkeit«, die auf den verlassenen Bergzechen so colossale Blüthen emportrieb. Landschaftlich hat das Erzgebirge bedeutende Rivalen, für industrielle Excursionen aber steht es ausser Concurrenz. Wer sich nicht nur über Berg und Thal, wer sich auch über fleissige Menschen in ihren mannigfaltigen Werkstätten freuen kann, dem sei die »Industrielle Excursion« in ihrer Zusammenstellung angelegentlichst empfohlen. Siehe dieses Register.

Der Menschenschlag ist keineswegs degenerirt wie im Ausland oft behauptet wird, wir finden unter den Hammerschmieden, Bauern und Holzknechten sogar herculische Gestalten, nur in den Weber-, Posamenten- und Strumpfwirkerdistricten haben die Stubenluft und die zeitweilig geringe Nahrung in verdienstlosen Zeiten ihre Wirkungen unverkennbar hinterlassen. Auffällig sind die durchgängig intelligenten Gesichtszüge; selbst unter dem landwirthschaftlichen Gesinde begegnen wir nur selten einem stumpfen, nichtssagenden Gesicht. Die Frauen sind meist geschmeidige Gestalten, zierlich, gazellenartig und selbst bei der Arbeit nicht ungefällig gekleidet. Befremdlich für einen germanischen Stamm sind die vielen braungrauen, braunen und schwarzen Augen. Leider heirathen die Frauen sehr früh und altern früh. Der Tanz ist äusserst beliebt und wird meist ohne Tanzlehrer in höchst vollendeter Weise geübt.


Practische Winke für den Umgang.

Der Erzgebirger aus dem Volke erwartet bei seiner offenen, munteren Gemüthsart, dass der Fremde sich auch so zeige und dieser kann sich ohne alle Gefahr in vertraulicher Weise nähern, er bleibt trotzdem stets eine Respectsperson. Ueberaus freut sich der Erzgebirger, wenn sich der Fremde für seine Heimath und vor Allem für seine Arbeit und Erwerbsverhältnisse interessirt, er lässt ihn mit vieler Treuherzigkeit in seine innersten Angelegenheiten blicken. Mit kalter Vornehmthuerei imponirt dem Erzgebirger Niemand, der Hochmuth ist ihm etwas Lächerliches. Neidlos blickt er auf den besseren Rock, lernend blickt er zu der höheren Intelligenz auf, der Standesunterschied ist ihm anerkannte Thatsache, nur will er diesen am Liebsten selbst markiren.

[10]

Es darf nicht auffallen, wenn sich der Fremde schon nach einer einzigen Frage an den Wirth mit allen übrigen Gästen in ein Gespräch verwickelt sieht. Man drängt sich ein, man überbietet sich, um dem Fremden zu dienen. Die Neugier spielt dabei eine sehr untergeordnete Rolle. Für Scherzworte ist der Erzgebirger äusserst empfänglich und meist reagirt er sofort. Man kann in erzgebirgischen Schenken scherzhafte, schlagkräftige Wortgefechte sehr oft zu Gehör bekommen. Die Frauen und Mädchen singen gern. Leider sind sie schwer zu bewegen, ihre Volksgesänge vor dem Fremden anzustimmen, sie lachen der Aufforderung und achten ihre Kunst wirklich für zu gering.

Aus den oft sehr ungenirten Scherz-Reden zwischen beiden Geschlechtern wolle der Fremde ja nicht auf sittliche Missstände schliessen, er würde irren, wenigstens stellt sich der anzügliche Procentsatz nicht höher, als anderswo. Gefälligkeiten erweist der Erzgebirger sehr gern und er kennt dabei keinen egoistischen Hintergrund; Trinkgelder werden zwar nicht verschmäht, doch nimmt er sie selten ohne einige Verlegenheit. Knaben, die uns stundenweit begleiten, freuen sich über wenige Groschen von Herzen, Erwachsene übernehmen Führungen mit Vergnügen für 2 bis 3 Mark per Tag.

Desselben Stammes ist die Bevölkerung auf böhmischer Seite, sie lebt unter gleichen Verhältnissen, treibt vielfach dieselben Gewerbe, nur bekennt sie sich zu einer anderen Kirche. Doch herrscht an der Grenze der tiefste Religionsfriede unter den Gebirglern; gegen Fremde ist der Böhme neuerdings etwas misstrauischer. Der Grund hiervon mag sein, dass viele Reisende über den Kamm herüber kommen und ohne bösliche Absichten, nur aufgeregt durch Freiheit, Natur und Wanderlust in übermüthiger Stimmung den alten Spruch nicht beachten:

Landesbrauch ist Landesehr'. –
Fall nicht grob darüber her.

Noch sei hier erwähnt, dass in stillen Thälern, auf einsamen Höhen, in Gehöften und Mühlen oft seltsame Käuze zu finden sind, die mit gutem Erzähltalent haarsträubende Geschichten zum Besten geben. Die Einsamkeit, die Wildheit der Natur, die Unbill des[11] stürmischen Winters, die Waldgeheimnisse der unabsehbaren Forsten haben die Phantasie dieser schlichten Leute angeregt und eigenthümliche Blüthen gezeitigt. Man kann sich durch treuherzige Annäherung einen unerschöpflichen Sagenborn erschliessen, freilich sind diese Sagen zuweilen wild und unheimlich, oft aber auch von frischer Anmuth, sie gleichen ganz der erzgebirgischen Natur – sie sind ja selbst ein Product der Natur.


Wie bereist man am Besten das Erzgebirge.

Grosse touristische Heerstrassen hat das Gebirge nicht; aber ein dichtes Strassennetz, sechs grosse Eisenbahnen und zwei Sekundärbahnen ermöglichen immer neue Varianten. Auch eine Menge Passrouten durchziehen das Gebirge, ja, man kann es in allen seinen Theilen bereisen, ohne auch nur eine Meile Weges gehen zu müssen. Doch das Buch soll dem Touristen dienen und darum ist auf diese Art zu reisen, weniger Rücksicht genommen, es schmiegt sich vielmehr der natürlichen Entwicklung der erzgebirgischen Touristik völlig an. Die meisten Touristen gehen (von der Nordgrenze her) in den Stromthälern den Eisenbahnen nach oder fahren mit denselben bis unter den Kamm, geniessen vom Kamm aus einen oder mehrere Aussichtspunkte und wandern dann dem böhmischen Tiefland zu, um in einem der grossen böhmischen Bäder Rasttag zu halten. Die Rückkehr geschieht zumeist wieder durch Fusswanderung auf einem anderen Gebirgspass und später per Bahn. Passionirtere Touristen verlassen den Kamm nicht sobald, sie geniessen die jungfräuliche Berg- und Waldnatur längere Zeit. Merkwürdiger Weise hat die natürliche Entwickelung der Touristik zwei der herrlichsten Touren, wie sie am Schluss des Buches in Anregung gebracht werden, bisher vollständig ignorirt. Die erstere führt von Osten her, von der Nollendorfer Höhe auf den 130 km langen Kamm hin bis in die Gegend, wo sich das Gebirge nach dem Voigtland hinabsenkt; sie ist nur zu Fuss zu machen, dafür ist es eine echte und gerechte Gebirgspartie mit einer Kette herrlicher Aussichtspunkte inmitten der grossartigsten Forsten. Zur Rechten hat man die Sächsische Abdachung, zur Linken erst das Teplitzer Mittelgebirge, dann die Saazer Ebene und zuletzt das Karlsbader[12] Gebirge und das Egerland. Die zweite Tour führt auf böhmischer Seite am Abhang oder am Fuss des Gebirgs hin, sie beginnt bei Kulm und endigt bei Grasslitz. Eisenbahnen laufen mit ihr parallel, so dass man mit Fahrt und Fusswanderung nach Belieben wechseln kann. Die Aussicht, welche diese Partie ununterbrochen gewährt, gleicht einem Wandelpanorama von überaus fesselnder Schönheit. Dabei liegen die grossen böhmischen Bäder nur wenige km abseits, lassen sich also bequem in die Tour hereinziehen.

Der Sommerfrischler wird sich in einem der kleinen Badeorte unter dem Kamme niederlassen und wird von hier aus das Gebirg durchkreuzen. Empfehlenswerth sind Gottleuba, Berggiesshübel, Kreischa, Tharandt, Bad Einsiedel, Georgenthal mit Georgensdorf, Erdmannsdorf, Olbernhau, Reitzenhain, Warmbad Wolkenstein, Wiesenbad, Schwarzenberg, Wildenthal, Reiboldsgrün und vor Allem Bad Elster.

Soviel über die erzgebirgische Touristik im Allgemeinen; einen persönlichen zusagenden Reiseplan wird Jeder unter der reichen Auswahl leicht ausfindig machen können. Zur Empfehlung der Touren sei hier bemerkt, dass sie nicht willkürlich, sondern mit Sorgfalt und mancher Mühe zusammengestellt sind.


Wann bereist man am Besten das Erzgebirge.

Es soll hier der Leser nicht mit der Neuigkeit überrascht werden, dass die Sommermonate am geeignetsten zum Reisen sind, ich möchte hier nur eine Lanze für Winterpartien brechen. Zum Ersten sind sie sehr gesund und wohlthuend für Geist und Körper, vorausgesetzt, dass wirklicher Winter herrscht, sodann zeigen sie uns die Natur in unvergleichlichen Reizen. Die winterlichen Herrlichkeiten mit ihren Rauhfrösten, Eisduft, lustigen Schneetreiben, Schneewehen, Schlittenbahnen und krystallisirten Wäldern treten in Mitteldeutschland nirgends mit so echt nordischem Charakter auf, wie auf dem Erzgebirge. Wer Winterscenerien liebt, dem kann ich dieses Gebirge aus reicher Erfahrung dringend anempfehlen. Uebrigens erstrecken sich die Schlittenpartien in neuerer Zeit von Dresden, Freiberg, Chemnitz und Zwickau aus öfter bis auf den Kamm. Von besonderem Interesse sind auch die winterlichen Wildfütterungen[13] auf dem Nassauer und Fleyer Revier. Bei Fley finden sich bis zu 300 Stück Hochwild bei der täglichen Fütterung zusammen. Wer übrigens Land und Leute studieren will, der muss das Land im Sommer und die Leute im Winter nehmen, nur im Winter drängen sich diese eng zusammen.

Um eine practische Tageseintheilung zu ermöglichen, sei auf nachstehende Tabelle verwiesen.

Sonnen- Sonnen-
Aufg.Unterg. Aufg.Unterg.
Juni1. 3. 53.8. Juli1. 3. 53.8. 13.
16. 3. 49.8. 11. 16. 4. 6.8. 5.
26. 3. 51.8. 14. 26. 4. 18.7. 53.
Sonnen- Sonnen-
Aufg.Unterg. Aufg.Unterg.
August1. 4. 27.7. 45. Septbr.1. 5. 16.6. 45.
16. 4. 49.7. 18. 16. 5. 37.6. 12.
26. 5. 5.6. 58. 26. 5. 53.5. 50.

Einiges über Reisemärsche.

Der Tourist marschirt zwar unter günstigeren Verhältnissen, wie der Soldat, doch als Massstab dürfte ein kleiner Auszug aus einem Aufsatz des Ober-Stabsarztes Dr. Leo über Militärmärsche dem Touristen nicht unwillkommen sein. Das deutsche Exercirreglement schreibt 8–10 m Schrittgrösse und eine Schrittzahl von 112 per Minute vor. Dabei wird 1 km in 12 Minuten und die Meile in 1½ Stunde zurückgelegt. Ein bequemer Reiseschritt veranlasst eine Schrittzahl von 90 per Minute. Die gewöhnliche Marschlänge beträgt für den Tag 23 bis 30 km. Der vierte Tag ist stets ein Rasttag. 1 Stunde nach Abmarsch wird ein kürzerer Halt empfohlen, sodann jede zweite Stunde. Der Haupthalt wird nach Zurücklegung der grösseren Hälfte des Marschzieles gemacht und ist auf ½ bis ¾ Stunde auszudehnen. Im Krieg steigern sich diese Marschleistungen um ein Bedeutendes, doch könnte mit näheren Angaben der Touristik wenig gedient sein.

Bei grosser Hitze empfiehlt die Erfahrung weisse Tücher um Haupt und Nacken, auch soll ein Stück angefeuchtetes Papier in die Kopfbedeckung gelegt, Hitzschlag und Sonnenstich hintanhalten, Trinken von kalten Wasser wird empfohlen, nur darf keine Ruhe[14] nach dem Trinken eintreten. Essig und Wasser mit Zuckerzusatz wird als besonders erfrischend gerühmt. Bei nicht zu heisser Temperatur ist mässiger Branntweingenuss nicht nur gestattet, sondern empfohlen. Bei grosser Hitze ist Branntwein zu meiden. Die Füsse sind am Abend in kühlem Wasser zu waschen und mit Talg und Sprit einzureihen. Bei 20° R. im Schatten soll der Soldat mit Marschieren um die Mittagszeit verschont werden. Sind die Märsche unumgänglich, soll er reichlich Wasser zu sich nehmen. Der Gebrauch der Soldaten, grüne Blätter und Zweige in die Kopfbedeckung zu legen oder auf derselben zu befestigen, wird als nützlich anerkannt.

Hieran sei noch folgendes geknüpft: Aerzte und Apotheker sind allerorts im Erzgebirge nicht weit. Die Taschenapotheke kann sich auf etwas engl. Pflaster für wunde Füsse und ein wenig Talg beschränken. Sind Fusswaschungen am Abend mit Schwierigkeiten verknüpft, so befreie man wenigstens den Fuss zeitig vom Schuhwerk. Zu warnen ist vor dem programmmässigen Abhetzen einer Tour, wie es namentlich unter den jüngeren Touristen gebräuchlich; es beeinträchtigt den Reisegenuss, hinterlässt nur dürftige Eindrücke und ist nicht ohne Gefahren. Im Ganzen sollte der Marschetat 8 Stunden oder 30 km nicht überschreiten. Am ersten Tag genügen oft schon 5 Stunden die Kräfte zu erschöpfen. In der Kleidung richtet sich Jeder am Besten nach seiner Gewohnheit. Der Schuh sei vor Allem bequem, hohe Absätze taugen nicht zum Wandern, sie drängen den Fuss nach vorn und verursachen Schmerzen in den Zehen. Wer an Rindlederschuhe nicht gewöhnt ist, wird im Anfang bittere Erfahrungen damit machen. Drei- und vierfache Sohlen sind ebenfalls nicht zu empfehlen, sie treten sich nur schwer nach dem Fuss und schmiegen sich zu wenig seinen Bewegungen an. Vorzüglich wandert sichs auf einer einzigen Kernledersohle. Für Winterpartien empfehlen sich Stiefel mit Korkeinlage, sie halten den Fuss warm und gewähren vor Nässe Schutz.


Gastronomisches.

Die Hotels der grösseren Gebirgsstädte unterscheiden sich nicht von denen des Niederlandes. Die ehemals sehr kleinen Betten verschwinden[15] mehr und mehr. In Böhmen sind diese meist luxuriöser, wie auf sächsischer Seite, selbst in oft unansehnlichen Gasthäusern. Sehr zu wünschen ist, dass die Wirthe im Sommer statt für Federbetten für überzogene Wattdecken Sorge tragen.

In kleineren Städten und Dörfern hüte man sich im Allgemeinen vor Rindfleischgerichten; die besseren erzgebirgischen Mastrinder kommen hier selten zum Schlachten, anders ist es im Voigtland und in Böhmen. In kleineren Gasthöfen, wo hie und da die alte erzgebirgische herzlich schlechte Küche noch nicht aufgegeben ist, wird das Fleisch leider oft nur angebraten (damit die Portionen nicht zu klein erscheinen) und mit einer geschmacklosen, hellgelben Sauce aufgetragen, wenn man nicht extra auf scharfgebratenes Fleisch dringt. Erzgebirgische Butter ist meist vorzüglich, der erzgebirgische Käse dagegen häufig ungeniessbar. In neuerer Zeit haben die Rittergüter bessere Käsereien angelegt. Nur der Aberthamer Ziegenkäse genoss früher Ruf und ging selbst nach Dresden in die Hofküche. Eigenartige Speisen, wie Böhmen und Bayern, kennt das Erzgebirge nicht.

Die einheimischen Biere sind zumeist trefflich und bekommen gut. Auf böhmischer Seite trifft man zuweilen selbst in unansehnlichen Schenken einen köstlichen Trank, auch in den kleinen Weinschenken verzapft man sehr oft treffliche böhmische, österreichische und ungarische Weine für billiges Geld. Man wird immer wohl thun, nach jener Sorte zu greifen, welche von den Einheimischen am Meisten begehrt ist. Der ehemals gefürchtete Kaffee ist auf sächsischer Seite besser geworden, in Böhmen herrscht die Unsitte, denselben durch Feigenwurzel »seimig«, d. h. schlechter zu machen; auch reicht man oft schlecht raffinirten Runkelrübenzucker dazu, oder verdickt ihn gleich zu einer Art von braunen Zuckerschleim.


Pass und Zoll.

Passkarte oder Reisepass wird weder an der Grenze noch in den Gasthäusern gefordert. Indess sind sie keineswegs überflüssig. Wer Gelder von der Post zu beheben hat oder die Behörden in Anspruch nehmen muss, wird ohne sie lästige Scheerereien haben.

Die Zollvisitation wird seit den jüngsten Zollerhöhungen weit[16] strenger gehandhabt. Frei sind Kleidungsstücke, Wäsche, 10 Stück Cigarren, 2 Loth Rauchtabak. Cigarren kosten das Pfund 3 fl., Tabak 1 fl. Steuer. Streng verpönt sind Lotterieloose und Spielkarten.


Reisekosten.

Die Reisekosten stellen sich für den Fusswanderer auf 4 bis 6 M. täglich; Das Zimmer berechnet man in kleineren Orten zumeist mit 1 M., auf Dörfern wohl auch nur mit 50 Pf., in comfortable eingerichteten Gasthöfen steigt der Preis bis 2 M., in den böhmischen Bädern bis zu 3 fl., doch sind auch hier in guten Mittelgasthäusern Zimmer für 1 fl. zu haben. Uebervortheilungen hat man im ganzen Gebirge nicht zu fürchten. Selbst ein anspruchsvoller Reisender wird Mühe haben, täglich 20 M. an den Mann zu bringen, wenn er sich nicht gerade in den Bädern befindet oder exclusiven Dingen nachgeht.


Geldvaluta.

An der sächsischen Grenze, die ja zugleich Reichsgrenze ist, raint auch die deutsche Reichswährung mit der österreichischen Währung, doch sind beide Währungen im Volke populär, namentlich ist der böhmische Gastwirth an beide gewöhnt und er berechnet auf Verlangen bald in dieser bald in jener. Der Cours findet sich in allen Grenzblättern, wie in jeder grösseren Zeitung. Sind z. B. in Sachsen österreichische Banknoten mit 177 notirt, so bedeutet das einen Werth per fl. von 1 Mk. 77 Pf. In Oestreich findet sich dagegen das Reichsgeld in den Coursnotizen. Ist derselbe z. B. mit 55 verzeichnet, dann hat der Wirth die Mark mit 55 kr. zu berechnen. Reisende, die nur Böhmen flüchtig an der Grenze berühren, erhalten auf Verlangen im Wechsel auf Reichsgeld auch Reichsgeld zurück.


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Touren ab Dresden.

1. Dresden-Pirna (17 km, Bahn). Berggiesshübel (15 km, Sekundärbahn). Nollendorf (15 km). Kulm (6 km). Teplitz (11 km, auch Bahn).

Nach Pirna benutzt man am Besten Eisenbahn oder Dampfschiff. Die Fahrt zeigt rechts die letzten Ausläufer des Erzgebirges, links den villenbedeckten Höhenzug, an dessen Fuss Loschwitz-Wachwitz-Pillnitz liegen. Die Dampfschifffahrt ist landschaftlich weit dankbarer.

Pirna. Gasthöfe: Schwarzer Adler. Forsthaus. Schwan am Markt. Sächs. Hof. Goldner Stern am Bahnhof. Beliebte Rest.: Stadtrest. und Dampfschiffwartehalle an der Elbe. Grundig und Rathskeller am Markt. Schlossrest. am Sonnenstein mit umfassender Aussicht auf das Elbthal gegen Dresden. Café Schilling an der Promenade.

Pirna liegt 114 m hoch an der Elbe. Unfern der Stadt rainen Erz- und Sandsteingebirge. 12 000 Einw.

Geschichtliches. Die sehr alte Stadt gehörte im frühesten Mittelalter zur böhmischen Krone. 1249 fiel sie als ein Heirathsgut der böhm. Königstochter Agnes an Heinrich den Erlauchten, Markgrafen von Meissen. Aus dem ehemaligen Dominikanerkloster zu Pirna ging der berüchtigte Ablasskrämer Tetzel hervor, auch lebte hier der für die Sächs. Geschichte so wichtige Paul Lindner, bekannt als der »Pirnaische Mönch.« Im 30jährigen Krieg stürmte Banner die Stadt und überliess sie der Beutegier seiner wilden Soldateska. Friedrich II. befahl im 7jährigen Krieg die Schleifung der Stadtwälle. 1811 errichtete man im prächtig gelegenen, mit altdeutschen Erkern versehenen Schloss eine Heilanstalt für Geisteskranke, die hygienisch einen guten Ruf geniesst und gegenwärtig[18] etwa 500 Insassen zählt. Napoleon I. liess 1813 die Unglücklichen herausjagen und befestigte den Sonnenstein.

Die goth. Hauptkirche, 1546 vollendet, schmücken Deckengemälde und Glasmalereien. Zwölf Pfeiler tragen die Decke mit ihren Gewölbrippen von beachtenswerther Mannigfaltigkeit. Schönes Masswerk in den Fenstern. Die neugothische kath. Kirche enthält ein gutes Altarbild. In den Promenaden steht das Ottodenkmal mit Medaillonportrait, dem Sänger Julius Otto gewidmet.

Spaziergänge. 1. Ueber die Elbbrücke. (Unter dem ersten Brückenpfeiler merkwürdiges Echo.) Man geht in der Regel durch das am rechten Ufer liegende Copitz und auf das Bergrestaurant »Zur schönen Aussicht,« das seinen Namen in vollem Maasse rechtfertigt (1 km). 2. Nach der schon genannten Schlossschenke dicht über der Stadt. 3. Nach dem Kohlberg, 202 m hoch, Entfernung 2 km, Gartenrest. mit herrlichen Blicken auf den Borsberg, den langen Höhenzug gegen Dresden und auf die dörferbedeckte Elbniederung. Um den Kohlberg kämpften 1813 Russen, Preussen und Oestreicher gegen Vandamme, und diese Kämpfe bildeten das Vorspiel zur Schlacht bei Kulm.

Nach Berggiesshübel führt Sekundärbahn an der Gottleuba entlang. Zu Fuss geht man nicht die Strasse, sondern am Schiesshaus vorüber die sogenannte Viehleithe, ein schattiger Promenadenweg bis Rottwerndorf (5 km). Gefälliges Schlösschen vom Kurfürst Vater August erbaut. Grosser Gasthof. Bahnhof. Das Dorf ist der Centralpunkt der sog. Cottaer Sandsteinbrüche, welche den härtesten und feinkörnigsten Sandstein im Elbsandsteingebiet liefern und der zu den meisten Skulpturen in Dresden verwendet wurde. Von Rottwerndorf geht man entweder mit der Bahn parallel im Thale fort am Langhennersdorfer Wasserfall vorüber nach Berggiesshübel (9 km) oder über den Cottaer Spitzberg (6½ km). Der erstere Weg bietet anmuthige Thalbilder und die imposante Felsgrotte des Wasserfalls, der nach Gewittern einen fesselnden, bei trockner Zeit jedoch einen mehr kläglichen Eindruck hervorbringt. Nach dem Cottaer Spitzberg folgen wir einen Wegweiser in der Nähe des Rottwerndorfer Bahnhofs, der nach Cotta hinaufweist. Wir lassen das Dorf rechts und gehen bei drei uralten Kreuzen vorüber direct auf den Basaltgipfel des Berges, 387 m. Die Aussicht ist für die geringe Mühe lohnend; sie umfasst viele Tafelberge der Sächs. Schweiz und die Basaltkuppen des Erzgebirges: Sattelberg, Geising, Luchberg, Wilisch. Unter dem Gipfel Basaltbruch. Von hier erreicht man auf Feldwegen leicht die sichtbare Pirna-Berggiesshübler Strasse.

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Berggiesshübel. Zum Sächs. Haus. Zum gold. Stern. Freundliches Bergstädtchen im anmuthigen Thalzug der Gottleuba. 1600 Einw. 294 m. Das Johann-Georgenbad ist eines der ältesten Bäder Sachsens. Beliebte Sommerfrische. Schon Gellert und Rabener suchten hier Erholung. Um die touristische Aufschliessung der Gegend machte sich Gewerbschuldirector Clauss aus Dresden besonders verdient. Hinter dem Bad Anlagen. In der Umgebung viele sehr lohnende Spaziergänge. Hervorzuheben sind der Poetengang gegen Gottleuba hin mit Bänken und einer Inschrift von Th. Hell, welche sich auf den Aufenthalt Rabeners und Gellerts bezieht. Sodann sind zu nennen der sog. Napoleonstein, welchen der Eroberer während der Kämpfe in jener Gegend zu wiederholten Malen erstieg und Gersdorf mit künstlicher Ruine. Die Wege sind durch Wegweiser markirt, auch viele der Echos.

In der Nähe der Stadt baut man ein vorzügliches Eisenerz ab, das sich besonders zur Herstellung von Gussstahl eignet und weithin verfrachtet wird. Leider ist das grosse Eisenwerk am Berghang zum Erliegen gekommen.

Anmerkung. Dankbar ist auch die Tour am Bach (3 km) auf nach Gottleuba. 338 m. 1200 Einw. Schön im Thal gelegenes sauberes Städtchen. Grosse Waldungen in der Nähe. Sommerfrische. Goth. Kirche mit beachtenswertem Portal. Die sogenannte Ueberraschung gewährt prächtige Thalblicke. Am Schiesshaus-Wegweiser nach dem Augustusberg mit Umschauthurm (2 km). Schöne Aussicht auf das Gebirge und die Elbniederung. Entweder geht man vom Städtchen aus hinauf auf die Hauptstrasse nach Peterswalde oder im Thalzug fort, bis ein Wegweiser hinauf nach Oelsen zeigt (Erbgericht) und von hier auf den Sattelberg (10 km). Der 721 m hohe Basaltberg gewährt gegen Böhmen nur beschränkte Aussicht, dafür liegt ein grosser Theil der Sächs. Schweiz, des östl. Erzgebirgs und der Elbniederung mit Dresden und den Prinzenschlössern frei vor dem Beschauer. Nollendorf (über Schönwald) ist von hier 6 km entfernt.

Bei Berggiesshübel verlässt die Strasse das Gottleubathal, gewinnt aussichtsreiche Höhen und überschreitet bei Hellendorf die Grenze. Im Hellendorfer Gasthof nächtigte Vandamme vom 28. zum 29. August 1813 – in der Nacht vor den Kulmer Schlachttagen. Das erste böhmische Dorf ist[20] Peterswalde, 2500 Einw. Zum Felsenkeller. Das Dorf ist fast 5 km lang. Um die Peterswalder Höhen kämpften Russen und Franzosen sehr hartnäckig. Die Russen stürmten von Jungferndorf her, wurden aber, zu ihrem Glück, darf man hier sagen, von den Franzosen zurückgeschlagen. In verhängnissvollem Siegesjubel verfolgte Vandamme die Russen bis über den Kamm des Gebirgs hinab. Der preuss. General von Kleist hatte in der Nacht zum 30. August mit seinen Truppen rechts des Nollendorfer Passes in Fürstenwalde gelagert und zog, als er den Kanonendonner in der Tiefe des Teplitzer Thalkessels vernahm, in Eilmarsch über die Höhen gegen Nollendorf und schnitt damit den Franzosen den Rückzug ab, die sich bei Kulm erfolglos mit den Russen und den hinzugekommenen Oesterreichern herumschlugen. Kleist griff sie im Rücken an und entschied damit das Schicksal des Vandamme'schen Corps. Sein Kriegsherr ehrte ihn mit dem Namen Kleist von Nollendorf.

Die Nollendorfer Höhe gehört zu den besten Aussichtspunkten des Erzgebirgs. Ueberraschend sind die Blicke auf das bizarre Mittelgebirge mit dem Millischauer. In der Tiefe bei Kulm sind sämmtliche Schlachtdenkmäler sichtbar. Im fernen Hintergrund gegen Osten taucht der Isarkamm auf mit dem Jeschken. Ferner sehen wir den Tannenberg, Kaltenberg, Rosenberg, den nahen Schneeberg, die Tyssaer Wände und viele Höhen des Elbsandsteingebirges. Aussig mit dem Schreckenstein im Hintergrund und viele Basaltkegel dieser Gegend schliessen malerisch das Bild ab. Gegen West und Südwest ist der Punkt beschränkter.

Die Strasse führt nun in starken Windungen hinab nach dem böhm. Kessel. Tellnitz ist Station der Dux-Bodenbacher Bahn. Kulm ist ein Pfarrdorf am Kapellenberg (Horkaberg). Hier entschied sich die Schlacht, die schon am Kohlberg bei Pirna begonnen. Das franz. Corps ward aufgerieben und Vandamme selbst mit 11 000 Mann gefangen genommen. Unter der Kriegsbeute befanden sich 82 Geschütze. Das Preussische Denkmal steht rechts der Strasse unweit des Posthauses in Arbesau; es ist eine 10 m hohe Spitzsäule mit der Inschrift: Die gefallenen Helden ehrt dankbar König und Vaterland. Sie ruhen in Frieden. Das Oestr. Denkmal steht links der Strasse, es ist dem gefallenen östr. General Collorado-Mannsfeld gewidmet, der am 17. Sept. 1813 die Franzosen bei Arbesau zum zweiten Male schlug. Die 30 m hohe eiserne Pyramide trägt Brustbild und Wappen des Generals. Bekrönt wird dasselbe vom öster. Doppeladler. Am Fuss der böhm. Löwe. Das Russische Denkmal, das prunkvollste, steht hinter Kulm bei Pristen, unfern der Stelle, wo General von Ostermann verwundet wurde. Die 5 m hohe Victoria ist eine Nachbildung der griech.[21] Antike zu Brescia. Die Errichtung ordnete Kaiser Franz I. an. Die Einweihung geschah jedoch erst am 28. Sept. 1835 in Gegenwart des Kaisers Nicolaus von Russland, des Kaisers Ferdinand von Oestreich und des Königs Friedrich Wilhelm III. von Preussen.

Eine gerade Strasse führt uns über Sobochleben nach Turn (zur Ritterburg, Turner Bier) mit vielbesuchten fürstl. Clary'schen Park. Uralte Baumgruppen mit überraschenden Lichtungen, welche fesselnde Landschaftsbilder im Hintergrund zeigen. Auf dem Platz an der Försterei öfter Concerte von Teplitzer Kapellen. Im erhöhten Strohtempel herrliche Ausblicke auf den Teplitzer Thalkessel.

Teplitz (Teplice-Warmbach). Stadt London. Posthotel. König von Preussen. Altes Rathhaus. Schwarzes Ross. Kronprinz Rudolph. Adler. Lamm (billig). Blauer Stern. Am Weg nach Schönau: Haus Oestreich. Neptun. Rest.: Kursalon am Stephansplatz. Gartensalon im Schlosspark. Drei Rosen. Goldnes Fassel. Schönpriessner und Leitmeritzer Bierhalle.

Teplitz zählt mit Schönau 16 000 Einw. Die Lage der Stadt im weiten Thalbecken, unfern des isolirten Teplitzer Schlossberges, gehört zu den anmuthigsten im landschaftlich reichen Böhmerland und die natürlichen Vorzüge unterstützen herrliche Parkanlagen, wohlgebaute Dorfschaften, inter. Klöster, historisch merkwürdige Stätten, schattige Wälder, viele und bequeme Verkehrsmittel und a. m., und wenn auch der industrielle Habitus der nahen Kohlenfelder den landschaftlichen Reizen nicht gerade zu Gute kommt, so beweisen doch an 20 000 Passanten jährlich, dass diese trotzdem unwiderstehlich sind. Die Badefrequenz betrug 1880 gegen 10 000 Badegäste.

Die Heilkraft der Teplitz-Schönauer Thermen gegen Gicht, Rheumatismus und Lähmung ist weltberühmt; auch nach schweren Verwundungen leisten die Quellen vorzügliche Dienste. Preussen, Oestreich und Sachsen besitzen eigene Militärbäder zu Teplitz. Der Wärmegrad der Wässer variirt zwischen 21 und 39° R.; sie enthalten Alkalien und salinische Bestandtheile, darunter kohlensaures Natron. Trinkbar sind sie ihres widerlichen Geschmackes wegen nicht, man benutzt sie zum Baden. (Im Januar 1881 entquoll der Erde eine neue Therme bei Teplitz.)

[22]

Am 13. Febr. 1879 brach über Teplitz die weltbekannte Quellenkatastrophe herein. In den 8 km entfernten Ossegger Kohlenschächten hatte man einen Porphirgang angehauen, aus welchem sich ganz plötzlich eine ungeheure Menge auf 20° R. erwärmtes Thermalwasser in die Baue ergoss und bald darauf versiegte die Teplitzer Urquelle im Stadtbad. Am 3. März fand man dieselbe in einem rasch niedergeteuften Schacht 27 m tief wieder auf, doch ist der Quell damit noch nicht gesichert und hat man neuerdings eine tiefere Ausschachtung angeordnet.

In Teplitz selbst liegen die Bäder: Fürstenbad, Herrenhausbad, Stadtbad, Judenbad, Steinbad und Stephansbad. Das Schlangenbad und das Neubad liegen auf Schönauer Gebiet. Die Hauptbadezeit ist Morgens. Nachmittags baden die ärmeren Klassen zur Hälfte der Taxen. Die Badeconcerte finden früh 6 bis 8 Uhr im Kurgarten und von 11 bis 1 Uhr im Schlosspark statt. In den Anlagen am Schlangenbad in Schönau spielt Mittwochs und Sonnabends von 5 bis 7 Uhr und Sonntags von 10 bis 11 Uhr eine Militärkapelle. Sämmtliche Concerte sind für Passanten frei. Das Badeleben culminirt von 11 bis 1 Uhr im Schlosspark; eine Tanzreunion wird Sonnabends im Gartensalon dieses Parks abgehalten.

Geschichtliches. Der Sage nach trieben am 29. Aug. 762 die Hirten des Vladiken Kostolug von Settenz Schweine in den Wald, von denen eines die heisse Urquelle aufwühlte. Zweifellos ist, dass sehr frühzeitig eine Burg an dem Heilquell entstand, welche als die Vorläuferin des jetzigen fürstl. Clary'schen Schlosses anzusehen ist. Urkundlich wird berichtet, dass die Gemahlin des Böhmerkönigs Wladislav II. ein Nonnenkloster an den warmen Quellen errichtete, welche 1278 Rudolph I. zerstörte. 1420 plünderten es die Hussiten und 1424 äscherten sie es ganz ein. Im 30jähr. Krieg litt die blühende Badestadt durch Raub und Plünderung, auch verödeten die Bäder durch Mangel an Badenden. Im 7jähr. Krieg wurde die Stadt von beiden Heeren als neutral respectirt. Nach der Schlacht bei Kulm (30. Aug. 1813) glich die Stadt einem grossen Lazareth. Als Curiosum sei mitgetheilt, dass Napoleon I. mehrfach verdriessliche Aeusserungen über den Namen »Teplitz« fallen liess, weil er ihn nicht richtig auszusprechen vermochte, er[23] nannte die Stadt consequent Telpsich. Im Jahre 1878 fand Kaiser Wilhelm nach dem Nobiling'schen Attentat im Herrenbade zu Teplitz völlige Genesung.

An Gebäuden sind erwähnenswerth das Neue Theater von Schreiber in Dresden mit Skulpturen von Henze, die Evang. Kirche, ein romanischer und die neue Kath. Kirche in Schönau ein gothischer Ziegelrohbau. Im Clary'schen Schloss goth. Schlosskapelle.

Spaziergänge. Vor Allem sind hier Kurgarten und Schlosspark zu nennen, besonders der letztere mit seinen uralten Bäumen und seinen idyllischen Weihern ladet zu längerem Verweilen ein. Unfern des Theaters liegt der Seumepark, ein umgewandelter alter Kirchhof mit dem wohlgepflegten Grabe des »Spaziergängers nach Syrakus.« Auch die Kirchhofkapelle ist erhalten. Ein reizender Spaziergang ist der nach der Königshöhe mit einem Denkmal des Königs Friedrich Wilhelm III. von Preussen, der 22 Jahre lang die Teplitzer Thermen brauchte. Die Stadt liegt hier in ihrer ganzen Ausdehnung dem Beschauer zu Füssen. In der Nähe der Königshöhe liegt auch die Schlackenburg mit Camera obscura (10 Kr. Eintritt), ein origineller Bau aus Schlacken, Ziegelstücken und Scherben. Im Belvedere Mineraliensammlung. Café Bella vista. Die ganze Königshöhe hat herrliche Anlagen und gewährt schöne Thalbilder, wie auch Fernsichten auf Erz- und Mittelgebirge. Der Mont de Ligne, ein Porphirfelsen liegt über der Stadt gegen Schönau hin. Das Restaurant nennt der Volksmund seiner Form wegen die Pfefferbüchse. Nach dem Turner-Park, 1 km. Siehe Seite 21.

Ausflüge von Teplitz.

Nach dem Schlossberg. Reitesel 75 Kr. Entfernung 3 km. 393 m hoher Klingsteinberg mit schönen Ruinen und unvergleichlich schöner Aussicht. Die alte Veste Dobrowska hora gehörte einst dem Grafen Kinsky, der zu Eger mit Wallenstein ermordet wurde. Die Kaiserlichen stritten mit den Schweden hart um die Burg. 1655 wurde sie auf Befehl aus Wien geschleift, weil die verwilderte Soldateska von hier aus die Gegend brandschatzte. Ferdinand II. verschenkte nach Kinskys Tod Schloss mit Herrschaft an den Feldmarschall Aldringer. Durch Heirath fiel sie an die Fürstenfamilie[24] Clary-Aldringer. In die Schlosstrümmer ist ein empfehlenswerthes Restaurant eingebaut. Die Aussicht von den Ringmauern mit den zum Theil erhaltenen Thürmen ist, wie schon erwähnt, unvergleichlich schön. Das weite, reichbebaute Teplitzer Thal, der colossale Steinwall des Erzgebirges, das reichgeformte malerische Mittelgebirge und an den Gehängen und in der Ebene Teiche, Wälder, stolze Schlösser und Klöster, tiefgrüne Thaleinschnitte geben ein herrliches Landschaftsbild, das sich im Westen bis Rothenhaus und im Osten bis zum Elbgebirge erstreckt, in welches Aussig malerisch eingebettet erscheint. Der Wirth zeigt auf Verlangen die noch erhaltenen Kerker und Kasematten. Einzelne Fensterhöhlen geben originelle Umrahmungen für schöngruppirte Landschaften.

Nach dem Wachholderberg. 3 km. Man geht die Strasse nach Bilin, bis rechts ein Stein nach dem 380 m hohen Gipfel zeigt. Die obere Bergschenke gewährt ähnliche Landschaftsbilder wie der Schlossberg nur nicht so umfassend, der Gipfel des Berges beherrscht dagegen das Bielathal vollständig, auch nimmt sich das Mittelgebirge, weil näher, noch imposanter aus.

Nach dem Millischauer. Bis Pilkau, am Fuss des Berges gelegen, 12 km. Von hier bei starker Steigung auf den Gipfel 1 Stunde. In Pilkau Reitpferde 2 fl. Tragsessel 2 fl. 50 kr. Fahrt von Teplitz bis Pilkau mit Einspänner 5, mit Zweispänner 7 fl. (Auch billige Stellwagen.) Der isolirte Klingsteinkegel, Millischauer oder Donnersberg genannt, erhebt sich 836 m über Meer, bildet die höchste Erhebung des vulkanischen Mittelgebirges und ist eine touristische Notabilität ersten Ranges. Die Rundsicht, uneingeschränkt nach allen Richtungen, zählte Humboldt, der doch so manches Gebirge durchfahren, zu den grossartigsten des Erdballs; sie umfasst so ziemlich den ganzen böhmischen Kessel mit den Einfassungsgebirgen. Rings um den Berg lagern sich die vulkanischen Kegel des Mittelgebirges und belebt wird die Landschaft durch Hunderte von Städten, Dörfern, Schlössern, Ruinen, Klöstern, aufblitzenden Seen und Flüssen. Beim Wirth sind Panoramen käuflich, die über 99 Punkte Aufschluss geben. Nachtlager auf Moosbetten 80 bis 1,50 kr. Unterkunft für circa 60 Personen. (Auch Federbetten.)

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Für den Rückweg nach Teplitz empfiehlt sich der Abwechselung wegen die Tour über Kostenblatt. Im Dorf das vom Grafen Czerin 1864 in ital. Styl erbaute Schloss. 2 km vom Dorfe liegt die malerische Ruine Kostenblatt. 508 m hoch, mit Sommerrestaurant. Der Wartthurm gewährt herrliche Aussicht auf das Bielathal und Teplitz. Der Wirth verwahrt hier gefundene Alterthümer.

Von Kostenblatt über Krzmusch nach Teplitz 10 km. In Krzmusch Schloss des Grafen Ledebour mit prächtigem Park über dem engen Bielathal. Den schönsten Blick gewährt ein Kiosk auf der sogenannten Teufelsmauer.

Von Teplitz nach Dux. 8 km. Eisenbahnfahrt zu empfehlen. Die Strasse führt am Dorfe Janegg vorüber, wo das Becken der jetzt versiegten Riesenquelle mit der Riesenmühle liegt. In der Nähe sanken während der Teplitz-Ossegger Katastrophe Erdtrichter ein.

Stadt Dux. Union. Weisses Ross. Goldene Krone. 6000 Einw. Dux ist Mittelpunkt des teplitzer Braunkohlenbeckens und liefert die beste Braunkohle in Böhmen. Zuckerfabrik. Glashütte. Merkwürdig sind die überaus zahlreichen heiligen Bildwerke unter Glas in kleinen Nischen über den Hausthüren. Das Duxer Schloss gehört einem Grafen Waldstein, der einer Nebenlinie des Friedländer Geschlechts entsprossen. Man meldet sich beim Schlossverwalter. Auf dem Schlosshof ein Bassin von schwed. Kanonenmetall, das der Friedländer eroberte. Die Bibliothek zählt 24 000 Bände. Der Abenteurer Casanova verlebte hier seine letzten Lebensjahre als Bibliothekar, und diese Räume sahen seine berüchtigten Memoiren entstehen; auch gab er sich mit dem damaligen Besitzer, einem Grafen von Dux alchymistischen Experimenten hin († 1798). Die Bibliothek verwahrt auch Wallensteins Himmelsglobus. Im Familiensaal Ahnenbilder unter denen ein Portrait Wallensteins von der Hand van Dyk's. Die Rüstkammer besitzt Reliquien des grossen Feldherrn. Im physikalischen Kabinet hat auch eine Venus von Tizian und eine Marmorstatue von Fischer Aufstellung gefunden. Im Naturalienkabinet ist ein Stück Braunkohle mit eiserner Kugel, 6 m tief unter der Erdoberfläche gefunden, bemerkenswerth. Die Holzsammlung ist in Bücherform aufgespeichert. Die[26] Rinde bildet den Rücken, das Innere enthält Blätter, Blüthen und Früchte.

Der Schlosspark ist freigegeben. Die Durchhaue zeigen im Hintergrund wie Theaterprospecte, schöne Landschaftsbilder. Beim Schlossgärtner Erfrischungen. Die Stadtkirche besitzt ein gutes Altarbild von Rainer.

Unfern von Dux an der Strasse nach Ossegg liegen die fünf, im Februar 1879 ersoffenen Kohlenschächte, an deren Entwässerung man gegenwärtig mit grosser Energie arbeitet.

Von Teplitz nach Bilin und dem Borcen. Von Teplitz bis zum Fuss des Borcen 16 km. (Eisenbahn.) Wer auf Bilin verzichtet, fährt direct bis Station Bilin-Sauerbrunnen.

Bilin. Weisser Löwe. Hohes Haus. Schwarzer Adler. 5000 Einw. Grosse Zuckerfabrik. Fürstl. Lobkowitz'sches Schloss mit einer Bildersammlung. Die ehemals berühmte Mineraliensammlung wurde nach Ungarn verkauft. Bilin an der Biela gehört zu den ältesten Städten Böhmens und wird schon im 11. Jahrhundert mehrfach urkundlich erwähnt.

Der Sauerbrunnen, 1 km entfernt gegen dem Borcen hin gelegen, ist ein Natronsäuerling, der mit leichtem Wein oder Milch vermischt getrunken wird und höchst erfrischend wirkt. Man gebraucht ihn besonders gegen chronische Hals- und Brustleiden und Steinbeschwerden. 600 000 Krüge kommen etwa im Jahre zur Versendung. Aus dem abgedampften Wasser gewinnt man die bekannten Biliner Bastillen. Neues fürstl. Lobkowitzsches Kurhaus.

Der Borcen, der seiner seltsamen Form wegen jedem Besucher des Teplitzer Thalkessels sofort auffällt, ist ein vielfach zerklüfteter Klingsteinkegel von 535 m Höhe. (Böhmisch Boren, sprich Borschen.) Der Aufstieg vom Sauerbrunnen aus nimmt circa 1 Stunde in Anspruch und ist nicht ohne Beschwer. Weisse Kalkstriche machen eine Führung unnöthig. (Führer 1 fl.) Die bedeutendste Klüftung ist die Michaelishöhle; vor ihrem Eingang liegt eine sehr grosse Basaltsäule. Der schmalgratige Gipfel gewährt einen herrlichen Ausblick auf den Teplitzer Thalkessel, seinen freundlichen, ziegelbedachten Ortschaften und auf die einrahmenden Gebirge. Zu Füssen liegt das Bilathal mit Bilin und Sauerbrunnen.

Der Radelstein ist 8 km von Bilin entfernt. 749 m ü. M.[27] Kann auch zu Wagen erreicht werden. Die mächtigen Steinwälle auf dem breiten Gipfel sollen heidnischen Ursprungs sein. (Altslavische Cultusstätte.) Von der Zufluchtshütte an der Südseite beste Aussicht. Das Auge beherrscht die Eger- und Elbniederung bei Theresienstadt und das Land bis gegen Prag hin. Ferner ist der Blick überaus fesselnd auf die Berggruppen des Mittelgebirges selbst und auf das Erzgebirge.

Von Teplitz nach dem Probstauer Park. Von Teplitz 4 km, im Norden gelegen. Försterei mit Rest. Schöne Baumgruppen. Der Park gehört, wie auch der Turner, dem Fürsten Clary. Man geht dahin in der Regel über Turn und kehrt über Weisskirchlitz zurück. Bei diesem Dorf erhebt sich der Louisenfelsen. Vom Pavillon prächtige Aussicht auf das Teplitzer Thal.

Anmerkung. Die herrlichen Partien von Teplitz ins Erzgebirge liegen an Haupttouren und haben an anderen Stellen Beschreibung gefunden. Es sei daher auf das Register verwiesen. Graupen ist 7, die Geyersburg 10, Eichwald 7, Klostergrab 8 und Ossegg 9 km von Teplitz entfernt.

2. Dresden-Pirna (17 km, Bahn). Liebstadt (12 km). Börnersdorf (bis zur Kirche 4 km). Breitenau (3 km). Fürstenwalde (6 km). Voigtsdorf, Mückenthürmchen (6 km). Graupen (3 km). Mariaschein (2 km). Probstau (3 km). Teplitz (4 km).

Bis Pirna siehe Tour 1. Seite 17.

Wir berühren von Pirna aus zunächst Zehista. Hübsches Dorf. Schloss mit Park, dem Grafen Rex gehörig. Nun im anmuthigen Seydewitzthal aufwärts. Bei Nenntmannsdorf Kalkbrüche, in denen 1813 viele Franzosen während der Kämpfe mit den Russen ihren Tod fanden. Liebstadt. Gasthof zum schwarzen Kleeblatt. (Ueber dieses Gasthaus existirt ein humoristisches Gedicht von drei Schornsteinfegern, die nach demselben dem Gasthaus den Namen gegeben.) 329 m ü. M. 900 Einw. Dicht über der Stadt das malerische Schlösschen Kuckuckstein. In der Bibliothek ein Portrait Moreaus, dem Widersacher Napoleons, dem in der Schlacht bei Dresden die Beine zerschmettert wurden. Dem Hut ist die Kokarde ausgeschnitten. Napoleon soll dies selbst gethan haben als er hier während der Kämpfe 1813 um die Pässe des östl. Erzgebirges nächtigte. Die beistehenden franz. Worte, zu deutsch: »Er war ihrer unwürdig, der Verräther«, sollen gleichfalls von Napoleons Hand herrühren.

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Von hier führt der Weg über etwas eintönige, oft aber auch aussichtsreiche Höhen nach Börnersdorf, Breitenau und Fürstenwalde auf den Mückenberg, der das Mückenthürmchen trägt.

Mückenthürmchen. 815 m ü. M. Gasthaus. Gute Unterkunft. Stallungen. Etwas billiger ist der nur wenige Minuten entfernte Gasthof an der Strasse nach Graupen. Die Rundschau ist grossartig und wird von vielen Kennern selbst der Aussicht von der Schneekoppe und dem Brocken vorgezogen. Thatsache ist, dass jenen Landschaftsbildern ein böhmisches Mittelgebirge fehlt, so grossartig sie auch sein mögen. Die Aussicht erstreckt sich über einen Umkreis von 600 km. Es gewährt eine ganz ausserordentliche Ueberraschung plötzlich das gebirgige nordböhm. Land mit dem Teplitzer Thalkessel und dem vulkanischen Kegeln bis zum Borcen bei Bilin auftauchen zu sehen. Links liegen das Elbsandsteingebirge, dahinter das Lausitzer Gebirge, der Isarkamm und das Riesengebirge. Rechts sehen wir den Kamm des Erzgebirges bis zum Keil- und Fichtelberg und Theile vom Karlsbader Gebirge. Von Dresden sieht man die Antonsstadt, die Prinzenschlösser und ferner den Loschwitz-Pillnitzer Höhenzug mit dem Borsberg. Gegen die norddeutsche Tiefebene ist die Aussicht nur durch die Sehkraft beschränkt.

Bei der Kapelle zu St. Wolfgang betreten wir die Teplitzer Strasse und gelangen hinab nach Graupen. Der Fall bis zu dieser Stadt beträgt 497 m, wir sind also nachzu 5 Dresdner Schlossthürme abwärts gestiegen.

Graupen. Stadt Dresden. Kronprinz Rudolph. Wein und Bier bei Herm. Kohlschütter. Alte intr. Bergstadt, die ihren Namen von den hier abgebauten Zinngraupen entlehnte. 2500 Einw. In der Stadtkirche die heilige Stiege mit 28 Marmorstufen, die von den Gläubigen nur knieend erklommen wird. Zwei Figurengruppen »Gericht über Jesu« und das »Fegefeuer.« Die erstere ist nicht ohne Kunstwerth, die letztere wird durch rothes Glas noch schauerlicher, als sie der »Künstler« gemacht.

Die Rosenburg über der Stadt steht an der Stelle, wo sich die Veste Graupen oder Hundsstein erhob, die 1429 von den Hussiten zerstört wurde. Die alten Ruinen sind geschickt für die neueren Bauten ausgenützt. Schöne Gartenanlagen. Rosenzucht. Beliebter Ausflug der Teplitzer. Die Aussicht auf den Teplitzer Thalkessel und das Mittelgebirge ist umfassend und anmuthig.

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Die Wilhelmshöhe liegt gleichfalls auf einem aussichtsreichen Felsvorsprung. Vielbesuchtes Rest. mit Fremdenbetten. Sommerfrische. Das Rest. hat seinen Namen von Friedrich Wilhelm III. König von Preussen, der hier besonders gern weilte.

Die Geyersburg liegt 3½ km gegen Osten von Graupen entfernt. Aussichtsreicher Weg am Berghang. Intr. Ruinenstätte über welche viele Sagen im Volk lebendig sind. Aussicht oben verwachsen, doch thuen sich öfter Blicke auf historische Stätten auf. 1040 schlugen hier Kaiser Heinrichs Mannen den Herzog Bretislav von Böhmen. Am 11. Febr. 1126 kämpften Lothar I. und Sobeslav I. von Böhmen gegen einander. Nach Aussig zu liegen die blutgetränkten Felder, auf denen am 14. Juni 1426 die Hussiten die Meissner schlugen. Das Schlachtfeld bedeckten 23 000 Leichname. Gegen Kulm hin sind die Denkmäler der Kulmer Schlacht sichtbar. Siehe Seite 20.

Mariaschein. 2 km von Graupen. 1240 Einw. Anker. Zum Bleileben. Grosses Jesuitenkloster mit weithin leuchtenden Dächern. 22 Patres mit über 200 Zöglingen. Grössere wissenschaftliche Sammlungen für Lehrzwecke, auf Ersuchen zugänglich. In der Klosterkirche, die zugleich berühmte Wallfahrtskirche ist, ein wunderthätiges Marienbild, zu welchem aus Schlesien und Böhmen, aber besonders aus der Sächs. und Preuss. Lausitz viele Gläubige (zahlreiche Wenden) Wallfahrten veranstalten. Zu Pfingsten, Mariageburt und an einigen Heiligentagen gleicht der Ort einem Messplatz. Im Kreuzgang viele kunstlose Wandgemälde, doch intr. durch seltsame Geschichtsauffassung. Das Mariabild ist von Thon. Man erzählt von ihm eine merkwürdige Fluchtgeschichte zwischen Graupen und Mariaschein. Ein Mädchen, von einer Schlange gebissen, soll um Hilfe gerufen haben und diese erschien in Form eines Muttergottesbildes, das eine Nonne vor den Hussiten in einer nahen Linde verborgen hatte. Die Bürger von Graupen trugen das Bild im Triumph nach ihrer Stadtkirche, aber dreimal kehrte dasselbe bei nächtlicher Weile nach der Linde zurück. Hierauf sei nun eine Kapelle erbaut worden, welche endlich dem Bild als dauernde Wohnung convenirte. Das heutige Jesuitenkloster hat das Gut Sobochleben im Besitz.

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Man fährt von Graupen mit Dampf oder geht über Probstau (S. 27) und Weisskirchlitz (S. 27) nach Teplitz. Den Bahnhof Graupen-Rosenthal erreicht man von Graupen aus auf dem Ave-Mariasteig.

Teplitz siehe Seite 21.

3. Dresden-Mügeln (12 km). Dohna (3 km). Weesenstein (3 km). Glashütte (12 km). Bärenstein (8 km). Lauenstein (3 km). Mückenthürmchen (9 km). Teplitz (12 km).

Nach Mügeln mit Dampf. Von hier bis Glashütte Post oder auch billigen Stellwagen. Mügeln liegt am Einfluss der rothen Müglitz in die Elbe, deren rothgefärbte Gewässer (durch die Zinnwäschen bei Altenberg) noch lange in der Elbe sichtbar sind. Auf der Höhe über Mügeln liegt Grosssedlitz mit seinem grossen altfranz. Park. Kolossale Schnitthecken. Erotische Skulpturen. Bassins. Der Umweg dahin beträgt 2 km. Man geht dann nicht die Strasse sondern über die Höhe nach Köttewitz und trifft in Weesenstein wieder mit der Strasse zusammen.

Dohna lassen flüchtige Wanderer links oben am Thalhang liegen. 2000 Einw. Das Schiesshaus steht inmitten der alten berüchtigten Veste Dohna, von der nur noch karge Ueberreste vorhanden. 1402 lag Burggraf Jeschke von Dohna fast mit der ganzen Ritterschaft der Umgebung in hartem Zwist, bis ihn Markgraf Wilhelm von Meissen vertrieb und seine Burg einäscherte. In der Stadtkirche sehenswerter goth. Altar mit Figuren von Semper restaurirt.

Wir gehen im schönen Müglitzthale aufwärts nach Wesenstein. Ein Fusspfad, vom Gebirgsverein angelegt, geht auch ab Dohna über die Höhen dahin. Weigand's Gasthof dicht am Schloss mit schattigem Garten. Das merkwürdig gruppirte, malerische Schloss mit mancherlei Sehenswürdigkeiten ist Eigenthum des Prinzen Georg, Herzogs zu Sachsen. Meldung beim Schlossverwalter. Die Gebäude sind in einer Weise übereinander gesetzt, dass sie im Innern wie ein einziger Bau von 8 Stockwerken erscheinen. In die Belletage steigt man hinab, in die Keller hinauf. Die Pferdeställe liegen im dritten Geschoss. Viele Andenken an König Johann, der hier öfter literarischen Arbeiten oblag. Ueber 800 fürstliche Portraits, darunter solche von Meisterhänden. Uralte Gewölbe aus romanischer Zeit. Folterkammer, in Sachsen einzig in ihrer Art. Schöner Schlosspark. König Albert verlebte hier zumeist seine Knabenjahre. Zum Pavillon 1 km stark bergauf. Beliebter Aussichtspunkt auf das stille Oertchen mit dem Schloss und auf das Elbthal. Näheres siehe Gampe's Weesenstein. Dresden, Bleyl und Kaemmerer.

Anmerkung. 5 km oberhalb Weesenstein liegt rechts an der Strasse der Rabenhorst, eine imposante Felspartie. Pfade führen[31] hinauf nach Maxen. Rittergut mit Schlosspark. Am 17. Nov. 1759 trug sich hier der Finkenfang zu. General Fink wurde mit seinen 13 000 Preussen vom östr. General Daun gefangen genommen. In der Nähe Kalkbrüche. (Maxener Marmor.) Der Umweg beträgt 4 km.

Bei weiterem Vordringen im Thal berühren wir Schlottwitz. Links der Todtenstein. (An der Neumühle Achate, Amethyste, Jaspis, Hornblende.) Vor Glashütte bei der Krugmühle eine Felspartie, Wittichs Schloss genannt, wo im 15. Jahrh. ein Wegelagerer Namens Wittich gehaust haben soll.

Glashütte. Post. Stadt Dresden. 2000 Einw. In einem Seitenthale der Müglitz gelegen. Eine Glashütte war nie hier, der Name entstammt den Glaserzen (Eisenerze), die hier gefunden wurden. Glashütte ist der Sitz einer hochberühmten Uhrenindustrie. Die Uhrmacherschule zählt gegen 40 Schüler. Das Hauptverdienst fällt dem Uhrmacher Adolph Lange zu († 1875). Derselbe errang im Ausland mehrfach erste Preise und auf dessen eisern-solide Geschäftsprinzipien stützt sich die ganze Glashütter Uhrenindustrie. Auch andere inventiöse Apparate, Rechenmaschinen, Telegraphen, Instrumente etc. werden hier gebaut. Der Ort hat ein freundliches, gefälliges Aussehen. Die Kirche, 1535 erbaut, enthält vier gute Oelgemälde und einige ältere Glasmalereien.

Die gewundene Strasse führt uns zwischen herrlichen Thalgehängen aufwärts nach Bärenstein, der kleinsten Stadt Sachsens. 660 Einw. Das Schloss mit dicken runden Thürmen und hübschen Parkanlagen gehört dem Major von Lüttichau. Zwischen Bärenstein und Lauenstein kommt das Altenberger Wasser herab, das die Müglitz roth färbt.

Lauenstein. Stadt Teplitz. Gold. Löwe. 470 m. 860 Einw. Das ältere Lauensteiner Schloss liegt in Ruinen. Am neueren gefällige altdeutsche Giebel. Die Kirche besuche man um eines figurenreichen Denkmals willen, das einem Günther von Bünau gewidmet ist. Die Sandsteinarbeiten, von Lorenz Hornung in Pirna gefertigt, sind vorzüglich ausgeführt. Mehrere Hundert Figuren. Der Altaraufsatz ist gleichfalls bemerkenswerth.

Man bleibt nun entweder im Thal und geht über Gottgetreu und Müglitz zum Mückenthürmchen, oder man wählt den Weg über Löwenhain und Fürstenwalde. Weit verstreutes Gebirgsdorf mit 600 Einw. Die Kirche enthält ein altes Marienbild, zu welchem, obgleich die Kirche protestantisch ist, viele Katholiken am Feste Maria Heimsuchung wallfahrten und dort nach Beendigung des protestantischen Gottesdienstes unbehelligt ihre Gebete verrichten.[32] Am Altar ausserdem Statuen der Heiligen Christoph, Nicolaus und Donatus.

Mückenthürmchen und weiter nach Teplitz siehe Tour 2, Seite 28.

4. Dresden-Niedersedlitz (9 km). Lockwitz (2 km). Bad Kreischa (6 km). Reinhardsgrimma (7 km). Luchau (4 km). Johnsbach bis zur Kirche (4 km). Hirschsprung (6 km). Altenberg (2 km). Geising (2 km). Fürstenau-Mückenthürmchen (7 km).

Diese Tour empfiehlt sich für Wanderer, welche freie, aussichtsreiche Höhen den Thalwanderungen an der Müglitz oder Weisseritz vorziehen. Man benutzt bis Niedersedlitz die Bahn. Lockwitz, stattliches Dorf am Eingang der Strasse in den Lockwitzgrund. Adams Gartenrest. 1460 Einw. Schloss der Familie Kap-herr.

Anmerkung. 2 km von hier gegen Wölkau zu liegt der schöne neue Sandsteinbau, der Lugthurm, inmitten hübscher Anlagen, errichtet von der Section des Gebirgsvereins der Sächs.-Böhm. Schweiz Niedersedlitz. Sommerrest. Panorama käuflich. Sehr schöne Aussicht auf das weite Elbthal, wie auf die Tafelberge der Sächs. Schweiz.

Im Thalzug aufwärts gelangen wir nach Bad Kreischa im gleichnamigen Kirchdorfe. 2000 Einw. Das Bad ist in eine Heilanstalt für Nervenleidende umgewandelt worden. Ein Gasthof ist damit verbunden. Im Süden 3½ km entfernt liegt rechts unserer Tour der basaltische Wilisch. 476 m. Ein Aussichtsthurm ist projectirt, ohne welchen der Berg touristisch werthlos bleiben würde, weil der Gipfel völlig verwachsen. Der Basaltkegel gewährte sonst eine grosse Fernsicht über das Elbthal, die Sächs. Schweiz und das Erzgebirge.

In Lungwitz Rittergut mit Park, das dem Bennemann'schen Stift für Predigerswittwen zugehört. Sodann folgt Reinhardsgrimma, 356 m. Hübsches Rococcoschloss mit Park. Strohflechterei. Luchau am Luchberg (ein spitzer Basaltkegel, 581 m hoch, der die nördliche Abdachung des östlichen Erzgebirges völlig beherrscht). Das Dorf ist schon ein echtes Gebirgsdorf. Die Strasse senkt sich nun in ein tiefes Seitenthal der Müglitz, führt wieder hinauf über das grosse Kirchdorf Johnsbach nach Hirschsprung und Altenberg.

Altenberg. Altes Amthaus. Stadt Teplitz. Stadt Dresden. Rathskeller. 2016 Einw. Die Stadt liegt am basaltischem Geising 750 m hoch in stark bewegtem Terrain. 1458 wurde hier das Zinn fündig. Ein Köhler fand es unter seinem Meiler in geschmolzenem Zustand. Ein Denkmal unfern der grossen Binge bezeichnet den Fundort. Den Fuss des Denkmals bildet eine ganze Sammlung von[33] Altenberger Zinnerzen. Der sog. Zinnzwitter ist ein Quarzporphir. Zinngraupen kommen seltener vor. Die jährliche Ausbeute beträgt noch immer 2200 Ctr. Zinn, 815 Ctr. Arsen, 10 Ctr. Wismuth. Die Erze streichen in mächtigen Lagern aus und müssen stockwerkartig abgebaut werden. Die Säulen, die man stehen lässt, sind jedoch nicht immer im Stand, die überhängenden Lasten zu tragen und so sind öfter Bergbrüche vorgekommen, deren grösster die schauerliche Binge dicht an der Stadt verursachte. Die Chronik erzählt, dass schon 1545 ein grosser Tagebruch stattfand, durch welchen 10 verschiedene Zechen verschüttet wurden. Darauf folgten 1578 zwei andere Zechen nach, 1624 aber, an dem für Altenberg ewig denkwürdigen 24. Januar stürzte durch einen ungeheuren Tagebruch das ganze unmittelbar vor der Stadt liegende, grosse Zinnbergwerk zusammen. Es war eine stürmische Nacht, der Schnee lag in Massen auf den unwirthlichen Gebirgen. Ruhig arbeitete der Bergmann in der Tiefe. Plötzlich, als eben die Glocke 4 Uhr schlug, krachte es wie Donner, die Erde bebte, und in einem einzigen Augenblicke stürzten mit entsetzlichem Getöse 4 Göpel mit ihren Zechen, als: Rietzschelzeche, Schellenzeche, Graupner-Zeche, Rathsschacht und noch verschiedene andere in den Abgrund. Alle Häuser der Stadt erzitterten; in den Gruben befanden sich zum Glück nur 24 Bergleute, vier davon waren todt, 19 wurden gerettet, einer jedoch gar nicht wieder aufgefunden. Wo einst ein 60 Fuss hoher Hügel gewesen, zeigt sich nun eine 120 bis 200 Fuss tiefe Binge, deren Wände aus Zechstein und Zinnzwitter bestehen. In einer der Weitungen, die hier unter der Erde geschaffen sind, könnte man den Münster zu Strassburg unterbringen. Die Höhe beträgt 160 m. Eine Cementquelle, welche eingelegtes Eisen überkupfert, entspringt in einer Tiefe von 283 m.

Altenberg ist auch Hauptort des Strohflechterbezirks, der das ganze östl. Erzgebirge umfasst. 25 000 Personen mögen mit Strohflechten beschäftigt sein, die für 6 Millionen Mark Strohgeflechte liefern. In der Hauptsache kommt Weizenstroh zur Verwendung. Die Halme werden so zerschnitten, dass die Knoten ausfallen, sodann bleicht man sie mit Schwefel und reisst sie, d. h. man zieht sie unter einem kleinen Stahlkamm hindurch, der sie in schmale Streifen theilt. Hierauf werden sie angefeuchtet, um sie mürber zu[34] machen und das Flechten beginnt, eine Arbeit, die dem Strumpfstricken täuschend ähnlich sieht. Die Kinder beginnen schon mit 6 Jahren und überholen oft Erwachsene in ihren Tagesleistungen. Die fertigen Bündel gehen in die deutschen Strohhutfabriken oder nach England, Skandinavien und Russland.

1876 brannte die Kirche mit 30 Häusern nieder.

Der nahe Geising ist 823 m hoch und gleicht einem riesigen Heuschober. Oben ein Ahornbaum mit Wendeltreppe, doch warnt eine Tafel vor Betretung derselben, und es ist ihre Besteigung wirklich nicht ohne Gefahr. Die Aussicht auf den Kamm, auf die nördliche Abdachung des Erzgebirges und auf die Tafelberge der Sächs. Schweiz verdiente, dass man sie durch Erneuerung des Ausschaugerüstes der Touristik erhielt, gerade um Altenberg ist auch die nahe Landschaft sehr formenreich. Der Berg zählt zu den 9 grossen Basaltdurchbrüchen des Erzgebirges.

Der Kahleberg, ein langgezogener Bergrücken 3 km von Altenberg im Südwest unfern der Strasse nach Rehefeld. 901 m ü. M. Thurm mit Gradmessungsstation. Gegen Böhmen ist die Aussicht beschränkt, dafür beherrscht das Auge einen Halbkreis vom Fichtelberg bis zum Colmberg bei Oschatz und zum Riesengebirge. Aus den grossen Teichen gegen Altenberg hin geht sowohl Wasser nach den Pochwerken der Zinnwäschen und nach der Müglitz als nach der anderen Seite, wo es die rothe Weisseritz bildet. Die Aussicht gehört, wie die vom Geising, zu den lohnendsten am Nordabhang des Gebirges.

Anmerkung. Wer die in Altenberg einmal gewonnene Höhe nicht wieder aufgeben, d. h. nicht erst nach dem Städtchen Geising hinabsteigen will, geht an Georgenfeld vorüber nach Zinnwald (4½ km) und durch die grossen fürstl. Clary'schen Wälder nach dem Mückenthürmchen. (7½ km) Schöne Strasse. Bei Neugeorgenfeld, das durch böhm. Exulanten begründet wurde, liegen die Lugsteine auf einem Plateau (Knieholz), 893 m, sie werden selten besucht, doch gewährt der höhere die herrlichsten Blicke nach Böhmen hinab. Zinnwald ist halb Sächs., halb Böhm. Zum Sächs. Reiter. Auf böhm. Seite Biliner Bierhalle. (Zugleich Gasthof.) 1 km von der sogenannten Ausspannung (höchste Stelle der Strasse nach Teplitz,[35] wo der Wald beginnt) liegt links ein umfassender Aussichtspunkt nach Böhmen. Das vielerwähnte Häuschen in Zinnwald mit der Inschrift:

»Ich bin nun auf Sachsens Boden, Gottlob,
Weil mich mein Wirth, Hans Hirsch
Aus Böhmen rüber schob«

steht dicht an der Grenze und ist erneuert worden. Ein protestantischer Bergmann, Hans Hirsch, wollte seinem Glauben treu bleiben und so schob er mit Hilfe seiner nachbarlichen Glaubensgenossen sein Häuschen über die Grenze. Im Dorf selbst freie Ausblicke bis zur Lausche. Eine herrliche Waldstrasse führt direct hinab nach Eichwald (9 km). Eine andere gleich schöne Waldstrasse dahin über Vorderzinnwald nach Forsthaus Siebengiebel und hinab nach Eichwald ist 2 km länger, sie führt durch den Thiergarten.

Eichwald. Villencolonie. Sommerfrische, in neuerer Zeit stark in Aufnahme. Geschützte Lage, grossartige Forsten, herrliche aussichtsreiche Spaziergänge. Theresienbad. Kaltwasserheilanstalt. Diana. Waldschlösschen. Gasthof zur Dankbarkeit (eignet sich besonders zum Uebernachten). 1880 900 Kurgäste. Kurmusik Dienstags und Sonnabends Nachmittags ½4 Uhr. Die schönsten Spaziergänge sind im sogenannten Gesundheitswald; am Soldatenberg herrliche Aussicht auf den Teplitzer Thalkessel. Der Schweissjäger mit Rest. ist ein idyllisches Forsthaus. Vielbesucht ist das nahe Jagdschloss Tuppelburg (offiz. Schreibweise) mit zahmem Hochwild. (Winterfütterung.) Stark besucht von Teplitzer Badegästen. Das achteckige Jagdschloss ist der Kernpunkt sternförmig auslaufender Waldschneussen mit Durchsichten auf den Borcen, den Milleschauer etc. Im Forsthaus Erfrischungen. Die Kaiserhöhe liegt ausserhalb des Thiergartens.

Auch die Strasse von Eichwald nach Teplitz, an Zuckmantel (grosses Eisenwerk) vorüber bietet herrliche Blicke (5½ km). Einfache Fahrt 35, doppelte 50 kr. Teplitz siehe Seite 21.

Der Tour treu gehen wir von Altenberg an den Zinnwäschen vorüber hinab nach

Geising. Stadt Dresden. Zinnbergbau. Strohflechterei. 1320 Einw. Anmuthige Thallage. 590 m. Schöne Waldpromenaden. Geschützte Sommerfrische.

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Die Strasse steigt nun wieder aus dem Thal empor. Links der 738 m hohe Huthberg. Fürstenwalde mit seiner protestantisch-katholischen Wallfahrtskirche, siehe Seite 31.

Mückenthürmchen und weiter siehe Seite 28.

5. Dresden-Goldene Höhe (8 km). Dippoldiswalde (11 km). Schmiedeberg (7 km), über die Tellkoppe und Friedrichshöhe nach Altenberg (13 km).

Weiter nach Mückenthürmchen-Teplitz oder Zinnwald-Eichwald-Teplitz siehe Routennetz.

Von Dresden nach Dippoldiswalde zwei Mal Post täglich. Hinter dem ersten Dorf Räcknitz links 3 Eichen mit dem Moreaudenkmal, welches an der Stelle errichtet ist, wo dem General Moreau an der Seite des Kaisers Alexander die Beine zerschossen worden. Die Goldene Höhe nennt sich ein 350 m hoch gelegenes Wirthshaus mit Umschauthurm. Herrliche Blicke nach dem Elbthal mit Dresden und den Prinzenschlössern, der Dresdner Haide und auf die Tafelberge der Sächs. Schweiz. Panorama käuflich. Eintritt zum Thurm 10 Pf. Bei Börnichen auf der Höhe hinter Possendorf liegt 1½ km rechts abseits der Strasse der Lerchenberg mit umfassenden Ausblicken auf das Erzgebirge, auf die nahe Dippoldiswaldaer Haide, durch die man von hier direct nach Dippoldiswalde gehen kann und auf die Berge der Sächs. Schweiz. Doch auch schon die Strassenhöhe nach Wendischcarsdorf zu, gewährt sehr anmuthige Landschaftsbilder. Links der Strasse liegt die 449 m hohe Quohrener Kipse, eine aussichtsreiche Bergkuppe auf demselben Höhenzug, von welchem sich auch der Wilisch abhebt. Weiterhin gewährt die Strasse noch öfter Blicke auf diesen, wie auf den langen waldigen Höhenzug Tellkoppe-Friedrichshöhe etc.

Anmerkung. Beliebter, wenn auch nicht so aussichtsreich, ist die Tour nach Dippoldiswalde über Hainsberg. Bis dahin mit Dampf, dann nach Cosmannsdorf und von hier neben oder mit der neuen Sekundärbahn parallel durch den herrlichen Rabenauer Grund, den die rothe Weisseritz durchströmt. Die Höhle, die wir am Anfang des Grundes passiren müssen, heisst das Nadelöhr. Bis zur Rabenauer Mühle (Rest.), 5 km, über den Berg dahin nur 3 km. Wer über den Berg geht, besuche die aussichtsreiche Albertshöhe, ein Rest., das schon von Heinsberg aus sichtbar ist. Rabenau 1800 Einw. Uralte Stuhlbauerei. Grosse renommirte Möbelfabrik, einer Actiengesellschaft gehörig. Intr. Holzbearbeitungsmaschienen. Die Fabrik setzt eine Ehre darein, nur stylvolle und dauerhafte Arbeiten zu fertigen.

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Eine Waldstrasse führt uns von Rabenau nach Dippoldiswalde. Mit einigen Umwegen kann man leicht drei intr. Punkte, die Barbarakapelle, den Einsiedlerstein und den Wolfsstein besuchen. Wegweiser und weisse B, E und W führen an die betreffenden Punkte. Die Barbarakapelle ist die Ruine eines Wallfahrtskirchleins, die nach der Reformation zerstört wurde. Der Einsiedlerstein soll der Ueberrest einer Wohnung des Einsiedlers Dippold sein, der den neueren Forschungen nach freilich nie existirt hat. Dippoldiswalde hat seinen Namen von einem slav. Vladiken aus dem Geschlechte Dippoldicz. Die Wolfssäule erinnert an einen 1802 erlegten 203 Pfd. schweren Wolf. In den Sandsteinbrüchen am Ende des Waldes Petrefecten (Rest.). (In der Nähe herrliche Aussicht, Umschaugerüst projectirt.) Zwischen Stadt und Wald auf freiem Feld das Tartarengrab, eine Spitzsäule mit Stern und Halbmond geziert. Die Inschriften besagen, dass hier ein Tartar Mustapha Sulkowicz, Premier-Leutenant bei den Poln.-Sächs. Ulanen begraben liegt, der bei Reichsstadt während einer Attaque gefallen.

Dippoldiswalde. Stadt Dresden. Gold. Stern. Rest. Rathskeller. 3175 Einw. 357 m im anmuthigen Thalkessel an der rothen Weisseritz. Früher starker Bergbau mit nahe 100 Zechen und 3 Schmelzhütten. Viel Strohflechterei. Strohhutfabrikation. Schöner Marktplatz mit altem, sehenswerten Rathhaus, an welchem das Wappen der Maltitz und die Statuen der Maria und des Laurentius. Goth. Hauptkirche mit bemerkenswerthem Portal. Die Nicolaikirche auf dem Gottesacker entstammt dem 13. Jahrh. und zeigt byzant. Stylformen. (Wird gegenwärtig von Möckel restaurirt.) Das Schloss enthält das Gerichtsamt. Die Stadt ist Sitz einer sehr rührigen Section des Erzgebirgsvereins. Sommerfrische, billige Wohnungen. Vom Thal aus, wie von den Höhen über der Weisseritz drüben nach Edle Krone zu prächtige Blicke auf das malerische Städtchen.

Die Strasse führt im Thalzug weiter nach Schmiedeberg. Hohofen. Eisenhammer. Hinter dem Ort zeigen weisse T, links der Strasse, nach der Tellkoppe hinauf, dieselbe ist jedoch jetzt so verwachsen, dass sich eine Ersteigung erst dann wieder lohnt, wenn das projektirte Ausschaugerüst fertig gestellt sein wird. Die 754 m hohe Kuppe auf langem, waldigen Bergrücken gewährte umfassende Blicke ins Centralerzgebirge hinauf und auf die Höhenzüge bei Freiberg, wie auf das Meissner Tiefland. Wir[38] gehen besser direct nach der Friedrichshöhe bei Bärenburg. 739 m. An einer grösseren Tanne ist die Aussicht am schönsten. Wir sehen Dresden mit den neuen Kasernen, die Prinzenschlösser, Theile der Sächs. Schweiz, die Berge bei Altenberg, die Lausitzer Berge und die nördliche Abdachung des östl. Erzgebirges selbst. König Friedrich August nächtigte auf seinen botanischen Wanderzügen öfter hier und gab Raketensignale hinab nach Pillnitz, wo seine Gemahlin dieselben erwidern liess. In der Försterei intr. Königszimmer mit Fremdenbuch für fürstl. Personen. Die Strasse führt von hier über Hirschsprung nach Altenberg. Siehe Seite 32.

6. Dresden-Dippoldiswalde-Schmiedeberg (26 km). Rehefeld-Zaunhaus (über Dorf Sayda 14 km, über Bärenfels und Schellerhau 13 km, doch mehr Berg). Neustadt (6 km). Niclasberg (3 km). Klostergrab (5 km). Ossegg (4 km). Teplitz (10 km).

Bis Schmiedeberg siehe Tour 5. Hier verlassen wir die rothe Weisseritz und gehen im Pöbelbachthal aufwärts die Strasse, die bei Ober-Pöbel einen Bergrücken überschreitet und das Thal der Wilden Weisseritz gewinnt. In Sayda Gasthof. Die Strasse folgt in der Hauptsache der Weisseritz bis Rehefeld-Zaunhaus.

Anmerkung. Wer von Schmiedeberg aus den Weg über Bärenfels und Schellerhau wählt, kann bei letzterem einsamen Gebirgsdorf den 842 m hohen Pöbelknochen ersteigen. Umfassender Blick in die einsame Waldregion des Kammes und auf dem Nordabhang des Gebirges. Die Strasse führt dicht daran vorüber.

Rehefeld-Zaunhaus. Jetzt eine Gemeinde. Zerstreutes Gebirgsdorf mit einem königl. Jagdhaus, ein Lieblingsort König Alberts und seiner Gemahlin. Liegt inmitten herrlicher Waldberge an der Wilden Weisseritz, dicht an der böhmischen Grenze. Primitiver Landgasthof. Wenn der Hof anwesend, ist oft schwer Unterkommen zu finden, so dass sich selbst Cavaliere mit Strohlagern in Bauerhütten begnügen müssen. Zeichnung und Bauproject zu dem hölzernen, doch höchst malerischen Jagdschlösschen bescheerte die Königin Carola ihrem erlauchten Gemahl als ein Weihnachtsgeschenk. Schöne Kapelle in norwegischer Holzarchitektur. Glasgemälde. Gutes Altarbild. Die Einrichtung des Schlösschens ist von einer fast rührenden Einfachheit. In der Umgebung unter sehr alten Bäumen schöne Waldprommenaden. Der Hemmschuhberg mit sehr hohem Holzgerüst zwischen drei Fichten gestattet umfassende Blicke in die Waldregion des Kammes (815 m).[39] Wegweiser markiren die herrlichen Waldwege nach dem Thurm (4 km).

Ein directer Weg (6 km) führt über das Forsthaus Kalkofen nach Niclasberg hinab. Auf der Höhe (an einem Kreuz) überraschende Aussicht durch den Niclasberger Thalzug hindurch auf das Mittelgebirge und den Teplitzer Thalkessel. Wer den Stürmer nicht ersteigen will, gehe diesen directen Weg. Andernfalls berühren wir Neustadt. Städtchen auf der Kammhöhe. Schütz' Gasthaus. Biliner Bierhalle. Von hier liegt der Stürmer nur 1½ km und ist leicht zu ersteigen, doch wird man ohne Führer die aussichtsreiche Kuppe nur schwer finden. Der 825 m hohe, weitvorgeschobene Berg gehört zu den grossartigsten Aussichtspunkten des Erzgeb. Die Ausschau auf den Teplitzer Thalkessel wie auf das bizarre Mittelgebirge ist ausserordentlich umfassend, auch die Ebene gegen Saaz hin liegt frei vor dem Beschauer.

Von Neustadt führt die aussichtsreiche Strasse, vom Stürmer führen directe Waldpfade steil hinab nach Niclasberg oder auch direct nach Klostergrab. Fall bis dahin nahezu 500 m. Das kleine Bergstädtchen liegt höchst anmuthig im engen Thalzuge. Rathskeller am Markt (Gut). Das Städtchen eignet sich sehr wohl zur Sommerfrische.

Anmerkung. Am Weg von Niclasberg nach Eichwald (6 km) liegt rechts der Strasse der Wolfsstein, ein prächtiger Aussichtspunkt, nicht hoch, aber äusserst günstig für Ausblicke auf Teplitz und das Mittelgebirge.

Die Strasse von Niclasberg hinab nach Klostergrab führt durch eine enge romantische Waldschlucht.

Klostergrab. Zum Rathskeller. 1400 Einw. 353 m. Die Stadt ist geschichtlich merkwürdig wegen einer protestantischen Kirche, die der Prager Erzbischof von Prag Lohelius 1616 niederreissen liess. Dadurch kam der Zündstoff, der sich im religiösen Leben Deutschlands seit der Reformation aufgehäuft, zum Brennen. Die protest. Landstände Böhmens, darunter ein Lobkowitz, ein Schick und ein Kinsky, forderten in Prag Rechenschaft, was bekanntlich Veranlassung ward, zwei Kaiserl. Räthe aus dem Fenster zu stürzen, worauf der 30-jähr. Krieg entbrannte. Die Ruinen dieser Kirche, die am Rathhaus stand, sind völlig beseitigt. 60 m über der Stadt liegt der Königshügel mit Rest. Herrliche Aussicht auf den Teplitzer Thalkessel und das Mittelgebirge.

Nach Ossegg führt Eisenbahn; links sitzen. Ununterbrochen schöne Aussicht. Zu Fuss geht man über Haan. Unterwegs ein auffälliger, sehr grosser Eichbaum.

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Ossegg. Marktflecken mit 2000 Einw. Kaiser v. Oesterreich. Sonne. Villencolonie. Der malerische Ort liegt mit seinem grossartigen Kloster am Fusse des imposanten Strobnitzberges. Das Kloster gehört dem Cisterzienserorden; 1196 unter dem Schutze der Riesenburg gegründet, ward es in den Hussitenkriegen mehrmals völlig ausgeraubt. Rudolph II. hob es im 16. Jahrh. ganz auf, doch gelangte es nach Unterdrückung der Reformation im 17. Jahrh. wieder zu Reichthum und Blüthe. Es leben im Kloster etwa 20 Mönche. (Schwarz-weisse Ordenstracht.) Der Abt ist auch Prälat der Sächs. Nonnenklöster Marienthal und Marienstern.

Der Klostergarten ist im Versailler Styl mit Schnitthecken, Orangerien, Treibhäusern und Bassins angelegt. Sehr schöne Aussichtspunkte von den Galerien. Zutritt frei.

Die Stiftskirche, ein Renaissancebau mit sehr reicher Ausstattung. Grosse herrliche Orgel. Trefflich stylisirter Altar, schön geschnitzte Chorstühle, reich ornamentirte Leuchter, Gemälde, Stukkaturarbeiten. Die anstossende Todtenkapelle wird magisch von oben beleuchtet. Der Kreuzgang, aus den besten Zeiten der Gothik liegt innerhalb der Clausur und ist daher für Damen nicht zugänglich, dasselbe gilt auch vom Conventsgebäude mit dem Capitelsaal. Im Refectorium (30 kr. Trinkgeld) hat man herrliche Aussicht auf das Dux-Teplitzer Thal und das Mittelgebirge. Kunstvoll geschnitzte Eckschränke, alte Kamine. In den nahen Gasträumen Bildergalerie, darunter zwei treffliche Portraits von Ossegger Aebten. Viele Copien von Meisterwerken.

Die Bibliothek, über deren Eingang die Worte stehen: »Non pro spectaculo, sed pro usu«, enthält seltene Werke und Manuscripte.

Die Salesiushöhe 2 km vom Kloster, ist ein zugänglich gemachtes Gewirr von Felsblöcken mit herrlicher Aussicht auf den Thalkessel und das Mittelgebirge, doch finden sich gleich schöne Punkte auf den näheren Bergen im Hintergrunde von Ossegg.

Die Riesenburg erhebt sich 3½ km entfernt im Thalzug hinter Ossegg. Siehe Seite 45.

Die Stadt Dux liegt 4½ km von Ossegg. Die Strasse führt durch die bekannten inundirten Ossegger Schächte (Dux s. S. 25). Direct nach Teplitz geht man von Ossegg über das intr. Dorf Janegg (s. S. 25). Auch führen[41] zwei Bahnlinien dahin. Vom Bahnhof der Dux-Bodenbacher Bahn (Waldthorbahnhof) hat man freilich noch 3 km nach Teplitz zu gehen. Teplitz siehe Seite 21.

7. Dresden-Tharandt (15 km). Edle Krone (4 km). Höckendorf (2½ km). Beerwalder Mühle (6½ km). Frauenstein (9½ km). Georgensdorf (13 km). Fley (7 km). Langewiese (5½ km). Ossegg (über Riesenburg 5 km). Teplitz (10 km).

Man benutzt am Besten bis Tharandt die Eisenbahn, die sich durch den industriereichen Plauenschen Grund und später ab Heinsberg durch ein schönes Waldthal hinzieht.

Tharandt. Deutsch. Haus. Erblehngericht. Albertsalon und Bad, beide innerhalb schöner Gärten. Burgkeller unter der Ruine. 2600 Einw. Tharandt ist ein liebliches kleinstädtisches Idyll an einem Punkt gelegen, an dem zwei Thäler zusammenstossen. Auf einer Bergnase, die sich vom Forstgartenberg abhebt, liegt die Ruine eines alten Jagdschlosses und das anmuthige Kirchlein. Tharandt war ein Lieblingsaufenthalt Albrecht des Beherzten, dem Erbauer der Albrechtsburg. 1668 ward das Jagdschloss vom Blitz eingeäschert und liegt seitdem in Trümmern. Die Forstakademie, unter den Ruinen gelegen, ward 1816 durch Cotta, den berühmten Forstwirth, begründet (im Durchschnitt 130 Studirende, ⅔ Ausländer). Die Akademie besitzt fachwissenschaftliche Sammlungen, die auf Ersuchen zugänglich sind. Von besonderem Interesse sind die Querdurchschnitte zweier Riesenfichten, aus erzgeb. Forsten herrührend (lagern im Hausflur). Ueber künstliche Fischzucht wird alljährlich im November von Prof. Krutzsch ein practischer Cursus unentgeltlich abgehalten. Der Forstgarten ist eine sehr ausgedehnte Pflanzung für Lehrzwecke mit allen Laub- und Nadelhölzern, die in unseren Gegenden gedeihen. Der Königsplatz mit herrlichen Thalblicken und das Cottagrab, beide im Forstgarten, verdienen besucht zu werden. 80 Eichen symbolisiren die 80 Lebensjahre Cotta's. Bemerkt sei, dass der Forstgarten nicht immer offen steht. Einem Schmuckkästchen gleicht das gräfl. Sumynsky'sche Schlösschen mit einem geschmackvoll angelegten und peinlich gepflegten Garten. Im Bad jährlich gegen 400 Kurgäste. Oefter Concerte. Starker Fremdenbesuch. Tharandt mit seinen Buchenbeständen an[42] imposanten Berghängen ist im Frühjahr und Herbst unvergleichlich schön.

Die Thalmühle, 3 km vom Städtchen entfernt, ist eine vielbesuchte idyllisch-primitive Bauernschenke. Schöne Promenaden führen auch an beiden Thalhängen abwärts nach Hainsberg. Die Heiligen Hallen (ein schöner Buchenforst) liegen aufwärts nach Edle Krone zu rechts.

Wir wandern nun im schönen Thalzug neben Bahn und Weisseritzfluss oder durch die Heiligen Hallen aufwärts nach Edle Krone. Bahnstation. Gasthof. Hier wenden wir uns links in das romantische Höckenbachthal. Inschriften, darunter eine solche an der sogenannten Wunderbuche folgenden Wortlautes:

Aus der Wunderbuche schallt Vögleins Klage laut erhoben:
Wer hat dich, du schöner Wald, abgeholzt so hoch dort oben?

Höckendorf. 1100 Einw. Weckbrods Wein- und Bierschank. Die Kirche enthält einen geschnitzten Altarschrein, den Kenner künstlerisch sehr hoch stellen. Zwischen dem alten und dem neuen Friedhof steht eine von den drei uralten Martersäulen, welche ein Ritter Conrad von Theeler setzen liess, nachdem er im Zorn seinen Pfarrer erstochen. Höckendorf trieb früher starken Bergbau, dieser wurde aber am 25. Aug. 1557 durch einen Wolkenbruch plötzlich vernichtet.

In Höckendorf geht die »Butterstrasse« direct nach der Beerwalder Mühle ab, doch ist die Strasse, die ihren Namen von den erzgeb. Buttertransporten nach Dresden erhielt, ohne Specialkarte nicht zu finden, auch ist der Umweg über Ruppendorf nur unbedeutend. In Ruppendorf steht neben dem Gasthof flach auf einer Wiese eine Thurmruine, die der Volkssage nach ein Raubschloss war, davon soll das Dorf (Raubdorf) seinen Namen haben. Hinter Beerwalde senkt sich die Strasse hinab ins romantische Thal der wilden Weisseritz, das hier noch gar nicht durch Strassen aufgeschlossen ist und dem sicher eine touristische Zukunft bevorsteht (Beerwalder Mühle Gasthof). Eine directe Strasse führt aus dem Thal empor nach Oberröthenbach, eine andere, etwas längere, durchläuft das ganze Dorf. Der Oberröthenbacher Thurmberg (602 m) bleibt links und bald zeigt sich in der Ferne die malerische Ruine von Frauenstein. Vom Hartmannsdorfer Gasthof ab führt ein naher Fussweg (3½ km) nach Frauenstein. Die Strasse berührt Kleinbobritzsch, wo der berühmte Orgelbauer Gottfried Silbermann 1683 geboren wurde. Sein Geburtshaus schmückt eine Marmortafel. Silbermann erlernte seine Kunst in Strassburg bei einem Onkel und er brachte sie zu hoher Vollendung. In Sachsen allein sind über 30 Orgeln von seiner Hand, die berühmtesten stehen in der kath. Hofkirche zu Dresden und im Dom zu Freiberg.

[43]

Frauenstein. Rohland's Gasthaus zum Strauss. Gold. Stern. Gold. Löwe. Das Parkschlösschen in reizender Lage an der Ruine ist z. Z. ohne Wirth. 660 m. 1453 Einw. Das freundliche Städtchen wurde nach dem Brande am 3. Oct. 1869 fast neuerbaut. Die Frauensteiner Schlossruine ist zweifellos die imposanteste Ruine des Erzgebirges auf Sächsischem Gebiet, sie lehnt sich dicht an das neuere Schloss an und ihre isolirte Lage wie ihr Umfang machen sie zu einer touristischen Notabilität. (Man meldet sich beim Schlosshausmann.) Das interessanteste aus ihrer Geschichte ist eine Belagerung durch Friedrich den Sanftmüthigen, der Heinrich II. von Plauen seiner böhmischen Sympathien wegen daraus vertrieb. Das neuere Schloss erbaute ein Heinrich von Schönberg. Vom Hause Schönberg fiel die Burg mit ausgedehnter Herrschaft 1647 dauernd an das Kurhaus. Den höchsten guterhaltenen Thurm nennt man die Lärmstange, er wurde im 7jähr. Kriege von den Preussen zu Lärmsignalen benutzt. Von seinen Zinnen hat man eine grossartige Rundsicht; sie erstreckt sich gegen Norden bis ins Tiefland, davor liegen die Thäler der Mulde, Bobritzsch und Weisseritz, sowie der Tharandter Wald. Gegen Osten tauchen die Berge der Lausitz hinter den Tafelbergen der Sächs. Schweiz auf, davor liegt die Dresdner Gegend mit dem Borsberg, weiter herauf zeigen sich die Berge um Altenberg und näher heran die Massenerhebung der Tellkuppe mit ihrem Schwarzwald. Im Süden streicht der finster bewaldete Kamm gegen die höchsten Berge des Gebirges, den Hassberg, Fichtel- und Keilberg hin. Direct im Süden, der höchste Bergrücken mit einer grossen Waldblösse trägt das einsame Lichtenwaldsteiner Jagdschloss, seine Gipfel nennen sich Wieselstein und Schwarzeberg. Im Nordwest schliessen die Augustusburg und der Rochlitzer Berg den Umschaukreis ab. In der Nähe interessiren die imposanten Trümmer. Der »dicke Märten«, etwas abgelegen, diente als Burgverliess, doch ist er keineswegs ein »dicker«, sondern eher ein schlanker Thurm. An einer Thurmruine sind 4 grosse Steinkugeln eingemauert, wie sie ehedem zu Vertheidigungszwecken verwendet wurden. Schöne Anlagen zu Füssen der Burg.

Der Sandberg im Süden der Stadt mit Anlagen auf dem Gipfel gewährt dieselbe Ausschau wie die Lärmstange. Empfehlenswerth ist auch ein Spaziergang auf der aussichtsreichen Strasse nach Freiberg[44] bis zum Buttertöpfchen und dem Weissen Stein (1½ km). Es sind das isolirte Quarzfelsen von seltsamer Gestaltung.

Die Wanderung geht nun bald durch Thalzüge oder auch über aussichtsreiche Höhen nach Obernassau, Rechenberg (Liebschers Gasthaus) und in die Rechenberger Waldregion durch den Fischerwald nach böhm. Georgensdorf. Der sächs. Antheil mit grossem Gasthaus heisst Georgenthal und hat nur 21 Einw. Auf böhm. Seite Lohse's Gasthaus. Schön an der Flöha im weiten Thalkessel gelegenes Dorf. Sommerfrische. 600 m. Herrliche Wälder. Bewegtes Terrain.

Anmerkung. Die Wanderung nach dem Lichtenwaldsteiner Jagdschloss und die unendlich lange Waldschneusse nach dem Wieselstein und der in der Nähe gelegenen Försterei Georgenhöhe ist landschaftlich nicht sonderlich lohnend; auch ist der Wieselstein völlig verwachsen, nur der rechts abgelegene Schwarzeberg hat seine grossartige Aussicht auf Böhmen noch nicht eingebüsst, doch ist derselbe ohne Führer schwer zu finden. Das Lichtenwaldsteiner Jagdschloss mit seiner Geweihsammlung hat in seiner sehr einsamen Lage allerdings touristischen Reiz. Ueber die Höhe der beiden Gipfel des langen Bergrückens ist etwas Sicheres nicht zu erfahren gewesen. Georgenhöhe, die Försterei, liegt 871 m hoch, doch ist auch diese Zahl unter Reserve gegeben. Der Rücken dürfte 930 m nahekommen. Wer diese Partie unternimmt, sorge für Proviant.

Der Tour treu gehen wir im schönen Waldthal an der Flöha aufwärts. Gleich im Anfang links imposante Felspartien. Fley liegt unfern des Ursprungs der Flöha. Das Kirchdorf scheint seinen Namen dem Fluss entliehen zu haben. Im Winter Nachm. 3 Uhr Wildfütterung, zu der sich circa 350 Stück Hochwild einstellen. Die Strasse führt nun durch einsamen Hochwald nach

Langenwiese. Langes Dorf, frei auf dem Kamm gelegen mit einer herrlichen Aussicht auf Eger- und Bielathal, wie auf das böhm. Mittelgebirge. Der Wieselstein, wenn ein Aussichtsthurm errichtet wäre, würde freilich eine volle Rundschau darbieten, er beherrscht die ganze nördl. Abdachung bis Augustusburg hin und den Kamm des Gebirgs selbst. Vom Erzgebirge selbst sind die höchsten Erhebungen Keil- und Fichtelberg sichtbar. In der Ferne taucht das Karlsbader- und dahinter das fränkische Fichtelgebirge auf. Zu Füssen dominirt besonders das imposante Schloss Eisenberg.

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Auf steilem Pfad steigen wir in das Ossegger Thal, an dessen Gehängen die Ruinen der Riesenburg sich erheben und an dessen Mündung das stolze Ossegger Kloster sichtbar wird. Die Riesenburg, welche im 14. Jahrh. von den Hussiten zerstört wurde, ist die Geburtsstätte des Apostels der Preussen, des hl. Adalbert. Vom Wartthurm herab überaus anmuthige Thalbilder sowie Fernblicke auf das Mittelgebirge und den Dux-Teplitzer Thalkessel.

Ossegg und weiter nach Teplitz siehe Routennetz.

8. Dresden-Tharandt (15 km). Klingenberg (11 km). Freiberg (14 km).

Man fährt wie bei Tour 7 durch den industriereichen Plauenschen Grund nach Tharandt. (Siehe Seite 41.) Von hier steigt die Bahn 1 zu 40 an der Weisseritz, später am Serrenbach aufwärts nach Klingenberg (432 m) und auf die Freiberger Hochebene. Bei Passirung der Freiberger Mulde links die grossartigen Muldenhütten, fiscalische Silberschmelzwerke. Die hohe Esse auf der Anhöhe ohne Gebäude daneben ist die Giftesse, welche die Arsendämpfe ableitet. Wer die Hütten besuchen will, steigt am Besten hier aus und geht dann die 3½ km nach Freiberg zu Fuss. (Muldenhütten siehe Seite 48.)

Freiberg. Hotel de Saxe, Hirsch, Stern, Adler, Goldne Pforte, Preuss. Hof, Stadt Altenburg. Zu besuchtesten Wirthschaften gehört Debus, Otto, Reichel. Gartenwirthschaften: Schillerschlösschen, Schützengarten, Union, Feldschlösschen, Tivoli. Bäder: Actienbad, Stadtbad, Hedrichs Bad. Droschken: Einfache Fahrt 50 Pf.

Freiberg am Münzbach, unfern der Freiberger Mulde, liegt 414 m hoch in einer Gegend, wo die Bodenplastik des Erzgebirges nicht sehr energisch ist, doch gehört die Stadt selbst zu den sehenswerthetesten in deutschen Landen; sie ist das Centrum des erzgeb. Bergbaus, der nicht nur die starke Besiedlung Sachsens verursacht, sondern den Grundstock der eminenten Gewerbthätigkeit des ganzen Landes bildet. Freiberg ist noch heute der Stolz des Sächs. Fürstenhauses, wie der des ganzen Landes. 25 431 Einw.

Geschichtliches. Wenn man den vielen slav. Worten, die noch heut im Sächs. Bergbau gebräuchlich sind, historische Bedeutung beilegen darf, so haben die Sorben bereits Bergbau getrieben und wohl auch die Schätze der Freiberger Gegend, die ja zum Theil von Slaven besiedelt war, gekannt, doch der Aufschwung,[46] der Betrieb im grossen Styl ist den germanischen Elementen zu verdanken. Slavische Bezeichnungen sind: Zscherper, Zeche, Stollen, Schwaden, Rösche, Kux, Kobalt, Flötz, Druse u. a. m.

Die Sage berichtet, Fuhrleute aus Halle oder Goslar, die Salz und Blei geladen hatten, fanden im Fahrgleis eine Erzstufe, die sie in Goslar untersuchen liessen. (Siehe auch Geschichtliches.) Darauf hin seien denn Harzer Bergleute in Schaaren in das rauhe Waldgebirg gezogen. Thatsache ist, dass der Freiberger Stadttheil, die Sächsstadt, von niedersächsischen Bergleuten ihren Namen erhielt. Aber zur Besiedlung hat wohl ganz Deutschland und vor Allem das nahe Böhmen beigesteuert. Otto der Reiche, der seinen Beinamen den Freiberger Erzreichthum verdankt, erhob die Ansiedlung 1175 zu einer Bergstadt mit vielen Vorrechten, wie auch der Name Freiberg darthut. Der Glanz und der Ruhm der jungen Ansiedlung machte den Hohenstaufenkaiser Heinrich VI. lüstern auf die Stadt; schwäbisches Kriegsvolk besetzte sie, dieses wurde aber von der, dem Landesherrn treu ergebenen Bürgerschaft vertrieben. Dem Kaiser Adolph von Nassau gelang es wirklich, den Landesfürsten, Friedrich mit der gebissenen Wange, zu vertreiben, doch nach wenigen Jahren schüttelten die Bürger die kaiserliche Herrschaft für immer ab. Im Anfang des 16. Jahrh. gelangte Freiberg auf den Zenith seines Ruhmes, die Stadt zählte damals 70 000 Einw., war also eine der volkreichsten Städte deutscher Zunge in damaliger Zeit. Während des 30jähr. Krieges sank sie zu einem Schatten ihrer ehemaligen Grösse herab. Zwar belagerte Banner und Torstensohn die Mauern vergeblich, aber die meisten Häuser gingen in Flammen auf, die Vorstädte lagen verwüstet, die Bergwerke ausgeraubt und verödet oder gar ersoffen, die Bevölkerung war bis auf 6000 zusammengeschmolzen. Im 7jähr. Kriege wurde das Gemeinwesen, das immer als reich galt, mehrfach gebrandschatzt und Prinz Heinrich, der Bruder Friedrich II., schlug eine bedeutende Schlacht bei Freiberg zu Friedrichs Gunsten. Auch in den Franzosenkriegen litt die Bergstadt durch Einquartirung.

War es früher der Hofhalt der reichen meissnischen Fürsten, der ausser den metallischen Schätzen, Glanz und Ansehen über die Stadt gebreitet, so waren es später hochberühmte Männer, die hier[47] gelebt und gewirkt. Genannt seien Werner, der grosse Geologe, Alexander von Humboldt, Lampadius, der Erfinder des Leuchtgases, der Geologe Breithaupt, Silbermann, der Orgelbauer, Theodor Körner als Bergstudent und der jugendliche Carl Maria von Weber. In den Wissenschaften des Bergbaus und der Hüttenkunde steht Freibergs Name noch immer obenan, im Bergbau selber hat es die Priorität an die colossalen Minen Nevadas abtreten müssen. Der Grubenbau erweist sich zwar ergiebiger denn je, allein es ist nicht der Erzreichthum die Ursache, es ist das ein Triumph der Hüttenkunde, die jetzt die ärmsten Erze mit besseren Hilfsmitteln auszunützen versteht.

Neben dem Bergbau blüht auch eine bedeutende Industrie in Freiberg, so die Superphosphatfabrikation, die sich auf den Bergbau stützt, ferner bestehen Cigarrenfabriken, eine grosse Portefeuillefabrik, eine Flachsspinnerei und eine Goldtressenfabrik, die für die deutsche wie für fremde Armeen die Tressen liefert.

Bergmännisches. Zur völligen Kenntniss der Bergstadt gehört eine Einfahrt in einen der Schächte, die zwar nicht mühelos, aber hochinteressant ist. Erlaubnisskarte auf Himmelfahrt 2 Mk., 2 Personen 3½ Mk. Auch Damen fahren zuweilen an, doch müssen auch sie ein männliches Berghabit anlegen. Grösste Tiefe 520 m. Man denke ja nicht, dass man in den engen feuchten Stollen glänzende Silberadern zu sehen bekommt. Das gediegene Erz ist sehr selten. Auf 200 Ctr. gesprengte Gangmassen kommt erst 1 Ctr. Erz und dieses führt im Durchschnitt nur 1 bis 2% Silber bei sich. (Die Silberbergwerke sind weit gefahrloser wie die Kohlenbergwerke.)

Der Bergmannsstand hat durch seine genossenschaftliche Organisation, seinen conservativen Sinn und seinen Berufsgeist vieles aus alter Zeit herübergerettet, so dass sich der Bergmann von seinen »überirdischen« Standesgenossen, den Fabrikarbeitern unterscheidet. Schon seine Sprache hat Eigenartiges, so sind Kux, Zeche, Zubusse, Wetter, Hund, Teufe etc. ihm ureigene Begriffe. Als Scheidejunge tritt der jugendliche Bergmann seinen Beruf an, er sortirt zunächst die ausgebrachten Erze nach ihren Gehalt, sodann steigt er zum Grubenjungen empor oder vielmehr, er steigt hinab und vermittelt den Verkehr zwischen den Abbauörtern und den Förderschächten, indem er die Hunde (Fahrzeuge) mit den Erzen hin- und hertreibt,[48] oder er räumt Gesteinstrümmer bei Seite. Als Lehrhäuer hat er sieben lange Jahre zu dienen, ehe er zum Probegeding zugelassen wird; ist dieses gemacht, dann erst gilt er als ein vollbürtiger Bergknappe. Eine ähnliche Stufenleiter haben die Zimmerlinge zu durchlaufen. Obersteiger müssen eine Bergschule absolvirt haben. Die Kleidung besteht in einem Grubenkittel, einem Bergleder und einem Berghut ohne Krämpe mit einer Kokarde von gekreuzten Fäusteln gebildet. Bergaufzüge mit Fackeln und Grubenlichtern sind leider seltener geworden. Der grösste neuere Bergaufzug dürfte der 1878 zu Dresden gewesen sein, der zu Ehren der Silbernen Hochzeit des Königspaares stattfand. Die hohen Bergbeamten tragen glänzende Uniformen. Alt wird der Bergmann selten, nahe den Fünfzigen siegt er an der sogenannten Bergkatze, einer Art Schwindsucht dahin, den Hüttenleuten ergehts fast schlimmer, sie erliegen meist noch früher der Hüttenkatze, einer ähnlichen Krankheit. Am gefährlichsten ist die Arbeit in den Arsenhütten. Die Silberbrenner leiden häufig an der Bleikolik. Die reichste Grube ist gegenwärtig Himmelfahrt, sodann folgt Himmelsfürst. Neuerdings werden auch von mehreren andern Schächten reiche Anbrüche gemeldet.

Die Muldenhütten (3½ km) an der Mulde sind hochintressant. Eintritt 1 Mk. Die gepochten Erze werden zunächst in Röstöfen geröstet, d. h. vom Schwefelgehalt befreit, sodann geschmolzen, wobei sich das Werkblei ausscheidet. Dieses geht nun durch viele Oefen, ehe es zum Silberbrenner gelangt, der mit Feuer und glühenden Sauerstoffströmen den Bleigehalt zum Oxidiren zwingt, bis der Rückstand den sogenannten Silberblick zeigt und damit sich als reines Silber ausweisst. (Näheres siehe des Verfassers Aufsatz Gartenlaube 1879 No. 34.) Nebenher sind Bleirohrfabriken, Arsenhütten, Schwefelsäurefabriken, Zinköfen, Goldscheidewerkstätten zu besichtigen. Auch 2 kleine Platinkessel sind intressant, sie kosten zusammen 36 000 Thlr.

Anmerkung. Wer die Grabentour machen will, besucht anstatt der Muldenhütten die am Wege gelegenen Halsbrücker Hütten, die ganz ähnlich eingerichtet sind.

Die Bergacademie geniesst Weltruf. 15 acad. Lehrer unterrichten gegen 150 Bergstudenten unter denen alle Welttheile vertreten[49] sind. Grossartige Mineraliensammlung. Fachbibliothek von circa 40 000 Bänden. Alexander von Humboldt und Theodor Körner studirten hier. (Neben der Bergacademie sei das Gymnasium genannt, das schon seit 4 Jahrh. besteht und neuerdings in einen stattlichen Neubau übergesiedelt ist.) Alterthumsmuseum im Kaufhaus. Sonn- und Feiertags von früh 11 bis 12 Uhr und Nachmittags von 2 bis 5 Uhr, 10 Pf. Eintritt, Mittwoch und Sonnabend Nachmittag 20 Pf. Ausser der Zeit Führung 1 bis 4 Personen 1 Mk. Katalog 20 Pf. 1861 gegründet. Von localem Interesse sind besonders alte Berggeräthe, die man in verlassenen Bauen aufgefunden. Ferner kirchliche Alterthümer, Innungsladen, Trinkgefässe etc.

Interessante Gebäude sind das alte Rathhaus, in dem auch ein Stück der Strickleiter aufbewahrt wird, auf welcher Kunz von Kauffungen den Prinzenraub ausführte, ferner das Kaufhaus, das alte Gymnasium, sonst Domherrenwohnung, und viele hochgegiebelte alte Bürgerhäuser.

Der Freiberger Dom ist weniger berühmt geworden durch seinen Gesammteindruck, wie durch seine Goldene Pforte und seine Grabmäler. 1484 abgebrannt, wurde er bald darauf in spätgoth. Styl wieder errichtet, doch hat man den kostbarsten Ueberrest von dem alten romanischen Bau wohlerhalten. Diese goldene Pforte ist von den älteren Werken der Steinplastik zweifellos das hervorragendste in sächs. Landen und überhaupt einzig in ihrer Art. Figurenreiche Gruppen, darunter die Dreieinigkeit, die Anbetung der heil. drei Könige, Madonna, Engel, Apostel, Abraham, Josua, David, auferstehende Todte etc. beleben das geniale Bildwerk, dessen Schöpfer eine hohe künstlerische Anmuth bei reicher Phantasie und strenger Anordnung bekundet. Bemerkenswerth sind noch der Kreuzgang in edler Gothik. Im Innern des Domes eine ältere Kanzel, die eine Riesentulpe darstellt; im Kelch befindet sich der Predigtstuhl. Die zweite Kanzel, gestützt durch zwei bergmännische Statuen, liess der Freiberger Bürgermeister Schönleben 1638 errichten; man schätzt sie als eines der besten Werke altdeutscher Renaissance. In der anstossenden Begräbnisscapelle liegen die Fürsten Sachsens von Heinrich dem Frommen bis auf Johann Georg IV. Das künstl. bedeutendste Grabmal ist das des[50] Kurfürsten Moritz, der bei Sievershausen gefallen. Die Zeichnung stammt von zwei Italienern, den Gebrüdern Tola, die Ausführung in Marmor geschah durch den Antwerpener Bildhauer van Zerun. Die Orgel zählt zu Silbermanns Meisterwerken. Auf dem eingezogenen Domkirchhof ist das Grab des grossen Geologen Werner erhalten worden.

Spaziergänge. In der Stadt besichtige man den blauen Stein auf dem Obermarkt, der die Stelle bezeichnet, wo Kunz von Kauffungen, der Prinzenräuber, seinen Putsch mit dem Leben büsste. An einer Ecke des Rathhauses ist ein Kreuz von besonders reichen Silbererzen eingemauert. Ein Rundgang um die in Promenaden verwandelten Ringwälle ist höchst empfehlenswerth. Wir berühren dabei am Kreuzthor das Denkmal des Mineralogen Werner, vor dem Petersthor steht das renovirte Schwedendenkmal. An den Bürgermeister Horn erinnert vor dem Erbischen Thor ein goth. Brunnen. Zwischen dem Schloss Freudenstein, wo einst Heinrich der Fromme fröhlichen Hof hielt, und den idyllischen Kreuzteichen steht das Kriegerdenkmal auf einer alten Schanze.

Wer eine echt bergmännische Landschaft mit Zechenhäusern und grossen Berghalten sehen will, gehe nach der Sächsstadt und in das Schachtrevier von Himmelfahrt. Ein Besuch von Herders Ruhe, ein Denkmal unfern der Strasse nach Halsbrücke kann damit verbunden werden. Schöner Blick auf die alte Bergstadt, der in Deutschland wohl einzig in seiner Art sein dürfte. Grössere beliebte Spaziergänge sind die nach Fernesiehen, ein Gasthaus an der Chemnitzer Strasse, nach dem Rosinenhäuschen an der Frauensteiner Strasse und nach Heedens Rest. an der Meissner Strasse.


Touren ab Freiberg.

9. Freiberg-Halsbrücke (5 km). Krummhennersdorfer Mühle (4 km). Oberreinsberg (4 km). Zollhaus (1½ km). Bergwerk Kurprinz (über Burkersdorf 4 km). Ueber Altväterwasserleitung nach Freiberg (8 km).

Wir wandern, Herders Ruhe und später Tuttendorf zur Rechten, hinab ins Muldenthal nach Halsbrücke. Grossartige fiscalische Hüttenwerke, Silberschmelzen,[51] ganzähnlich eingerichtet, wie die Muldenhütten. Führung 1 Mk. Bei Halsbrücke befinden sich auch grosse Bingen. Die Einbrüche geschahen 1662 und 1691. Das Muldenthal wieder verlassend, wandern wir über die Höhe, dann durch Krummhennersdorf, wo einst Markgraf Albrecht der Stolze an Gift starb, hinab nach der stattlichen Mühle an der Bobritzsch. Dieser Fluss ist der stärkste Nebenfluss der Mulde und hat prächtige Thalpartien. Bei der Mühle beginnt die Grabentour, so nennt sich der schöne Prommenadenweg im romantischen Thalzug, der allen Krümmungen des Berggrabens folgt. Hier stossen wir auch auf Lichtlöcher des Rothschönberger Stollens, einer der grössten Bergstollen. Sein Bau begann 1840, seine Vollendung fällt ins Jahr 1879. Die Länge beträgt 15 km, erreicht also die des St. Gotthardtunnels.

Am 6. Lichtloch vorüber, verlässt der Pfad bald das Thalgehäng und führt nach Oberreinsberg hinauf, dessen Schloss mit Kirche schon lange sichtbar ist. Nun hinab an das Zollhaus, ein romantisch gelegenes Gartenrestaurant unfern des Einflusses der Bobritzsch in die Mulde (von hier nach Nossen im schönen Thalzug Über die Steier- und die Beiermühle 6 km. Nossen s. unten.). Der Rückweg führt uns zunächst nach Bieberstein, schöner Schlosspark mit Ruine der alten Burg Bieberstein. Ueber Burkersdorf und Teichhäuser gelangen wir wieder hinab ins Muldengebiet und zum Kurprinzen, einem der beliebtesten Ausflugsorte der Freiberger. Im Huthaus Schenke. Schöne Gartenanlagen vom Oberberghauptmann Frhrn. von Herder herrührend. Die Altväterwasserleitung, die einst einen Bergwerkscanal über das Muldenthal leitete, liegt etwas abseit des Weges nach Freiberg. Die ganze Anlage erinnert an römische Aquaducte und in einiger Entfernung giebt sie ein imposantes, bei uns seltenes Ruinenbild.

10. Freiberg-Nossen-Altzella. Bahnausflug (25 km).

Die Bahn durchschneidet den Freiberger Spitalwald und gelangt später in den grossen Zellaer Waldcomplex.

Nossen (slav. Nozzin). Stadt Dresden. Blauer Stern. Deutsches Haus. 258 m. 3700 Einw. Anmuthig auf einer Höhe über der Mulde gelegenes sauberes Städtchen. Das besonders vom Thal aus imposante Schloss ist gegenwärtig Sitz der Gerichtsbehörden. Den ältesten Theil, die sogenannte Dechantei, hat das Zwickauer Arbeitshaus in Beschlag genommen als Zellengefängniss. Beim Neubau der Nossener Stadtkirche 1563 erhielten die Bürger die landesherrliche Erlaubniss, von den Ruinen des nahen Klosters Zella Mauertheile abtragen und verwenden zu dürfen, daher die romanischen Seitenportale in dem sonst nüchternen Bau. Im südl. Portal ist die sogenannte Rose von grösserem kunsthistorischen Werth. Die darüber[52] hängende Riesenrippe soll einer lustigen Sage nach einem Fräulein von Neudeck zugehören.

Altzella (2 km von Nossen). Ausgedehnte, freilich schwer beraubte Ruinenstätte des 1545 säcularisirten Cistercienserklosters Altenzella. Ehedem markgräfl. Begräbnissstätte und mächtigstes Kloster des Meissn. Markgrafenthums. Begraben liegen hier nach den Inschriften: Otto der Reiche, Albrecht der Stolze, Dietrich der Bedrängte, Heinrich der Erlauchte, Friedrich der Ernsthafte und Friedrich der Strenge und die Gemahlinnen dieser Fürsten. Die Fürstengruft, 1787 restaurirt, erfreut sich einer gewaltigen Akustik, die der Führer durch Gesänge weckt. Auf einigen Grabsteinen finden sich die Bildnisse mehrerer Fürsten in ziemlich kunstloser Weise dargestellt. Im Park liegen verstreut viele Ueberreste des alten Klosters und seiner Begräbnisskapellen, die von alten meissnischen Adelsgeschlechtern benutzt wurden. In der Umfassungsmauer gegen Westen ein Thor in romanischem Styl. In den Wirthschaftsgebäuden des jetzigen Kammergutes finden sich gleichfalls noch viele Ueberreste des einst so mächtigen Klosters. Wie belebt die Stätte war, das möge eine Notiz aus dem Anfange des 15. Jahrhunderts illustriren, wonach im Jahre durchschnittlich 6000 Fremde zu Fuss und 5000 zu Pferd im Kloster einsprachen.

11. Freiberg-Mulda (15 km). Bienenmühle (12 km). Georgensdorf (5½ km). Fley (7 km). Langewiese (5½ km). Ossegg (über Riesenburg 5 km). Teplitz (10 km).

Bis Bienenmühle ist Eisenbahnfahrt zu empfehlen, doch ist der Weg im Muldenthal aufwärts oder über Lichtenberg keineswegs ohne Anmuth. (Das gilt auch von der directen Strasse nach Frauenstein. Bequemer erreicht man freilich die inter. Stadt mit ihrer Ruine von Station Mulda aus. 10 km. Man geht am 615 m hohen Burgberg vorüber und berührt kurz vor Frauenstein den Weissen Stein und das Buttertöpfchen, intr. Quarzfelsen. Frauenstein s. S. 43.)

Hinter Mulda wird das Muldenthal einsamer und romantischer. Bei Bienenmühle findet die Eisenbahn ihre vorläufige Endstation. Gasthaus zu Bienenmühle gut und billig. Anmuthige Thallage des im Entstehen begriffenen Ortes. Ein schöner Fussweg geht von hier nach Neuclaussnitz und an der sogenannten Säueck vorüber nach Georgenthal und Georgensdorf. Die Strasse, Klötzerweg genannt, führt gleichfalls durch herrliche Waldungen.[53] Auf der Höhe beim Wegweiser nach Cämmerswalde einige Hundert Schritt links gehen, wo sich ein Wegweiser nach Georgenthal findet. Georgenthal-Georgensdorf und weiter siehe Routennetz.

12. Freiberg-Bienenmühle (15 km). Cämmerswalde (5 km). Purschenstein (5 km). Bad Einsiedel (5 km). Böhmisch Einsiedel (2 km). Dorf Kreuzweg (5½ km). Oberleitersdorf (6 km). Ossegg (8 km). Teplitz (10 km).

Von Freiberg bis Bienenmühle s. Tour 11. Von hier gleichfalls den Fussweg über Neuclaussnitz und die Säueck oder die Strasse (Klötzerweg) nach Cämmerswalde und an der Flöha hinab nach Purschenstein.

Purschenstein. Auf einem Felsen an der Flöha gelegenes Schloss, der Familie von Schönberg gehörig, war ehemals ein böhmisches Krongut. Ahnensaal mit Bildnissen Schönberg'scher Familienmitgliedern. Kostbare Uhr, mehrfach prämiirt. Im Winterhaus tropische Nadelhölzer. Im Park ein goth. Thorhaus und eine hölzerne Einsiedelei, unter welcher sich die Familiengruft eingemauert befindet. Purschenstein mit seinen finsteren Thürmen ist eines der imposantesten Schlösser des Erzgebirges. Das nahe Neuhausen mit schöner, neuerbauter gothischer Kirche gehört zu den sieben Spielwaarendörfern des Seiffener Bezirks (siehe unter Seiffen). Erbgericht, gutes Landgasthaus.

In Windungen führt die Strasse aufwärts nach Bad Einsiedel. (Das Bad steht etwas links der Strasse, die auf der Höhe schöne Ausblicke auf den Olbernhauer Grund und die benachbarten Wälder gewährt.) Bei einem Strassenknie geht ein angenehmer Fussweg durch den Wald an das Bad.

Bad Einsiedel. Zur Herrschaft Purschenstein gehörig, vom Forstwirth Ueberschaar bewirthet. 751 m hoch gelegen. Schwefelhaltiger Eisenquell. Gegen 200 Badegäste. Beliebte Sommerfrische. Viel Passanten. Ausflüge nach dem Schwartenberg (s. unter Seiffen) und dem 833 m hohen Ahornberg (nach Böhmen beschränkt). Herrlich ist die Aussicht bei Göhren (4 km von Bad Einsiedel entfernt) auf Böhmen hinab. Touristen gehen dann von Göhren direct den Rauschengrund hinab nach Oberleitersdorf.

In Dorf Einsiedel auf böhm. Seite das grosse Dietel'sche Gasthaus. Die Strasse windet sich auf den Kamm hinauf und fällt dann rasch ab nach Dorf Kreuzweg. Gasth. zur Waldburg. Herrliche Fernsicht auf das eisenbahndurchzogene Eger- und Bielathal und auf das böhm. Mittelgebirge. Die schönste Aussicht bietet die Waldblösse unfern der Waldburg.[54] Ein directer Weg führt durch den Hammergrund nach Hammer. Johnsdorf ist Bahnstat. der Kommotau-Dux-Bodenbacher Bahn. In Hammer herrlich gelegenes Rest. zur »Deutschen Bruderhalle« mit ebenso schattigem als aussichtsreichem Garten. Hammer eignet sich zur Sommerfrische.

Oberleitersdorf. Drei Linden. 5300 Einw. Industrielles Städtchen, das Centrum der böhm. Spielwaarenindustrie. Vom Schiesshaus schöne Ausblicke auf Thalbecken und Mittelgebirge.

Von hier mit Dampf oder die aussichtsreiche Strasse über Ladung nach Ossegg und Teplitz. S. S. 40 und 21.

13. Freiberg-Sayda (mit Bahn bis Nassau 21, von hier über Claussnitz 10½ km, oder die Strasse über Brand und Grosshartsmannsdorf 28 km). Purschenstein (5 km). Bad Einsiedel und weiter nach Oberleitensdorf, Ossegg, Teplitz. S. Routennetz.

Nach der ersten Variante geht man von Stat. Nassau nach Claussnitz und über Friedebach nach Sayda. Wer auf Sayda verzichtet, geht von Claussnitz direct über den 730 m hohen Meiseberg nach Purschenstein (12 km). Im anderen Falle wandert man von Freiberg durch das dichteste Schachtrevier nach Brand (6 km). Am Wege viel bergmännisches Leben und links und rechts ertönen Bergglöckchen.

Brand. Zum Kronprinz. Goldner Stern. Rest. Rathskeller. Bergstädtchen, 2818 Einw., die einzige Stadt Sachsens ohne Kirche (ist nach Erbisdorf eingepfarrt). Von hier nach Grosshartmannsdorf (8 km). Langes Dorf, an dessen Ende ein 60 hectaren grosser Bergteich liegt. 1880 entnahm man demselben 380 Ctr. Fische. Weiter führt uns der Weg an dem 711 m hohen Saydenberg vorüber, ein Berg mit breitem, flachem Gipfel. Die Ersteigung ist mühelos und verschafft einen umfassenden Blick hinauf in das Centralerzgebirge und auf die Olbernhauer Gegend. Bald berühren wir Dörnthal. 3½ km von der Strasse abseits liegt der seeartige Dörnthaler Bergteich, von welchem aus der 28 km lange Dörnthaler Kunstgraben beginnt, der dem Freiberger Bergbau dient. Unfern des Teiches liegt die Mündung des ehemals berühmten Friedrich-Bennostollens, der für Kähne schiffbar und so hoch ist, dass ein Reiter passiren könnte. Früher wurde der noch heute imposante Bau öfter illuminirt, wenn fürstl. Personen anwesend waren.

Sayda. Löwe. Stern. Ross. Rest. zum Rathskeller. 1612 Einw. 677 m. ü. M. Das freundliche Städtchen ist nach dem Brande 1842 fast neuerbaut. Sayda war im frühesten Mittelalter eine wichtige Handelsetappe zwischen Böhmen und dem Norden Deutschlands. Eine Judenstadt ist verschwunden, auch von der alten Sorbenburg Saydowa ist kein Stein mehr zu sehen. In der Kirche Grabmäler[55] vom Bildhauer Nosseni, der Familie von Schönberg zugehörig. Von der Thurmgallerie grosse Umschau über die Olbernhauer Gegend und über das Centralerzgebirge bis zur Augustusburg.

Nach Purschenstein hinab geht man den angenehmeren Fussweg am Wald, die Strasse zur Linken lassend. Purschenstein und weiter siehe Routennetz.

14. Freiberg-Oederan (17 km). Flöha (10 km). Chemnitz (12½ km).

Die Bahn überwindet mit geringen Curven die kleinen Terrainfalten der Freiberger Hochebene, bis sie vor Oederan in eine bewegtere Gegend gelangt, deren Mittelpunkt die stattliche Augustusburg bildet.

Oederan. Hirsch. Deutsches Haus. Bellevue. Garküche. Rest.: Rathskeller. Kögel. Günther. 5850 Einw. 383 m ü. M. Flanell- und Tuchfabriken. Anmuthige Lage. Nur 3 km entfernt über das hochgelegene Rittergut Börnichen liegt die 482 m hohe Schönerstädter Höhe, welche ihrer prächtigen Aussicht wegen neuerdings viel besucht wird.

Die Bahn windet sich hinab an die Gehänge des Flöhathals, überschreitet bei Hetzdorf auf dem imposanten Hetzdorfer Viaduct die Flöha und zugleich die Flöhathalbahn. Die Brücke zeigt sich am Besten kurz nach Passierung derselben am rechten Waggonfenster.

Flöha, ein weitgebautes Dorf im prächtigen Thalkessel am Zusammenfluss der Flöha und Zschopau. Sitz einer Amtshauptmannschaft. Die Kirche wurde vom Prof. Arnold restaurirt. Goth. Kreuzgewölbe. Herrlicher Altarschrein und schöne Kanzelverzierung. Flöha mit dem nahen Plaue ist ein bedeutender Bahnknotenpunkt für die Annaberger, Flöhathal und Chemnitz-Freiberger Linie.

Bei der Weiterfahrt zeigt sich links Augustusburg und rechts Schloss Lichtenwalde. In Wiesa zweigt die Linie Frankenberg-Hainichen ab.

Chemnitz. Droschken: 1 Pers. 50 Pf., 2 Pers. 60 Pf. Pferdebahn nach dem Innern der Stadt wie auch nach der Zwickauer Vorstadt.

Gasthöfe: Römischer Kaiser, Marktplatz. Stadt Gotha, Johannisplatz. Stadt Berlin, Langestrasse. Hotel Reichold, am Bahnhof. Drei Schwäne, Langestr. Hotel de Saxe, Klosterstr. Hirsch, Langestr. Stadt Nürnberg, Neustädter Markt. Küttners Hotel, Wiesenstrasse. Anker, neue Dresdner Strasse. Stadt Wien, Klosterstrasse. Helm, Klosterstrasse. Centralherberge, Zschopauerstrasse.

[56]

Wirthschaften: Mosellasaa. (Grösseres Vergnügungslocal in orient. Styl.) Kaisersaal, Langestrasse. Alicke in Stadt Wien. Barthel, Langestrasse (auch Café und Conditorei). Ewald, Johannisgasse. Johannisgarten, Königstrasse. Starkbesuchte Sommerrestaurants: Letzter Seufzer, Stollberger Strasse. Tivoligarten, am Tivolitheater. Kesselgarten, auf dem Schloss, nebenan Schlossrestaurant. Baums Restaurant an der Zschopauerstrasse. Renom. Weinstube, Hartenstein, Bretgasse.

Cafés: Barthel, Langestrasse. Lincke, Königstrasse. Pick, Poststrasse. Jakob, Zwickauerstrasse. Kretschmar, Klosterstrasse.

Bäder: Hedwigbad an der Klostermühle. (Dampf- u. Wannenbäder. Irisch-röm. Bäder. Rest.) Peters Bad, Nicolaistr. (Wannenbäder.) Helenenbad, Zschopauerstrasse.

Chemnitz (von Camennicze, zu deutsch Steinbach) liegt im weiten Chemnitzthal, 294 m hoch. Die Einwohnerzahl ist seit Einbezirkung von Schlosschemnitz auf 96 000 gestiegen, zudem ist die Stadt die Centrale einer sehr stark bevölkerten Umgegend. Die Gewerbthätigkeit ist eine ganz ausserordentliche; hauptsächlich florirt der Fabrikbetrieb, doch ist die Hausindustrie gleichfalls bedeutend. Die reichliche Hälfte wird für den Export erzeugt, namentlich sind es Russland, Oestreich, die Türkei, die skandinavischen Länder und Nord- und Südamerika, welche die bedeutendsten Absatzmärkte für Chemnitz und die Chemnitzer Gegend darstellen. Das nordamerikanische Consulat in Chemnitz weist den stärksten Verkehr unter allen Consulaten der Union im Deutschen Reiche auf. Der Güterverkehr in den Ladehallen, weitaus der stärkste Sachsens, hat einen wahrhaft cosmopolitischen Charakter. Gegen 80 Güterzüge täglich schleppen das Rohmaterial aus allen Winkeln Europas und allen Erdtheilen herbei und führen die Waaren dahin zurück. Chemnitz nennt mehr schwimmende Güter sein Eigen, wie so manche mittelgrosse Seestadt. Unter den deutschen Industriestädten, welche der englischen Industrie auf dem Weltmarkt Parole geboten, steht zweifellos Chemnitz obenan.

Geschichtliches. Das Kloster Chemnitz wurde im 12. Jahrhundert durch König Lothar begründet und dieses auf dem nahen Schlossberg gelegene Benedictinerstift mag auch die Begründung[57] der Stadt veranlasst haben. Das Marktrecht datirt vom Jahre 1143 und ward ertheilt durch Konrad III. Dauernd unter die Wettiner kam die Stadt 1410, womit die Reichsunmittelbarkeit ihr Ende fand. In den Hussitenkriegen ward sie zweimal, 1429 und 1430 vergeblich belagert. Chemnitz, unbetheiligt an dem ausgedehnten erzgeb. Bergbau, mag schon früh der Industrie zugedrängt worden sein, boten doch die Bergstädte selbst ein dankbares Absatzfeld. Im 30jähr. Krieg verfiel auch Chemnitz dem allgemeinen Ruin, vor welchem sie selbst ein wirthschaftlich höchst wichtiges Bleichprivileg, das sie vor ihren Nachbarstädten voraus hatte, nicht schützen konnte. Die Periode der Grossindustrie begann mit der Einführung der Baumwollspinnmaschiene; auf diese stützte sich die Weberei und Strumpfwirkerei, auch für die Zeugdruckerei bildete die Spinnerei den Lebensnerv. Die weitere Folge war ein vielseitiger Maschinenbau, der nothwendig entstehen musste. Die bürgerlichen Gewerbe hoben sich natürlich mit den Hauptbranchen und zu diesen gesellen sich eine zahllose Menge Nebenbranchen.

Im Anfang dieses Jahrhunderts zählte Chemnitz 9000 Einw., heute hausen nahezu 11 mal mehr Menschen auf derselben Scholle und finden ein reichlicheres Brod wie die 9000 von damals. Chemnitz ist übrigens der Knotenpunkt von 8 Eisenbahnen, eine Zahl, die nur von wenigen Grossstädten im Reich übertroffen wird.

Sehenswürdigkeiten.

Industrien. Voran ist hier die Sächs. Maschinenfabrik zu stellen, von dem genialen Richard Hartmann gegründet, einem Selfmen von grossem wirthschaftlichen Scharfblick und Talenten († 1879). Gegen 3000 Arbeiter. Locomotivenbau, Werkzeugmaschinenbau und Maschinenbau für fast alle Textilbranchen. Gewöhnliche Dampfmaschinen, Schiffs- und Bergdampfmaschinen.

Die Chemnitzer Werkzeugmaschinenfabrik, gegründet von Joh. von Zimmermann (gleichfalls ein Selfmen). Hochrenomirt in der Werkzeugbranche. Holzbearbeitungsmaschinen sind eine Spezialität der Fabrik. Die Schönherr'sche Webstuhlfabrik gehört zu den grössten in ihrer Art. Der Schönherr'sche Webstuhl ist in der Weberei epochemachend gewesen. Grossartige Webfabriken[58] sind: Robert Hösel, Lose, Marbach u. Weigel. Die Actienspinnerei, die grösste Spinnerei Sachsens, zählt 65 000 Spindeln. Die grössten Strumpf- und Handschuhfabriken sind die von Esche, Hecker und Gulden. Strassendampfwagen baut Michaelis. Viele der grösseren Chemnitzer Firmen haben ihre Etablissements in der Umgebung, so die Firmen Clauss und Hauschild. Die Permanente Industrieausstellung von Hermann Findeisen an der Zschopauerstr. gewährt einen umfassenden Ueberblick über die Chemnitzer und erzgeb. Industrie.

Sehenswerthe Bauten besitzt die schnell aufgeschossene Stadt noch nicht sehr viele. Die goth. Johanniskirche stammt aus kath. Zeit und zeigt edle Formen, namentlich im Innern. Diese Kirche wurde in den jüngsten Jahren durch Baumeister Altendorf renovirt. Das Rathhaus neben der Kirche ist ein spätgoth. Bau. Auf der Klosterstrasse im Klosterhof befindet sich in einem Hintergebäude das intr. Portal des alten Chemnitzer Nonnenklosters eingemauert. Die Adlerapotheke am Markt verdient als ein mittelalterlicher Bau gleichfalls Beachtung. Für die prächtige Zimmermannsche Villa am Bahnhof lieferte ein Osnabrücker Bürgerhaus das Modell. Am Schillerplatz liegt die neue Gewerbeschule und die Actienspinnerei, die als industrieller Monumentalbau gelten kann. Gleich imposant durch seine Lage wie durch seine Grösse ist auch das neue Justizgebäude auf dem Kassberg.

Die Schlosskirche über dem Schlossteich besitzt ein originelles Architecturstück von kunsthistorischem Werth; es ist das ein Portal, bei welchem gemeisselte Baumstämme mit Zweigverschlingungen eine phantastische Architectur darstellen. Das ganze erscheint gefällig und leicht und ermangelt keineswegs der statischen Wirkung. Im Innern der restaurirten Kirche, die einst Klosterkirche des Benedictinerstiftes war, die Kreuzigung Christi, eine stark realistische Figurengruppe in Lebensgrösse aus einem Eichstamm geschnitzt.

Die Kunsthütte an der Annaberger Strasse. Geöffnet Donnerstags und Sonntags von 10 bis 3 Uhr. (Donnerstags mit Ausschluss der Mittagsstunde.) Eintritt frei. Ausser der Zeit öffnet der Castellan. 50 Pf. Trinkgeld. Kunsthütte nennt sich ein Verein für Kunstpflege, der in genanntem Gebäude eine Ausstellung von eigenen[59] und von verkäuflichen Gemälden unterhält. U. A. Harlekin von Gönne. (Bedeutendes Bild.)

Das Museum des Geschichtsvereins befindet sich gleichfalls im Gebäude der Kunsthütte. Geöffnet Sonntags von 10 bis 12 Uhr. Eintritt frei. Von Kunstwerth ist eine Grablegung, ein grosses Schnitzwerk aus den Mittelalter, zu nennen. (Entstammt der Johanneskirche.) Ausserdem vieles von localgeschichtlichem Werth.

Das Naturalienkabinet ist ebenfalls im Gebäude der Kunsthütte untergebracht. Sonntags von 10 bis 12 Uhr. Eintritt frei. Interessant durch viele Versteinerungen aus der geologisch merkwürdigen Chemnitzer Umgebung.

Die Stadtbibliothek im alten Rathhaus besitzt 15 000 Bände, die meist durch Geschenke zusammengebracht worden sind. (Montag und Freitag von 5 bis 7 Uhr geöffnet. Bibliothekar Dr. König.)

Die Gewerbe- und Bauschule mit Baugewerken und Werkmeisterschule verbunden, besitzt intr. Modellsammlungen.

Denkmäler. Das Beckerdenkmal an der Poststrasse zeigt den Grossindustriellen Becker in Ueberlebensgrösse. Derselbe war ein Pfarrerssohn aus der Pulsnitzer Gegend und schwang sich vom vermögenslosen Kaufmannsdiener zum Fabrikbesitzer empor; er war ein edler Menschenfreund und nahm sich besonders in theueren Zeiten durch Brod- und Getreidevertheilung des Volkes warm an. Das Kriegerdenkmal am Theaterplatz ist von Händel modellirt. Schlanke Säule mit Victoria. Am Schaft die Medaillonportraits von Kaiser Wilhelm, König Albert, Bismarck und Moltke. Unfern davon in den Promenaden steht in Form eines Denkmals ein versteinerter Baumstamm, ein besonders schönes Exemplar einer Araucaria, wie sie sich in der Umgegend sehr häufig finden. Wurde 1862 beim Bau der Stiftstrasse ausgegraben. (Im Hof der Kunsthütte liegt ein noch grösseres Exemplar.) Das Vater Augustdenkmal am Schillerplatz ist eine sehr bescheidene Büste auf einem essenkopfartigen Granitwürfel, die dem imposanten Platz wenig angemessen erscheint. An der Webschule befindet sich das Standbild des Erfinders der Jaquardmaschine, Jaquard.

Spaziergänge. In der Stadt selbst verdient vor Allem der sehr grosse Schillerplatz mit seinen prächtigen Anlagen einen[60] Besuch. Instructiver ist freilich ein Gang auf den Katzberg, der die Stadt in ihrer ganzen Ausdehnung zeigt. Am Fuss des Berges an der Bierbrücke Rest. Am beliebtesten ist der Spaziergang nach dem Schlossteich, auf die Schlossteichinsel und auf das Schloss. Hier liegen die Schlosskirche (s. S. 58.) und einige alte Bauten, die Ueberreste des alten Benedictinerklosters und zwei Restaurants mit höchst anmuthiger Aussicht auf den Schlossteich und auf die Stadt mit ihrer reichangebauten Umgebung. (Die Küche im Kesselgarten zeigt noch ein Stück von dem alten gothischen Kreuzgang des Klosters.) Ein ebenfalls beliebter Spaziergang in entgegengesetzter Richtung ist an der Chemnitz aufwärts durch Sachsens Ruhe. Der Weg führt später zum Wind (Rest.) empor und auf der aussichtsreichen Stollberger Strasse nach der Stadt zurück. Hübsche Blicke auf die Stadt gewähren auch noch die Zschopauer Strasse bis zu Baums Rest. und die Dresdner Strasse bis zum Waldschlösschen, welches letztere freilich 3 km von der Stadt entfernt liegt.


Kleinere Touren ab Chemnitz.

15. Nach der Engelshalde (4 km) und dem Beutenberg (1 km).

Die Engelshalde nennt sich ein Schuttberg neben der Dresdner Strasse hinter dem Waldschlösschen, der von dem Abraume der grossartigen Porphirbrüche (zu seinen Füssen) aufgethürmt worden ist. Diese Halde bietet eine treffliche Aussicht auf die dampfessengespickte Stadt und die umliegenden Anhöhen. Der Beutenberg ist eine 418 m hohe Triangulirungsstation im Südostost von der Engelshalde. Schöne Blicke über den Zeisigwald und die weitere Umgebung, in welcher die drei Schlösser Lichtenwalde, Augustusburg und Sachsenburg sichtbar sind.

16. Nach dem Adelsberg (7 km) und nach Erdmannsdorf (5½ km, Fusspartie).

Man geht durch das volkreiche Dorf Gablenz (Apfeldorf) auf aussichtsreicher Strasse nach dem Adelsberg hinauf (Schenke). Prächtige Aussicht auf Chemnitz und Umgebung (431 m ü. M.). Beim Weiterwandern wird Augustusburg sichtbar, ein überraschender Anblick. Kurz vor Erdmannsdorf anmuthige Landschaft, hoch oben die stolze Burg, zu ihren Füssen das idyllische Erdmannsdorf mit dem anmuthigen Schlösschen des Ministers von Könneritz. Näheres siehe unter Erdmannsdorf.

[61]

17. Nach Einsiedel (ab Altchemnitzer Bahnhof 8 km). Dittersdorfer Höhe (3 km).

Wer nicht mit Bahn fährt, geht über das Jägerschlösschen nach Erfenschlag und Einsiedel. Schöner ist der Fussweg nach Bernsdorf, Reichenhain und dann den Fussweg am 420 m hohen Pfaffenstein vorüber nach der Einsiedler Papierfabrik hinab.

Einsiedel, schönes Kirchdorf. 2000 Einw. Anmuthige Lage im Zwönitzthal. Staake's Gasthaus. Zum Kaiserhof. Im Oberdorf Rest. zum Schieferwinkel. Grosse Papierfabrik. Edelfischzucht, im Monat November während der Laichzeit und in den ersten Wintermonaten hochintr.

Hinter Staakes Gasthaus führt der Fussweg hinauf nach der Dittersdorfer Höhe (506 m). Triangulirungsstation. Umfassender Blick auf das Centralerzgebirge mit den Bärenstein, Pöhl- und Scheibenberg und dem Fichtel- und Keilberg. Das Rest. ist jetzt ohne Wirth. Zurück nach Chemnitz empfiehlt sich der Weg über den Altenhahn, an der Zschopauerstrasse. Guter Landgasthof. An derselben Strasse bei den neuen Schenken gute Aussicht auf Chemnitz und Umgebung.

Anmerkung. Von Altenhain intr. Partie durch Altenhain, Olbersdorf nach der Sternmühle und nach Erdmannsdorf. Sehr idyllischer Thalzug (8 km). Sternmühle ist Restaurant.

18. Chemnitz-Klaffenbach (10 km). Burkhardsdorf (3 km). Dittersdorf (4 km). Einsiedel (3 km). Chemnitz (8 km).

Mit Dampf bis Station Erfenschlag oder zu Fuss den Altchemnitzer Wiesenzug aufwärts. (Die Güter zur Linken lassend.) Harthau, Kirchdorf im engen Würschnitzthal. Grosse Kammgarnspinnerei. Die Strasse windet sich in Serpentinen, die sich durch Fusswege abschneiden lassen, den Berg hinauf nach der Klaffenbacher Bergschenke. Kurz vor der Schenke treffliche Aussicht auf Chemnitz und seine weitere Umgebung. Ein sehr altes Kreuz bei dem Dorfe Klaffenbach soll die Stelle bezeichnen, an der 892 Bischof Arno von Würzburg erschlagen wurde von den ergrimmten heidnischen Sorben. In der Nähe der Bergschenke erhebt sich der Geyersberg (493 m). Die erste Bergkuppe im Erzgebirge südlich von Chemnitz. Schöne Rundsicht besonders auf Chemnitz und das Zwönitzthal.

Burkhardsdorf ist ein Marktflecken mit 3300 Einw. Gasthof zur Gold. Aue. Bahnhofsrest. Strumpfwirkerei. Liegt im Thalzug der Zwönitz.

Zwönitz abwärts gelangen wir nach Kemptau. (Wahrscheinlich entstand der Name aus den slav. Camenowe, »Steinau«, von den Kemptauer Steinen, die[62] oberhalb des Dorfes imposante Felsgruppen darstellen. 484 m). Eine Strasse führt am Thalgehäng hoch über dem Zwönitzfluss an einem Kalkofen vorüber in weitem Bogen nach Dittersdorf. Geräder, doch nicht so intr. ist der Weg im Thalzug. Dittersdorf ist Eisenbahnstation. Einsiedel, siehe Seite 61.

19. Von Chemnitz nach der Pelzmühle (9 km). Oberrabenstein (2 km).

Man fährt mit Dampf bis Stat. Siegmar oder wandert durch die Industriedörfer Kappel und Schönau dahin ununterbrochen in fast geschlossener Gasse. Die Pelzmühle am grossen Pelzteich ist ein vielbesuchtes Rest. mit schönem Garten und soll ihren seltsamen Namen schon den Kelten zu verdanken haben. Auf dem Teiche Kähne zu Wasserpartien. Oberrabenstein hat eine alte finstere Burgruine, welche früher Sitz der Kaiserlichen Voigte war, ehe die Rabensteiner Herrschaft an das Chemnitzer Benedictinerkloster verkauft wurde. Kalkbrüche mit vielen Feldspathkrystallen. In Niederrabenstein hübsche goth. Kirche. Von Städtern vielbesuchter Gasthof mit Tanzsaal (zu Fuss über Ruttlof nach Chemnitz zurück 7 km).

20. Chemnitz-Limbach (per Bahn 18 km, zu Fuss über Rabenstein 12 km). Wüstenbrand (7 km). Chemnitz (15 km).

Mit Dampf fährt man an dem grossen Strumpfwirkerdorfe Wittgensdorf vorüber. 3600 Einw. Zu Fuss geht man über Ruttlof und Rabenstein durch den Rabensteiner Wald. (Rechts der Strasse ein Denkstein, Näheres siehe Inschrift.) Ein schöner Waldweg führt von Rabenstein direct nach Wüstenbrand (6 km).

Limbach. Zum Hirsch. 7000 Einw. Städtisch angelegtes Dorf. Hier erbaute David Esche Anfang des 17. Jahrhunderts den ersten Strumpfwirkerstuhl und ward so nicht nur Begründer des grossen Strumpfhauses Esche, sondern führte die Strumpfwirkerei überhaupt in der Gegend ein. In Limbach besteht eine Strumpfwirkerschule.

Auf der Strasse nach Wüstenbrand freie Blicke über Limbachs Umgebung. In Wüstenbrand unfern der 482 m hoch gelegenen Kirche umfassender Blick auf das Obererzgebirge mit dem Auersberg und Fichtelberg. Näher her das Lugau-Oelsnitzer Kohlenschachtrevier. Am Bahnhof mündet die Lugauer Kohlenbahn. Bei der Rückfahrt nach Chemnitz passiren wir Stat. Siegmar, in deren Nähe die Eisenbahnbrücke 1866 von einer fliegenden preuss. Colonne gesprengt wurde. In einem offenen Schuppen am Bahnhof Rudera von der Sprengung.

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21. Chemnitz-Auerswalde (9 km). Schweizerthal (5½ km). Burgstädt (4 km). Chemnitz (Bahn 15 km).

Man geht über Furth immer in der Nähe des in der Stadt arg getrübten Chemnitzflusses nach Blankenau-Glösa. In Blankenau stand ehemals am Fluss eine Burg, die Blankenburg, deren letzte Spuren leider vor wenigen Jahren völlig beseitigt worden sind. (Von dem hochgelegenen Kirchlein hübsche Thalblicke.) Die Auerswalder Mühle (Schenke) ist ein Thalidyll von höchst anmuthigem Charakter. Schweizerthal nennt sich die grosse Tetzner'sche Strickgarnfabrik. Schön gelegen.

Anmerkung. Passionirte Touristen suchen wohl in dem prächtigen Chemnitzthal bis an die Mündung in die Mulde vorzudringen. Die Thalbilder sind in hohem Grade anmuthend. In der Nähe der Mündung liegen sehr grosse Rollblöcke im Fluss, die ihm wahrscheinlich den Namen Camenice (Steinbach oder Steinfluss) verschafften. In vielen dieser Gneisblöcke finden sich sogenannte Strudellöcher (Riesentöpfe), durch die Kraft des Wassers mit Hilfe von Geröllen eingegraben.

Burgstädt. Deutsches Haus. 5296 Einw. Altes intr. Rathhaus mit Rest. Weberei. Schuhmacherei. Leicht zu ersteigen und sehr dankbar ist der nahe 340 m hohe Taurastein, eine Felsgruppe, die, ähnlich wie der Rochlitzer Berg, eine weite Rundschau über das Granulitgebiet bis hinauf nach der Augustusburg gewährt (zurück benutzt man die Bahn).

22. Chemnitz-Lichtenwalde (12 km). Frankenberg (5 km) und zurück per Dampf (17 km).

Am Besten benutzt man die Bahn nur bis Wiesa, da der Weg von hier durch den Wald an die Zschopau hinab und zum Schlosspark empor ein sehr anmuthiger ist (Weglänge ab Wiesa 2½ km). Die Station Braunsdorf liegt dicht unter dem Lichtenwalder Schloss.

Zu Fuss nach Lichtenwalde geht man über Hilbersdorf und Ebersdorf. Auf Hilbersdorfer Flur grosse Porphyrsteinbrüche. Versteinerte Coniferen. Höchst seltene Staarsteine. Die Ebersd. Kirche war ehedem Wallfahrtskirche. Friedrich der Sanftmüthige wallfahrtete nach dem vereitelten Prinzenraub hierher und liess die Kleider des Prinzen und die Köhlerkutte des Köhlers Triller hier aufhängen, die noch unter Glas zu sehen sind. Holzschnitzereien. Altes Altargemälde. In dieser Kirche liegt auch Ritter Harras, der kühne Springer, begraben. Ein grosses Hufeisen soll von seinem Ross herrühren (Weglänge von Chemnitz nach Lichtenwalde 9 km).

[64]

Lichtenwalde. Schloss mit herrlichen Parkanlagen, ein Majorat der gräfl. Familie Vitzthum von Eckstädt. Im Dörfchen Schlossschenke. An der Strasse nach Chemnitz steht das Denkmal des vorigen Majoratsherrn, der beim Ueberfall zu Etrepagny 1870 getödtet wurde. Im Park sehr schöne Anlagen mit Statuen, Gruppen etc. Die berühmten Wasserkünste, die von der Schlossmühle aus durch Druckwerk gespeist werden, locken zu Festzeiten grosse Menschenmengen hierher. Schelmisch unter Treppenstufen etc. verborgen, geben dieselben zuweilen zu grosser Heiterkeit Veranlassung. Sonntags öfter Concerte. Im Privatgarten der Herrschaft grosse Treibhäuser, Teppichbeete, Taxuswände etc. Im Schloss, das für gewöhnlich nicht zugänglich ist, gute Gemälde niederländischer Meister. In ein chines. ausgestattetes Zimmer hat man vom Söller aus Einblicke. Schöner Spaziergang an der Schlossmühle vorüber nach dem Harrasdenkmal, das am linken Ufer der Zschopau dem Harrasfelsen gegenüber steht. Wenige Schritte vom Denkmal eine wenig hohe aber sehr starke Eiche.

Nach Frankenberg gehen wir bei der Schlossmühle über den Mühlsteg und vor dem Harrasfelsen unter der Bahn weg am Bahnwärterhäuschen empor auf den Hauenstein, den Harrasfelsen. Zu Ehren der Sage oder wohl mehr des Körner'schen Gedichtes »Harras, der kühne Springer« steht ein eisernes Kreuz. Es soll hier nicht verschwiegen werden, dass ein Sprung in die Zschopau von hier aus ganz unmöglich ist; so schroff der Felsen auch erscheint, so ist doch das Wasser zu fern. Reiter und Pferd würde nicht im Wasser, wohl aber am Felshang zerschmettert sein. Ein Fusspfad gegen Osten führt an die Strasse nach Frankenberg.

Frankenberg. Schwarzes Ross. Deutsches Haus. Stadt Dresden. Rest. Rathskeller. Reichsseidelei. Bürgergarten. Hochwarte. In Cunnersdorf (1½ km) Nerge's vielbesuchtes Gartenrest. 11,000 Einw. Sehr gewerbthätige Stadt. Weberei in Halbwolle und Halbseide. Druckerei. Cigarrenfabrikation. 1½ km entfernt an der Bahn nach Hainichen in der Nähe des stattlichen Lützelthalviaductes liegen die höchst anmuthigen städtischen Anlagen.

Anmerkung. Zurück nach Chemnitz benutzt man am Besten die Bahn. Wer die Partie nach der Mittweidaer Schweiz ausdehnen will, geht auf schönem Wiesenpfad am rechten Zschopauufer nach Sachsenburg. Das hochgelegene Schloss ist jetzt Correctionsanstalt für jugendliche Verbrecher (60 Insassen). Gothische Kapelle.[65] Das Schloss, 1488 von einem Herrn von Schönberg fertig gestellt, ist architektonisch nicht ohne Bedeutung. Das nahe Dorf Sachsenburg war früher Wallfahrtsort. Von hier aus ersteigt man den 350 m hohen Treppenhauer Berg, der früher eine Burg Gozne getragen haben soll. An freien Stellen Blicke auf das Obererzgebirge mit dem Fichtel- und Keilberg. Am Fusse des Schlosses liegt die beliebte Fischerschenke. Man geht nun die Strasse im Thalzug fort nach Krumbach, fährt bei der Spinnerei über und verfolgt einen romantischen Fusspfad erst am Fluss fort und bei einem Bergwasserausfluss hinauf nach Schönborn. Grosses Bergwerk. Beim Obersteiger Erfrischungen. (Inter. Erzstufen.) Von hier die Strasse am Erzpochwerk und an der idyllisch gelegenen Flossschenke vorüber nach Neudörfchen und Mittweida. (Von Frankenberg bis Mittweida 10 km.) Mittweida s. S. 68.

23. Chemnitz-Flöha (12 km). Erdmannsdorf (6½ km). Cunnersstein (2½ km). Augustusburg (2 km) und zurück nach Erdmannsdorf (2 km).

Am Besten mit Dampf bis Flöha oder Erdmannsdorf (Flöha s. S. 55). Erdmannsdorf ist eine beliebte Sommerfrische der Chemnitzer. Bahnhofsrest. Gasthof an der Zschopaubrücke. Hübsche Prommenadenwege am Fluss aufwärts. Schlösschen und Rittergut des Ministers von Könneritz. Der Vogelheerd (1 km), 376 m hoch gelegene Baumgruppe, gewährt hübsche Blicke hinauf ins Centralerzgebirge. Schöne Waldwege (Wegweiser) führen nach dem Cunnersstein, einer imposanten Felsbastei über dem Zschopauthal mit beliebtem Bergrest. Die Fernsicht ist beschränkt, doch hat man sehr fesselnde Thalblicke. Nach Augustusburg sind die Wege gleichfalls markirt.

Schellenberg. Hirsch. Erbgericht. Schlossrest. auf dem Schloss. 1922 Einw. 503 m ü. M. Neuere Stadtkirche mit seltsamem Thurm. Altarbild von Gonne, »Die Jünger in Emmaus«. Dicht über der Stadt ragt auf steilem Porphyrfels die stolze Augustusburg empor, die weithin leuchtende Warte des Erzgebirges. Aeltere Abbildungen zeigen die jetzt ziemlich kahlen Aussenseiten mit hohem Dachstuhl und malerischen Erkern und Galerien. 1568–92 erbaut. Ehemals sah die Burg glänzende Hoffeste, jetzt sind in einigen Gebäuden Gerichtsbehörden untergebracht. August der Starke hielt Bären hier. Der Kopf des letzten Insassen des Bärenzwingers schmückt das Thorhaus: er hatte sich befreit und stattete dem nahen[66] Städtchen einen sehr bedenklichen Besuch ab. In der Capelle befindet sich eine Silbermann'sche Orgel und ein Altargemälde von Kranach d. J., welches die zahlreiche Familie des Kurfürsten Vater August in der bekannten Orgelpfeifengruppirung darstellt. Vom nordöstl. Thurme, auf welchen der Castellan gegen ein kleines Trinkgeld die Fremden gewöhnlich führt, hat man umfassende Blicke auf das Centralerzgebirge und über das Granulitgebirge hinweg nach der norddeutschen Tiefebene, aus der der Oschatzer Colmberg hervorragt. Im Schlossgarten uralte Linde, die der Sage nach verkehrt eingepflanzt wurde, im hinteren Schlosshof liegt der 190 m tiefe Schlossbrunnen, welcher nicht mehr gezeigt wird, seit sich 1876 eine Dame hinabstürzte. (Hinabgegossenes Wasser hörte man nach 21 Secunden fallen.)

Anmerkung. Nach Erdmannsdorf hinab lassen sich die Krümmungen der Strasse durch Fusswege kürzen. Eine dankbare Variante ist folgender Weg: Man geht von Schellenberg hinab nach Hohenfichte (3 km), wo sich die grosse Hauschild'sche Strickgarnfabrik befindet. Von hier am rechten Ufer der Flöha nach der sogenannten Hetzdorfer Schweiz, einer Felsgruppe mit Aussicht auf den nahen Hetzdorfer Viaduct und auf das Flöhathal. Dann geht man über Falkenau nach dem Flöhaer Bahnhof. (Von Hohenfichte ab bis Flöha 11 km.)

Ein stiller, einsamer, waldfrischer Thalzug ist der Lössnitzgrund. Von Hohenfichte bis zur reizend gelegenen Hammermühle (Schenke) hinauf 4 km.


Grössere Touren ab Chemnitz.

24. Chemnitz-Hohenstein (19 km). St. Egidien (7 km). Lichtenstein (4 km). Stollberg (13 km). Chemnitz (im Würschnitzthal über Schloss Neukirchen 22 km).

Man fährt mit Dampf an den schon erwähnten Stationen Siegmar und Wüstenbrand vorüber zunächst nach

Hohenstein-Ernstthal. Schwesterstädte. In Hohenstein Drei Schwanen. Braunes Ross. Krauses Rest. zum Rathskeller. Haselhuhns Gartenrest. 6500 Einw. Das nahe Ernstthal zählt 4400 Einw.[67] Die letztere Stadt wurde 1680 von Hohensteiner Bürgern gegründet, welche der grassirenden Pest entflohen. In Hohenstein erinnert ein Denkmal an den Naturforscher und Philosophen G. H. Schubert (geb. 26. April 1780 zu Hohenstein). Weberei von Bett- u. Möbeldecken. Beide Städte liegen am Fusse des Kapellenberges, der die südlichste Erhebung des Granulitgebietes darstellt. An der Strasse nach dem Gasthaus zum Wind liegt eine 470 m hohe Bergkuppe, welche freie Blicke nach dem Centralerzgebirge mit dem Auersberg, dem Keil- und dem Fichtelberg gewährt (2 km). Die von hier 1½ km entfernte Langenberger Höhe, 479 m hoch, liegt für einen Rundblick noch günstiger, man hat hier auch Aussicht auf die Muldenniederungen und die norddeutsche Ebene. Mineralogen finden in dem Glimmerschiefer des Kapellenberges manche Ausbeute. Der Bergbau auf Arsenkies ist noch nicht ganz eingestellt. An der Strasse nach Waldenburg (2½ km) liegt das jetzt vereinsamte Hohensteiner Bad mit Eisenquelle.

Die Weiterfahrt zeigt rechts einige Waldscenerien und links Dorfschaften. Im langen Dorf St. Egidien zweigt sich die Stollberger Linie ab. Zu Fuss geht man eine schöne Waldstrasse (4 km).

Lichtenstein. Sonne. Helm. 5200 Einw. Das anstossende Städtchen Callenberg zählt mit seinem Lehrerinnenseminar 3000 Einw. Die Schwesterstädte liegen anmuthig zu Füssen eines stolzen fürstl. Schönburg'schen Schlosses. In der Stadtkirche Lichtensteins ein Altarbild von Vogel, dem Kunstwerth zugeschrieben wird. Herrliche Spazierwege im Schlosspark und im Stadtwald. Ein beliebter Ausflug ist die Schwarze Allee und die sog. Kanzel, die freie Ausblicke nach dem Centralerzgebirge gewährt.

Man geht von Lichtenstein die Strasse oder durch das Rödlitzthal nach Oelsnitz. Oelsnitz mit Lugau und Würschnitz bedecken die Oberfläche eines Steinkohlengebirges von etwa 2000 Hectaren Ausdehnung. Die Flötze haben eine Mächtigkeit bis zu 14 m. 15 Schächte fördern im Jahr 3 Mill. Ctr. der besten Pechkohle, die meist nach Chemnitz verfrachtet werden. In Lugau im Gottessegenschacht wurden am 1. Juli 1867 102 Bergleute lebendig vergraben durch Schachteinsturz. Die Leichname sind später aufgefunden und beigesetzt worden.

Stollberg. Weisses Ross. 6326 Einw. 420 m ü. M. Stollberg ist Sitz des grössten Sächs. Strumpfexportgeschäftes. Woller, der Begründer, war ein schlichter Strumpfwirkermeister. Hoheneck,[68] ein imposantes Schloss am Thalhang, beherbergt eine Weibercorrectionsanstalt. (Filiale von Waldheim.)

Die Strasse nach Chemnitz gewährt zwar hinter Neukirchen vom Eichhörnchen ab hübsche Landschaftsbilder, doch werden Touristen vorziehen von Pfaffenhain ab im Würschnitzgrund nach Schloss Neukirchen zu wandern. Man berührt später Harthau und Altchemnitz. Das intr. Klaffenbach (s. Seite 61) mit seiner Bergschenke und seinem Arnokreuz bleibt rechts.

25. Chemnitz-Mittweida (18 km). Waldheim (durch die Mittweidaer Schweiz 17 km) per Bahn zurück nach Chemnitz (32 km).

Die Chemnitz-Riesaer Bahnlinie ist die zweitälteste Sachsens. Vor Station Oberlichtenau ist rechts im Wald ein kleiner Thiergarten (Rehe) abbezirkt.

Mittweida. Deutsches Haus. Sächs. Hof. Stadt Hamburg. Stadt Chemnitz. Rest. zum Rathskeller. Zum Schillergarten unfern der städt. Anlagen am Galgenberg und Schwanenteich. Kegels Rest. 9300 Einw. Grosse Barchentwebereien. Woll- und Baumwollspinnerei. Färberei. Thonwaarenfabriken. Maschinenbau. Kratzenfabrik. Im Technikum 400 Studirende.

Sehenswürdigkeiten. Die Stadtkirche mit goth. Chorbau aus Rochlitzer Porphir. Kriegerdenkmal auf dem Gottesacker. Unweit davon ein Grabdenkmal von Rauch, einer Verwandten gewidmet. Ein Genius aus grauem Marmor mit gesenkter Fackel schwebt mit einer verhüllten Frauengestalt empor. Unfern das Denkmal des Schuldirectors Schneider, welches ihm dankbare Schüler errichteten. Mittweida ist der Geburtsort des Theologen Tzschirner, Prof. und Superintendent in Leipzig, und des Bildhauers Johannes Schilling, der das Niederwalddenkmal geschaffen.

Spaziergänge. Nach dem Galgenberg und in die städtischen Anlagen am Schwanenteich, von dem allbeliebten Bürgermeister Voigt geschaffen. Am Galgenberg grosse Cordieritblöcke, die man als eratische Blöcke betrachtet. Zwei davon sind zugänglich gemacht. Nach den städtischen Anlagen im Scheibenbusch geht man durch die Gottesaue oder über die Bellevue. Die hier belegene Rathskanzel und der Försterfelsen sind Felsbasteien über der Zschopau mit romantischen Thalblicken. Die gegenüberliegende (künstl.) Ruine auf dem Carolafelsen nennt sich die[69] Zschopenburg. 2 km von Neudörfchen entfernt liegt die Marienhütte, gleichfalls eine Bastei über der Zschopau mit sehr romantischen Thalbildern.

Unsere Tour führt uns nun über die Rössgener Höhe (mit guter Aussicht) hinab nach der Via mala, ein Promenadenweg am schroffen Abhang der Zschopau. Wo sich das Thal erweitert, liegt Ringethal. Gasthaus. Rococoschlösschen. Das kleine idyllisch gelegene Kirchlein besitzt eine Silbermannsche Orgel. Eine herrliche uralte Linde bedeckt einen guten Theil des Kirchhofs. Von der Lutherlinde, unter der Luther gepredigt haben soll, ist nur noch ein Stumpf vorhanden. Eine Inschrift erzählt von dem Brand des Baumes, der Lutherpredigt und einem wunderbaren Astbruch, der sieben unter dem Baum spielende Kinder unversehrt liess.

Wegweiser zeigen nach dem nahen Raubschloss, einer höchst geschickt aufgemauerten künstl. Ruine. Eine wirkliche Burg Grunadow (oder auch Rochlinti) soll hier gestanden haben und es findet sich auch wirklich noch uraltes Gemäuer. Schöne Thalbilder von den Fensterhöhlen aus.

Ein Fussweg führt hinab zu der nahen, westlich gelegenen Lauenhainer Mühle. Man zieht eine Klingel, worauf Leute aus der Mühle die Fähre zur Ueberfahrt herbeirudern. (Die reizend gelegene Mühle ist auch Schenke.) Die Weiterwanderung im Thalzug abwärts führt uns an dem Pfaffenstein vorüber, von welchem das aufgeregte Volk nach der Lutherpredigt in Ringethal einen kath. Priester gestürzt haben soll. Später passiren wir den sehr ansehnlichen Tannenberger Felsensturz. Wo die Zschopau im scharfen Knie gegen Osten abbiegt hinauf nach Höfchen und

Kriebstein. Die stolze, höchst malerische Burg liegt 45 m über der Zschopau auf schroffer Felszinne. Im Schlosshof alterthümliches Architecturbild. (Ein Gemälde von Prof. Hahn, den Kriebsteiner Schlosshof darstellend, hängt in der Dresdner Galerie.) Im Innern Gemälde auf die Geschichte der Burg bezüglich, darunter ein Bild, auf welchem die Gemahlin des Ritters Staupitz diesen auf dem Rücken aus der Burg trägt. (Ein Seitenstück zu den Weibern von Weinsberg.) Rüstkammer mit Waffen aus der ersten Zeit nach Erfindung des Schiesspulvers. Alte intr. Möbel, Riesenbetten. Die Kapelle ist in den Felsen gehauen. Vom Speisesaal blickt man fast senkrecht in die Zschopau hinab. Vom nahen Jägerhaus romantische Blicke auf das schluchtartige Zschopauthal.

Schloss Ehrenberg, Kriebstein gegenüber, doch höher gelegen, gewährt höchst fesselnde Aussicht auf das trotzige Felsennest mit seinem echt mittelalterlichen Charakter. Im Thalkessel liegt die Niethammer'sche Papierfabrik.

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Der Fussweg von Ehrenberg nach Kriebethal führt an einem alten Gemäuer und an schönen Aussichtspunkten vorüber. In Kriebethal erreichen wir die Strasse. Zwischen hier und Waldheim steht der Napoleonsstein. (Napoleon suchte hier nach der Schlacht bei Lützen einen Uebergang für seine Armee.)

Waldheim. Löwe. Schaubes Hotel. Stadt Bremen. Rest. zum Rathskeller. Schützenhaus. Schweizerthal, beide mit Gärten. 7800 Einw. Weberei. Cigarrenfabrikation. Harmonika- u. Möbelfabriken. Nach der Schlacht bei Lützen (1813) zogen sich die Verbündeten über Waldheim zurück. Um die Zschopaubrücke fanden Kämpfe statt. Das ausgedehnte Waldheimer Schloss dient als Strafanstalt. (1500 Insassen.) Zur Besichtigung muss die Erlaubniss der Direction nachgesucht werden. Die erste Insassin des Waldheimer Zuchthauses war ein Mädchen Namens Apel, eines Zeugmachers Tochter aus Lunzenau, bekannt unter dem Spitznamen Prinz Lieschen; sie hatte sich für den jungen Kurprinzen ausgegeben und büsste ihren Uebermuth von 1716 ab mit lebenslänglichem Gefängniss.

Spaziergänge und zwar sehr dankbare besitzt das schöngelegene Waldheim mehrere. Der beliebteste ist nach dem Siegesthurm auf dem Wachberge mit prächtiger Aussicht auf die romantische Umgebung. Zwölf Säulen mit franz. Kanonenkugeln umgeben den stattlichen Thurm. Schöne Anlagen in der Nähe, darunter die sog. goldene Höhe.

Bei der Rückfahrt nach Chemnitz bietet sich vom Zug aus ein anmuthiges Städtebild dicht hinter dem Waldheimer Bahnhof. Bei Station Erlau liegt der vielbesuchte Erlauer Gasthof.

26. Chemnitz-Frankenberg (17 km). Hainichen (19 km). Rosswein (20 km). Döbeln (Haltestelle, 8 km). Waldheim (9½ km). Mittweida (durch die Mittweidaer Schweiz, 17 km). Chemnitz (18 km).

Von Chemnitz über Lichtenwalde nach Frankenberg siehe Tour 22. Die Eisenbahn überschreitet hinter Frankenberg den Lützelthalviaduct und gewinnt die Hochebene von Hainichen.

Hainichen. Deutsches Haus. Löwe. Post. Rest. zum Rathskeller. Krugs Gartenrest. Feldschlösschen. 8500 Einw. Grossartige Flanellindustrie, die sich schon von Weitem durch bunte[71] Tuchrahmen ankündigt. (Jährlich 250 000 Flanellstücke.) In Hainichen wurde am 4. Juli 1715 Gellert geboren. Dem bedeutendsten deutschen Fabeldichter ist auf dem Markt ein Standbild von Rietschels Hand errichtet. Ausserdem ist seinem Andenken eine Stiftung gewidmet, ein Rettungshaus für verwahrloste Kinder. (Gellert entstammt dem Hainicher Pfarrhaus, wo er im Kreise seiner zwölf Geschwister seine Jugend verlebte.)

Die Bahn geht von hier im anmuthigen Striegisthal entlang an dem Fabrikdorf Böhrigen vorüber, wo die grosse Lehmann'sche Flanellfabrik inmitten vieler Arbeiterhäuser liegt. Bei Striegis gewinnt sie das Thal der Freiberger Mulde.

Rosswein. Rheinischer Hof. Pragers Hotel. Fischers Gasthaus. Rest. zum Rathskeller. Baums Restaurant. Schützenhaus mit Garten. Pönitz'sche Gartenwirthschaft. 7000 Einw. Lebhafte Fabrikstadt in anmuthiger Lage an der Freiberger Mulde. Tuch- und Cigarrenfabrikation. In der Nähe wird Walkerde abgebaut. Rosswein war einst ein Besitzthum des Klosters Altzelle. Am Rathhaus ein Ross mit Weintraube, welche den Namen der Stadt versinnlichen sollen, der indess slav. Ursprungs sein dürfte. 2 km entfernt liegt Gersdorf, wo noch lebhaft Silberbergbau betrieben wird. Intr. ist der Adamsstollen, auf dem Erze in die nahen Pochwerke verschifft werden. Am Weg dahin prächtige Aussicht auf Stadt und Umgebung; überhaupt gewähren die umliegenden Höhen anmuthige Thalbilder.

Die Bahn wendet sich im Muldenthal zurück nach Striegis und am Fluss abwärts bis vor Döbeln. Die Thalwanderung neben der Bahn und dem Fluss ist abwechslungsreich. Bei Mahlitzsch liegt die sogenannte Kempe am rechten Ufer der Mulde, eine uralte Burgruine, wahrscheinlich sorbischen Ursprungs. Eine andere Strasse führt über Nausslitz, sie steigt bis 230 m an und gestattet öfter freie Rundblicke über die fruchtbare Döbelner Pflege. Mit Dampf fährt man nur bis Haltestelle Döbeln. Der Bahnhof liegt 2 km entfernt.

Döbeln. Gasthof: Die Sonne. 11 800 Einw., sehr alte Stadt, die schon 981 urkundlich erwähnt wird. Getreidehandel. Tuch- und Lederfabriken. Bedeutende Fassfabrik. Wagenbauerei. Die Cigarrenfabrikation liefert jährlich etwa 40 Millionen Stück. In der Nähe der Stadt das Staupitzbad ist das älteste Kiefernnadelbad[72] im Lande. Auf dem Schlossberg stand ehedem eine Burg der Dohnaer Burggrafen, die 1429 von den Hussiten zerstört ward. An derselben Stelle erhebt sich jetzt die stattliche neue Bürgerschule. 1762 lieferte Prinz Heinrich von Preussen den Oestreichern ein siegreiches Gefecht in der Umgebung der Stadt.

Anmerkung. Von Döbeln lässt sich ein sehr dankbarer Abstecher nach dem anmuthigen Leisnig machen (17 km). Man fährt mit Dampf an den Ruinen des Klosters Buch vorüber. Näheres siehe unter Leisnig Seite 75.

Die Eisenbahn von Döbeln nach Waldheim gewinnt bei Station Limmritz das tiefeingeschnittene Zschopauthal und an grossen Futtermauern entlang folgt sie den romantischen Windungen des Flusses. Waldheim, s. S. 70. Von Waldheim geht man zu Fuss nach Kriebethal, dann hinauf nach Ehrenberg oder gleich nach Kriebstein, dann über Höfchen hinab nach der Zschopau und zur Lauenhainer Mühle. Hier überfahren, hinauf nach dem Raubschloss, dann nach Ringethal und über die Viamala nach Mittweida. Von hier mit Dampf. Sämmtliche Punkte finden sich in Tour 25 schon beschrieben.

27. Chemnitz-Cossen (22 km). Wechselburg (2½ km). Rochlitz (über den Rochlitzer Berg, 7 km). Colditz (11 km). Grimma (16 km). Leisnig (22 km). Döbeln (16 km). Waldheim (9½ km). Mittweida (13½ km). Chemnitz (18 km).

Wir fahren an dem bereits beschriebenen Burgstädt vorüber oder gehen im Chemnitzthal entlang nach Cossen. (Siehe Routennetz.) In nächster Nähe der Station Cossen liegt der Göhrener Viaduct, zwar nicht das grösste, wohl aber das imposanteste und architectonisch schönste Brückenbauwerk, das in Sachsen zu finden. Der Mittelbogen hat eine Spannweite von 26 m. Die Länge der Brücke beträgt 412, die Höhe 68 m. Ein anmuthiger Thalweg führt uns am linken Muldenufer nach Alt-Zschillen. Auf halbem Weg dahin, an der Einmündung der Chemnitz schönes Thalbild.

Wechselburg. Sächs. Hof. Goldener Löwe. Marktflecken. 3000 Einw. Gräfl. Schönburg'sches Schloss. Ehemals war hier ein Augustinerkloster Zschillen, das wegen Ueppigkeit der Mönche aufgehoben und in eine Comthurei des Deutschordens verwandelt wurde. Der Name Wechselburg soll durch öfteren Tauschhandel entstanden sein. Die Schlosskirche ist der berühmteste altromanische Bau Sachsens. (1174 erbaut, 1874 restaurirt.) Kanzel[73] mit sehr alten Reliefsculpturen in vortrefflichem Styl. Grabmal des Kirchenstifters Grafen Dedo und seiner Gemahlin. Ueber dem Altar ist eine Kreuzigungsgruppe bemerkenswerth, überhaupt ist die ganze Kirche von hoher kunstgeschichtlicher Bedeutung. Im Schlosspark besuche man die Eulenkluft. (Der jähe Fels trägt ein schwarzes Kreuz.) Eine grosse Porphirplatte, bei Meerane gefunden, wird als ein heidnischer Opferaltar bezeichnet, der dem Götzen Credo gewidmet war. (An der Einsiedelei Ueberfahrt über die Mulde.)

Der Weg führt uns nun durch schöne Waldungen auf den Gipfel des

Rochlitzer Berges. 340 m. Thurm 26 m. Der stattliche Thurm aus rothem Porphir ward 1860 als ein Denkmal an König Friedrich August errichtet. Bergrestaurant. Fernrohr. Orientirungsscheibe.

Man überblickt den Kamm des Erzgebirgs und seine Abdachung vom Auersberg bis zum Kahlenberg bei Altenberg. Im Norden liegt die Norddeutsche Tiefebene mit ihren isolirten Höhen bei Wurzen und Oschatz, nur durch die Sehkraft beschränkt, vor dem Beschauer. Hervortretende Punkte nach dieser Richtung sind Altenburg, Leipzig, die Hohburger Schweiz, der Petersberg bei Halle und der Colmberg bei Oschatz. Bei sehr hellen Tagen erscheint selbst der Brocken als blauer Streif am Horizont. Die nahe Landschaft wird belebt durch sehr zahlreiche Ortschaften (voran Rochlitz) und durch das tiefeingeschnittene waldige Muldenthal. Das Granulitgebiet liegt so ziemlich unbeschränkt im Gesichtskreis.

Der Berg besteht aus porphirischen Aschen und ist ein Vulkankegel. Das gleichsam gebackene Gestein giebt ein treffliches Baumaterial und wird in grossen Steinbrüchen abgebaut, die bis zu 40 m tief sind. Man fertigt auch kleinere Gegenstände aus Rochlitzer Steinmark von gefl. Farbenwirkung an.

Ein schöner Promenadenweg führt mit einigem Umweg hinab nach Rochlitz. Die Strasse ist kürzer.

Rochlitz. Sächs. Hof. Zum Löwen. Rest. zum Rathskeller. Gartenrest. Schweizerhaus. 6000 Einw. Weberei. Schuhwaarenfabrikation. Sauberes und anmuthig gelegenes Städtchen mit einem doppelthürmigen Königl. Schloss. Von den Thürmen heisst einer im Volksmund die Jupen, weil er als Staatsgefängniss diente und[74] »als Rock« die Insassen vor »Frost und Wölfen« schützte. Der Hussitenführer Peter von Sternberg sass 3 Jahre hier gefangen. In der Peterskirche Silbermann'sche Orgel. Die goth. Kunigundenkirche besitzt ältere Schnitzwerke. Rochlitz war früher Residenz der Grafen von Rochlitz, denen Rochlitz, Kriebstein und Gehringswalde zugehörte. An das Sächsische Kurhaus kam die Rochlitzer Herrschaft durch Heirath. Am 3. März 1547 nahm hier im schmalkaldischen Kriege Johann Friedrich der Grossmüthige den Markgrafen Albrecht von Brandenburg während eines Faschingtanzes gefangen.

Anmerkung. Wer hier die Muldenthaltour abbrechen will, geht über Biesern, Seelitz, Kolkau und Zetteritz nach Erlau an die Chemnitz-Riesaer Bahn (11 km). Bei Seelitz hübsche Aussicht auf das Muldenthal und den Rochlitzer Berg. Bei Rittergut Kolkau liegt das anmuthige Kolkauer Thal.

Der Tour treu benutzen wir die Bahn nach Colditz oder gehen mit der Mulde parallel. Schöne Thalbilder. Beim Dorfe Lastau, das im frühesten Mittelalter bedeutender war wie heut, liegt der Burgberg, der eine Sorbenburg Titipuci getragen haben soll. In der Lastauer Mühle Rest.

Colditz. Zum Kreuz. Weisses Haus. Rathskeller. 4300 Einw. Steingutfabriken. Getreidemärkte. Hübsches Landstädtchen mit wohlhabender Umgebung. Das stolze Schloss über der Stadt ist gegenwärtig Versorgungsanstalt für unheilbare Geisteskranke. Zutrittserlaubniss beim Pförtner. Architectonisch sehr inter. Portal. Im ehemaligen Thiergarten im Norden der Stadt, der mit Mauern umgeben, herrliche Promenadenwege. Man geht bis zum Dorf Zschadras, in dem eine Zweiganstalt des Colditzer Irrenhauses untergebracht ist. Hübsche Aussicht auf die Muldenthäler. (Im Freiberger Muldenthal ist Leisnig sichtbar.)

Nach Grimma, oder doch bis Grossbothen empfiehlt sich Fusswanderung. Man geht durch den Thiergarten nach Zschadras, dann nach Collmen und auf den Heideberg. Malerische Thalblicke auf beide Mulden und ihren Zusammenfluss. Nun hinab nach Kleinsermuth und Grosssermuth auf das andere Muldenufer. Wer zu Fuss geht, berührt Nimbschen. (Siehe unten.)

Grimma. Kronprinz. Gold. Löwe. Rathskeller. 8100 Einw. Reizende Lage an dem hier sehr ansehnlichen Muldenfluss. Königl. Schloss. Das Sächs. Regentenhaus hielt hier öfter Hof- und Landtage[75] ab. Albrecht der Beherzte wurde zu Grimma geboren, Friedrich der Weise, der Schirmherr Luthers, erhielt hier seine Erziehung. Melanchthon legte öfter eine grosse Vorliebe für die Stadt an den Tag. Die Fürstenschule ward von Kurfürst Moritz begründet; sie steht noch heut in hoher Blüthe. Ein Seminar nennt sich Dinterianum. (Der grosse Schulmann Dinter war Schüler der Fürstenschule.) Seume lebte längere Zeit in Grimma und trat von hier aus seinen berühmten Spaziergang nach dem Syrakus an. Die gothische Frauenkirche war ursprünglich ein byzantinischer Bau. Glasmalereien von hohem Alter. Ebenso sehenswerth ist das Rathhaus.

Spaziergänge. Nach der reizend an der Mulde gelegenen Gattersburg, einem vielbesuchten Bergrest. Gegen Colditz hin, 2 km entfernt, liegen die Ruinen des Klosters Nimbschen, aus welchem 1523 die Gemahlin Luthers, die Katharina von Bora, entwich. Sie entfloh mit 8 geistlichen Schwestern auf dem Wagen eines Torgauer Bürgers hinter Heringstonnen verborgen. Man zeigt noch den Lutherbrunnen, eine Lutherlinde am Muldenufer u. a. m.

Der Schomerberg über der Mulde gewährt hübsche Blicke auf die Stadt. In derselben Richtung 3 km entfernt liegt Döben, ein Schloss über der Mulde. (Sorbisch Dewin.) Schöne Aussicht auf den gewundenen Muldenfluss. Nach Unterjochung der Slaven sass hier ein kaiserlicher Voigt. Albrecht der Stolze hielt zu Döben seinen Vater Otto den Reichen eine Zeit lang gefangen, weil er sich Dietrich dem Bedrängten gegenüber im Erbe benachtheiligt glaubte. Im Rittersaal fällt besonders ein Riesenofen auf. In der Döbener Kirche inter. Familiengruppe, die ein Hans von Schönfeld eines sonderbaren Ereignisses halber errichten liess. Seine Gemahlin verfiel in einen Scheintod und sollte beerdigt werden, erwachte aber zu rechter Zeit und beschenkte ihren Gemahl noch mit neun Kindern.

Die Fahrt nach Leisnig führt uns zurück nach Grossbothen. 1½ km unterhalb des Zusammenflusses überschreitet die Bahn die vereinigte Mulde und geht dann im Thal der Freiberger Mulde entlang.

Leisnig. Hotel zum Rathskeller. Belvedere, reizend gelegen. Der Name soll von Lisenitz (die schöne Aue) kommen und in der That liegt die Stadt überaus anmuthig. 7000 Einw. Das Schloss[76] über der Stadt nennt sich Mildenstein und diesen Namen hat sich auch das 1866 begründete Bad beigelegt. Im Schloss fallen zwei Wartthürme mit 9 Ellen starkem Mauerwerk auf. Wohlerhaltene Kapelle. Leisnig erhielt bereits im 10. Jahrh. Stadtrechte und betreibt heute Tuchmacherei, Gerberei und Schuhmacherei. Getreidemärkte. Bad Mildenstein ist beliebte Sommerfrische und wird namentlich von Leipzig her stark besucht. Heilanstalt. Irisch-römische und Kiefernnadelbäder. Schlosspark und Mirusgarten.

Spaziergänge. Am linken Muldenufer aufwärts finden sich die herrlichsten Promenadenwege bis nach Paudritzsch hin (3 km). Malerische Durchblicke. Hübsche Fernsichten. Die besuchtesten Punkte sind Maylust, Manteuffels Ruhe, Töpfers Ruhe, Pflanzgarten, Hölle, Nesselgrund und Eichberg. In derselben Richtung von der Stadt (5 km) liegen die Ruinen von Klosterbuch am rechten Muldenufer. 1190 wurde die Cistercienserabtei begründet. Wohlerhaltene Kapelle, in der man noch Gottesdienst abhält.

Anmerkung. Beim Dorfe Wendishain auf dem Staupen und bei Minkwitz auf dem Burgstall finden sich altslavische Rundwälle. Man geht dahin auf der Waldheimer Strasse bis nach Minkwitz, dann links ab nach Lauschka und Wendishain (6 km).

Ab Leisnig berührt die Bahn bei Schweta (Schloss und Park) die Gegend, wo die klare, wasserreiche Zschopau mit der trüben, wasserärmeren Freiberger Mulde zusammenströmt. Döbeln und weiter siehe Routennetz.

28. Chemnitz-Cossen (22 km). Lunzenau (3 km). Rochsburg (1½ km). Penig (6 km). Wolkenburg (5 km). Waldenburg (7 km). Hohenstein (12 km). Chemnitz (19 km).

Zu Fuss im Chemnitzthal entlang. (Näheres siehe Tour 21.) Mit Dampf über Burgstädt (siehe Seite 63). Die Göhrener Brücke siehe Seite 72.

Anmerkung. Wer auf die Göhrener Brücke und Lunzenau verzichtet, fährt nur bis Burgstädt und geht von hier direct nach Rochsburg (3 km).

Lunzenau. Sonne. Deutsches Haus. 3500 Einw. Wollenweberei. Schuhmacherei. Schöne Muldenbrücke. Sophie Apitzsch, vulgo Prinz Lieschen, war eine Lunzenauer Zeugmacherstochter.

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Der Weg nach Rochsburg führt an der reizend gelegenen Villa Friedheim, einem Chemnitzer Kaufmann Namens Eben gehörig, vorüber.

Rochsburg. Rest. Göckeritz. Fischers Gasthof. Das mehrfach gethürmte stolze Schloss liegt auf isolirtem Bergkegel über der Mulde, es gehört seit 1548 dem Hause Schönburg. Drei Schlosshöfe, zu einem ist das Thor in den Felsen gehauen. 100 m tiefer Brunnen. Der Thurm, der das Burgverliess enthielt, hat 3½ m starke Mauern. Der Zutritt ins Innere ist nur bedingungsweise gestattet. Im Schlossgarten sehr alter Epheu. Fesselnde Blicke hinab auf die Mulde. In der Kirche des Dörfchens Rochsburg beachtenswerthe Skulpturen. Pfarrlaube und Röhrensteige sind inter. Aussichtspunkte. Die Amtmannskluft und das Brauseloch liegen am Thalhang des Hufeisens, das die Mulde um den Schlossfelsen bildet.

Das herrlichste Stück Muldenthal liegt zwischen Rochsburg und Penig. Die Felswände erheben sich bis zu 100 m Höhe, tiefschluchtige Seitenthäler thuen sich auf und Felsschroffen wechseln mit Waldgehängen. Der Fluss bleibt zur Rechten. Bei der grossen Spinnerei Amerika Gastwirthschaft, die zur Arbeitercolonie gehört.

Penig. Stadt Leipzig. Hirsch. Deutsches Haus. Rest. zum Rathskeller. Zum Schützenhaus. 5800 Einw. Grossartige Papierfabrik. Zwei Schönberg'sche Schlösser. Die alte intr. Stadtkirche besitzt einen Lukas Kranach, welcher Luthern als Junker Jörge auf der Wartburg darstellt. Anstossende Begräbnisskapelle der gräfl. Schönburg'schen Familie. Das älteste Grabmonument entstammt dem Jahr 1411. Bemerkenswerther Altar und Taufstein.

Der Peniger Bahnhof und der Hühnerberg bieten für Spaziergänger hübsche Ziele dar. Der Zeisig (2 km) ist eine Schenke an der Strasse nach Leipzig, von wo aus man prächtige Aussicht auf Stadt und Umgebung geniessen kann.

Ein empfehlenswerther Fussweg führt von Penig über Thierbach und Zinnberg nach Wolkenburg. Gräfl. Einsiedel'sches Schloss mit trefflicher Gärtnerei, in der besonders auch Ananaszucht betrieben wird. Im Park Büste des Ministers Detlef von Einsiedel, der den Park umgeschaffen. Schöne Aussichtspunkte. Die Wolkenburger Kirche mit ihrem zierlichen Thurm wurde 1794 gleichfalls von demselben errichtet; sie hat geschmackvolle Reliefs von Eisenguss und ein eisernes Taufbecken. Das Altargemälde »Jesus[78] der Kinderfreund« malte Oeser, der väterliche Freund Goethe's. Das Schloss ist zum Theil in den Felsen gehauen; es besitzt eine werthvolle Bibliothek und einige gute Gemälde. Im nahen Dorf Kauffungen, dessen Burg zerstört ist, war der Familiensitz des Ritters Kunz von Kauffungen, der den romantischen Putsch im Schlosse zu Altenburg ausführte. Das Familiengut Kunz's gehört jetzt zu Wolkenburg.

Auch unser fernerer Pfad bleibt dem schönen Muldenthal treu und führt über Herrnsdorf und Niederwinkel nach

Waldenburg. Gold. Löwe. Bär. Zur Ente. Rest. Rathskeller. In Altstadt-Waldenburg: Zum Hirsch. 3000 Einw. Ofenfabrikation und Töpferei, die von einer grossen Töpferinnung betrieben wird. Das fürstl. Schönburg'sche Schloss ist neuerbaut, nachdem es 1848 von der aufgeregten Bevölkerung eingeäschert worden war. Die goth. Stadtkirche ist nach dem Brand 1580 erneuert worden. Im Innern ein 7 m hohes Denkmal Hugo von Schönburgs, der 1596 hier beigesetzt wurde.

Der grosse fürstl. Park Greenfield, im Volke einfach Grünefeld genannt, liegt auf einem Berg oberhalb Altstadt-Waldenburg. Malerische Baumgruppen und Blumenrabatten. Mausoleum des Fürsten Otto von Waldenburg.

Per Bahn fährt man über Glauchau nach Hohenstein und Chemnitz. (Wer zu Fuss nach Hohenstein geht, kann auch seinen Weg durch den Park Greenfield nehmen.) Von der Mühle in Oberwinkel hinauf nach Dorf Callenberg. Hier Kirche in Rundbogenstyl. Bei dem einsam und hoch gelegenen Gasthaus zur Katze links nach Forsthaus Waldschlösschen und Bad Hohenstein die aussichtsreiche Strasse hinab nach Hohenstein. Siehe Seite 66.

29. Chemnitz-Cossen (22 km). Wechselburg (2½ km). Rochlitz (über den Berg 7 km). Geithain (9 km). Frohburg (10½ km). Gnandstein (5 km). Kohren-Sahlis (3 km). Penig (13 km). Rochsburg (6 km). Burgstädt (5 km). Chemnitz (15 km).

Vorstehende Tour hat bereits bis Rochlitz Beschreibung gefunden. Von hier mit Bahn direct nach Frohburg oder zu Fuss über das freundliche alte Landstädtchen Geithain. 4000 Einw. Reitergarnison.

Frohburg. Zum Hirschen. (Omnibus am Bahnhof.) 3000 Einw. Im weiten, anmuthigen Wyhrathal gelegen. Weberei. Töpferei. Das[79] Frohburger Schloss mit der bedeutenden Frohburger Herrschaft ist im Besitz des Ministers Freiherrn von Falkenstein, dem Biographen des Königs Johann. Am 3. Mai 1813 beherbergte dasselbe den Kaiser Alexander von Russland, am 16. October desselben Jahres den König Murat von Neapel.

Wir gehen, den Streitwald zur Linken, am alten Schloss Wolftitz vorüber. In der Nähe liegt das Jägerhaus mit Concertsaal und Parkanlagen.

Gnandstein. Das stolze Schloss am Wyhrabach gehört einem Herrn von Einsiedel; es macht auf seinem Porphirfelsen wirklich einen imposanten Eindruck. Die Thore, sowie ein Theil des Parterre sind in Felsen gehauen. Die Schlosskapelle enthält 3 Flügelaltäre, Glasmalereien und mehrere Cranach. Im Familiensaal die Ahnen der Familie v. Einsiedel. Im Schlossarchiv Briefe von Luther, welcher als persönlicher Freund des damaligen Burgherrn Heinr. Hildebrandt von Einsiedel öfter als Gast zu Gnandstein anwesend war. Kurz vor der Mühlberger Schlacht nächtigte hier Kaiser Karl V. Die Gnandsteiner Dorfkirche enthält Luthers Bildniss von Cranach. Die Kanzel ist noch dieselbe, auf welcher Luther mehrfach predigte. Von der gleichen Künstlerhand (Cranach) rührt auch das Familienbild her, welches Heinrich II. von Einsiedel mit neun Söhnen und fünf Töchtern in der bekannten Orgelpfeifengruppirung darstellt. Die Steinbilder um den Altar sind die Ahnen der Familie von Einsiedel.

Kohren. Gasthaus zum Rathskeller. Moosdorfs Gasthaus. 1100 Einw. Wohlhabendes Landstädtchen, schön auf felsiger Anhöhe gelegen. Die Pfarre zu Kohren soll die einträglichste des Landes sein. Hier lebte der Dichter Julius Mosen mehrere Jahre als Actuar bei den Sahliser Gerichten. Die alte Burg Kohren kommt schon 974 urkundlich vor; sie wurde in diesem Jahre auf kaiserlichen Befehl vom Erzstuhl Magdeburg an das Bisthum Merseburg abgetreten. Im 14. Jahrh. gehörte sie den Voigten von Plauen. Man nimmt an, dass Kunz von Kauffungen von hier aus den Prinzenraub unternahm. Die Burg gehörte seinem Schwager Hildebrandt von Meckau und sie lag allerdings seinem Vorhaben bequem. Jetzt sind von der einst sehr umfangreichen Burg nur noch 2 ungeheure Thürme übrig, zwischen denen sich friedliche Wohnstätten eingenistet haben, die sich unter Laubschmuck inmitten der uralten[80] Ruinen höchst malerisch ausnehmen. Im nahen Sahlis Rittergut mit Schloss und Park.

Mit 1 km Umweg gelangen wir nach Rüdigsdorf. Rittergut mit Schlosspark. Gärtnerei, Gewächshäuser mit schönen Eckpavillons. Im östlichen Pavillon Freskogemälde von Schwind. Das Rittergut gehört zu Sahlis. In der kleinen goth. Dorfkirche ein sehr gutes Altargemälde. Glasmalerei. Gellert hat sich mehrfach hier aufgehalten, ein Poetengang, ein Quell und mehrere Ruheplätze nennen sich nach ihm. Durch den Schlosspark gelangen wir nach Vorwerk Linda mit Gasthaus, malerisch am Teich gelegen. Sammelplatz der vornehmen Welt der Umgegend. Oefter Concerte. Wasserpartien auf dem schönen Teiche.

Auf der Strasse nach Penig passiren wir quer das 8 km lange Dorf Langenleuba (3 Gemeinden, die westl. gehört zum Herzogthum Altenburg). 3 km von Langenleuba an einem Strassenkreuz liegt der Zeisig, ein Gasthof mit guter Aussicht auf Penig. (Penig s. S. 77.) Von Rochsburg nach Burgstädt passirt man zunächst die Mulde. In der Nähe von Rochsburg das Brauseloch und die Amtmannskluft. Ein Weg führt durch Wald und Busch, Hollsdorf rechts und Burkersdorf links lassend, direct nach Burgstädt. Rochsburg siehe Seite 77.

30. Chemnitz-Pockau (38 km). Olbernhau (10 km). Sayda (11 km). Georgensdorf (9 km). Fley (7 km). Langewiese (5½ km). Ossegg (über die Riesenburg 5 km). Teplitz (10 km).

Die Flöhathallinie zweigt in Flöha von der Hauptlinie Chemnitz-Dresden ab und folgt nunmehr der Flöha über Hohenfichte, wo sich die grosse Hauschild'sche Strickgarnfabrik befindet. Grünhainichen (rechts der Bahn nicht sichtbar). Stattliches Kirchdorf. 2000 Einw. Spielwaarenindustrie. Man fertigt besonders Puppenstuben, Kindertheater, Kaufmannsladen, Küchen etc. Eine Fachgewerbeschule und eine damit verbundene Musterausstellung sorgen für Ausbildung der Spielwaarenarbeiter. Die Besichtigung irgend einer der am Ort befindlichen grossen Niederlagen ist zu empfehlen. Nach einer schönen Thalfahrt mit Buchengruppen taucht rechts Rauenstein auf, ein malerisches, schindelbedachtes Ritterschlösschen. Hinter dem Schlösschen liegt auf der Höhe

Lengefeld. Post. Erbgericht. Sächs. Hof. 3700 Einw. 473 m ü. M. Strumpfwirkerei. Spielwaarenfabrikation. Ueber 300 Webermeister. Grosse Wurstfabrik von Hoflieferant Weber. 3 km entfernt an der Strasse nach Wolkenstein erhebt sich der 680 m hohe Adlerstein. Triangulirungsstation. Guter Aussichtspunkt.[81] In der Nähe an der Strasse nach Pockau grosse königl. Kalkwerke, dankbare Fundgrube für Mineralogen. Wirthshaus. 200 Arbeiter. Intr. ist die Kalksteinförderung aus der Tiefe. Man füllt oben die Hunde mit Wasser, welche die steinbeladenen heraufziehen. Das Wasser läuft unten durch einen Stollen ab. 1 km südöstlich des Adlersteins liegt der 683 m hohe Schletterbauers Knochen, auch Lauterbacher Knochen genannt, welcher viel umfassendere Aussicht auf das Centralgebirge gewährt, wie der halbverwachsene Adlerstein. Ein schöner Touristenpfad, vom Gebirgsverein angelegt, führt ab Lengefeld über Rauenstein und den Heidenstein nach Pockau.

Pockau ist Kreuzpunkt der Bahnen nach Olbernhau und Reitzenhain. Uralte slavische Ansiedelung am Zusammenfluss der Flöha und der Pockau. Die Olbernhauer Linie gewinnt durch schluchtige Thalpartien hindurch sehr bald das breite anmuthige Olbernhauer Thal.

Olbernhau. Gerichtsschenke. Hotel Klix. Reichel. Schneiders Gartenrest. 4700 Einw. Marktflecken. Strumpfstuhlbauerei. Spielwaarenfabriken, besonders viele Kinderflinten werden hier gefertigt. Zündholzfabriken. In der Umgebung herrliche Buchenwaldungen. Nach der Königstanne im Kriegwald 5 km. Man geht durch die Vorstadt Rungenstock die Waldstrasse hinauf, bis rechts ein Wegweiser den Reitweg anzeigt, an dem der grösste Tannenbaum in Sachsen steht. Ein Reiter kann sich dahinter verstecken.

Nach dem Bruchberg und dem Sophienstein 5 km. Man geht über den Weiler Pföbe dahin. Vom Bruchberg schöne Blicke auf Olbernhau und das Thal. Vom Sophienstein prächtiges Thalbild auf Brandau, den Schweinitzgrund und Katharinenberg.

Auf einer Strassenwindung mit schönen Blicken auf Olbernhau gelangen wir nach dem Pfaffrodaer Wald und nach Pfaffroda. Ziemlich grosses Schloss, der Familie von Schönberg gehörig. Rüstkammer mit kunstvollen Damenflinten. Im Ahnensaale Bildnisse der Familie von Schönberg. Schöne Familiengruft aus Tharandter Sandstein, von Prof. Heuchler entworfen. Schlossschenke. (Dörnthal mit dem grossen Friedrich-Bennostolln und dem Bergteich, S. 54.) An der Strasse nach Sayda links der grosse Dittmannsdorfer Bergteich. (Sayda s. S. 54.) Von hier geht man an dem 730 m hohen Meisenberg vorüber nach Cämmerswalde und Georgenthal-Georgensdorf. (Von hier weiter s. Routennetz.)

Anmerkung. Wer auf Sayda verzichtet, geht von Olbernhau im Flöhathal aufwärts nach Neuhausen-Purschenstein (S. 53).[82] Dann nach Rauschenbach und an Neuwernsdorf vorüber. Dieses Dörfchen wurde von böhmischen Exulanten gegründet, die ihre Liebe zur Musik mit herüber brachten. (Stabstrompeter Wagner ist ein geborner Neuwernsdorfer.) Ganze Weglänge 19 km.

31. Chemnitz-Olbernhau (48 km). Grünthal (3 km). Seiffen (8½ km). Bad Einsiedel (3 km). Böhmisch-Einsiedel (2 km). Dorf Kreuzweg (5½ km). Oberleitensdorf (6 km). Ossegg (8 km). Teplitz (10 km).

Bis Olbernhau s. Routennetz. Man geht im gut angebauten Flöhathal an die Grenze nach Grünthal. Auf sächsischer Seite grosses Messingwerk von Lange, welches ehemals Saigerhütte für Kupfer und Münzstätte für Kupfermünzen gewesen. Peter der Grosse besuchte die Hütten auf einer Reise nach Carlsbad, wobei er sich auf einen der grossen Zainhämmer setzte und sich auf und niederschwingen liess. Bad Grünthal mit Schwefelquell liegt gleichfalls auf sächs. Seite. Griesel's Gasthaus über der Grenze ist stark besucht. Nun entweder über Dorf Brandau, das auf vulkanischem Grund liegt, oder an der Schweinitz entlang und am Seiffenbach links hinauf nach

Seiffen. Erbgericht. 1700 Einw. Seiffen ist die Centrale der Spielwaarendörfer Heidelbach, Heidelberg, Neuhausen, Niederseiffenbach und Deutschneudorf. Wer Interesse für die merkwürdige Industrie hegt, der wird in Seiffen die umfassendsten Studien treiben können.

Man findet eine Fachschule und ein damit verbundenes Musterlager. Zuerst besuche man ein Drehwerk, hier drehen die Meister die sogenannten Ringe, welche die Form von Karnisrosetten haben, doch belehrt ein ausgespaltenes Stück sofort, dass es Dutzende von Pferden, Schafen, Elephanten, Affen oder von anderen vierbeinigen Geschöpfen sind. Das Ausschnitzen und Malen geschieht zu Haus und es ist wirklich eine Lust, die emsige Gewerbthätigkeit dieser Leutchen zu beobachten. Es hilft Alles mit, bis zu vierjährigen Kindern herab, pappen, schnitzeln, leimen und malen. Ungeheure Armeen sind von hier aus in die Welt gegangen und haben den kriegerischen Muth der Jugend angefacht. Die Arbeitstheilung ist eine sehr streng durchgeführte, man trifft Greise, die ihr Lebtag nur Franzosen und andere, die nur Preussen gefertigt haben. Die Mannigfaltigkeit ist grossartig; die Lagerkataloge nennen 2000 verschiedene Gegenstände. Der ganze Spielwaarenbezirk fertigt etwa für 1½ Million Thaler Spielwaaren im Jahre.

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In der Nähe des Dorfes, wo früher starker Bergbau getrieben wurde und wo sich auch ein herrschaftlich Purschenstein'sches Bergamt befand, giebt es eine ziemlich tiefe Binge, die Geyerin genannt. Vom Schwartenberg, 2 km nordöstlich vom Dorfe, hat man eine prächtige Rundschau über die Gegend. Oben verlassenes Bergwerk mit Huthaus. (778 m ü. M.) Wer den Schwartenberg ersteigt, geht von hier direct nach Bad Einsiedel.

Bad Einsiedel und weiter siehe Routennetz.

32. Chemnitz-Olbernhau-Grünthal (51 km). Deutsch-Neudorf (8 km). Nickelsdorf (5 km). Obergeorgenthal (4 km). Eisenberg (4 km). Rothenhaus (7 km). Görkau (1 km). Kommotau (6 km).

Bis Olbernhau und Grünthal s. Routennetz. Von hier geht man im Schweinitzgrund entlang nach Deutschneudorf. Ueber die Höhe kann man auch Katharinenberg berühren. Altes hölzernes Bergstädtchen, ein erhaltenes Modell aller übrigen Erzgebirgsstädtchen. So sahen sie aus, ehe sie vom Feuer heimgesucht wurden. 2000 Einw. Kaiser von Oestreich. Kronprinz Rudolph. Weinschank bei Wolf. Spielwaarenindustrie.

Anmerkung. Sowohl von Deutschneudorf und böhm. Gebirgsneudorf, als auch von dem angrenzenden Nickelsdorf aus besteigt man mit Führer den Bernsteinberg, 938 m hoch mit Aussichtsthurm (3 km.) Führung 2 Mark. Der Bernsteinberg gehört zweifellos zu den schönsten Punkten auf dem Kamm. Wir sehen hinab nach Sachsen bis in die Tiefebene über Augustusburg und Frauenstein hinweg. Auf dem Kamm selbst dominiren Hass-, Keil- und Fichtelberg und im Böhmerland liegen Eger- und Bielathal, wie das Teplitzer und das Karlsbader Mittelgebirge frei vor dem Beschauer. Ganz im Südwest taucht als blauer Streif der Böhmerwald auf. Das einsame Forsthaus Rothengrube, das jüngst neu erbaut wurde, gewährt einfachen Imbiss; es liegt nah unter dem Gipfel. Der Weg führt vom Forsthaus im schluchtartigen Thal hinab nach Eisenberg (4 km).

Der Tour treu gehen wir durch Deutschneudorf (Harzer's Gasth., Grüner Baum) nach Gebirgsneudorf hinauf. Auf dem hier sehr scharfgratigen Kamm liegt links der Strasse der Wachhübel, den man mit leichter Mühe ersteigen kann und der einen herrlichen Blick auf das Mittelgebirge und den Teplitzer Thalkessel gewährt. Von hier aus geht man entweder direct durch den Flachsgrund hinab nach Eisenberg, oder die Strasse bis nach[84] Gasthaus Marienthal. Hier rechts beim Hegerhaus in den Thiergarten und durch herrlichen Buchen- und Eichenwald bei schöner Aussicht auf das weite Land nach Eisenberg. Im Flachsgrund, beim Flachsgrundförster Erfrischungen. (Fürstenzimmer. Geweihsammlung. Möbel aus Hirschgeweihen.)

Eisenberg. Unterm Schloss grüner Baum. Das hochromantisch gelegene Schloss gehört einem Fürsten Lobkowitz und ist neuerdings restaurirt worden. Schön ausgestattete Gemächer. Jagdzimmer. Der Tourist wird sich indess mit der allerdings herrlichen Aussicht auf das Mittelgebirge, Biela- und Egerthal begnügen müssen, da das Schloss nur ganz ausnahmsweise zugänglich ist. Im Park Treibhäuser, Goldfischteiche etc.

Nach Rothenhaus geht man an dem imposanten Seeberg vorüber, der einst ein Schloss getragen. Die Natur ist hier subalpin, auch was die kolossalen Schwemmkegel anlangt, die wir überschreiten müssen. Wir berühren dahin die Orte Hohenofen und Türmaul.

Rothenhaus. Nicht ganz so imposant, doch ähnlich gelegen, wie Eisenberg. Das Erzgebirge hat hier keinen so schroffen Steilhang, dieser ist vielmehr durch Vorberge gedeckter. Fürstl. Thun'sche Besitzung. Fürst Thun treibt auf Rothenhaus Rennpferdezucht. Herrliche Aussicht auf Biela- und Egerthal und das Mittelgebirge. Im Schlossthor Skulpturen, wo unter anderem Holzdiebe dargestellt sind. Das Innere ist nicht zugänglich, auch der sehr schöne Park ist neuerdings nur zeitweilig dem Publikum geöffnet.

Görkau. Am Fuss des Görkauer Schlossbergs gelegen. Beim Schorsch. Weisses Ross. Zum Hirschen. Rest. zur Hütte. Goldn. Kreuz. Rothenhäuser Keller. Am Büschl, Rest. auf der Anhöhe nach Dorf Weingarten zu. 4500 Einw. Die sieben Baumwollenspinnereien sind von Sachsen begründet, die auch eine protestantische Kirche erbauten. 4 Dampfmühlen. Die Gemeinde Görkau zählt zu den wenigen glücklichen Gemeinwesen, die keine Steuern einzufordern brauchen. Waldbesitz. Unter der Stadt ein Riesenkeller mit über 100 Abtheilungen.

Kleine Ausflüge. Ueber Pirken, Schergau und Platten nach Kallich. Bei Platten liegt Quinau mit intr. Wallfahrtskirche. Bei Bernau erhebt sich der 850 m hohe Geisberg, an welchem die Biela entspringt. Im prächtigen Töltzschthal Ruine Neustein. Das Thal, nicht mit dem Töltzschthal unter Kallich zu verwechseln,[85] gehört zu den schönsten Thalzügen des Erzgebirgs. Am besuchtesten ist das 2 km entfernte Dorf Weingarten mit Rest. von A. Proksch. Herrliche Aussicht auf das weite Land.

Kommotau. Hotel Reiter. Scherber. Kronprinz Rudolph. Adler. Rest. zum Schiesshaus. 1 km entfernt am Alaunsee die vielbesuchte Alaunhütte mit Bad und hübschem Garten. 11 500 Einw. Die alte Stadt liegt am reissenden Kommotaubach am Fuss des Erzgebirgs, wo dasselbe weniger steil abfällt. Getreidestapelplatz. Kohlenbergbau. Metallindustrie. Am Markt intr. Laubengänge. In der spät goth. Dechanteikirche ein sehr altes Bild, welches die Verheerung der Stadt durch die Hussiten (16. Mai 1421) darstellt. K. K. technische Lehranstalt. Gymnasium. In der goth. Katharinenkirche haben sich jetzt städtische Behörden niedergelassen.

Anmerkung. Für die Rückkehr nach Sachsen empfiehlt sich die Fusswanderung durch den romantischen Kommotauer Grund und später hinauf nach Krima. 11 km. Weiter siehe Routennetz.

33. Chemnitz-Olbernhau (48 km). Rothenthal (4 km). Gabrielenhütten (3 km). Kallich (6 km). Göttersdorf (8 km). Rothenhaus (4 km). Görkau (1 km). Kommotau (6 km).

Bis Olbernhau siehe Routennetz. Von hier über den Weiler, die Pföbe nach Rothenthal. Winklers Gasthof. Sommerfrische. Spielwaarendreherei.

Ein schöner Weg führt von der Pföbe über den Berg (mit Umgehung Rothenthals) nach dem Sophienstein und dann an einer Riesentanne vorüber, die zwar krank ist, aber an Umfang der Kriegwalder Königstanne nichts nachgiebt. In der Nähe liegen der Pilz und der Stösserfelsen. Beides sind Felsbasteien über dem Natzschungsthal oder auch Tölztschthal genannt. Die Blicke hinab in das einsame Felsenthal sind sehr fesselnd und erinnern an Thüringen. Unter dem Felsen im Thalgrund liegt das Töltzscher Wirthshaus, das man von Rothenthal auf bequemer Strasse erreicht. (Gutes Bier.)

Man kann nun im romantischen Töltzschthal fortgehen bis Kallich, doch führt von Gabrielenhütten ab auch eine nähere Strasse über den Berg dahin. In Kallich Nagelschmiederei und grosse Eisenwerke, die von einer böhm. Actiengesellschaft betrieben werden. Das Hochgebirgsdorf zählt 1100 Einw. Von hier beginnt eine lange Waldwanderung auf die Wasserscheide hinauf. Die Strasse steigt auf über 900 m Meereshöhe. Dann hinab nach Göttersdorf. Auf diesem Weg hat man sehr schöne[86] Blicke auf das Böhmerland, die wir nach der langen Wanderung auf dem ziemlich reizlosen Kammplateau um so wärmer begrüssen. Rothenhaus, Görkau, Kommotau siehe Routennetz.

34. Chemnitz-Pockau (38 km). Bahnhof Zöblitz (6 km). Stadt Zöblitz (1½ km) Katzenstein (5 km). Marienberg (6 km). Kniebreche (5 km). Chemnitz (44 km).

Von Chemnitz bis Pockau s. Routennetz. Der Thalzug der Pockau ist auch für Fusswanderung zu empfehlen. Wir berühren die Ruine Lauterstein, die auf isolirtem Gneisfelsen gar malerisch sich erhebt; sie wurde am 14. März 1629 von den Schweden eingeäschert. Bei einem früheren Brand verlor ein 90jähr. Greis, der sich an Tüchern herablassen wollte, sein Leben. Auf einem Felsen gegenüber lag die Burg Oberlauterstein, die schon von den Hussiten zerstört worden ist. (Unfern der Ruine kleines Wirthshaus.)

Am Weg vom Bahnhof Zöblitz nach der Stadt links eine Art Bastei mit hübschem Blick auf den Thalkessel.

Zöblitz. Hirsch. Stadt Wien. 2300 Einw. 857 m ü. M. Zöblitz ist Sitz einer Actiengesellschaft für Zöblitzer Serpentinsteinindustrie; sie betreibt den Abbau der berühmten Zöblitzer Serpentinsteinbrüche und die Bearbeitung des inter. Gesteins. Der Stein wird gesägt wie Holz und gehobelt, gedreht und polirt wie Eisen. In den Bildhauerwerkstätten arbeiten wirkliche Künstler. Ehemals existirte hier eine Steindrechslerzunft, die 40 Innungsmeister zählte, doch fanden die veralteten Formen ihrer Erzeugnisse keinen Anklang mehr und die Brüche kamen zum Erliegen. Erst die Actiengesellschaft, zu deren Zustandekommen Stadtrath Reitz in Chemnitz besonders beigetragen, hat eine neue und umfassendere Ausbeutung der Schätze ermöglicht. Sehenswerthes Lager. Der Abbau geschieht in Tagebrüchen und auch unterirdisch, eine Anfahrt in den Tunnel ist für Mineralogen besonders interessant. In der Kirche Silbermann'sche Orgel und sehenswerthe ältere Serpentinsteinornamente; auch auf dem Kirchhof finden sich alte originelle Serpentinsteindenkmäler.

Die Serpentinsteinbrüche liegen an unserem Weg nach Ansprung (der Bergrücken von Serpentin heisst die Haardt), wir können sie mithin im Vorübergehen besichtigen; es finden sich darin auch Asbest und Granaten. Von hier nach dem Dörfchen Hüttstadt und hinab in den tiefen Pockaugrund. Einige Häuser nennen sich Hintergrund, dabei Gasthof zum Katzenstein. Wir schreiten die neue Strasse aufwärts und wenn wir die Ringmauer (rechts) passirt, stehen wir unter dem steilen

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Katzenstein. Der Thalkessel zeigt die wildeste Gegend des Erzgebirgs. Zwischen der Ringmauer und dem Katzensteinfelsen zeigt ein Wegweiser empor auf die wilde Felsbastei, die man, da sie geländerlos ist, nur mit Schauer betritt. (644 m ü. M.) Gegenüber liegt der finstere Kriegwald, dessen vorderste Bergnase der Rabenberg heisst, auf dem sich einst ein altes Raubnest erhoben. In der Tiefe schäumt die Pockau und zur Linken schliesst die Ringmauer das Bild ab. Auf dem Plateau der Felsbastei grosser Steintisch, auf dem öfter fürstl. Jagdpicknicks abgehalten wurden. Die nahen Felsklüfte dienten als Kellereien.

Anmerkung. Ab Katzenstein lassen sich mehrere Touren machen. Die dankbarste ist die Grüne-Grabentour. Man geht rechts am Berghang hinauf zum Grünen Graben, einem Canal, der durch die felsige Wildniss am Berghang des Pockaugrundes gebahnt worden ist. Man geht an seinem Ufer entlang bis vor Kühnhaide, dann durch dieses weitzerstreute Gebirgsdorf nach Reitzenhain. (10 km.) Reitzenhain 761 m hoch, echtes Gebirgsklima. Wird neuerdings als klimatischer Kurort benutzt. Höchste Eisenbahnstation Sachsens. Auf böhmischer Seite Gasthof zum Malzhaus. Man geht von hier entweder die alte Heerstrasse an einem alten inter. Jagddenkmal vorüber nach Marienberg oder benutzt die Bahn (zu Fuss 12, per Bahn 16 km). Auch ist der Weg nach Satzung nicht ohne Reiz. (5 km). Satzung (844 m ü. M.) ist eines der höchstgelegensten Dörfer Sachsens. Die Bewohner ziehen meist als Handelsleute in die Welt hinaus. Von hier durch Gebirgswald nach Steinbach (3 km), Arnsfeld (4 km), Mauersberg (4 km), Streckenwalde (3 km), Wolkenstein (4 km). Von Reitzenhain nach Kommotau Bahn an dem hochgelegenen Sebastiansberg vorüber 28 km, zu Fuss nur 21 km. Näheres s. Routennetz.

Eine andere Tour ist Katzenstein-Töltzschthal-Olbernhau. Mehrere Waldstrassen führen vom Pockaugrund aus hinauf durch den Kriegwald in das einsame Dorf Rübenau. Bald gewinnen wir das Töltzschthal. Prächtige Thalwanderung über Gabrielenhütten (14 km) nach Olbernhau. Näheres s. Routennetz.

Der Tour treu gehen wir vom Katzenstein nach Pobershau. Sobald wir aus dem Wald treten, schöne Blicke auf die nahen Thäler. Der sichtbare Marienberger Thurm zeigt die Richtung unserer Tour an. Pobershau[88] treibt Bergbau auf Zinn und Silber. Bei Schachtelgünther's erhält man aus einem verlassenen Bergstolln, der einen trefflichen Keller abgiebt, ein sehr frisches Glas Bier. Spielwaarenindustrie.

Weiter über Dorf Gebürge und Dörfel mit hübschen Ausblicken nach

Marienberg. Drei Schwanen. Gold. Krenz. Ross. Restaur. zum Rathskeller, im Bahnhof und bei Oschütz. Am Bahnhof 603 m ü. M. 6200 Einw. Die sehr regelmässig erbaute, höchst freundliche Stadt wurde 1521 von Herzog Heinrich dem Frommen gegründet. Reiche Erzgänge waren in der Gegend aufgefunden worden und noch heut ist der Bergbau nicht ohne Bedeutung. Am Rathhaus hübsches Renaissanceportal. Auf dem schönen lindenbepflanzten Marktplatz ist öfter das Wild zusammengetrieben und vom Kurfürsten Johann Georg von den Fenstern des Rathhauses aus abgeschossen worden. Spitzenklöppelei. Feldbesitz. Lebhafter Grenzverkehr. In der Kirchenbibliothek, die leider eine Zeit lang verwahrlost worden ist, befindet sich ein Manuscript von der Hand Adam Riese's: »Rechnung auff der linien vnd Federn in zal, massen und gewicht«. Am Weg nach dem Bahnhof Kriegerdenkmal. 1873 wurde zu Marienberg eine Unteroffiziersschule errichtet, die stark frequentirt ist.

Wir gehen oder fahren mit Dampf durch den Hüttengrund. Vor der Stadt Zöblitz liegt die Kniebreche, ein vielbesuchtes Wirthshaus, das als Sommerfrische benutzt wird.

35. Chemnitz-Zschopau (29 km). Wolkenstein (13 km). Annaberg (12 km). Buchholz (Bahnhof, 3 km). Weipert (17 km). Kupferberg (17 km). Sonneberg (12 km). Krima (5 km). Domina-Schönlind (7 km). Kommotau (9 km). Klösterle (22 km). Wotsch (9 km). Schlackenwerth (14 km). Karlsbad (12 km).

Bis Erdmannsdorf s. Näheres Routennetz. Bald wird rechts die grosse Witzschdorfer Nähfadenfabrik und später links das grosse Spielwaarendorf Waldkirchen sichtbar. Zu Fuss nach Zschopau geht man die aussichtsreiche Strasse über den Altenhain (15 km).

Zschopau. Stadt Wien. Deutsches Haus. Liebmann's Rest. Lehmann's Gartenwirthschaft. 8500 Einw. 356 m ü. M. Weberei. Spinnerei von Bodemer. In der Kirche die Kanzel und die Altarverzierungen beschaffte Fabrikant Bodemer auf eigene Kosten, auch[89] die Stadtbibliothek ist von demselben begründet und fundirt worden. Schön über dem Zschopauthal gelegenes Seminar.

Der Name Czapowe entstammt dem Sorbischen und bedeutet Passort. Durch Zschopau ging seit grauen Zeiten bis in die Mitte unseres Jahrhunderts die grosse Verkehrsader Prag-Leipzig. Die Erweiterung des Thales war für den Uebergang über dasselbe besonders günstig und so mag wohl sehr früh schon eine Brücke und eine Ansiedelung dabei entstanden sein. Schloss Wildeck, das imposant und trotzig die Stadt überragt, ist wahrscheinlich zur Bewachung der einst wichtigen Zollstätte errichtet worden. Der alte runde Thurm soll bereits von Heinrich dem Finkler erbaut worden sein. August der Starke hielt hier den renitenten Bischof von Posen gefangen. Gegenwärtig sind Gerichts- und Forstbehörden darin untergebracht. Von der sehr hohen Zschopaubrücke aus führen Stufen hinauf zum Markt. Unten liegt der volkreiche Stadttheil, die Zschopense.

Anmerkung. Die Umgebung Zschopaus ist zwar touristisch eine recht dankbare, doch wer im Zschopauthale aufwärts dringt, kann auf die minder schönen Punkte wohl Verzicht leisten. Hier seien nur die vorzüglichsten genannt. Die Bodemerkanzel liegt am linken Zschopauufer, dem Bahnhof gegenüber. Höchst fesselndes Bild auf den Thalkessel mit der Stadt und Burg Wildeck. Sehr lohnend ist auch ein Spaziergang bis zum hochgelegenen Schiesshaus. Man sieht hier bis zum Keilberg hinauf. Auch auf der Marienberger Strasse erreicht man mit wenig Mühe eine Höhe, von der aus die Stadt mit Umgebung anmuthig vor dem Beschauer liegt.

Fussgänger nach Scharfenstein benutzen nicht die Strasse im Thalzug fort, sondern steigen hinter dem Bahnhof links den steilen Berg hinauf, hier läuft ein zweiter Weg mit dem Fluss parallel, von welchem aus man schöne Thalblicke und Fernsichten hinauf ins Centralerzgebirge geniessen kann. Der schönste Punkt nennt sich die Scharfensteiner Kanzel. (Zschopau-Scharfenstein 6 km.)

Unsere Fahrt im romantischen Zschopauthal fortsetzend, gelangen wir nach Scharfenstein. 800 Einw. 7 Stockwerk hohe Spinnerei. Das malerische Schloss Scharfenstein ist im Besitz eines Herrn von Einsiedel, dessen Vorfahren schon im Anfang des 15. Jahrh. Herren der Burg waren. 1632 eroberte[90] sie Herzog Bernhard von Weimar. Sehenswerth sind das Burgverliess, die alten Kellereien und ein alter Wartthurm. Die Lage der Burg auf hohem Felsgrat erhöht ihren landschaftlichen Reiz.

Auch die Weiterfahrt zeigt immer neue anmuthige Thalscenerien. Fussgänger gehen ebenfalls im Thalzug aufwärts bis zum Flossrechen mit Flosshaus, einem Lieblingsplatz der Badegäste im Bad Wolkenstein, das man von hier aus leicht erfragen kann. Von hier auch auf Fusswegen an der Ahner'schen Spinnerei vorüber direct hinauf nach Wolkenstein.

Wolkenstein. Sächsischer Hof. Zur Sonne. Stadt Dresden. »Rest.: Bei der Frau Kirchenvorsteherin Ulbrich«. Schiesshaus an der Strasse nach Marienberg. Gräser's Conditorei. Bahnhof 400 m ü. M. Stadt 490 m ü. M. 2300 Einw. Posamenten. Schuhmacherei. Klöppelei. Ackerbesitz. Der Bergbau ist eingegangen. Inter. Kirche. (An der Eingangsthür zum Thurm St. Georg mit dem Lindwurm. Altarbild: Christus und die Samariterin.) Hübsches Kriegerdenkmal von einem Adler bekrönt. Schloss Wolkenstein, jetzt Sitz von Gerichtsbehörden, war ehemals ein Lieblingssitz Heinrich des Frommen, der in der Gegend nur der gute Heinz genannt wurde. Er unterhielt hier einen Thiergarten und das einsame Lehngut, die Heinzebank, 602 m hoch, an der Zschopau-Marienberger Strasse nennt sich nach ihm, wie auch der nahe Heinzewald. Hier soll Heinrich sich des weiten Rundblicks nach der Jagd im Heinzewald öfter erfreut haben. Vom Gebirgsverein zugänglich gemachte Punkte bei Wolkenstein sind: Die Falkenhorstwand, der Heidelbachfelsen und die Brückenklippe.

Vom Schloss hat man hübsche Thalblicke, am schroffen Berghang finden sich verwegene Bergpfade. Noch schöner ist der Blick von der nahen Villa Maxenstein, dem Buchhändler Spamer gehörig. Unter der Villa Parkanlagen, die von 10 bis 3 Uhr dem Publikum offen gehalten werden.

Warmbad Wolkenstein liegt 2 km von der Stadt im Hüttengrunde. 458 m ü. M. Der schön eingefasste Quell (30° C.) ist der wärmste Sachsens und hat sich besonders bei rheumatischen Leiden bewährt. 125 möblirte Zimmer von 2 bis 12 Mark per Woche. Bäder zu 75 und 50 Pf. Douchen sind extra zu zahlen. Die Badefrequenz betrug 1880 600 Gäste. Concerte ziehen während der Saison öfter die besseren Bewohner der Umgebung herbei. Schöne Waldpromenaden. 4 km von der Stadt, vom Bad 2½ km[91] liegen die »Neuen drei Brüder«, ein verlassenes Bergwerk, über dem Dorf Gehringswalde. Im Huthaus Schenke. Das Auge beherrscht von hier aus so ziemlich alle höheren Berge des Centralerzgebirgs, als Keil- und Fichtelberg, Hassberg, Auersberg und die drei Basaltkegel, Scheibenberg, Bärenstein und Pöhlberg. Auf der Halde zuweilen Krystalle.

Hinter Wolkenstein passirt der Zug den Punkt des Zusammenflusses der Pressnitz und der Zschopau, die von hier aufwärts bedeutend wasserärmer erscheint. Weiter oben wird das Thal freier.

Warmbad Wiesenbad. 434 m ü. M. Die Quelle (21¾° C.) wird schon seit dem 15. Jahrh. für Heilzwecke benutzt. Im Bad gegen 100 Zimmer. 1880 340 Badegäste. Die Quelle gleicht in ihrer chemischen Zusammensetzung den Heilquellen von Pfeffers, Schlangenbad und Gastein. Schöne Waldpromenaden, die zu anmuthigen Punkten führen. Grosse Flachsspinnerei und Bleicherei unfern des Bades.

Hinter der Stat. Wiesa, einem anmuthig gelegenen Kirchdorf, verlässt die Bahn das Zschopauthal und wendet sich dem Thalzug der Sehma zu. Links wird mehrfach der Pöhlberg sichtbar.

Annaberg. Hôtel Museum. Wilder Mann. Goldne Gans (Gutes Mittelgasthaus.) Kronprinz. Tröger's Gasthaus am Bahnhof. Rest. zum Rathskeller. Bahl's Garten- und Tanzlokal vor dem Buchholzer Thor. Badeanstalt von Wolf.

Annaberg, ziemlich abschüssig an den Gehängen des Pöhlberges gelegen, ist die grösste und wichtigste Stadt des Centralerzgebirgs; die Posamenten-Industrie ist sehr bedeutend und vorwiegend für den Export berechnet. 13 000 Einw. Am Markt 601 m, am Bahnhof 539 m ü. M.

Geschichtliches. Der Bergbau am Schreckenberg scheint ziemlich früh schon begonnen zu haben, doch ward er erst Ende des 15. Jahrh. sehr ergiebig; dies veranlasste Herzog Georg den Bärtigen an der sogenannten wilden Ecke am 21. Sept. 1496 eine Stadt zu begründen, die man Neustadt am Schreckenberg benannte. Indess 5 Jahre später tauschte sie ihren Namen in St. Annaberg um und Kaiser Maxmilian bestätigte den Namenwechsel. Die Glanzperiode des Annaberger Bergbaues fällt in das 16. Jahrh., die Schreckenberger Gruben waren damals die silberreichsten Sachsens.[92] Man prägte die Ausbeute in der Münzgasse in die sog. Engelsgroschen um oder brachte sie auch ungemünzt zur Vertheilung. Die Bergherren sollen sehr üppig gelebt und eine Bäuerin soll sogar Bäder in Wein genommen haben. Die Sage schreibt dieser Ueppigkeit den raschen Verfall des Bergbaues zu, die Gruben versagten im 17. Jahrh. mehr und mehr, einzelne kamen zum Erliegen, 1604 suchte ein grosser Brand die damals fast ganz hölzerne Stadt heim. Kloster, Rathhaus und Schule brannte nieder und selbst die Kirche ward ihrer Thürme und ihres Daches beraubt. Der 30-jähr. Krieg that sein Uebriges, die ehemals reiche Bergstadt zu einer Stätte des Elends zu machen. Einen Nothanker in dieser langen schlimmen Zeit bildete die Spitzenklöppelei. Barbara Uttmann, einer Nürnberger Patricierfamilie entsprossen und an einen reichen Annaberger Bergherrn Uttmann verheirathet, erfand, oder wie man nach einer andern Lesart will, erlernte von einer Brabanterin das Spitzenklöppeln und führte es bereits 1561 unter der Bergbevölkerung ein. 1589 gesellte sich die Posamentirerei dazu, eingeführt durch Georg Einenkel. Im Laufe der Zeit haben sich noch eine ganze Reihe anderer Industrien, meist Luxusindustrien, hier heimisch gemacht, so dass aus der Bergstadt die erste und grösste Fabrikstadt des Obererzgebirges geworden ist. Adam Riese lebte in Annaberg als Bergschreiber, Chr. Friedr. Weisse der Kinderfreund und Genosse Lessings wurde 1726 zu Annaberg geboren; eine milde Stiftung ehrt sein Andenken.

Sehenswürdigkeiten. Hier ist voran die Annenkirche zu nennen; sie ist zwar nicht die schönste, aber was Ausschmückung anlangt, die interessanteste des Landes. Von 1499–1525 durch Erasmus Jacob von Schweinfurt erbaut, gehört ihr Styl der Spätgothik an. Der Thurm wurde nach dem Brande 1604 zum Theil erneuert. Am Hauptaltar Stammbaum Christi, der aus der Brust Abrahams herauswächst. Am Bergaltar, von Bergleuten gestiftet, interessiren gute Holzschnitzereien und Oelgemälde auf Holz. Den neuen Altar, der 1834 erneuert wurde, schmückt besonders ein Bild »Tod Mariäs« nach einem Schongauer'schen Kupferstich. Der Münzaltar in der Chorkapelle des rechten Schiffs wurde 1552 von den Münzern gestiftet, als Hauptschmuck sind Schnitzwerke zu nennen: Maria mit dem Jesuskind von Engeln umgeben. Die Gemälde an[93] den äusseren Flügeln, Bartholomäus, Georg, Katharina und Barbara darstellend, erinnern an den jüngeren Holbein. Der Bäckeraltar ist künstlerisch der unbedeutendste. An sonstigen Gemälden ragen hervor Maria mit dem Christuskind auf der Mondsichel stehend, die Ehebrecherin vor Christus von L. Kranach d. J. Der gleichen Hand soll das ausdrucksvolle Bild in der Sakristei, die H. Katharina, entstammen, zweifellos gehört es dieser Schule an. Auf dem Bild »die Verkündigung« fallen die fein ausgeführten Figuren und die klare, kraftvolle Landschaft auf. Der becherförmige Taufstein entstammt der Grünhainer Klosterkirche. An der Kanzel beachtenswerthe Skulpturen. Die Goldene Pforte, aus der Annaberger Franziskanerkirche hierher versetzt, erinnert an Florentiner Meister. Ein spätgoth. Bogen umschliesst die Figuren der H. Dreieinigkeit, über dem Gesims Adam und Eva, an den Seiten Moses und Johannes der Täufer.

Die Hautreliefs an den Emporen mit Erkern geben prächtiges Zeugniss von einer humoristisch-gesunden Lebensauffassung des Mittelalters. Die ersten 20 Reliefs im Chor stellen die 10 Lebensalter beider Geschlechter dar; jeder Figur ist ein Wappenschild beigegeben, auf welchem, nicht sehr höflich aber mit gutem Humor die Embleme den betreffenden Lebensaltern zugetheilt sind. Den männlichen sind folgende beigegeben: 10 Jahr ein Kalb, 20 Jahr ein Bock, 30 Jahr ein Stier, 40 Jahr ein Leu, 50 Jahr ein Fuchs, 60 Jahr ein Wolf, 70 Jahr ein Hund, 80 Jahr ein Kater, 90 Jahr ein Esel, 100 Jahr Todtenkopf eines Ochsen. Das weibliche Geschlecht ist wie folgt bedacht worden: 10 Jahr eine Wachtel, 20 Jahr eine Taube, 30 Jahr eine Elster, 40 Jahr ein Pfau, 50 Jahr eine Henne, 60 Jahr eine Gans, 70 Jahr ein Geier, 80 Jahr eine Eule, 90 Jahr eine Fledermaus. Der 100jährigen Greisin ist ein Vogeltodtenkopf mit stark entwickeltem Schnabel beigegeben. Von den übrigen 80 Reliefs sind 30 der heiligen Geschichte gewidmet. Der Meister dieser Skulpturen ist Theophilus Ehrenfried. An der Sakristeithür reiche Skulpturen nach gothischen und antiken Motiven. (Besonderes Vergnügen macht in der Regel den Beschauern ein kegelschiebender Engel.) Kunstvolle Schlosserarbeit. In der Sakristei zeigt man eine eisenbeschlagene Geldkiste, welche Tetzel während seiner Annaberger Ablasspredigten benutzt haben soll.

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Auf dem Gottesacker ist die merkwürdige säulengestützte Linde sehenswerth, die nach einer Sage verkehrt eingepflanzt wurde. (Man nimmt an, der Wind habe sie umgeworfen, wodurch sich die Aeste zu Wurzeln und die Wurzeln zu Aesten umbildeten. Jedenfalls ist der Baum seiner Form nach ein höchst seltsamer.) Das Grabmal der Barbara Uttmann steht im vorderen Theile des Kirchhofs, es trägt folgende Inschrift: Sie ward durch das im Jahre 1561 von ihr erfundene Spitzenklöppeln die Wohlthäterin des Erzgebirgs. Auf der Rückseite steht:

Ein thätiger Geist, eine sinnige Hand,
Sie ziehen den Segen ins Vaterland.

Spaziergänge. Vor dem Buchhölzer Thor links den Zickzackweg hinauf. Hübsche Anlagen. Oben schöne Aussicht auf das Obererzgebirge. Dann an der kath. Kirche vorüber und hinab an das Wolkensteiner Thor. Hier liegt das Seminar; in den Anlagen das Kriegerdenkmal. Von der Strasse hübsche Aussicht nach dem Greifenstein zu. Sehr empfehlenswerth ist die Ersteigung des nahen 832 m hohen Pöhlbergs. Der Basaltkegel ist zwar verwachsen, doch hat man von den Schneussen, die vom Triangulirungsstein auslaufen, schöne Thalbilder auf Annaberg, Buchholz, Königswalde und Mildenau und Fernsichten auf die Berggruppen des Centralgebirgs. Bequemer ist es, den Weg unten rings um den Kegel zu gehen, er gewährt auch freie Aussicht und führt uns an der Geiersdorfer Seite an den sogenannten Butterfässern (gewaltige Basaltsäulen) vorüber.[1] Ueber der Sehma drüben erhebt sich der Schreckenberg, der von einer künstlichen Ruine gekrönt ist, die an Stelle des alten Hochgerichts aufgemauert worden. Ein Besuch lohnt sich durch den prächtigen Anblick, den die Stadt Annaberg am Fuss des Basaltkegels, dem Pöhlberg und geschaart um die grosse Annenkirche, darbietet. Mit dem Ersteigen des Schreckenbergs lässt sich ein Besuch von »Markus Röhling« verbinden. Es ist das ein vielbesuchtes Bergwerk mit Gastwirthschaft.

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Buchholz. Schwesterstadt Annabergs, 2 km entfernt. Deutsches Haus. Waldschlösschen. Felsenkeller. Felsenschlösschen. Rest. im Bahnhof oberhalb der Stadt. Am Rathhaus 558 m ü. M. 6600 Einw. Die Industrie gleicht der Annaberger, auch die geschichtliche Entwicklung hat »St. Katharinenberg im Buchholz«, wie sie ehemals hiess, mit Annaberg gemein, und ist jenes mehr Sitz der Spitzenindustrie, dieses mehr Sitz der Posamentirerei gewesen. Eigenartige Industrien sind die Perlenweberei und die Fabrikation von Sargverzierungen, wie auch die Korkschneiderei.

Die von Möckel fast neuerbaute goth. Hauptkirche enthält sehr gute Gemälde aus der Wohlgemuth'schen Schule. Stylvolle Ausstattung, deren Eindruck durch farbige Butzenscheiben erhöht wird. Die Begräbnisskapelle besitzt gleichfalls Bilder aus der Schule Wohlgemuths, denen bergmännische Motive zu Grunde gelegt sind.

Spaziergänge. An der alten Strasse nach Schlettau bieten sich gute Aussichtspunkte ganz in der Nähe der Stadt. Die Strasse steigt 689 m an. Die städtischen Anlagen oberhalb der Stadt über dem Bahnhof gewähren gleichfalls gute Ausblicke. Am Eingang zu den Anlagen Denktafel an die 1870–71 in Frankreich gefallenen Söhne der Stadt.

Nach Weipert zu Fuss 10 km, per Bahn 20 km. Die Strasse, fast immer aussichtsreich, führt am Bärenstein vorüber. (An der Strasse unter dem Berg vielbesuchtes Gasthaus.) Die Bahn bleibt zunächst im Sehmathal, überschreitet in Cranzahl auf sehr hoher Gitterbrücke das Thal und windet sich in weitem Bogen um den Bärenstein nach Weipert. (Sekundärbetrieb.)

Weipert. Grenzstation. Zollvisitation. Zahms Gasthaus. Stadt Leipzig. Zum Rathhaus. Langers Rest. Schwabs Weinstube. Die Stadt liegt an den Thalhängen der Pöhla hart an der Grenze. 6000 Einw. Gewehrfabrikation. (Meist Jagdgewehre, à 70 bis 200 fl., auch Revolver, Pistolen und Scheibenstutzen.) Posamenten.

Bärenstein, auf sächs. Seite, ist ein Marktflecken von 2000 Einw. Billiger Gasthof. Der Bärenstein erhebt sich dicht über dem Ort, ist 896 m hoch und gewährt auf seinem Plateau umfassende Rundblicke auf das ganze Centralerzgebirge mit zahlreichen Städten und Dörfern; er ist unter den 3 gleichartiggeformten Basaltkegeln[96] des Centralerzgebirgs der höchste und der aussichtsreichste, auch seine Abhänge sind steiler und, namentlich nach dem Sehmathal zu grotesker. Am Fusspfad hinauf steht ein Denkstein an König Johann, der den Berg mehrmals besuchte.

Anmerkung. Im Pöhlthal aufwärts sowohl auf sächsischer, als auch über das vielbesuchte Schlössel auf böhmischer Seite gelangt man nach Oberwiesenthal (11 km). Siehe Routennetz. Eine andere Variante ist von Weipert die schöne Waldstrasse über Pleyl nach Pressnitz (9 km). Siehe Routennetz.

Die Bahn ab Weipert (Buschtihrader) windet sich im Pöhlthal auf und strebt bei Schmiedeberg (2800 Einw., Holzdrahtfabrik zu Zündhölzchen) energisch der Kammhöhe zu. Pallisaden und Schneedämme zu beiden Seiten zeigen an, dass wir auf einer echten und gerechten Gebirgsbahn fahren. Auf dieser Höhe liegt ein Tract von 28 km, der durch seine winterlichen Verwehungen berühmt geworden ist.

Bald zeigt sich links der Spitzberg bei Orpus und rechte der ganz unvermittelt in die Landschaft hingesetzte Kupferhügel.

Kupferberg. Deutsches Haus. Post. Rathskeller. Bergners Gasthaus am Kupferhügel. Nachtlager 80 Kr. Weinschank beim Bürgermeister. 1500 Einw. Klöppelei. Posamenten. Der Kupferbergbau ist ganz zum Erliegen gekommen.

Der 926 m hohe Kupferhügel oder Hübl, der von einer Kapelle bekrönt ist, zählt zu den besten Aussichtspunkten auf dem Kamm. Auf diesem selbst erblicken wir den Hassberg, den Spitzberg bei Orpus, Fichtel- und Keilberg, den Hauenstein u. a. Nach Böhmen hinein schweift das Auge frei über die Saazer Ebene hinweg bis zum Weissen Berg bei Prag, ferner sehen wir das Karlsbader und das Teplitzer Mittelgebirge bis zum Millischauer. Auf dem Lysenkamm fällt besonders die Ruine Leskau ins Auge, näher her liegt die Ruine Schönburg. Das schönste aber ist die lachende Saazer Ebene mit dem weithin glitzernden Silberstreifen des Egerflusses.

Anmerkung. Zwei Wege fuhren hinab nach Klösterle. Erstens die Strasse. Links unter der Stadt seltsame Conglomeratfelsen mit herrlicher Fernsicht und schönen Thalblicken. Auch ein Plattensteinbruch ist sehenswerth. An der letzten grossen Strassenkrümmung Fussweg links gehen. Derselbe, zwar steil, lohnt doch durch höchst anmuthige Partien. Weglänge 8 km. Der andere Weg ist[97] 11 km lang, doch um Vieles schöner. Man berührt Steingrün, Kleinthal und Pürstein. (Zum Eisenhammer. Schlossruine.) Von Pürstein an der aussichtsreichen Ruine Schönburg vorüber nach Klösterle. Schluchtige Thalzüge, aussichtsreiche Höhen, Ruinen, hölzerne Häuschen geben originelle Landschaftsbilder, die zuweilen auch an Hochgebirgsthäler erinnern.

Unsere Weiterfahrt ab Kupferberg zeigt uns links in kahler Gegend Reischdorf, wo einst das Grossfuhrwerk in hoher Blüthe stand. Etwas ferner liegt das sang- und klangreiche Pressnitz, vom finstern Hassberg überragt.

Sonneberg. Zum Fassel. 815 m ü. M. Klöppelei. Posamenten. Man pflegt auch hier den Volksgesang, wie in Pressnitz. Die neue stattliche Kirche ist noch tief im Böhmerland sichtbar und gilt dort als eine Art Wahrzeichen des Erzgebirgs. Prächtige Aussicht hinab ins Egerland und auf das Mittelgebirge. (Die nahe, hochintr. Ruine Hassenstein siehe Register.)

Bei Station Krima-Neudorf, wo die Linie von Marienberg-Reitzenhain her einmündet, beginnt in starken Curven die Senkung der Linie nach Kommotau hinab. Links liegt der romantische Kommotauer Grund. Hinter Station Domina-Schönlind herrliche Blicke auf die Ebene und Erz- und Mittelgebirge. Mit jeder Curve verändert und verschiebt sich die grossartige Scenerie zu neuen fesselnden Bildern. (Gefäll 1 zu 50.)

Kommotau. Vom Bahnhof zur Stadt 2 km. Omnibus 20 Kr. Kommotau siehe Seite 85.

Die Weiterfahrt interessirt besonders durch Blicke auf den Steilhang des Erzgebirgs. Hoch oben fällt Station Domina-Schönlind besonders auf. Brunnersdorf ist zugleich Station für Kaaden (siehe Seite 105). Von hier ab verengert sich das Egerthal und hochromantische Thalbilder thuen sich auf.

Klösterle. Rathhaus am Markt. Am Weg zum Bahnhof »Zum Brauhaus«. (Schöne Aussicht vom Garten auf Schloss und Stadt. Das Brauhaus ist neuerdings zu einer Art tourist. Standquartier erhoben worden.) 2500 Einw. 269 m ü. M. Die Stadt mit ihrem gräfl. Thun'schen Schloss erfreut sich einer hochromantischen Lage. Schlossgarten. Auf dem Markt Mariensäule und Bassin mit schlechten Figuren, welche die Erdtheile darstellen sollen.

Kleine Ausflüge ab Klösterle. Nach Roschwitz und Ruine Leskau. Man geht Egerabwärts bis zur Fähre bei Kirchdorf Roschwitz[98] (3 km) und setzt hier über. (Der Fährmeister hält den Schlüssel zur Ruine Felixburg in Verwahrung.) Ueberreste von alten Freskogemälden. Gute Aussicht auf Klösterle, Ruine Leskau, Schönburg, den Lysenkamm, wie auf den Steilhang des Erzgebirgs. Nun nach Dorf Leskau, 1½ km, durchs Dorf Roschwitz aufwärts. Besuch der malerisch gelegenen Ruine.

Eine zweite dankbare Partie führt direct nach Kupferberg, 9 km, oder über Pürstein und Kleinthal, 11 km. Siehe Näheres unter Kupferberg.

13 km ober Klösterle liegt Station Warta. (Zur Sonne.) 3½ km von hier im herrlichen Thalkessel

Schloss Hauenstein. Man geht dahin über das sogenannte Paraplui. Ein lohnender, freilich weiterer Weg führt über Ruine Himmelstein auf hochragendem Basaltfels. Herrliche Umschau auf die groteske, vulkanische Bergwelt mit ihren steilen Gipfeln und tiefen Thälern. Wir sehen den Herrgottsstuhlberg, den Eichleithenberg, den Hengstberg und den Koppenberg als die hervorragendsten. Das schluchtartige Egerthal und das Höllthal mit dem Dorfe Höll fesseln nicht minder die Blicke. Energischer wird die Terrainbewegung weit und breit nicht zu finden sein. Von der Ruine sind nur noch Mauerreste übrig. Man geht von hier hinab nach Dorf Höll, Gesmesgrün und nach Schloss Hauenstein. Das Schloss gehört zur Herrschaft Pressnitz. Um die hochgelegene Kapelle schöne Anlagen, die zum Eichelberg hinaufführen. Hier schöne Aussicht auf das Egerland, das Fichtel- und Erzgebirge, sowie auf die Burgruinen Engelhaus und Himmelstein, wie auf das nahe Egerthal. Rest. in gefälligem Fachwerkbau.

Man kehrt nun direct zur Station Wickwitz oder an die Eger zurück. Hier verlässt die Bahn den Fluss und strebt am Wickwitzbach aufwärts nach

Schlackenwerth. Elephant. Altes Rathhaus. Stadt Karlsbad. 2200 Einw. 425 m ü. M. Das Schlackenwerther Schloss ist eine Besitzung des Grossherzogs von Toskana. Im Park treffliche Restauration. Zinnbergbau. (Schlackenwerther Bier.) Schöne Blicke auf das nahe, hier sehr imposante Erzgebirge, dessen höchster Berg, der Keilberg, seine bewaldeten Gipfel über den langen Kammzug erhebt.

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Auf weiten Kurven erreichen wir das Egerthal wieder und damit die Stadt Karlsbad. Links der Bahn vor Karlsbad liegt Dallwitz mit Schloss und Porzellanfabrik und seinen uralten Linden, welche von Theodor Körner besungen wurden. Um die stärkste zu umfassen, bedarf es 7 Personen. Von Dallwitz zu Fuss nach Karlsbad geht man über Thranitz, wo die Eger zu passieren ist.

Karlsbad. 4 km vom Bahnhof. Droschke 1 bis 2 fl. Omnibus 30 Kr. Am Bahnhof Passantenhotel. (Bett 1 fl.) Für Touristen eignen sich noch: Sächs. Hof, Bahnhofsrest. Zum Paradies. Drei Fasanen. Goldn. Schild. Hotel Wagner. Rheinischer Hof. Stadt Schneeberg. Rest. zum Hopfenstock. Blauer Stern. Rother Ochse.

Cafés. Pupps Café an der alten Wiese. Salle de Saxe. Sanssouci. Grosse Gartenwirthschaften sind der Posthof, Freundschaftssaal und Schweizersaal.

Concerte, früh am Sprudel sowie in der Kurhalle, Nachmittags in den Cafés und in den zahlreichen Sommergärten. Theatervorstellungen sowohl im Stadttheater als in Suttners Sommertheater.

Karlsbad würde auch, wenn es kein Weltbad wäre, schon durch seine einzig schöne Lage im engen, gekrümmten Thalzug der Tepl die Aufmerksamkeit der Touristen verdienen. Die ständige Einwohnerschaft mag sich auf 11 000 belaufen.

Geschichtliches. Der Begründer des Bades ist Kaiser Karl IV. Die Sage erzählt, er habe einen Hirsch verfolgt, dabei sei eine seiner Rüden in den heissen Sprudel gerathen und so sei die Quelle entdeckt worden. Die Entdeckung ist jedoch in viel frühere Zeiten zu verlegen. Karlsbad erfreute sich von Anfang an grossen Zuspruchs, seine alten Badelisten weisen viele weltberühmte Männer auf, darunter Schiller und Göthe. Der Letztere brauchte die Quellen 12 Jahre durch. 1819 wurden zu Karlsbad unter Metternich die vielangefeindeten Karlsbader Beschlüsse gefasst. In das Jahr 1858 fiel das 500 jähr. Jubiläum der Begründung. Seit dieser Zeit sind grossartige Bauten und Anlagen entstanden, darunter die monumentalen Mühlbrunnen- und Sprudelcolonaden. Gegen 20 000 Badegäste und 50 000 Passanten verkehren jährlich in Karlsbad, in dem sich gegenwärtig 52 Badeärzte niedergelassen haben. Karlsbad ist das frequentirteste Bad in Europa geworden.

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Der Sprudel. Der mächtige, geyserartig aufstossende heisse Quell hat seinen natürlichen Ausfluss im Teplbett, eine grosse Quaderfassung zwingt ihn jedoch, neben der Tepl unter einer Halle zum Ausfluss; mehrfach hat er schon seine Fesseln durchbrochen und noch ist es nicht gelungen, ihn für die Dauer zu bändigen; er ist der Urquell aller übrigen, minder heissen Karlsbader Quellen. Schon von Weitem verräth er sich durch seine Dampfsäulen, die namentlich im Winter bei Frosttagen häuserhoch aufsteigen. Schmucke Egerländerinnen in Nationaltracht stehen dabei, halten lange Stäbe mit Bechern hinein und kredenzen das heisse Wasser den zahlreich Harrenden. Das Wasser mit einer natürlichen Wärme von 59° R., enthält schwefelsaure Salze und kohlensaures Natron, sein Geschmack erinnert an dünne Hühnerbrühe. Gegenstände, die man hineinhält, überziehen sich sehr bald mit einer harten Kalksinterkruste und auf diese Eigenschaft hin hat sich eine nicht unbedeutende Industrie entwickelt. Man bietet allerhand incrustierte Spielereien zum Verkauf aus und fertigt auch Schmuckgegenstände aus dem in allen Farben spielenden Sprudelstein.

Zur Gewinnung des Karlsbader Salzes benutzt man den Sprudel doppelt. Einmal liefert er das Wasser, aus dem dasselbe abgedampft wird und dann lässt man ihn durch seine Wärme den Abdampfungsprocess selbst besorgen, indem er, unter den Abdampfungsgefässen hinweggeleitet, dieselben heizen muss.

Die anderen Quellen kommen dem Sprudel mehr oder weniger nahe, sie wirken weniger intensiv und darum werden einige davon von den Aerzten mit Vorliebe empfohlen. Die Wärme stellt sich wie folgt: Bernhardsbrunnen 53, Neubrunnen 49, Felsenkeller 48, Mühlbrunnen 46, Marktbrunnen 36 und Schlossbrunnen 27° R. Während des Erdbebens zu Lissabon 1755 wurden auch die Karlsbader Quellen und besonders der Sprudel in Mitleidenschaft gezogen. Dieser blieb 3 Tage lang völlig aus, um dann mit verstärkter Kraft wieder hervorzubrechen. Die Quellen bewirken im Allgemeinen Regeneration der Säfte und erweisen sich bei Leberleiden besonders von unabschätzbarer hygienischer Bedeutung.

Das Badeleben. Am Besten lässt sich das Treiben der Gäste des Morgens an den Quellen (Sprudel und Mühlbrunnen) beobachten. Vertreter aller Nationen, darunter Orientalen in Nationaltrachten,[101] schreiten in langen Reihen, den Becher am Riemen, den Quellen zu, trinken hier ihr vorgeschriebenes Mass und promeniren dann neben oder in den schönen säulengetragenen Colonaden, während Musikchöre heitere Weisen spielen. ½ Stunde nach der Trinkzeit beleben sich die Cafés und um Mittag die Speisehäuser, in denen der Speisezettel unter ärztlicher Controlle steht und auf die Kurdiät zugeschnitten wird; doch sei bemerkt, dass dieselbe auch für verwöhnte Gaumen noch ganz erträglich ist. Um 4 Uhr wiederholt sich das Schauspiel an den Quellen; im Uebrigen gehört der Nachmittag den geselligen Freuden an. In den schönen Sommergärten spielen wohlgeschulte Kapellen und locken die feine Welt dahin, oder diese unternimmt Ausflüge in die hochromantische Umgebung.

Sehenswürdigkeiten. Ausser den Quellen und Colonaden besichtige man die Kirchen. Russen, Anglikaner, Israeliten, Protestanten und natürlich auch die kath. Einwohner und Badegäste haben eigene Kirchen. Dem Kaiser Karl IV., dem Begründer des Bades, sind zwei Denkmäler gewidmet, eins steht im Stadtpark, das andere am Rathhaus. Auf der Göthewiese das neue Göthedenkmal von Prof. Zumbusch. Eine Büste David Bechers (1792 verstorben, sehr verdient um Karlsbad), ferner der Schwarzenberg-Obelisk, die König Otto-Säule auf der König Otto-Höhe und die Erinnerungstafeln an Schiller und Göthe an den Häusern zum Weissen Schwan und Zum Mohren verdienen Beachtung. In der Kapelle des Militärbadehauses finden sich gute Freskomalereien, welche die Sage der Entdeckung des Sprudels darstellen. Im grossartigen Kurhaus luxuriöse Lese- und Restaurationszimmer und ein geologisches und geognostisches Museum von besonderem Interesse für lokale Studien.

Spaziergänge. Das Promenadennetz in der herrlichen Umgebung ist ein so dichtes und verschlungenes, dass für nur einigen Aufenthalt die Beschaffung eines Franeck'schen Promenadenplans dringend zu empfehlen ist. (10 Kr.) Die beliebtesten Punkte sind der Hirschensprung über der Stadt, die Josephshöhe mit Thurm und herrlicher Aussicht auf Karlsbad, Egerthal und Erzgebirge. Sodann ist der Dreikreuzberg zu nennen mit Camera obscura. Nicht weit davon liegt die 667 m hohe König Ottos-Höhe mit Säule, 1½ km weiter ganz auf dem Gipfel ist ein[102] Punkt, das Ewige Leben genannt, der eine grossartige Rundsicht auf Erz- und Mittelgebirge und auf das Egerthal gewährt.

Diese sämmtlichen Punkte erfordern Steigung. Bequemer liegen die Spaziergänge Teplaufwärts bis nach Pirkenhammer (3½ km). Hotel Habsburg. Leipolds Garten. Omnibus bis Pirkhammer 50 Kr. Grosse Porzellanfabrik; in derselben Ausstellungssaal. Der Portier übernimmt die Führung. Von Pirkhammer aus ersteigt man die Mecsery-Höhe (616 m), von der man das Karlsbader- und Erzgebirge überschaut. Auf Ersterem dominirt besonders die Ruine Engelhaus.

Kleine Ausflüge. Nach dem Aberg und Aich (5½ km). Man kann über die Franz-Josephs-Höhe nach dem Aberg gehen. 609 m Seehöhe. Sommerrest. (Kein Bier.) Die Aussicht vom Thurm ist frei und grossartig. Man übersieht das Karlsbader Gebirge mit der Ruine Engelhaus, das Egerthal, in dem besonders Maria-Kulm auffällt, und Erz- und Fichtelgebirge. Nun hinab an die Eger zum Hans Heilingfelsen. Sommerrest. Die Felsengruppen am linken Egerufer nennen sich Heilingfelsen der Sage zu Ehren vom Hans Heiling, die durch Musik und Dichtung hinreichend bekannt sein dürfte. Zurück nach Karlsbad über Aich und Donitz 8 km.

Nach Ruine Engelhaus, 8 km. Man geht dahin auf der vielgewundenen Prager Strasse. Das Städtchen Engelhaus (zum Rathhaus) ist an sich klein und ärmlich. Die imposante Ruine liegt über dem Städtchen auf einem 612 m hohen Basaltfelsen; sie gehört dem Grafen Czerin, der auch die Herrschaft Giesshübel besitzt. Die Sage erzählt, ein englischer Edelmann habe die Tochter seines Königs verführt und sei mit dieser in das wilde Gebirge geflohen und habe hier für seinen »Engel« die Burg Engelhaus errichtet. 1448 erstürmten die Eger'schen Bürger die Veste, in der sich Raubritter eingenistet hatten. Die jetzigen Ruinen sind im 30jähr. Krieg durch die Schweden entstanden. Mächtige Ringmauern und verwitterte Thürme heben sich keck und höchst malerisch in die Lüfte. Herrliche Fernsicht auf Erz- und Mittelgebirge und auf das Egerthal. Man kann von hier über Eichenhof nach dem Giesshübler Sauerbrunnen bei Rodisfort gehen. 7 km.

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Nach dem Giesshübler Sauerbrunnen. Ueber Drahowitz, Satteles und Eichenhof. 11 km. Herrliche Thalwanderung, die Eger in der Tiefe zur Linken. Täglich mehrere Omnibusse ab Karlsbad. Der Giesshübler Säuerling giebt mit Wein und Zucker vermischt, ein prickelndes und sehr erfrischendes Getränk. Hotel zum Sauerbrunnen. (Bett 1 fl.) Vom Thurm der Weberhöhe sehr schöne Thalbilder. Curhaus. Die Otto-Quelle nennt sich nach dem König Otto von Griechenland, welcher öfter hier verweilte.

36. Chemnitz-Kommotau (125 km). Seestadtl (12 km). Brüx (9 km). Dux (11 km). Teplitz (8 km).

Bis Kommotau siehe Tour 35. Wir überschreiten ab Kommotau die kleine Terrainwelle, die die Biela von der Eger fernhält und zum selbstständigen Lauf in die Elbe zwingt.

Seestadtl. Kleines Städtchen mit freiem Ueberblick auf Erz- und Mittelgebirge; zu seinen Füssen breitet sich eine grosse Ebene, die Seewiesen genannt, aus; die ganze Fläche war ehemals ein See.

Die Weiterfahrt zeigt uns rechts den Rösselberg und den Brüxer Schlossberg.

Brüx. Ross. Hotel Burkhardt. Gutes Rest. im Bahnhof. Am Schlossberg beim Felgenhauer. Brüx ist eines des reichsten Gemeinwesen, es liegt am Knotenpunkt von 3 Bahnen und zählt gegen 8000 Einw., Land-, Kohlenfelder- und Waldbesitz. Zahlreiche Kirchen überragen die Stadt, welche drei Klöster beherbergt. Schöne Märkte, anmuthige Promenaden. Inter. altes Rathhaus. 4 km von der Stadt auf städtischem Gebiet brach 1877 ein neuer, warmer (20° R.) Sprudel hervor, der den Emser Wässern nahe kommen soll, ohne dass er bis jetzt hygienisch sehr ausgenutzt worden wäre. Lohnende, aussichtreiche Ausflüge nach dem Schloss- und Rösselberg und auf die vulkanischen Bergkegel gegen Bilin hin. (Touristisch noch wenig beachtet.)

Auf der Weiterfahrt durchschneiden wir die grossen Kohlenfelder. Rechts zeigt sich der seltsame Borcen, links Kloster Ossegg. Weiteres siehe Routennetz.

37. Chemnitz-Annaberg (53 km). Jöhstadt (11 km). Pressnitz (6½ km). Sonnenberg (8 km). Ruine Hassenstein[104] (4 km). Kaaden (7 km). Klösterle (7 km). Schlackenwerth (23 km). Karlsbad (12 km).

Bis Annaberg siehe Tour 35. Mit der Wanderung von hier ab nach Königswalde lässt sich ein Besuch des Pöhlbergs verbinden. Nachdem wir das lange Königswalde passirt, steigt die Strasse auf das Kammplateau hinauf. (Vor Jöhstadt am Schiesshaus liegt die Strasse 807 m hoch.)

Jöhstadt. Stadt Leipzig. Stadt Prag. 2300 Einw. 789 m ü. M. Die Stadt hiess eigentlich Josephsstadt, sie ist eine jener 4 Bergstädte, die ihre Namen der heiligen Familie entlehnten. (Marienberg, Annaberg, Joachimsthal und Josephsstadt; Anna und Joachim waren bekanntlich Christi Grosseltern.) Spitzenklöppelei. Posamenten. Weisswaaren. Fabrikation künstlicher Blumen. Jöhstadt ist Wohnsitz einer grossen Zahl Hausirer. Zu Jöhstadt ward der Theolog und Dichter frommer Lieder, Johann Andreas Kramer geboren, der 1788 als Kanzler der Universität Kiel verstarb. Die Stadt, fast neu erbaut, macht einen freundlichen Eindruck, liegt aber auf unwirthlicher Höhe.

Weiter führt der Weg über Dürrenberg und Hegerhaus nach Pressnitz am finsteren basaltischen Hassberg vorüber. Der Kegel erhebt sich 990 m ü. M. und gewährt, seit er mehr abgeholzt ist, umfassende Blicke auf das ganze Centralgebirge vom Keilberg herab bis zu der norddeutschen Tiefebene. Das Kammplateau liegt auf eine weite Strecke frei vor dem Beschauer, leider deckt es das nahe böhmische Tiefland. Zeitaufwand 1½ bis 2 Std. Führer unnöthig.

Pressnitz. Zum Herrenhaus. Rössel. Thierfelders Rest. Am Markt das grössere Gebäude heisst das Schlösschen und gehört zur Herrschaft Pressnitz. Die Stadt ist Wohnsitz jener fahrenden Völkchen, welche mit Geige, Harfe und Guitarre aller Herren Länder durchziehen und die ihre Volksgesänge ertönen lassen im weiten Morgenlande wie auch im fernen Westen, bis in die Minenregionen Nevadas hinaus. Am häufigsten gehen sie nach Russland und in die Türkei. Die Pressnitzer sind ein gar gewecktes Völkchen von vieler Weltkenntniss; sie bilden Gruppen und ziehen unter einem Führer, der bei der Theilung der ersungenen Kupferschätze gewöhnlich für zwei gilt, hinaus, sie halten fest zusammen, sind verträglich und rivalisiren auch in ihren Kunstleistungen nicht mit einander, was freilich ihrer Kunst nicht sonderlich förderlich ist.

Das nahe Reischdorf, das wir nun passiren, zählt 2500 Einw., darunter viele Handelsleute. Das ehemals bedeutende Grossfuhrwerk ist seit Einführung[105] der Eisenbahnen sehr zurückgegangen. Man erzählt sich von den unternehmenden Reischdörfern im Gebirg viel lustige Schwänke. Am Weg nach Sonneberg liegt der 908 m hohe Reischberg. (Sonneberg s. oben.) Von hier gehen wir über Dorf Platz nach der

Ruine Hassenstein, die grossartigste Ruine im Erzgebirge; sie soll auf einer alten heidnischen Opferstätte liegen. Hassenstein gehörte im 14. Jahrh. einem sächs. Edelmanne aus dem Geschlecht der Schönberge, welcher durch eine Verschwörung gegen Wenzel IV., wie böhm. Chroniken berichten, des Besitzes verlustig ging. Ein Nicolaus von Lobkowitz, der mit Vertreibung Schönbergs beauftragt war, erhielt die Burg zu Lohn und Lehn. Colossale Mauern und Thürme, grosse verfallene Burghöfe, alte Architekturstücke in Fenstern und Thüren und eine reizende Lage machen Hassenstein zu einer höchst inter. Ruinenstätte im Böhmerland.

Der Weiterweg führt uns durch das 4 km lange Brunnersdorf. (An der Kirche Fischer's Gasth.) Bahnstat.

Kaaden an der Eger. Sonne. Grüner Baum. Zur Klosterbrauerei. 5000 Einw. Uralte Stadt von schönen Anlagen umgeben. Franziskaner- und Ursulinerinnenkloster. Man besichtige das alte Rathhaus mit seinen Lauben und das sehr alte Stadtthor. Reiche Ackerbaugegend, wohlhabende Bevölkerung.

Ein schöner Fussweg führt der Eger entlang hinauf nach Klösterle. Unterwegs liegt Roschwitz (Fähre. Ruine Leskau). Näheres siehe unter Klösterle.

38. Chemnitz-Annaberg (53 km). Oberwiesenthal (20 km). Gottesgab (4 km). Joachimsthal (6 km). Schlackenwerth (6 km). Karlsbad (12 km).

Bis Annaberg und Cranzahl s. Tour 35. Von hier an der Sehma aufwärts nach Neudorf. Gasth. unfern der Kirche. Bei der obersten Mühle geht der sogenannte Vierensteig ab. (Die Forstabtheilung ist Nr. 4.) Dunkle Waldungen nehmen uns auf. Starke Steigung. An der höchsten Stelle der Strasse treten wir plötzlich ins Freie. Hier links die Rothe Vorwerk-Schenke, rechts führt eine Waldschneusse direct hinauf zum Thurm des Fichtelberges. Wer sich noch frisch fühlt, benutze die einmal gewonnene Höhe, denn Wiesenthal liegt vom Fichtelbergthurm entfernter.

Oberwiesenthal. 918 m ü. M. Deutscher Kaiser. Rathhaus. Stadt Karlsbad. 2000 Einw. Unterwiesenthal 900 Einw. Böhmisch Wiesenthal 1000 Einw. Alle drei aneinander liegenden Orte besitzen Stadtgerechtigkeit. Oberwiesenthal, das 1851, 62 und 77 von starken[106] Bränden heimgesucht wurde, ist fast neuerbaut. Stattliche Kirche. Posamenten. Stecknadelfabrikation. Klöppelei feiner Spitzen. Oberwiesenthal ist die höchste Stadt in Sachsen und im Reich. Näheres siehe des Verfassers Aufsatz Gartenlaube 1879 Nr. 11.

Der Fichtelberg. Sachsens höchster Berg erhebt sich 1213 m ü. M. (mit Thurm 1220 m), ist mithin 56 m höher wie der Brocken. Zu seinen Füssen liegt Wiesenthal im Pöhlthal und auf der anderen Seite das einsame Dorf Tellerhäuser. Der Thurm ist auch ohne Schlüssel besteigbar, da die Treppe dankenswerther Weise aussen angebracht ist. Die Ausschau auf die nördliche Abdachung des Gebirges ist fast unbeschränkt. Die Grenzen bilden das Fichtelgebirge bei Waldsassen, die Thüringer Vorberge, die Hohburger Schweiz bei Wurzen, im Nord-Osten liegen die Höhen des östl. Erzgebirgs und im Osten und Südosten taucht das Mittelgebirge mit dem Millischauer auf. Der Süden ist leider von dem mächtigen Rivalen Keilberg gedeckt. Frei aber liegt so ziemlich der ganze Kamm des Erzgebirgs mit seinen gewaltigen Bastionen. Der Doppelrücken des Berges, ehedem ganz kahl, ist mit ungeheueren Mühen wieder beforstet worden; freilich sind viele der kleinen Bäumchen schon über 20 Jahre alt. An den Gehängen des Berges entspringt die Zschopau, das Schwarzwasser, die Sehma und die Pöhl. Gasthaus mit meteorologischer Stat. wie auf dem Brocken wäre höchst wünschenswerth.

Wer nach Gottesgabe will, steigt am südlichen Gehäng nieder nach dem Neuen Haus an der Strasse Oberwiesenthal-Gottesgab. Dasselbe liegt 1092 m ü. M. und unfern der Grenze. Es nennt sich jetzt Gasthaus am Fichtelberg und sein Besitzer wurde dem König Albert gelegentlich einer Königsreise als »allerhöchster Unterthan« vorgestellt.

Gottesgab. Zum grünen Baum. 1700 Einw. Spitzenklöppelei. Tüllnäherei. Damenschuhstickerei auf Glanz- und Saffianleder. Gottesgabe entsendet viele der bekannten böhm. Musikanten auf Messen und Jahrmärkte, es ist die höchste Stadt Böhmens (erst seit 1547 böhmisch geworden) und liegt in überaus rauher Lage, welche selbst Hafer- und Kartoffelbau häufig unmöglich macht.

Anmerkung. Der höchste Berg des Erzgebirgs, der 1238 m hohe Keilberg, ist gegenwärtig verwachsen. Von dem Thurme, der sich einst hier erhoben, stehen nur noch die Grundmauern, der Holzbau ist von böswilliger Hand in Asche gelegt worden. Eine[107] Besteigung lohnt sich mithin vorläufig nicht. Für den Fall, dass der grossartige Aussichtspunkt wieder der Touristik zu Diensten gestellt wird, sei folgende Tour in Vorschlag gebracht: Man geht vom Weissen Haus oder von Gottesgabe aus auf die Sonnenwirbelhäuser, welche 1134 m hoch liegen und die höchste Ansiedelung in Böhmen und im Erzgebirge sind. (Rothe Nasenspitzen sind hier selbst im Hochsommer nichts Seltenes.) Von hier zum Gipfel des Keilbergs 3½ km.

Beide Berge, Fichtel- und Keilberg, ergänzten sich früher, als noch der Thurm auf letzterem nicht abgebrannt war. Der Norden ist zwar durch den Fichtelberg gedeckt, dafür liegt aber der Süden um so freier. Das Egerthal auf viele Meilen, das Fichtelgebirge, das Karlsbader und Duppauer Gebirge, der ferne Böhmerwald, das Teplitzer Mittelgebirge, die Ebene von Saaz, der lange Kammrücken des Gebirges selbst, die colossalen Waldregionen im Westen und das östl. Erzgebirge waren sichtbar. In südöstlicher Richtung sah man die Hauensteine, die als nächstes Ziel galten. Am Weg nach den Hauensteinen, die noch heute eine herrliche Fernsicht gewähren, liegt an der Strasse Gottesgabe-Kupferberg der sogen. Reitförster mit einem Mauthhaus, in welchem auch Schank betrieben wird. (Man nennt die Hauensteine auch Wirbelsteine.) Die Felsengruppe ist unschwer zu finden; man besteige die südöstl. Ecke, welche die gleichen Gegenden wie der Keilberg zeigt, nur sind die Landschaftsbilder abgeschlossener, wenn auch bei Weitem nicht so umfassende. Man geht von hier über Hitmesgrün nach Schloss Hauenstein hinab (5 km). Mit Führer lässt sich von den Hauensteinen eine inter. Tour über Bocksgrün nach der Ruine Himmelstein unternehmen. Man berührt dabei das sogenannte steinerne Meer. Groteske, subalpine Naturbilder.

Zum Schluss sei der Keilberg, der vornehmste Aussichtspunkt des Erzgebirges, den sächsischen wie den böhmischen Gebirgsvereinen für das Erzgebirge zur erneuerten Aufschliessung dringend empfohlen![2]

[108]

Von Gottesgabe nach Joachimsthal senkt sich die Strasse rasch. Die Ebereschen, die Wahrzeichen rauher Höhen, werden schon hier und da von Rosskastanien abgelöst.

Joachimsthal. Stadt Dresden. Wilder Mann. 6000 Einw. 721 m ü. M. Die Stadt liegt trotz ihrer Höhe mild, da das Thal nach Süden offen ist. Nicht unbedeutender Bergbau auf Uran- und Silbererze, deren jährlicher Werth sich auf 80 000 resp. 17 000 fl. beläuft und die sämmtlich in Freiberg zur Verhüttung gelangen. Grosse k. k. Cigarrenfabrik, welche 700 Personen beschäftigt und gegen 10 000 Ctr. Tabake verarbeitet. Klöppelei. Handschuhfabriken. Korkschneiderei.

Joachimsthal war einst ein Hort der Reformation. Mathesius lebte hier als Pfarrer, Melanchthon besuchte zum Oefteren die Bergstadt, wobei die Joachimsthaler Lateinschüler classische Komödien vor ihm aufführten. Die Thaler, die sich trotz der Mark hartnäckig behaupten, verdanken ihren Namen der Stadt; sie hiessen früher Jochimsthaler. In der Nähe der Stadt liegt die Burg Freudenstein, wo einst die Grafen Schlick »freudige Residenz« hielten. Am 31. März 1873 suchte ein furchtbarer Brand die Stadt heim, der auch die alte sehr inter. Bergkirche in Asche legte und werthvolle Gemälde von Kranach und Dürer mit verzehrte. Die Kirchenbibliothek mit künstlerisch ausgeführten Incunabeln wurde gerettet. Seit dieser Zeit ist die Stadt zum grössten Theile neu erstanden. Der böhm. Dichter Ritter von Hansgirg lebte hier als Bezirkshauptmann. (1877 verstorben.) Man besuche das idyllische Grab dieses edlen Humanisten und trefflichen Poeten.

Die Strasse verlässt das Gebirge unterhalb Joachimsthal, ohne umfassende Blicke auf Böhmen gewährt zu haben. Schlackenwerth und weiter s. S. 98.

39. Chemnitz-Burkhardsdorf (über Harthau 13 km, per Bahn 19½ km). Thum (8 km). Greifenstein (3½ km). Geyer (4 km). Annaberg (8½ km).

Bis Burkhardsdorf siehe Routennetz. Ab Burkersdorf steigt die Strasse energisch und erreicht am Gelenauer Gasthof 609 m Seehöhe. Gelenau, das wir nur im oberen Theile berühren, zählt 6000 Einw. Spitzenklöppelei, Strumpfwirkerei. Am Forsthaus an der Strasse schöne Fernsicht hinauf nach dem Obererzgebirge und auf den nahen Greifenstein.

[109]

Thum. Rathskeller. Thierfelders Rest. Schiesshaus. 3700 Einw. Am Pfarrhaus 512 m ü. M. Strumpfindustrie auf Strickmaschinen. Posamenten. Feldbau. Neben Arsenkies im Glimmer findet man hier ein Mineral, den Thumit, von dem ein zweiter Fundort bis jetzt nicht bekannt ist. In der Nähe der Stadt fand am 25. Jan. 1648 ein lebhaftes Gefecht statt, das letzte des 30-jähr. Krieges auf sächs. Erde. Ein Denkmal an der Strasse nach Ehrenfriedersdorf erinnert daran. Im Volksmund heisst der benachbarte Wiesenzug hinab nach Herold »das Elen«, eine Bezeichnung, die man mit jenem Gefecht in Verbindung bringt, doch scheint es nicht unmöglich, dass sie keltischen Ursprungs ist. Im sog. Hofbusch über dem »Elen« Felsgruppen, die durch Wege zugänglich gemacht sind.

Der directe Weg auf den Greifenstein führt an einigen Bergzechen vorüber, man kann auch die Strasse nach Geyer durch Jahnsbach gehen. Im Wald zeigt links ein Wegweiser hinauf.

Der Greifenstein oder die Greifensteine erheben sich 731 m ü. M., es sind bizarr geformte Granitkegel, die ziemlich unvermittelt auf einem Gneisrücken aufsitzen, sie nähern sich in ihrer Erscheinung den Sandsteinbildungen der Sächs. Schweiz, Quader ruht senkrecht auf Quader, einige hängen sogar über. Zwei sind ersteigbar und oben durch Brücke verbunden. Triangulirungsstat. Am Fuss Gasthaus. Die Aussicht ist auf dem Nordabhang des Erzgebirges die umfassendste. Wir überschauen den Kamm mit dem Fichtel-, Keil- und Hassberg. Näher liegen der Scheibenberg, der Pöhlberg und der Bärenstein. Im Norden liegt der Hohensteiner Kapellenberg, die Wüstenbrander Höhen mit der Kirche des Dorfes, der Rochlitzer Berg, der Kolmberg bei Oschatz und der Hengstberg, auch die Thürme von Oschatz sind sichtbar. Ferner sehen wir die Schlösser Frauenstein, Augustusburg und Sachsenburg, die Städte Oederan, Thum, Schlettau, Annaberg, Scheibenberg, Hohenstein und eine grosse Zahl Dörfer; von Sayda, Marienberg und dem nahen Geyer sind wenigstens die Thürme sichtbar. An den Felsen wächst Leparia Jolinthus, die Veilchenflechte, die durch Anfeuchten wohlriechend wird. In der Nähe Steinbrüche, in denen der Granit zu Werkstücken verarbeitet wird.

Ein hübscher Waldweg führt hinab nach Geyer. Links liegt Walthers Höhe, ein Rest. auf dem 698 m hohen Schlegelberg. Schöne Aussicht auf das Obererzgebirge, doch nicht so umfassend wie vom Greifenstein.

[110]

Geyer. Rathhaus. Weisses Ross. 4900 Einw. 494 m ü. M. Posamenten. Strumpfindustrie. Hausirhandel. Der früher blühende Bergbau auf Silber ist ganz zum Erliegen gekommen. (Der Zinnbergbau soll wieder aufgenommen werden.) Am 11. Mai 1802 entstand dicht vor der Stadt eine 40 m tiefe Binge, die grösste nach der Altenberger. (Amethistkrystalle.) Die Geyersche Glocke sprang während des Sturmläutens beim Prinzenraub, worauf sie Friedrich der Sanftmüthige umgiessen und mit der Darstellung des Prinzenraubes schmücken liess. Grosse Brände 1854, 1862 und 63 haben die Stadt fast ganz eingeäschert, daher nur neue Gebäude sichtbar sind. Hübsches Rathhaus.

Wir gehen an der Binge vorüber hinab nach Siebenhöhen zu. (Die alte Spinnerei mit ihren grossen Ecksäulen erbaute Eli Evans, ein Engländer, der sich um Sachsens Baumwollenindustrie Verdienste erworben.) Beim Tanneberger Rittergut links alte Thurmruine von Wasser umgeben. Ueber den Berg am Sauwaldgut vorüber ist der Weg nach Annaberg näher, bequemer geht man im Thale fort. Annaberg s. S. 91.

40. Chemnitz-Dittersdorf (13½ km). Herold (9 km). Ehrenfriedersdorf (4 km). Annaberg (9½ km).

Bis Dittersdorf siehe Routennetz. Von hier steigt die Strasse (am Dittersdorfer Schloss vorüber) bis zur Weisbacher Schenke, um sich dann ins Wiltzschthal hinabzusenken. Hier liegt Untergelenau (Gasth. zur Katze). Im Herolder Thalzug weiter durch das industrielle Herold (Kalkbrüche) am vielbesuchten Waldschlösschen vorüber.

Ehrenfriedersdorf. Rathskeller. Deutscher Kaiser. Stadtgemeinde von 3900 Einw. Posamenten. Klöppelei. Früher starker Bergbau auf Zinn und Silber, jetzt nur auf Zinn und Arsenkies. Grossartige Halden an dem stark durchwühlten Sauberg zeugen von der Bedeutung des alten Bergbaues (Krystalle). 1568 fand man in einem Schacht die wohlerhaltene Leiche eines Bergmannes, der 1407 verschüttet worden war. Die Reformation war inzwischen eingeführt worden und so beerdigte man den katholischen Bergmann nach luth. Ritus. Das Andenken an diese lange Schicht wird alljährlich Montag nach Ostern durch eine bergmännisch-kirchliche Feier wach erhalten. Die Stadt ist nach dem Brande 1866 fast neu erbaut worden.

Die Strasse steigt nun am Kegelberg hinauf (am Strassenkreuz 600 m ü. M.). Wo sie sich nach Schönfeld hinab senkt, schöne Aussicht auf das Zschopau-[111] und das Sehmathal und auf Annaberg mit dem Pöhlberg. In Schönfeld Gasthaus. Beim Herrenhaus des Rittergutes Anlagen. Das weite grüne Thal ist ein liebliches Idyll. Nachdem der Thalzug am Zusammenfluss der Sehma und der Zschopau passirt, hebt sich die Strasse sehr stark. Von der 596 m hohen Stelle, wo wir die Wolkenstein-Annaberger Strasse erreichen, liegt links 1 km entfernt die Riesenburg, ein Gut, welches ehemals dem Rechenmeister Adam Riese zugehörte.

41. Chemnitz-Geyer (35 km). Elterlein (7 km). Grünhain (4½ km). Schwarzenberg (über den Fürstenberg 8 km).

Von Chemnitz nach Geyer siehe Tour 39. Eine hochgelegene Chaussee führt von Geyer an dem 684 m hohen Fuchsstein und an dem düsteren, mit rostbraunem Wasser gefüllten Grosseteich vorüber nach

Elterlein. Sonne. Rathskeller. 610 m ü. M. 2400 Einw. Nägel- und Blechlöffelfabr. Klöppelei. Gerberei. Hausirhandel. Im Nordwest (3 km) liegt der 763 m hohe Schatzenstein, ein ziemlich isolirter Fels mit umfassender Aussicht auf das ganze Centralgebirge.

Aehnliche Aussicht wie der Schatzenstein gewährt ein Ausläufer des Glasbergs (nur 1 km von der Stadt) und auch schon der Strassentract, der bis 689 m ansteigt und den wir nach Grünhain benutzen.

Grünhain. Rathskeller. Löwe. Rest. zur Klostermühle. An der Kirche 631 m ü. M. 2000 Einw. Klöppelei. Schmiedereien für Fensterbeschläge und Löffel. Blechspielzeug. Correctionsanstalt für Frauen. In der alten Klosterstadt Grünhain hausten bis 1553 Cistercienser, ihr Kloster war 1236 gestiftet. Ausser den Umfassungsmauern sind nur noch karge Ueberreste davon vorhanden, so die unteren Geschosse des Fuchsthurmes. Einiges Gemäuer im Klosterwäldchen erinnert an die ehemalige Klosterkirche. Im Fuchsthurm soll Abt Liberius den Prinzenräuber nach seiner Gefangennahme inhaftirt haben. Der befreite Prinz Albrecht wohnte in der Schösserwohnung. Der Abbruch des Klosters geschah nach der Zerstörung Grünhains 1632 durch General Holke, indem die Bürger die inter. Ruinenstätte als Steinbruch benützten.

Nahe der Stadt im Südwest liegt der 727 m hohe Spiegelwald, einer der besten Aussichtspunkte auf dem nördl. Abdachungsgebiete des Gebirges. Die Section Schwarzenberg des Erzgeb. V. errichtete hier ein Schaugerüst, das durch einen Thurm thunlichst bald ersetzt werden soll. Die Aussicht umfasst den Kamm des Gebirges,[112] mehrere tief eingeschnittene Thalzüge, sämmtliche Höhen des Centralgebirges und die Abdachung bis hinab zum Rochlitzer Berg. König Albert sprach hier gelegentlich einer Königsreise 1880 die denkwürdigen Worte: Möge der Wanderer sich recht oft von dieser Stätte aus der Werke der herrlichen Gottesnatur erfreuen und möge er stets dabei auf ein glückliches und zufriedenes Land schauen.

Anmerkung. Auch die Strassen über Bernbach oder auch über Beierfeld gewähren höchst überraschende Thalbilder. (Schwarzwasserthal.)

Wir gehen nun den Vörtelsweg am Loreleifelsen vorüber nach dem historisch berühmten

Fürstenberg (liegt von Waschleithe nach Haide rechts). Dieser Berg wird als die Stelle bezeichnet, wo am 8. Juli 1455 der Köhler den Prinzen Albrecht befreite und Kunz von Kauffungen gefangen nahm. Ein Granitobelisk über dem Fürstenbrunnen von 9½ m Höhe verewigt die Begebenheit. (1822 errichtet.) Am Fürstenberg wird Marmor gebrochen, den man zu Kalk verwendet. Am südl. Abhang der Graul, der mit seinen Halden und Kauen ein echtes Bergbild darbietet. Im Thal beim Dörfchen Haide liegen die spärlichen Ruinen der Oswaldskirche (Dudelskirche). Die Sage erzählt, ein Bergherr, Casper Klinger, habe sie zur Entsühnung eines Brudermordes erbauen wollen, der Böse sei jedoch dagegen gewesen und habe stets zur Nachtzeit das Aufgemauerte wieder abgebrochen.

Ein schöner Weg durch Wälder bringt uns nach Wildenau und Schwarzenberg. (4 km.) Siehe Routennetz.

42. Chemnitz-Annaberg-Buchholz (58 km). Schlettau (alte Strasse, 3½ km). Scheibenberg (4 km). Raschau (6½ km). Schwarzenberg (4 km).

Bis Buchholz siehe Tour 35. Die neue Strasse nach Schlettau weniger aussichtsreich ist 1½ km länger, wie die alte.

Schlettau. Rathhaus. Goldner Bock. Rest. zum Schützenhaus. Das freundliche Städtchen, eine alte slavische Ansiedlung, liegt 563 m hoch im breiten Thalkessel der hier noch jugendlichen Zschopau. 2500 Einw. Feldbesitz. Posamenten. Flachsbereitungsanstalt. Das Schlettauer Schloss ist ein wenig imposanter Bau.

[113]

Nun stark bergauf nach Scheibenberg.

Scheibenberg. Rathskeller. Zum Reichsadler. Rest. Schiesshaus. 2400 Einw. 673 m ü. M. Das regelmässige gebaute Städtchen liegt am Fusse eines Basaltkegels, Scheibenberger Hübl genannt und wurde 1522 in Folge reicher Silber- und Kobalterz-Funde gegründet. Der Bergbau wird indess nur noch schwach betrieben. Posamenten. Klöppelei. Cigarren- und Schwefelholzfabrikation. Der 805 m hohe Scheibenberg, der leicht zu ersteigen ist, öffnet das ganze Centralgebirge den Blicken. Imposant erscheinen besonders von hier aus der Fichtelberg, die grossen Crottendorfer, Johanngeorgenstädter und Schwarzenberger Waldregionen. (Am Berg Basaltbrüche.)

Anmerkung. Eine inter. Tour (mit Spezialkarte) ist über Crottendorf die alte Joachimsthaler Strasse nach dem Fichtelberg (17 km). In Crottendorf Marmorbrüche, welche Bildhauer Nosseni unter Christian I. zuerst benutzte. Weiter hinauf echte und gerechte Gebirgswälder, die sich links und rechts unabsehbar ausbreiten. (Man kann vom Gipfel des Scheibenberges direct auf Crottendorf zugehen.)

Von Scheibenberg ab senkt sich die Strasse nach dem starkbesiedelten Raschauer Grund, der in Folge seiner geschützten Tieflage das mildeste Klima des Obererzgebirges aufzuweisen hat. Wir berühren Ober- und Niederscheibe, Markersbach, Mittweida und Raschau. Hier mündet das Pöhlathal von Rittersgrün her. 2300 Einw. Bad Raschau. Raabe's Gasth. (Schwarzenberg, siehe Routennetz.)

43. Chemnitz-Thalheim (27 km). Zwönitz (9 km). Aue (14 km). (Bahnroute.)

Bis Burkhardsdorf siehe Routennetz. Auch hinter Burkhardsdorf bleiben wir im Thal der Zwönitz, berühren Meinersdorf, das grosse hübschgelegene Thalheim und Dorfchemnitz.

Anmerkung. Von Station Dorfchemnitz lässt sich bequem eine Tour durch den Geyer'schen Wald nach dem Greifenstein unternehmen (8 km). Man geht mit Spezialkarte am Rothen Ochsen (war abgebrannt) und dem Freiwaldgut vorüber. Greifenstein siehe Seite 109.

[114]

Von Station Dorfchemnitz starke Steigung (1 zu 50) auf die Höhenzüge bei Zwönitz. (Bahnhof von der Stadt 1 km.)

Zwönitz. Viehwegs Gasth. Blauer Engel. Ross. Rest. zum Feldschlösschen. Schiesshaus. (Am Schulhaus 527 m ü. M.) 2800 Einw. Schuhmacherstadt. Klöppelei. Klempnerei. Weberei. Pressspahnfabrik. Sehenswerthes Kriegerdenkmal.

In weiten Curven windet sich die Bahn, von der aus man schöne Aussicht auf die Höhen bei Schwarzenberg und Schneeberg, und auf das Lössnitzthal geniesst, hinab nach Lössnitz. Diese Strecke nennt man den Sächsischen Semmering. Fall 1 zu 40.

Lössnitz. Deutsches Haus. Rathhaus. Anker. Schiff. 5800 Einw. 421 m ü. M. Die Stadt gehört zu den ältesten slavischen Ansiedlungen im Erzgebirge und steht unter der Herrschaft Hartenstein. Tuch-, Seiden- und Baumwollenweberei. Klöppelei und Stickerei. Grosse Stadtkirche, goth. Hospitalkirche, die aus den Erträgnissen des städtischen »Gotteswaldes« erbaut wurden. Kriegerdenkmal. In der Nähe grosse Dachschieferbrüche, die einer Actiengesellschaft gehören. (150 Steinbrecher.) Vom hochgelegenen Schiesshaus prächtige Aussicht auf das Obererzgebirge.

Anmerkung. Die Lössnitzer Section des Erzgeb. Vereins empfiehlt ab Lössnitz dankbare kleine Ausflüge. (Tafeln in den Gasthöfen und im Bahnhof.) Die Prinzenhöhle liegt 5 km von hier, man geht dahin über Alberode. Siehe Seite 120.

Der Bahnkörper, wirklich inter. angelegt, überwindet den starken Fall (1 zu 40) in weiten Curven, geht an den Schieferbrüchen vorüber, und gewinnt durch einen anmuthigen Grund das Muldenthal. Aue siehe Routennetz.

44. Chemnitz-Stollberg (19 km). Thierfeld (8 km). Hartenstein (2 km). Stein (1½ km).

Man geht die aussichtsreiche Strasse über das Eichhörnchen oder durch Harthau an Schloss Neukirchen vorüber. Siehe Routennetz. Stollberg siehe Seite 67. Ab Stollberg über Höhen nach Neuwiese, Neuwittendorf und Thierfeld. Auf dem Gottesacker dieses Dorfes besuche man das inter. Denkmal eines Reiteroffiziers, der unglaublich viel erlebt hat. (Näheres besagen die Inschriften. Das auffällige Denkmal steht in einer Ecke an der Gottesackermauer.)

Hartenstein. Weisses Ross. Zum Rathskeller. Schiesshaus. 2700 Einw. 339 m ü. M. Weberei. Strumpfindustrie. Ackerbesitz. Im fürstl. Schönburg'schen Schloss, das ein ziemlich einfacher Bau[115] ist, inter. Ahnensaal mit Bildnissen. Hartenstein ist Hauptort der gleichnamigen Herrschaft, die sich in früheren Jahrhunderten bis Böhmen erstreckte; sie gehörte den Burggrafen von Meissen und kam durch Heirath an das Haus Schönburg. Am 17. Oct. 1609 wurde im Pfarrhaus Paul Flemming, der Dichter und Weltreisende geboren. (Gest. 1693 in Hamburg.) Sein Geburtshaus schmückt eine Denktafel.

Nun im Thalzug hinab ins Muldenthal nach Stein. Weiter siehe Routennetz.

45. Chemnitz-Hohenstein (19 km). Glauchau (15 km). Zwickau (16 km).

Diese Bahnroute fand bis St. Egidien bereits Beschreibung. S. Routennetz.

Glauchau. Deutsches Haus. Stadt Hamburg. Stadt Dresden. Rest. Jänichen. Felsenkeller. Actienbrauerei. Kretzschmar. 21 363 Einw. Am Bahnhof 246 m ü. M. Die Stadt zeigte 1880 abermals eine geringe Abnahme ihrer Bevölkerung, was man der Annection des Elsasses zuschiebt, weil dadurch ähnliche Industrien in Deutschland einbezirkt worden sind. Der Hauptort der Schönburg'schen Recessherrschaften liegt auf einer Anhöhe über der Mulde, auf der auch zwei Schönburg'sche Schlösser, Vorder- und Hinterglauchau thronen. Hübsche städt. Anlagen. In der Kirche Silbermann'sche Orgel. Georg Agricola wurde 1494 hier geboren. Die Gewerbthätigkeit Glauchau's und Meerane's, der nahen, fast gleichgrossen Schwesterstadt, erstreckt sich hauptsächlich auf die Textilbranchen. Man webt Kleider- und Mäntelstoffe. Färberei. Druckerei. Bleicherei. Eigenartig ist die Korbflechterei, welche sich auf die grossen Weidenplantagen, die »Zennen«, in der Muldenniederung stützt. (Kinderwagen, Rohrmöbel, Tragkörbe.) In der Kirche zu Jerisau (2 km) hängt ein Portrait Kaiser Karls V., welches der Kaiser selbst in Anlass einer Uebernachtung im Pfarrhaus 1547 dem Pfarrer schenkte.

Die Bahn gewinnt bei Glauchau das weite, anmuthige Muldenthal, lässt jedoch den Fluss weit links und geht an Mosel vorüber.

Zwickau. Zur Post. Grüne Tanne. Deutscher Kaiser. Goldner Löwe. Hotel Wagner. Weintraube (billig). Rest.: Zur Quetsche. Zur Bleibe. Schwan. Bierhalle. Centralhalle.

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Sommerwirthschaften. Schwanenschlösschen über dem Schwanenteich mit aussichtsreicher Terrasse. Concertgarten Gambrinus. Zum Badegarten. Bergkeller an der Mulde. Bergschlösschen auf dem Brückenberg mit trefflicher Aussicht.

Cafés. Café Germania (sehr grossstädtisch). Café Carola. Adam. Buschbeck. Stephan. Metzner's Weinstube. Stadttheater im Gewandhaus. Victoriatheater im deutschen Kaiser.

Omnibus vom Bahnhof 20 Pf., nach Kainsdorf 20 Pf.

35 135 Einw. 267 m ü. M. Die »Schwanenstadt« liegt im Muldenthal, dessen rechtsseitige Gehänge steil sind und dadurch der Landschaft besondere Anmuth verleihen; Zwickau ist Kreishauptstadt und Sitz eines Appellationsgerichts; ihre hohe wirthschaftliche Bedeutung verdankt sie in der Hauptsache den vortrefflichen Kohlenflötzen, welche sich in der Vorzeit hinter dem Durchbruch der Mulde durch das Gebirge abgelagert haben. Das Gemeinwesen besitzt selbst Kohlenwerke und ist dadurch ein sehr wohlhabendes geworden. Die Mächtigkeit der Flötze steigt bis zu 24 m und auf sie stützt sich die grossartige Industrie im ganzen westl. Sachsen. In Zwickau selbst sind neben dem Bergbau zahllose Etablissements, darunter Ziegeleien, Koaxbrennereien, Maschinenfabriken, Giessereien, Porzellan-, Papier- und Glasfabriken entstanden, die der Kohlen halber hier Boden fassten. Man fördert gegenwärtig circa 42 Millionen Centner im Jahr. Die Schachttiefen reichen bis zu 760 m. 5000 Pferdekräfte im Dampf, 400 Beamte und 9000 Bergleute halten die Schächte im Betrieb. Gegen 60 Kohlenzüge verlassen täglich den Zwickauer Bahnhof, dessen Gleisanlagen mehrere deutsche Meilen lang sein würden, wenn sie nicht nebeneinander lägen.

Geschichtliches. Zwickau ist eine sehr alte sorbische Ansiedlung. (Zwickowa.) 1118 erhielt es die Gräfin Bertha von Groitzsch zu Lehen, von dieser vererbte es auf ein Mitglied der Fürstenfamilie Wettin. 1290 ward die Stadt reichsunmittelbar. 1348 gelangte sie abermals in den Besitz der meissnischen Markgrafen. Als der Schneeberger Bergbau in Aufnahme kam, wurden die Erze von dort zumeist in Zwickau verhüttet, auch betheiligten sich Zwickauer Bürger an den Silberbergwerken und gelangten zu grossem Reichthum. 1520 bis 22 lebte Thomas Münzer hier als[117] Pfarrer, und Luther selbst musste herbei, um die durch den »Schwarmgeist« erregte Menge zu beruhigen. Im 30jähr. Krieg sank die Stadt von 10 000 Einw. auf 4000 herab und sie blieb bis vor circa 60 Jahren unbedeutend, bis das Zeitalter der Dampfkessel hereinbrach und den Werth der »Schwarzen Diamanten« und damit die Bedeutung Zwickau so ausserordentlich steigerte.

Sehenswürdigkeiten. Die gothische Marienkirche, schon 1118 fertig gestellt, ist wiederholt abgebrannt, so dass verschiedene Jahrhunderte sich daran versucht und sich zum Theil versündigt haben. Von den 24 Altären aus der Zeit vor der Reformation ist nur einer übrig, ein sehr schöner Flügelaltar mit Gemälden und Schnitzereien aus der Wohlgemuth'schen Schule. In der Taufhalle ein Kranach. Inter. Glasmalereien in dem Erbbegräbniss der Familie von Bose. In der Sakristei kunstvoll geschnitztes heiliges Grab von Veit Stoss (1507). Ferner originelle Doppeltreppe von Stein. Unter den älteren Grabmälern verdient das des Bergherrn Martin Römer Beachtung. In der sogenannten Götzenkammer neben der Orgel (eine Art Alterthumskabinet) mancherlei Sehenswerthes.

Die goth. Katharinenkirche besitzt gleichfalls Kranach'sche Bilder. Alterthümliche Bauten sind das Rathhaus und Gewandhaus, sowie das Gymnasium mit sehenswerther Aula. (Grosse Bibliothek, 20 000 Bände, 1857 entdeckte man eine Hans Sachs'sche Handschrift seiner Gedichte, ferner liegt hier werthvolles Material für die Reformationsgeschichte aufgestapelt, das der Hebung harrt.)

Die Richterstiftung, innere Dresdner Str. 2, besitzt eine reiche Sammlung einheimischer Mineralien, darunter seltene Versteinerungen aus den Zwickauer Kohlenflötzen. Sonntags geöffnet von 11–½1 Uhr. Im Kunstvereinsgebäude, Marienkirchhof 2, kunstgewerbliche Sammlungen. In den oberen Sälen Oelgemälde, Kupfer- und Stahlstiche. Eintritt 50 Pf. sofern man nicht durch Mitglieder eingeführt wird. Das hübsche Kriegerdenkmal steht vor dem Gymnasium; am Markt 5 ein Medaillonbild Robert Schumanns, des Componisten, der in diesem Hause geboren ward. Das Medaillonportrait Dr. Ungers am Kreiskrankenstift entwarf Prof. Johannes Schilling.

Das alte Schloss Osterstein ist als Landesgefängniss eingerichtet,[118] es beherbergt etwa 1500 Correctionäre und ist darum schwer zugänglich.

Spaziergänge. Die alten Festungswälle rings um die Stadt sind in schöne Anlagen umgewandelt worden. Der schönste Spaziergang ist indess derjenige nach dem Schwanenteich und Schwanenschlösschen. Der Teich hält 17 Hectare Grundfläche, ist mit herrlichen Anlagen umgeben, von vielen eleganten Gondeln und sogar von einem kleinen Dampfboot, wie auch von einer grossen Zahl fremder und einheimischer Wasservögel belebt. Vom hochgelegenen Schwanenschlösschen schöne Aussicht auf Stadt und Umgebung.

Ferner sind zu nennen: Promenade am rechten Muldenufer bis zur Pölbitzer Brauerei (3½ km). Nach dem Windberg an der Strasse nach Werdau (349 m). Schöner Blick auf Stadt und Umgebung. Nach Bellevue und Pöhlau. Nach der Heringsbrauerei, rechts an der Mulde gelegen (nur 1½ km). Nach den Bergkellern, dann durch den Amselgrund nach Eckersbach. Hier hübsche Anlagen und das Trillergut, das der wackere Köhler Triller vom Landesherrn als Freigut für die Rettung des Prinzen Albrecht erhielt. Zurück geht man über den 335 m hohen Brückenberg. (Hin und zurück 5 km.)

Ausflug nach der Marienhütte (4 km). Kainsdorf, zu welchem die Marienhütte gehört, zählt 2860 Einw. Die Hüttenwerke zählen zu den grössten Deutschlands. 80 Beamte. 1700 Hüttenarbeiter. 400 Kohlenbergleute. Die Frachtenbewegung ersteigt die Riesenziffer von 250 000 000 Kilo. Man verladet und empfängt pro Woche etwa 1000 Waggons und Lowrys. Besonders interessant ist die Schienenfabrikation und die Bessemerstahlbereitung. Von der Marienhütte wandert man nach Planitz. 10 000 Einw. Hier ist ein Kohlenflötz seit Jahrhunderten in Brand, d. h. es schweelt im Erdinnern. Zuweilen steigen Dämpfe auf. Schnee bleibt auch bei strenger Kälte auf der immergrünen Rasendecke nicht liegen. In den Treibhäusern des Rittergutes benützt man diese natürliche tropische Wärme zur Erzeugung einer herrlichen Flora. Bockwa, dicht an Kainsdorf gelegen, dürfte wohl das reichste Dorf Deutschlands sein. Die Bauern, durch die Kohlenschächte reich geworden,[119] wohnen in prächtigen Villen, Gas erleuchtet die Dorfgassen und die stattliche neue Kirche würde einer grösseren Mittelstadt zur Ehre gereichen. Auch Schedewitz und Hohnsdorf sind reiche Kohlendörfer.


Touren ab Zwickau.

46. Zwickau-Waldenburg (24 km). Wolkenburg (6 km). Penig (5 km). Rochsburg (6½ km). Cossen (4½ km). Rochlitz (9½ km). Colditz (11 km). Grimma (16 km). Leisnig (22 km). Döbeln (16 km). Waldheim (9½ km). Mittweida (über Kriebstein und Ringethal 13½ km). Chemnitz (18 km). Zwickau (49 km).

Anmerkung. Sämmtliche hier genannte Routen, die alles touristisch Interessante an den unteren Mulden und an der unteren Zschopau einschliessen, haben bereits Beschreibung in anderen Touren gefunden und es sei deshalb auf das Routennetz verwiesen. Dasselbe gilt auch von der nächstfolgenden Tour Nr. 47.

47. Zwickau-Rochlitz (55 km). Geithain (9 km). Frohburg (10½ km). Kohren (über Gnandstein 8 km). Penig (13 km). Zwickau (35 km). Näheres siehe Routennetz.

48. Zwickau-Wiesenburg (11 km). Aue (18 km). Schwarzenberg (11 km). Johanngeorgenstadt (17 km). Platten (6½ km). Bäringen (3½ km). Lichtenstadt (10 km). Karlsbad (12 km).

Wir fahren am Besten mit Dampf durch das Zwickauer Schachtrevier und an der Marienhütte vorüber. Bei Station Wiesenburg rechts Schloss und Ruine Wiesenburg. In den restaurirten und neuerrichteten Gebäuden ist ein Bezirksarmenhaus untergebracht. Das Muldenthal wird enger und romantischer. Bei Stein, Station für Hartenstein, das interessante Schloss Stein. Die Mauern sind ähnlich, wie bei dem Schloss zu Weesenstein mit dem Felsen verwachsen, der bis zum dritten Stockwerk reicht. Der seltsame Bau steht dicht am Wasser, was ihn besonders romantisch erscheinen lässt.

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Anmerkung. 2½ km von Stein entfernt muldenaufwärts liegt links des Weges am Abhang die Prinzenhöhle; es ist das ein verlassener Bergstolln, ehemals die Teufelskluft genannt. (20 m tief.) Die Ritter Mosen und Schönfels, die Genossen des Kunz von Kauffungen, hielten sich hier drei Tage lang mit dem Prinzen Ernst verborgen, traten dann bekanntlich mit dem Amtmann von Hartenstein in Unterhandlung, welche die Rückgabe des geraubten Prinzen zur Folge hatte. (11. Juli 1455.)

Die Bahn folgt auch ab Stein den Krümmungen des Flusses. Rechts auf einem Felsenvorsprung liegen die Trümmer der Isenburg. Bei Station Niederschlema zweigt sich ein Tract nach Schneeberg ab. An einem Thalkreuz, wo das Schwarzwasser sich in die Mulde ergiesst, liegt

Aue. Erzgeb. Hof. Bahnhofseiche. Blauer Engel. Rathskeller. Rest. zur Lederschürze. Schiesshaus. Brauerei mit Gartenrest. 3000 Einw. Am Bahnhof 348 m ü. M. Feldbau. Klöppelei. Schnupftabaksdosenfabrik. Fabrik hölzerner Pfeifenköpfe. Gessners Maschinenfabrik. Viele Blecharbeiten werden hier gefertigt, auch besteht eine Fachschule für Blecharbeiter und eine Fabrik, die für diese Branche speziell Hilfsmaschinen baut. Das nahe Klösterle beherbergte einst einen Mönchsorden, der schon im 12. Jahrhundert gegründet worden war. 1429 zerstörten die Hussiten das Kloster. Aue liegt im Centrum zweier schöner Thalzüge und ist Eisenbahnkreuzpunkt, daher für Sommerfrische und kleinere Ausflüge sehr geeignet.

Die Bahn verlässt hinter Aue das Muldenthal und strebt im Schwarzwasserthal aufwärts. Links das grosse königl. Blaufarbenwerk Pfannenstiel, später die Dörfer Bernbach (links) und Lauter (rechts). Diese Dörfer mit Beierfeld nennt man kurz die Blechlöffeldörfer. Das Schmieden der Blechlöffel ist eine inter. Hausindustrie. Drei Mann stehen in der Regel am Feuer. Jeder Löffel wird einzeln ausgeschmiedet. Das Verzinnen und Polieren geschieht durch Frauen- und Kinderhände. In Lauter herrscht die Korbflechterei vor, mit der sich etwa 400 Personen befassen. Man fertigt Spahnkörbe und Ruthenkörbe, die letzteren gehen meist nach Süddeutschland. Hinter Lauter wird das Thal freier und zeigt einen sehr freundlichen Charakter.

Schwarzenberg. Rathskeller. Hotel de Saxe. Bauers Rest. am Ottenstein. 3500 Einw. Am Schloss 475 m ü. M. Klöppelei. Baumwollenspinnerei. Drahtzieherei. (Sehr inter. zu sehen; man zieht Draht bis zu den feinsten Sorten.) Korksohlenfabrik. Handschuhnäherei.[121] Das alte Schloss, eine Slavengründung, mag dem 11. Jahrh. entstammen; es war in böhmischem Besitz bis zum Jahre 1459, da es als Heirathsgut einer böhmischen Königstochter (Sidonie) an Albrecht den Beherzten fiel, der einst in der Nähe Schwarzenbergs, am Fürstenberg durch den Köhler Rettung gefunden. »Albertstift«, nennt sich ein Rettungshaus für jugendliche Verbrecher.

Spaziergänge. Die Umgebung Schwarzenbergs ist an Promenaden und schönen Spaziergängen sehr reich und in neuerer Zeit hat sich der Gebirgsverein nach dieser Richtung besonders verdient gemacht. Sehr stark wird das reizend gelegene Bad Ottenstein mit Bauers Restaurant besucht. (Jetzt vorzugsweise Sommerfrische.) In der Nähe Promenaden durch Wald und Fels. (Auch Aussichtsthurm.) Die Todtensteinpromenade gewährt nicht minder schöne Landschaftsbilder. Vom Rockelmann und anderen umliegenden Höhen fesselnde Blicke auf Stadt und Umgebung.

Anmerkung. Der Gebirgsverein von Schwarzenberg, einer der regsamsten des Gebirges, beabsichtigt die Morgenleithe, einen doppelrückigen Höhenzug mit einem Aussichtsthurm zu versehen und hat als Provisorium einen Leitermast aufgestellt. 808 m ü. M. Man geht auf der Eibenstocker Strasse dahin. 5½ km. Der Aussichtspunkt liegt rechts der Strasse (Wegweiser.) Der Punkt liegt inmitten grossartiger Forsten und gewährt ein grosses Halbkreisbild, ähnlich und beinahe ebenso umfassend wie das vom Auersberg. Links schliesst dieses Bild der Auersberg, rechts schliessen es die Höhen bei Marienberg ab. Gegen Norden taucht am Horizont noch der Rochlitzer Berg auf. Inmitten dieses Rahmens liegt der ganze reichgeformte Nordabhang des Centralgebirges. Von den Bergen des Kammes sind sichtbar: der Hassberg, der Spitzberg bei Orpus, der Fichtelberg, der Spitzberg bei Gottesgabe und ferner die ausgedehnte Waldregion gegen Johanngeorgenstadt hin. 1½ km gegen Norden von dem Leitermast entfernt, erhebt sich ein Felsen, der wie eine Bastei über dem Bockauer Thalgrund aufragt. Schöner Blick auf die reichbewegte Landschaft mit dem Muldenthal, auf Zschorlau hinüber und auf das Schneeberger Schachtrevier mit dem Filzteich. Links davon liegt der Kuhberg bei Schönheide. (Von hier bis zur Station Bockau durch das Dorf Bockau 4½ km.) In der Nähe des Bockauer[122] Bahnhofs beginnt die Flossgrabentour. Am Flossgraben entlang und dann nach Aue 7½ km.) Näheres Routennetz.

Wir dringen nun zu Fuss im Schwarzwasserthal aufwärts, (eine Bahn nach Johanngeorgenstadt ist bereits tracirt und wurde Frühjahr 1881 in Angriff genommen) und gelangen in die Schwarzenberger Eisenregion. Bermsgrün bleibt rechts, Crandorf und Grosspöhla links, Erla liegt am Wege.

Anmerkung. Der treffliche Eisenstein, der in dieser Gegend gefunden wird, kommt hier in Hohöfen zur Verhüttung und das gewonnene Eisen auch zum Theil an Ort und Stelle zur Verarbeitung. Man sehe zu, Zeuge zu werden, wenn ein Hohofen zum Abstich gelangt. In feurigen Rinnsalen schiessen die glühenden Ströme den Formen zu, in denen sie zu sogenannten »Gänzen« erhärten. Die Hammerschmiede sind ein lustiges Völkchen, sorglos, treuherzig, zu Schwänken geneigt. Die Bermsgrüner, aus dem bairischen Fichtelgebirge eingewandert, haben noch heut ihre eigenen Sitten nicht ganz aufgegeben und gelten als die muntersten. (Merkwürdiger Dialekt.)

Auf der Weiterwanderung passiren wir die Antonshütte, ehemaliges königl. Hüttenwerk. Grossartige Wasserkraft durch Turbinenbetrieb. Magnetenberg 755 m. Einer starken Krümmung des Schwarzwassers folgend, streifen wir den unteren Theil von Breitenbrunn. (Hohöfen.) Hinter Breitenbrunn beginnt der Granit. Die Strasse steigt mehr und mehr und die Thalgehänge werden niedriger; wir gelangen auf die Kammhöhe. Hier liegt am Fastenberg

Johann-Georgenstadt. Rathskeller. Hotel de Saxe. 4400 Einw. Am Gerichtsamt 748 m ü. M. Der Bergbau ist mehr und mehr zum Erliegen gekommen; jetzt treibt man Kunsttischlerei, Handschuhnäherei, Bandzäckchenfabrikation. Johann-Georgenstadt ist die jüngste Stadt des Erzgebirges, ihre Gründung verdankt dieselbe der jesuitischen Unduldsamkeit, welche unter Kaiser Ferdinand III. in Oestreich florirte; entgegen dem Vertrag wurden die letzten Protestanten aus dem nahen Platten und aus Gottesgabe vertrieben. Kurfürst Johann Georg erbarmte sich ihrer und gab ihnen Grund und Boden auf dem Fastenberg und bald entstand die junge Bergstadt. Das Denkmal Johann Georgs schmückt den hübschen Marktplatz. Am Schillerbrunnen auf dem Markt rettete sich während des grossen Brandes eine Frau vom sicheren Flammentode dadurch, dass sie sich durch ununterbrochene kalte Douchen vor dem Anbrennen[123] schützte; sie war rings von brennenden Holzgebäuden eingeschlossen. Bei jenem Brand am 19. Juli 1867 wurde die Stadt bis auf wenige Häuser verzehrt, doch ist sie weit schöner aus der Asche wieder erstanden. Die neugoth. Kirche ist von Baumeister Arnold. Im Thale unter der Stadt liegt Wittichsthal, eine Zoll- und Durchgangsstätte für Karlsbadreisende.

Kleine Ausflüge. Nach den barocken Felspartien Teufelskanzel, Schneiderfels und Hefenklöse, wie nach dem Teufelsstein im Steinbachthale. Dieser Stein gleicht in der That einer grotesken Höllenburg mit Felsenthürmen und Zinnen.

Anmerkung. Eine inter. Strasse führt von Johann-Georgenstadt an grossen Torfmooren vorüber nach Steinbach. (850 m.) Hier liegt im Forsthaus der Schlüssel zum Thurm des Auersbergs. Bis zum Gipfel 8 km.

Nach der entgegengesetzten Richtung führt ein inter. Weg im Schwarzwasserthal aufwärts. Anmuthige Partien an dem wilden Gewässer, das hier über grosse Felsblöcke schäumt und braust, und ein echtes Bergwasser von Gebirgsscenerien umgeben darstellt. Wir berühren die Orte Jungenhengst und Zwittermühl und erreichen in Seifen den höchsten Kammzug des Erzgebirges, der bis zu 1050 m ansteigt. Die Strasse läuft auf diesem frostigen Plateau mit dem Plattengraben parallel. Die Rauhheit des Klimas findet erst im höchsten Norden Europas ebenbürtige Rivalen. Ackerbau ist ganz unmöglich. Am sogenannten Plattenberg finden sich sogar Bingen, in denen uralter Schnee lagert. Auch soll die isländische Zwergbirke hier und da zu finden sein. Nachdem der Gottesgaber Spitzberg (rechts) passirt ist, gelangt man nach Gottesgabe, s. S. 106. Ganze Wegstrecke 16 km. (Der Spitzberg, jetzt bewachsen, gewährte früher umfassende Blicke auf Böhmen.)

Der Tour treu wandern wir am Breitenbach aufwärts die Strasse nach Platten. Unterwegs passiren wir die Dreckschenke, ein vielbesuchtes Wirthshaus, das seinen populären Namen dem ehemals schlechten Zustand der Strasse zu verdanken hat.

Platten. Zum Rathhaus. Weinschank. 2600 Einw. 887 m ü. M. Platten hat in neuerer Zeit kein Brandunglück erlebt und giebt daher wie Katharinenberg und Kupferberg noch das Bild eines früheren erzgeb. Bergstädtchens. (So sahen sie alle aus.) Löffelschmiederei.[124] Handschuhnäherei. Platten war mit der Herrschaft Schwarzenberg sächsisch geworden, doch fiel es bei späterer Grenzregulirung an Böhmen zurück. Am südöstl. Eckhaus des Marktplatzes ist noch ein kursächsisches Wappen zu sehen. Am Plattenberg liegen die Schneebingen, verlassene Zinnbergwerke, in denen der Schnee nie zum Schmelzen gelangt.

Bäringen, unser nächstes Ziel, ist ein armseliges Bergstädtchen mit 1200 Einw. Spitzenklöppelei. Weberei. Eigenartig ist hier die Zucht und Dressur von Gimpeln; die Thiere werden nach einem Leierkasten angelernt, wozu nichts erforderlich ist, als ein langes unverdrossenes Ableiern ein und desselben Stückes. Besonders gelehrige Thiere erlangen Preise bis zu 20 fl.; »reine Pfeifer« sind indess selten.

Von hier führt die Strasse am Bäringer Bach abwärts nach Lichtenstadt, das bereits am Fusse des Erzgebirges liegt. Am Gebirgshang inter. Judenkirchhof mit schöner Aussicht auf das weite Egerthal. Von hier über das grosse Kirchdorf Zettlitz. Guter billiger Gasthof. Die Zettlitzer Wallfahrtskirche ist der hl. Anna geweiht. In der Nähe Tagebaue von Braunkohlen, die zum Theil in Brand gerathen sind.

Carlsbad siehe Seite 99.

49. Zwickau-Aue (29 km). Grünhain (8½ km). Elterlein (5 km). Annaberg (11 km). Weiter nach dem Kamme zu oder in die Olbernhauer Gegend siehe Routennetz.

Von Aue (siehe Routennetz) wenden wir uns, am Blaufarbenwerk vorüber, nach Oberpfannenstiel. Schöne Waldstrasse. In der Nähe von Oberbernsbach, das wir nicht streifen, herrliche Aussicht auf das Schwarzwasserthal und nach dem Obererzgebirge hinauf.

Grünhain und Elterlein Seite 111.

Ein direkter Weg führt von Elterlein nach Herrmannsdorf und über Frohnau nach Annaberg, freilich stark über Berg und Thal hinweg. (11 km.) (Bei Herrmannsdorf passiren wir die Zschopau.) Ueber Schlettau 12½ km.

50. Zwickau-Schwarzenberg (40 km). Rittersgrün (8½ km). Gottesgabe (13 km).

Bis Schwarzenberg siehe Routennetz. Von hier nach Erla und Crandorf (Eisenindustrie) und nach Globenstein, das inmitten eines Felsenthales mit ansehnlichen Felsgebilden liegt. Weiter schreiten wir am Sonnenberg vorüber. Nun immer dem schäumenden Pöhlbach folgend nach[125] Rittersgrün. 3000 Einw. Gasthaus. Rest. der Wittwe Hentschel. Von hier durch unabsehbare Gebirgswälder entweder über Ehrenzipfel und die Tellerhäuser, oder auch über Dorf Goldene Höhe nach den sogenannten Försterhäusern und nach Gottesgabe.

Tellerhäuser nennt sich ein im Entstehen begriffenes Dorf. Pollers Gasth. Am Schulhaus 921 m ü. M. Die 152 Einw. sind fast von der Welt abgeschlossen; die Erziehung der Kinder war nach modernen Anforderungen unmöglich, bis die Regierung zum Schulbau und Erhaltung des Lehrers Subventionen bewilligte. Um die Ansiedlung volkreicher und dadurch selbstständiger zu machen, wird an Ansiedler Waldland billig abgegeben. Gottesgabe siehe Seite 106.

51. Zwickau-Wildenfels (10 km). Hartenstein (5 km). Lössnitz (7½ km). Zwönitz (zu Fuss 6½ km). Geyer (8½ km). Weiter siehe Routennetz.

Anmerkung. Die Tour, zum grössten Theil schon beschrieben ist als Fusstour gedacht.

Die Strasse nach Wildenfels führt an der sogenannten »Weltkugel« oder »Dampfschiff« vorüber. Der aussichtsreiche Punkt liegt 340 m hoch. Nun auf dem Rücken des gewonnenen Höhenzuges, der bis 382 m ansteigt weiter und dann hinab nach

Wildenfels. Drei Kronen. 2900 Einw. Schöngelegenes Städtchen mit einem gräfl. Solms'schen Schloss, in dessen inter. Garten unter anderem auch Feigenbau betrieben wird. In der Kirche Altargemälde »Christi Versuchung« von Vogel, einem geborenen Wildenfelser. In der Nähe befinden sich Marmorbrüche. (Bunter Marmor.) In der gräfl. Solms'schen Bibliothek 8 Urnensteine, welche im nahen Dorfe Weisbach 1716 ausgegraben wurden. Die Urnen mit ihren Inschriften (schwer leserlich) zählen zu den ältesten Schriftendenkmälern Deutschlands.

Nun auf anmuthiger Strasse nach Hartenstein (siehe Seite 114). Am Wege nach Lössnitz lässt sich die Prinzenhöhle mit besuchen. Man geht in diesem Fall hinab nach Stein und stromauf (2 km) bis an den Wegweiser »zur Prinzenhöhle«, im Fall dieser fehlt, gebe der Anfang eines Sumpfes, der von dem früheren Muldenbett herrührt, das Signal zum Ersteigen des Abhanges, an dem die Prinzenhöhle liegt. (Siehe diese Seite 120.) Von hier geht man nach Alberode und über die »Dürre Henne« nach Lössnitz.[126] Andernfalls benutzt man von Hartenstein die etwas kürzere Strasse über Raum und Grüna dahin.

Lössnitz siehe Seite 114.

Von hier nach Zwönitz wird sich die curvenreiche Bahnfahrt nicht erst verlohnen. Man schlägt den Weg über Dittersbach ein.

Zwönitz siehe Seite 114.

Nach Geyer führt eine einsame Waldstrasse, die bis 732 m ansteigt. Unterwegs rechts eine Edeltanne mit Erinnerungsstein an König Johann.

Geyer siehe Seite 110.

52. Zwickau-Schwarzenberg (40 km). Sosa (13 km). Eibenstock (4½ km). Schönheide (5 km). Kirchberg (über Neuheide und den Kuhberg 18 km). Zwickau (12 km).

Von Zwickau bis Schwarzenberg siehe Routennetz.

Man geht von hier die Eibenstocker Strasse. (Die Morgenleithe s. Seite 121.) Der Ochsenkopf bleibt links. Am Jägerhaus 779 m u. M. Gasthof. Bald darauf bergab nach Sosa. Hübsch im Thalzug gelegenes Dorf. Von hier führt ein direkter Fusspfad quer durch den Bockaugrund, (wo ehemals die Zimmersacherhäuser standen) und dann hinauf nach

Eibenstock. Rathhaus. Stadt Leipzig. Am Gerichtsamt 628 m ü. M. 6700 Einw. Sitz eines Hauptzollamts und einer Oberforstbehörde. Eibenstock betreibt vorwiegend die Tambouririndustrie, d. h. Weiss- und Buntstickerei auf Rahmen mit der Hand und mit Stickmaschinen. Eingeführt wurde diese Industrie 1774 durch Frau Clara Angermann, der Gattin eines Forstbeamten, die aus Byalistock gebürtig war; sie soll die Kunst in einem Thorner Nonnenkloster erlernt haben. Sehr zahlreiche weibliche Arbeitskräfte verdanken der Branche Brod und Verdienst. Eines weitverbreiteten Ansehns im Erzgebirge erfreut sich der »Eibenstöcker«, ein Liqueur. Die Stadt ist nach dem Brande (1862) fast völlig neu aufgebaut worden und macht einen behäbigen, in manchen Strassen sogar vornehmen Eindruck. Die grosse neue Kirche in modern-romanischem Styl errichtet, besitzt eine Fensterrosette mit Glasmalerei: »Christus lehrt im Kreise seiner Jünger.« Das Freskogemälde, hinter dem Altar, die Auferstehung Jesu, ist von Simonson in Dresden. Ein Serpentinsteindenkmal in der Taufhalle ist den 1870–71 in Frankreich gebliebenen Stadtkindern gewidmet.

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Kleine Ausflüge. Nach dem Adlerfelsen 3½ km. Liegt am Fussweg nach Carlsfeld. Der Eibenstöcker Gebirgsverein errichtete hier eine Aussichtshalle, von der man schöne Blicke auf Stadt und Umgebung geniessen kann. Der Bühelberg liegt rechts der Strasse nach Muldenhammer (656 m) 1½ km. Vom sogenannten Flachfelsen 2½ km, schöne Thalbilder. (Kleines und grosses Bockauthal.)

Besteigung des Auersbergs. Eibenstock ist die Hauptstation für Besteigung des höchsten Berges im westlichen Erzgebirge. Man lasse sich den Schlüssel im Eibenstöcker Rentamt geben. Wer den Berg von Wildenthal aus besteigt, hole sich den Schlüssel beim Waldwärter Schneidenbach. Die beliebteste Art der Ersteigung ist: über das Nonnenhäuschen durch das Bockauthal und auf den neuen Bärenweg nach der grossen Schneuse, die den Berg der Länge nach in zwei Hälften theilt und in deren Mitte der Thurm sich erhebt. Gewöhnlich steigt man dann vom Thurm aus nach Wildenthal hinab. Die Tour lässt sich natürlich auch umgekehrt machen. (1121 m Seehöhe. Thurm 16 m.)

Aussicht. Ueber den Höhen hin, die das Erzgebirge im Westen abschliessen, sehen wir das Voigtland mit der Göltzschthalbrücke und unzähligen Ortschaften, dahinter die Thüringer Vorberge, davor den Kuhberg, den breitrückigen Schnarrtanner Berg. Im Norden verliert sich das Auge in der weiten norddeutschen Ebene, nur die menschliche Sehkraft zieht der Ausschau hier Grenzen. Die Leipziger Thürme, das Altenburger Schloss und der Petersberg bei Halle geben für das Auge schwache Anhaltspunkte. Näher heran sieht man die Waldenburger Höhen, den Rochlitzer Berg mit seinem Thurm, den Kapellenberg, die Stadt Hohenstein, rechts davon die Chemnitzer Rauchwolke hinter den Höhen von Lössnitz. Von Osten schauen die bekanntesten Berge des Erzgebirges herüber. Die beiden Riesengräber, der Pöhlberg und der Bärenstein, erscheinen sehr nahe, die Stadt Annaberg ist am Abhang des ersteren sichtbar, weiter hinaus zeigt sich die schwarze Tellkuppe bei Bärenburg ohnweit Dippoldiswalde, näher der Scheibenberg, als dritter im Bunde der drei Basaltberge, ferner der Ochsenkopf und nun vor Allem die beiden Hünen, der Fichtelberg und[128] der Keilberg, die von keinem Ort gigantischer erscheinen, als von ihrem Kameraden, dem Auersberg aus. Der Thurm auf dem Fichtelberg ist sichtbar und am Abhang lugen die Tellerhäuser aus ihren Waldverstecken hervor. Gegen Süden hin deuten dunklere Linien im Walde Thäler an und hervorragende Höhen sind nur der Hirschberg, der Spitzberg bei Fribus und der grosse Rammelsberg. Wir blicken sodann die grosse Schneusse hinab; ihr zur Linken buchtet sich das grosse Bockauthal ein, ihr zur Rechten das kleine; vor uns am Fuss des Berges treffen beide Thäler zusammen und die verdoppelte Bockau strömt hinab ins Muldenthal. Links drüben liegt Eibenstock, rechts das Dorf Sosa. Das Muldenthal ist abwärts weithin zu verfolgen, so auch das Schwarzwasserthal, das grosse Dorf Breitenbrunn breitet sich an seinem rechtsseitigen Abhang aus, ganz hinten, wo das Thal sich zu verlieren scheint, lugen die obersten Häuser von Johanngeorgenstadt neugierig hervor und gegen Süd und Südwest ist nichts zu schauen, als abermillionen Baumwipfel.

Der Thurm, ein stattlicher Bau, imponirt schon durch seine Höhe und der Styl ist trotzig und ernst, wie es der Berg und seine Kinder selbst sind. Die Granitzinnen zu seinen Häuptern geben ihm etwas von einem reckenhaften Krieger aus der Vorzeit.

Wildenthal, am Fuss des Auersberg, erfreut sich einer herrlichen Thallage an der grossen Bockau. Gasthof am Auersberg. Neuerdings beliebte Sommerfrische. 732 m ü. M. 600 Einw. Grossartige Landschaftsscenerie. (Das Thalgehäng des Auersbergs hat von der Sohle der Bockau 400 m Höhe.)

Anmerkung. Wildenthal liegt an der Eibenstock-Karlsbader Strasse. Dieselbe überschreitet den Kamm hinter Oberwildenthal bei 931 m Seehöhe, doch gewährt sie keine umfassende Fernsicht nach Böhmen hinab. Sie führt über Hirschenstand im Thalzug hinab nach Neudeck. (12 km.) Hier ein hübsches Schlösschen und der 468 m hohe Kreuzberg. Sodann berührt sie Voigtsgrün, Altrohlau (hier brennende Kohlengruben, verlassene Tagebauten) und später Zettlitz. Siehe Seite 124. Von Neudeck bis Karlsbad 16 km.

Eine andere Strasse führt von Wildenthal über Weitersglashütte[129] am Kranichsee vorüber nach Sauersack, einem elenden, verlassenen Gebirgsdorf, und nach Friebus (12 km, 879 m Seehöhe) und nun stark bergab nach Schönlind und Heinrichsgrün (11 km) und nach Falkenau an der Eger. Siehe Routennetz. (Man kann auch ab Schönlind oder auch ab Heinrichsgrün Eisenbahnanschluss suchen an der Linie Grasslitz-Falkenau.) Im Anfang streift diese Strasse nur öde Hochgebirgsgegend und doch ist der Weg sehr interessant; wo sie bei 929 m Seehöhe den Kamm und die Grenze überschreitet, berührt sie auch den Kranichsee, einen ausgedehnten Hochmoor. Der schlammige Grund, der nur krüpplige Bäume trägt, ist bis 17 m tief. Sein Umfang mag 8 bis 9 km betragen und er stellt ein wirthschaftlich-hochwichtiges Wasserreservoir dar. Drei rostbraune Bäche, die Wiltzsch, die Pyra und die Rohlau entquellen dem Hochmoor und ihr bedeutender Wasserreichthum ist ein ungewöhnlich constanter. Inter. Flora.

Eine dritte Variante ist: Wildenthal-Weitersglashütte-Forsthaus Nancy 15 km. Silberbach-Grasslitz 8 km. Man passirt gleichfalls den ebenbeschriebenen Kranichsee, gewinnt dann bald ein liebliches Thal und berührt das idyllische Forsthaus Nancy. Sodann geht man über Silberbach an der vielbesuchten Reimermühle vorüber nach Grasslitz. (Siehe Seite 137.).

Eine wichtige Partie für unsere heimische Touristik ist ferner folgende: Wildenthal-Karlsfeld 5 km und von hier im Wiltzschthal abwärts nach Station Wiltzschhaus 7½ km. Zwischen Wildenthal und Karlsfeld, in der Gegend, wo sich die Strasse nach dem Kranichsee und nach Böhmen hin abzweigt, liegt der Tract 876 m hoch.

Karlsfeld. Börners Gasthof. 1700 Einw. An der Oberförsterei 826 m ü. M. Den einsam in einer ungeheuren Waldregion gelegenen Flecken gründete der Bergherr Schnorr aus Schneeberg, der ein grosses Eisenwerk der billigen Hölzer wegen errichtete. 1688 baute er die achteckige Kirche; sie besitzt 5 Oelgemälde, die nicht ohne Kunstwerth sind, darunter die Portraits von Luther und Melanchthon. Vor der Kirche ein Denkstein mit dem Bildniss König Johanns.

Das Eisenwerk ist seit 1823 eingegangen und der Staat kaufte die dazu gehörigen ausgedehnten Forsten an, wobei der Baumstamm[130] auf 3 Pf. zu stehen kam. 1830 half ein Verein von Menschenfreunden den der Armuth verfallenen Einwohnern durch die Einführung der Uhrenfabrikation auf. Man baut jetzt mit gutem Erfolg allerhand Uhren, kostbar und gering, gross und klein, von der Damenuhr bis zur Thurmuhr. Auch eine Actiengesellschaft hat sich hier etablirt und betreibt dieselbe Industrie. Von technischem Interesse ist die Herstellung gewöhnlicher Uhren-Gewichtketten durch Maschinen. Nach Carlsfeld nennt sich auch die Familie Schnorr von Carolsfeld, welcher der grosse Bibelillustrator angehört.

Anmerkung. Die Weiterwanderung im einsamen Wiltzschthal hinab hat seine eigenartigen Reize. Ebenso einsam und reizvoll durch unabsehbaren Wald ist der Pfad über einen 895 m hohen Bergrücken nach Morgenröthe, das im schönen Thale der Pyra liegt. Höchst malerischer Punkt. Bei dem Lattermann'schen Hammerwerk Morgenröthe befindet sich ein Forsthaus, Forellenzucht und ein kleiner Wildpark. Im Pyrathal entlang gehend, kommen wir nach Rautenkranz. Siehe Seite 135. Die Weglänge Karlsfeld-Morgenröthe-Rautenkranz beträgt 9 km.

Der Tour treu gehen wir von Eibenstock nach Schönheide. Unterwegs imposante Granitpartien an der Strasse und unten an der Mulde. Das Hammerwerk Schönheide gehört einem Herrn von Querfurt. Durch das Hammerwerk lässt sich die bedeutende Krümmung der Strasse nach Schönheide abschneiden.

Schönheide. Bairischer Hof. Rest. zum Rathhaus. Gambrinus. Centralhalle. 5500 Einw. 578 m ü. M. Tambourirstickerei. Weberei. Sammetstickerei und Handschuhnäherei. Bedeutend ist die Schönheider Pinsel-, Bürsten- und Kehrbesenfabrikation. Man kennt etwa 150 Sorten Pinsel, 500 Sorten Bürsten und 50 Sorten Kehrbesen. Der Vertrieb geschieht in der Hauptsache jetzt kaufmännisch, doch ziehen noch immer viele Bürstenhändler, die als ein lustiges Völkchen des Erzgebirges gelten, von Schönheide in die Welt hinaus und vertreiben ihre Waaren im Hausirhandel.

Ueber dem Dörfchen Neuheide liegt der Kuhberg. 784 m ü. M. Freie und isolirte Bergkuppe mit einem Aussichtsthurm vom Schönheider Gebirgsverein errichtet, der nach dem hohen Protector des Erzgebirgsvereins Prinz-Georgsthurm getauft wurde. Man[131] übersieht von hier so ziemlich das ganze Voigtland, dahinter taucht das fränkische Gebirge auf, näher liegen die ungeheuren Waldungen des Kammes, ferner übersehen wir das Centralgebirge mit Keil- und Fichtelberg und seinen Basaltkegeln und die Abdachung des Gebirges bis gegen Zwickau hinab. Auch die Unterstandshütte ist ein Werk des Schönheider Gebirgsvereins.

Anmerkung. Ein lohnender Ausflug ab Schönheide ist auch nach dem Laubberg. 708 m ü. M. Vom Gasthof 5½ km. Auch Schnarrtanne, ein weitzerstreutes Dorf, in der Nähe des Laubbergs, gewährt von den oberen Häusern aus ein herrliches Panorama auf das Voigtland mit seinen Städten, Dörfern, Flussthälern und Riesenbrücken. Vom Laubberg schöner Weg nach Bad Reiboldsgrün 2 km. (Siehe Seite 135.)

Haben wir den Kuhberg besucht, schreiten wir direct hinab nach Rothenkirchen, Bärenwalde und Hartmannsdorf. Die Weglänge bis Kirchberg beträgt 13½ km. Davon sind 9 km ununterbrochen mit Häusern besetzt.

Kirchberg. Zum Rathhaus. Deutsches Haus. Zum Brühl. Restaurant zur Post. 6600 Einw. 355 m ü. M. Anmuthig am Berghang gelegene Industriestadt. Tuchfabriken. Lebhafter Verkehr. Auf den Höhen in der Nähe gefällige Umschau auf Stadt und Umgebung.

Von hier am Kippenberger Bach abwärts nach Station Wilkau und zurück nach Zwickau.

53. Zwickau-Schneeberg (per Bahn 32½ km, von Wiesenburg ab zu Fuss 10 km). Aue (5 km). Flossgrabentour-Blauenthal (12 km). Eibenstock (neue Strasse 4½, alte 3 km). Schönheide (5 km). Rautenkranz (8 km). Reiboldsgrün (4½ km). Auerbach (5 km). Lengenfeld (8 km). Zwickau (23 km).

Mit Bahn nach Schneeberg oder doch bis Wiesenburg. Von hier führt die Silberstrasse nach Schneeberg. Von Oberweissbach lohnt sich ein Abstecher nach den Hirschenstein. Man geht von Oberweissbach durch den Wiesenburger Wald; eine schnurgerade Schneusse führt auf den 605 m hohen Gipfel (3 km). Sehr schöne Aussicht auf die Abdachung, wie auf das Centralgebirge des Erzgebirges.

Vom Gipfel des Berges nach Lindenau und über Neustädtl nach Schneeberg.

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Anmerkung. Eine andere Version ist Eisenbahnfahrt von Zwickau nach Stein. Von hier nach den Ruinen der Isenburg (2½ km) und durch den Poppenwald nach Niederschlema 2 km. (Aussichtsreicher Arminiatempel.) Von hier am grossen Blaufarbenwerk vorüber nach Oberschlema und Schneeberg.

Schneeberg. Sächs. Haus. Fürstenhaus. Stadt Leipzig. Sonne. Rest. zur Himmelsleiter. Siegels Rest. Rathskeller. Grüne Laube. Petersens Gartenrest. 7642 Einw. Am Rathhaus 466 m ü. M. Die Stadt verdankt ihren Namen dem Schneeberg, auf dessen Rücken sie äusserst malerisch ausgebreitet liegt. Spitzenhandel und Klöppelei. Weisswaarenfabrikation und Stickerei. Für feinste Stickerei und für Klöppelei bestehen Fachschulen. Fabrikation von Puppen und Tuchschuhen. Der Bergbau, einst der reichste im Lande, begnügt sich, seit die reichen Silberadern erschöpft sind, mit Kobalt und Wismuth, doch ist er noch immer nicht unbedeutend. In der Georgenzeche speiste Albrecht der Beherzte am 23. April 1477 auf einer Erzstufe, welche 80,000 Mark im Werth hatte; Reste davon zeigt man noch heut im mineralogischen Museum zu Dresden.

Schneeberg ist Vorort des Vereins für Touristik im Erzgebirge, der seit seinem kurzen Bestehen durch Erschliessung neuer Aussichtspunkte und anderer touristisch-werthvoller Neuerungen alle Freunde des Erzgebirges sich zu Dank verpflichtete. Derselbe zählt 21 Zweigvereine mit 1418 Mitgliedern. Vorsitzender Seminaroberlehrer Dr. Köhler.

Die Schneeberger Kirche, die umfänglichste Kirche Sachsens, wurde von 1516 bis 1540 in spätgothischem Style erbaut. Den Hauptaltar verschleppten 1633 kaiserliche Soldaten nach Prag, doch erlangte ihn Kurfürst Johann Georg 1649 durch den westphälischen Frieden wieder zurück.

In einer künstlerisch sterilen Zeit (1705) wurde dieser Altar, der schon nach der Reformation manches Schmuckes beraubt worden war, durch den »Kunstmaler« Böhm erneuert, nur das Mittelbild blieb damals erhalten; eine historisch-treue Renovation ist projectirt, stösst aber auf Hindernisse. Ausserdem alte Gemälde, Fresken, Schnitzwerke. Inter. Begräbnisskapellen um den Altar. Der Taufstein[133] ist aus Crottendorfer Marmor gemeisselt. Auf dem Thurm 159 Ctr. schwere Glocke, die Donnerglocke genannt; schöne Aussicht von hier auf Stadt und Umgebung.

Sehenswerth sind das Kriegerdenkmal auf dem Markt und ferner das Simon'sche Haus, auf dessen Dach eine Bildsäule, ein Mann, der unter jedem Arm ein Brod trägt. Während einer Theurung (1771–73) soll das ansehnliche Gebäude um 2 Brode verkauft worden sein. In der Realschule naturhistorisches Museum, Sonntags von 11 bis 12 Uhr geöffnet. Von dem schlossähnlichen Seminar prächtige Aussicht auf die weite, äusserst bewegte Umgebung Schneebergs.

Neustädtl, die angrenzende Schwesterstadt Schneebergs, zählt 3549 Einw. und betreibt Bergbau und dieselben Industrien wie Schneeberg.

Kleine Ausflüge von Schneeberg. Nach dem Gleesberg (mit Aussichtsthurm). 570 m ü. M. Thurm 13 m. Man geht vom Markt den Stangenberg hinab, wo Wegweiser die weitere Führung übernehmen. Sehr schöne Rundschau, in welcher Sehma-, Schwarzwasser- und Muldenthal, das ganze Centralerzgebirge, die Abdachung nach Zwickau hinab und die Bergwerksregion mit dem Filzteich und die Waldgegenden nach Eibenstock und Schönheide hinauf einbegriffen sind.

Anmerkung. 2 km von Thurm entfernt liegt im Süd-Süd-Ost der »Gemauerte Stein«. Man kann von diesem Punkte aus direct hinab nach Auerhammer oder an den Flossgraben gehen und die Flossgrabentour beginnen. (S. S. 134.)

Ferner lohnt sich ein Gang durch das Schneeberger Schachtrevier nach dem Filzteich. Der Teich mit seinem klaren Bergwasser gleicht einem anmuthigen Bergsee, wenn auch die Ufer nicht steil sind. 1785 brach der Damm, die Wasser ergossen sich mit einem Male in die Thäler hinab und richteten namentlich in Zschorlau viel Unheil an. Er dient zum Bergwerksbetrieb. Einen hübschen Ueberblick über den Teich gewährt schon die Halde am Schacht Siebenschlehen.

Wer nicht über den Gleesberg nach Aue geht, benutzt die aussichtsreiche Strasse dahin. Von der Brünnlasschenke anmuthige Rückblicke auf[134] Schneeberg mit seinem stolzen Seminarbau. Hinter dieser Schenke thut sich das Auer Thalbild auf.

Aue s. S. 120.

Flossgrabentour. An der Mulde aufwärts bei Auerhammer beginnt die Granitregion, wenigstens liegt hier viel Granitgeröll. In Auerhammer Geitners Argentanfabrik, in der man das glänzende Metall nicht nur in den Schmelzöfen herstellt, sondern auch zu Draht und zu Blechen verarbeitet. Den Flossgraben, der vor uns hoch oben am Berge fliesst, erreichen wir auf einem der vielen Wege, die aufwärts führen. (Am sichersten an der Lange'schen Villa vorüber.) Sobald der Graben erreicht, haben wir an ihm einen sicheren Führer durch das wildromantische Muldenthal, durch das auch die Eisenbahn sich ihre Wege gebrochen. Rechts fliesst der Graben und hohe Berghänge mit Felsgruppen erheben sich über uns, links rauscht in der Tiefe die Mulde und dicht am Wege erheben sich alte Baumcolosse und beschatten den schönen Pfad. Den grossen Bogen des Thales, den die Eisenbahn durch einen Tunnel abschneidet, können auch wir durch einen Pfad über die vorspringende Bergnase abkürzen. Unser Pfad senkt sich dann scheinbar allmählig und erreicht am Rechenhaus das Niveau der Mulde. Hier liegt der Bahnhof Bockau.

Bockau (vom Bahnhof bis zur Kirche 3½ km). Zur Sonne, 2100 Einw. Die Einwohner betreiben noch heute den Bau medicinischer Kräuter. (Angelicawurzel, Baldrian, Rhabarber, Huflattig.) Von dem sogenannten Schneeberger Schnupftabak (in Frankreich bekannt unter dem Namen: Tabacco de Montblanc) gehen noch alljährlich 20 000 Schachteln von Bockau in die Welt hinaus; man fertigt ihn aus Veilchen, Niesswurz und Wiesenkräutern. Die alten geheimnisskrämerischen Arzneihändler aus Bockau mit ihren »Buckelapotheken« haben den modernen medicinal-polizeilichen Bestimmungen weichen müssen. Jetzt werden viel Glacehandschuhe hier gefertigt.

Anmerkung. 3½ km oberhalb Bockau liegt die Morgenleithe (s. S. 121). Wer nach Schwarzenberg will, kann den schönen Aussichtspunkt ohne sonderlichen Umweg mit aufsuchen.

Von Bockau ab Eisenbahnfahrt oder auch Fusstour am rechten Muldenufer (Mulde zur Linken) über Blauenthal, wo man das Thal verlässt und die alte Strasse hinauf nach Eibenstock wandert.

Eibenstock s. S. 126. Schönheide s. S. 130.

Von Schönheide ab empfiehlt sich Bahnbenutzung. Die Mulde wird wasserärmer und das Thal ist weniger tiefeingeschnitten, daher landschaftlich weniger ausgiebig.

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Rautenkranz. Zum Pflug. 616 m ü. M. Echtes Walddorf. Die männliche Bevölkerung findet zumeist ihr Brod durch die grossen Staatsforsten. Die Mädchen und Frauen betreiben die gleichen Industrien, wie Eibenstock.

Anmerkung. Morgenröthe (s. S. 130) liegt nur 3 km von hier im schönen Thale der Pyra. 3 km weiter hinauf gelangt man nach dem einsamen Sachsengrund. (7 Häuser.) Von hier führen Waldwege auf den breiten Rücken des 965 m hohen grossen Rammelsberges, dem höchsten Berge des westlichen Erzgebirges, der gleichsam den Grenzstein zwischen Erzgebirge und Voigtland darstellt; sein Gipfel trägt selbst grosse Forsten und er überragt ein unabsehbares Waldgebiet, das die Auerbacher, die Eibenstocker, die Sauersacker und Schönecker Forsten einschliesst. Von Sachsengrund über den Gr. Rammelsberg nach dem aussichtsreichen Aschberg in Böhmen 4 km. Nur mit Führer oder Specialkarte. Aschberg s. Routennetz.

Der Tour treu gehen wir im anmuthigen Zinsbachthale aufwärts nach Bad Reiboldsgrün.

Bad Reiboldsgrün, 678 m hoch, liegt inmitten grosser Forsten. Dr. Driever, der selbst einst Heilung an Ort und Stelle gefunden, leitet hier ein Bad für Lungenkranke nach denselben Principien, nach denen die Bäder Davos und Göbersdorf geleitet werden. Die Reiboldsgrüner Quelle ist ein starker Eisensäuerling (ausserdem Moor- und Stahlbäder). Schöne Waldpromenaden, idyllisches Badeleben. Im Restaurant finden auch Touristen Verpflegung. Eine herrliche Aussicht gewährt die nahe Goldene Höhe, 734 m ü. M., mit Aussichtsthurm. Umfassende Ueberschau über das reich angebaute thälerdurchzogene Voigtland mit seinen Riesenviaducten und Aussicht auf die fränkischen Berge und thüringischen Vorberge, die das Voigtland einfassen. In der Nähe grossartige Forsten. (Der Thurm erhebt sich auf dem langen Höhenzug, der das Erzgebirge vom Voigtlande scheidet und zwar an einer für Touristik höchst bevorzugten Stelle.)

Nun hinab auf der Strasse nach Auerbach. Unterwegs hübsche Ausblicke auf das Voigtland.

Auerbach. Hotel Becker. Braunes Ross. Zum Kronprinzen. Rest. zur Centralhalle. Rathskeller. Kasino. 6300 Einw. Am Gerichtsamt[136] 468 m ü. M. Am Bahnhof 542 m ü. M. Weberei. Buntstickerei. Auerbach war einst Centrale des voigtländischen Pech- und Russhandels. Pechhütten befinden sich noch bei Schönheide, in Tannbergsthal und Schnarrtanne. Die Pechsieder sind meist aus den Dörfern Beerheide und Brunn gebürtig. Das Pechreissen geschieht im Frühjahr, wird aber nur an solchen Bäumen ausgeführt, welche zum Abtrieb gelangen sollen und auch an diesen immer seltener.

In Auerbach befindet sich auch ein Seminar; ferner ein Rittergut, an welchem ein uralter Schlossthurm zu besichtigen ist; von seinen Zinnen hübsche Blicke auf Stadt und Umgebung.

Nach Lengefeld auch Eisenbahn. Die Strasse führt über das grosse Dorf Rodewisch und über Niederauerbach. In Rodewisch werden meist Einsätze für Herrenhemden fabricirt.

Lengenfeld. Sächsischer Hof. Zum Löwen. Rest. zur Post. Hofmanns Rest. Zur Quetsche. Schiesshaus. 5200 Einw. Am Bahnhof 496 m ü. M. Tuchweberei. Die anmuthig an der Göltzsch gelegene Stadt ist nach dem Brande 1865 fast neuerbaut worden. Gefällige Kirche.

Nach Zwickau zurück benutzt man von hier die directe Bahn.

54. Zwickau-Rautenkranz (57 km). Jägersgrün (2 km). Tannbergsthal (2 km). Sachsenberg (7½ km). Grasslitz (6½ km). Klingenthal (5 km). Hoher Stein (9 km). Markneukirchen (7 km). Adorf (5 km). Elster (5 km).

Bis Rautenkranz s. Routennetz. Bei Stat. Jägersgrün verlassen wir die Bahn. (Am Gasthof 634 m ü. M.) und gehen nach Tannbergsthal.

Anmerkung. Wer den Topasfelsen, vulgo Schneckenstein, besuchen will, geht von Tannbergsthal, die grosse Fabrik links lassend, nach dem Weiler Boda und von hier mit Führer oder Specialkarte hinauf nach dem Felsen, der sich ziemlich unvermittelt etwa in der Höhe eines Tannenbaumes von einem Waldplateau abhebt. Seehöhe 874 m. Ein schneckenförmiger Felspfad führt auf den Gipfel, von dem man eine eigenartige Aussicht auf die grossen Grenzforsten geniesst, in denen man die Einsenkung der jugendlichen Mulde weithin wahrnehmen kann. Man findet in dem Gestein unzählige rostbraune Topaskrystalle, die weingelben, reinen sind freilich nur selten. Am Fusse des Felsens ein kleines Prebischthor mit[137] Inschrift. (Bergleute drangen hier ohne Erfolg in die Tiefe.) Mit Specialkarte oder Führer auf einer der grossen Waldschneussen nach dem Tannenhaus und nach Schöneck (10 km) oder auf einem Fusspfad hinab nach Brunndöbra. 5 km.

Der Tour treu lassen wir die Tannbergsthaler Fabrik rechts und verfolgen die Strasse, die, an einem einsamen Flossteich vorüber, bis 860 m ansteigt. Dann auf den Südabhang hinab nach Steindöbra. (Inter. Holzhäuser echtes Gebirgsdorf von tyrolischem Anstrich.) Am Gasthof zum Stern hinauf nach Obersachsenberg. Gasthaus. Weitzerstreutes, armseliges aber herrlich gelegenes Dorf. Weissstickerei. Man besuche eine der Hütten. Im Fenster hängt der unvermeidliche »Grünitz« (Kreuzschnabel), die Frauen sticken an den feinsten Arbeiten und singen und lachen dabei und ein grosser Kindersegen belebt die blankgescheuerte Stubendiele. Grosse Armuth und helles Vergnügen wohnen kaum wieder so eng beisammen wie hier. Nun an den Grenzsteinen hinauf nach dem

Aschberg. 925 m ü. M. Triangulirungsstat. Herrliche Fernsicht auf das böhmische Mittelgebirge, das Egerland, auf die Höhen des Voigtlandes und auf die Waldregionen des Gebirgskammes. Aber auch die nahen Thalbilder nach Sachsenberg, Brunndöbra, Zwota, Klingenthal und Grasslitz hin sind sehr anmuthige.

Anmerkung. Mit Verzicht auf Grasslitz gehe man den Staffelweg hinab an die Strasse Jägersgrün-Klingenthal und durch einen reizenden Thalgrund nach Klingenthal.

Nach Grasslitz führt der Weg von Obersachsenberg durch Schwaderbach und durch ein ödes verlassenes Thal, in dem man früher auf Kupfer bedeutenden Bergbau getrieben, dessen Hinterlassenschaft die traurigsten Trümmerhaufen und Schutthalden bilden. Der felderbedeckte Berg mit dem scharfgratigen Rücken zur Linken ist der Hausberg.

Grasslitz. Kaiser von Oesterreich. Zum Herrenhaus. 490 m hoch an der Zwota gelegen. 6500 Einw. Industriereiche Stadt mit grossen Spinnereien und Webereien; auch betreibt man die Fabrikation musikalischer Instrumente wie zu Klingenthal und Markneukirchen (Näheres S. 139). Die alte Pfarrkirche besitzt einen inter. Hochaltar und alte Holzschnitzereien.

Die Stadt liegt dicht unter dem Hausberg, der mit seinem schmalgratigen Rücken wie ein Hausdach geformt ist und davon seinen Namen erhalten hat. Oben prächtige Ausblicke auf die reichgeformte Umgebung. Spuren eines alten Schlosses. An das Regierungsjubiläum des öster. Kaisers Franz Joseph (18. Aug. 1873)[138] erinnert ein Denkmal auf dem Berge. Den eisernen Pavillon, von dem man besonders schöne Ausblicke geniessen kann, errichtete der berühmte Industrielle Joseph Ritter von Dozauer, der zu Grasslitz geboren ward. Im Thalgrund am Fusse des Hausberges 1 km von Grasslitz liegt die idyllische Reimermühle, ein Sommerrestaurant.

Nach Klingenthal führt die Strasse im Zwotathal entlang. Die Eisenbahn, die hier nur eine Lücke von wenigen Kilometern aufweist, hat leider noch keinen Anschluss finden können, so dass die Verbindung Klingenthals mit Mariakulm und Eger oder nach Karlsbad hin durch die kurze Strecke schon seit Jahren unterbrochen geblieben ist.

Klingenthal. Zum Hirsch. Altes Schloss. Rest. zur Post. Ueber der Grenze auf böhmischer Seite liegt »Die Hacke«, ein vielbesuchtes Rest. 3000 Einw. Am Schulhaus 576 m ü. M. Die Stadt, sehr anmuthig im Zwotathal gelegen, ist ein Hauptort der Instrumentenfabrikation und baut vorzugsweise Akordions, Concertinos, Mund- und Ziehharmonikas. Man besuche eines der Lager der Firmen Herold oder Dörfel und Steinfelser. Man sieht hier die Ausstattung ganz dem Geschmack der verschiedensten Völkerrassen angepasst, für welche die Instrumente berechnet sind. Man malt hier chinesisch und malaiisch, und wenn es sein muss, auch tumpuktunisch. Die Herstellung wird durch strengste Arbeitsteilung verbilligt und vereinfacht, man trifft z. B. alte Männer, die ihr Leben lang nichts als Geigenwirbel gedreht haben. Man baut Geigen bis herab zu 2 Mark das Stück und Dudelsäcke bis zu 18 Pfg. Die Industrie ist durch böhmische Exulanten nach dem 30-jähr. Kriege hier eingeführt worden. Weissstickerei wird in Klingenthal gleichfalls betrieben.

Nun durch einsame Waldgegend am 800 m hohen Ursprungberg vorüber nach Ursprung und Stein und nach dem

Hohen Stein. 767 m ü. M. Im Sommer fliegendes Restaurant. Den Gipfel bildet ein sehr harter, zerrissener, pittoresker Schieferfels. Man übersieht das weite, reiche Egerland mit Eger und Franzensbad, das böhmische Mittelgebirge, das hier mächtig, wie ein geschlossener Jurawall, aufsteigt, und das Fichtelgebirge. Besonders anmuthig und malerisch ist der Ausblick nach Erlbach und Markneukirchen hin.

[139]

Jetzt stark bergab nach Erlbach, wo man ebenfalls, wie in Markneukirchen, Musikinstrumente fabricirt, und dann nach

Markneukirchen. Rathskeller. Krone. Post. Rest. zum Schützenhaus. Paradies. Die Stadt liegt freundlich im muldenförmigen Schwarzbachthale. 5400 Einw. 504 m ü. M. Die Industrie Markneukirchens ist einzig und grossartig in ihrer Art, man fertigt alle nur erdenkbaren Musikinstrumente und Darmsaiten. Die grössten Firmen sind R. Schuster und Paulus & Schuster. Diese Industrie, die nur an wenigen Orten der Erde ihre sang- und klangfröhlichen Werkstätten aufgeschlagen, ist im hohen Grade sehenswerth, sie beruht auf strenger Arbeitsteilung, wodurch Billigkeit und Accuratesse zugleich erzielt wird.

Unter den Klängen der Markneukirchner Posaunen, Pauken, Trompeten, Schellenbäume, Hörner und Trommeln schlugen unsere Armeen die grossen Schlachten in Frankreich, verzweiflungsvoll warfen sich unter denselben Tönen die gallischen Volksheere dem eisernen und ruhig vordringenden Sieger entgegen, völkerverschlingend marschirten die russischen Colonnen unter ihnen nach Innerasien und vor Constantinopel, sie umrauschen das Sternenbanner der Union, und in allen Welttheilen lässt der englische Musikus sein mächtiges, feierliches »God save the Queen« aus Markneukirchner Instrumenten ertönen, gleichviel, ob der Frosthauch von Canada die glänzenden Flächen trübt oder ob die indische Sonne sich brennend in ihnen widerspiegelt.

Die Markneukirchener Violinen, Bassgeigen, Trompetinen, Violoncellos, Banjos, Philomelen, Metronomen, Becken, Cinellen, Triangeln, Glockenspiele, Lyras, Bratschen, Clarinetten, Oboeen, Fagotts, Flöten, Piccolos, Flageolets und Concerthörner erfreuen die Concertliebhaber aller Nationen oder fordern diese zu ihren Nationaltänzen auf. Die indische Bajadere bewegt den geschmeidigen Körper nach dem weissgaren Fell eines Kalbes, das in der Nähe Markneukirchens das Licht der Welt erblickte, und nach den süssen Klängen der Guitarren, Zithern, Lauten, Mandolinen und Harfen girrt das verliebte junge Volk aller Rassen. Wie ein ungarischer Wald von Singvögeln, so ist Markneukirchen von Musikern belebt. In allen Häusern und in allen Tonarten wird probirt und musicirt.

Als Rohmaterial werden so ziemlich alle feinen Holzarten verbraucht,[140] welche die Erde zu erzeugen vermag. Die Pferdehaare zu den Fiedelbogen liefern Russland und die Laplatastaaten, die Schafdärme zu den grossen Massen von Saiten, die hier fabricirt werden, kommen aus Dänemark und Südrussland, da man dort die meisten Lämmer schlachtet.

Nun im Schwarzbachthal abwärts nach Adorf und Elster, s. Routennetz. Ein directer Weg führt über Mühlhausen mit Umgehung von Adorf nach Bad Elster (8 km).

55. Zwickau-Rautenkranz (57 km). Schöneck (17 km). Markneukirchen (per Bahn 13½, zu Fuss 9½ km).

Bis Rautenkranz s. Routennetz. Von hier verfolgt die Eisenbahn die geringen Einsenkungen des Thales der jugendlichen Mulde, durchschneidet die grossen Kottenheider Forsten und gewinnt über der Stadt Schöneck den Höhenzug, der wie ein Steinwall über das Voigtland aufragt. Hier liegt der höchste Bahntract in Sachsen (791 m ü. M.). Der Bahnhof liegt 754 m ü. M. Von hier herrliche Aussicht auf das weite, thälerdurchzogene Voigtland.

Schöneck. Rathskeller. Keils Gasthof. Restaurant Renner. Müllers Garten. Meyers Rest. 3300 Einw. Fabrikation von Musikinstrumenten. Weisswaarenstickerei. Feldbau. Waldarbeit.

»Das ist ein goor schie Eckel« soll der erste Ansiedler gerufen haben, als er die Axt zu einer Blockhütte ansetzte, und in der That, er hat recht gesprochen. »Schieeckel«, jetzt Schöneck, liegt frei und schön über dem Land auf luftiger Höhe. Die beste Aussicht hat man vom Friedrich-Auguststein, mitten in der Stadt gelegen (747 m ü. M.). Triangulirungsstation. Das ganze Voigtland liegt uns so ziemlich zu Füssen. Man sieht den Aschberg bei Obersachsenfeld, den Kapellenberg bei Voitersreuth, den Ascherberg bei Asch, die Berge um Rehau und Hof und die Thüringer Vorberge. Durch die Mitte der weiten Landschaft zieht sich das Elsterthal, aus welchem die Thürme von Oelsnitz, Schloss Voigtsberg und der obere Theil von Bad Elster hervorschauen. Ein gefälliges Schauspiel gewähren die Züge mehrerer Eisenbahnlinien, die das Voigtland durchziehen; oft verschwinden sie zwischen Bergen und Wäldern, um dann an Orten wieder aufzutauchen, wo man sie am allerwenigsten vermuthete.

[141]

Nach Markneukirchen windet sich die Bahn in grossen Curven über die Stat. Zwota, wo sich die Linie nach Klingenthal abzweigt. Fall 1 zu 40. Die 4½ km kürzere Fusstour berührt die Dörfer Eschenbach, Wohlbach und Breitenfeld. Markneukirchen s. S. 139.

Anmerkung. Von Schöneck nach Marieney 6 km. Hier wurde 1803 der Dichter Julius Mosen geboren, dem durch ein Comité in Schöneck ein Denkmal errichtet werden soll. Man geht dann über die Eisenleithe direct nach Adorf (6 km) oder über das Dorf Würschnitz nach Oelsnitz (10 km). In Würschnitz pflanzte ein Zimmergesell Ausgang des 17. Jahrh. die ersten Kartoffeln in Deutschland an.

56. Zwickau-Reichenbach (22 km). Mylau (3 km). Netzschkau (2 km). Jokeda (13 km). Elsterberg (7 km). Greiz (6½ km). Zwickau (27 km).

Die Eisenbahnfahrt nach Reichenbach zeigt uns rechts Schloss Steinpleis und links Schloss Schönfels. Hinter Steinpleis Blick rechts auf Werdau (12 000 Einw. Wollenwebereien, Tuchfabriken, Vicognespinnerei).

Reichenbach. Zum Lamm. Engel. Deutscher Kaiser. Turnhalle mit Concertgarten. Rathskeller. Bellevue. Kesslers Rest. 16 500 Einw. Am Bahnhof 401 m ü. M. Reichenbach zählt zu den gewerbthätigsten Städten des industriellen Voigtlandes. Wollenspinnerei, Weberei von Merinos, Thibets, Flanellen und mit Fransen umsäumten Wollentüchern. 1697 ward hier Caroline Neuberin geboren, welche den Hanswurst von der deutschen Bühne austrieb, der jetzt, wenn auch in modernisirter Auflage, wieder eingezogen ist. Neuer schöner Centralbahnhof. In der Peter-Paulkirche Silbermannsche Orgel. An der Realschule stattliches Kriegerdenkmal, eine Victoria mit Siegeskranz und Friedenspalme. Der voigtländische Verein für Naturkunde hat im alten Gerichtsgebäude ein sehenswerthes naturhistorisches Museum aufgestellt.

Reichenbachs an sich schon hübsche Umgebung ist besonders interessant durch die Göltzschthalbrücke, einem der grossartigsten Eisenbahnviaducte auf dem Continent. Man geht dahin direct über Mylau (3 km).

Mylau an der Göltzsch. Reichsadler. Zur Quelle. Löwe. Restaur. sind: Rathskeller, Schützenhaus und Trinkhalle. 4900 Einw. 304 m ü. M. Mylau betreibt die gleichen Industrien, wie seine[142] Nachbarstadt Reichenbach. Ein altes kaiserliches Jagdschloss, in dem Kaiser Karl IV. öfter eingesprochen, dient jetzt gewerblichen Zwecken (Wolldruckerei). Der hintere Hof führt noch heute den Namen »Der Kaiserhof«.

Die Göltzschthalbrücke, 1½ km unterhalb Mylaus bringt den grossartigsten Eindruck hervor, wenn wir dicht an ihren Pfeilern stehen; sie wurde vom Major Wilke entworfen und ist, wie schon angedeutet, eines der kühnsten und grandiosesten Bauwerke unseres Zeitalters. Höhe 77 m. Länge 574 m. Der mittlere Bogen hält 84 m Spannweite. Baukosten 7 Millionen Mark. An Ziegeln fanden 20 Millionen Stück Verwendung. Die Brücke würde heut, da man der Billigkeit wegen die Curven liebt, nicht mehr erbaut werden, obwohl sie sich durch Abkürzung des Tractes reichlich verzinsen soll. Erbaut von 1846 bis 1851.

Anmerkung. Wer direct nach Greiz will, wandere im schönen Göltzschthal entlang. Der Fluss bildet die Grenze zwischen Sachsen und Reuss. Wir gehen am linken Ufer unter der Brücke durch bis vor die Winkelmann'sche Fabrik, hier auf dem Steg zum rechten Ufer unfern der Einmündung des Friesenbachs. Hier nicht rechts gehen, sondern über die Höhe zur Schwarzhammermühle und über die Brücke. Nunmehr bleiben wir am linken Ufer bis an die Einmündung der Göltzsch in die Elster. Rechts der Elster liegt der Papiermühlenfelsen mit der »Schönen Aussicht«, vom Greizer Verschönerungsverein zugänglich gemacht. Auf diesem Wege von der Göltzschthalbrücke bis Greiz 8 km. Bei der Schwarzhammermühle kann man auch rechts hinauf über Irschwitz nach Greiz gehen. (Dann nur 6 km bis Greiz.) Greiz s. S. 144.

Der Tour treu passiren wir mit der Bahn die Göltzschthalbrücke. Man setzt sich der Thalblicke wegen am Besten auf die rechte Seite, links liegt noch ein Gleis zwischen dem Brückengeländer und dem Waggon.

Netzschkau. Pinks Gasthaus. Löwe. Bair. Hof. Rest. zur Bleibe. Rathskeller. Singer. Schlosskeller. Bahnhofsrest. mit Garten. 3800 Einw. 348 m ü. M. Weberei von Kattun und Futtermusselin. Schönburgisches Schloss mit neuangelegtem Park. Im Südwest der Stadt, 3 km entfernt, liegt der 512 m hohe Kühberg, eine Triangulirungsstation, von der man das Voigtland mit seinen[143] einrahmenden Höhenzügen überschauen kann. Man geht dann gleich über Reimersgrün nach Herlasgrün an die Eisenbahn.

Die Bahn umgeht in weitem Bogen den Kühberg und berührt die Dörfer Limbach, Herlasgrün (Kreuzpunkt) und Ruppertsgrün.

In Joketa verlassen wir die Bahn. (Gasthaus.) Die Elsterthalbrücke bei Joketa ist zwar nur 280 m lang und 68 m hoch, doch erscheint sie, durch eine sehr romantische Umgebung gehoben, fast imposanter wie die Göltzschthalbrücke. Man kann nach dem mittleren Bogen in der ersten Etage gehen; hier macht das Bauwerk einen überwältigenden Eindruck, dazu kommt in der Tiefe der frische Bergstrom, die Elster, und die prächtigen Thalgehänge. (Die Bahn unter der Brücke hindurch verbindet Plauen mit Greiz.) Die Bauzeit der Brücke (1846–51) fällt mit derjenigen der Göltzschthalbrücke zusammen. Die Namen der Erbauer, Wilke und Kell, finden sich an den Pfeilern verewigt.

Wir gehen nun im Elsterthal abwärts. Prächtige Thalwanderung. Bei Liebau Ruine Liebau auf der Höhe mit herrlichen Thalblicken. (Schöner ist der Ausblick von dem Rindenhäuschen.) Links liegt Trieb. Nun hinab zur Rentzschmühle. Hotel Steinigt. Hier beginnt das sogenannte Steinigt, ein enges wildromantisches Thal, das einst die Elster durch das harte Gestein gebrochen. (Auch voigtländische Schweiz genannt, schönste Partie im Elsterthal.)

Anmerkung. Viele ziehen vor von Joketa über Bartmühle und Trieb nach Rentzschmühle zu gehen. Ueberraschende Blicke auf den grossartigen Viaduct.

Elsterberg. Rathhaus. Grüner Baum. Heckel's und Flachs' Rest. 3600 Einw. 282 m ü. M. Gerberei und Färberei. Die romanische Kirche wurde 1840 erbaut. Die Burgruine Elsterbergs gehört zu den umfänglichsten des ruinenreichen Thüringer Landes, an dessen Grenzmarken Elsterberg liegt. Die stolze Ruine auf einem Felsen über der Elster war mit ihren doppelten Ringwällen ein fester Sitz der Herren von Lobdaburg. (Zerstört durch Markgraf Friedrich von Meissen während des sogenannten voigtländischen Krieges Mitte des 14. Jahrh.)

Nach Greiz benutzt man die Bahn, welche die launenhaften Krümmungen der Elster mehrmals abschneidet. Vor Greiz rechts der Papiermühlenfelsen mit schöner Aussicht. S. 144 u. 142.

[144]

Greiz. Hotel Hennig. Löwe. Thüringer Hof. Zum Kranich. Rest. zum Fürstenkeller. Grimms Gartenrest. Trömels Rest. mit schönem Garten. 13 000 Einw. Am oberen Bahnhof 287 in ü. M. Greiz, an der Elster im romantischen Thalkessel gelegen, ist Residenz des Fürstentums Reuss j. Linie. Das alte Fürstenschloss auf hohem tunneldurchbrochenen Felsen nimmt sich höchst imposant aus, auch das neue Schloss ist sehenswerth. Der fürstliche Gartenpavillon liegt inmitten reizender Anlagen. Am Heinrichsplatz steht als Kriegerdenkmal eine Germania. Greiz ist eine sehr rührige Fabrikstadt und betreibt hauptsächlich Spinnerei, Wollen- und Baumwollenweberei, Druckerei und Färberei.

Die reizende Umgebung von Greiz mit ihren grossen fürstlichen Wäldern, dem Thalzug der Elster und den schönen Waldbergen hat mancherlei lohnende Punkte aufzuweisen. Genannt seien hier vor Allem der Hirschstein mit seinem weithinleuchtenden weissen Kreuz und seinen höchst malerischen Blicken auf das Elsterthal und auf die anmuthig an dem Schlossfelsen gruppirte Stadt. Sodann besuche man den schon genannten Papiermühlenfelsen über dem Einfluss der Göltzsch in die Elster. Der »Guckkasten« giebt einen prächtigen Ausblick auf Stadt und Umgebung, der andere Punkt auf diesem Felsen, die »Schöne Aussicht« zeigt das romantische Göltzschthal.

Nach Zwickau zurück benutzen wir die Greiz-Brunner Eisenbahn (27 km).

57. Zwickau-Plauen (49 km).

Bis Joketa siehe Tour 56. Der Zug passirt die Elsterbrücke (rechts setzen), überschreitet dann den Fluss und die Elsterthalbahn nach Greiz zu. Kurz vor Plauen rechts der 431 m hohe Reinsberg.

Plauen. Deils Hotel. Blauer Engel. Fürstenhalle. Grüner Baum. Hotel Müller. Goldner Löwe. Stadt Dresden. (Letztere beiden Touristen empfohlen.) Zum Tunnel. Zur Quetsche. Bierquelle. Bierhalle. Merkels Garten. Zur Wolfsschlucht. Wartburg mit Garten. Centralhalle. In der Umgebung das Felsenschlösschen und das Bergschlösschen. Streits Bergrestaurant. 35 069 Einw. Zunahme seit 1875 22%, ein Satz, der in ganz Deutschland von keiner Stadt erreicht wurde. Am Bahnhof 410 m, am Bezirksgericht 355 m ü. M.

[145]

Vor 20 Jahren hatte die überaus gewerbthätige Stadt nur wenig mehr als den dritten Theil seiner heutigen Einwohner. Die Weisswaarenfabrikation Plauens gehört zu den grössten Gewerbsbranchen Sachsens und hat für ihre Artikel die spezielle Bezeichnung »Plauen'sche Waare«. (Gardinen, Jaconets, Batiste, Musseline und ähnliche Stoffe.) Die Musselinweberei, aus Schwaben und der Schweiz hierher verpflanzt, war ehedem unter strenger, gewerbepolizeilicher Controle; die sogenannten Schleierherren prüften jedes einzelne Stück und versahen nur diejenigen mit ihren Stempeln, welche als tadellos befunden waren. Grossartig hat sich die Plauen'sche Weissstickerei entwickelt, etwa 6000 Mädchen nähren sich durch Maschinen- und Handstickerei. Die Stickmaschine wurde 1857 eingeführt. Ausserdem besitzt Plauen Gerbereien und Färbereien. Die Plauen'sche Actienbrauerei producirt im Jahr 20,000 Hectoliter ihres beliebten Getränks. Wirthschaftlich wichtig sind auch die Viehmärkte zu Plauen mit einem Zutrieb von 15 bis 16 000 Rindern.

Sehenswürdigkeiten. Der hochgelegene Hradschin (Schloss) war ehemals Residenz der Landvoigte von Plauen; jetzt ist darin das Gerichtsamt untergebracht. Die doppelgethürmte Johanneskirche, 1430 von den Hussiten verwüstet, ist schön restaurirt worden; ein werthvolles Altargemälde von Prof. Mathäi. Die junge Stadt besitzt meist neue saubere Gebäude, von den älteren thut sich nur das Rathhaus mit altem Stadtwappen hervor.

Spaziergänge und kleine Ausflüge. Nach Streits Berg mit Gartenrest. und Aussichtsthurm. 1½ km. Nach der schöngelegenen Holzmühle im Syrathal; 3½ km nordwestlich der Stadt. Hübsche Aussicht gewähren sämmtliche Höhenzüge in der Umgebung, am umfassendsten ist die Rundschau vom sogenannten Kemmler, einer Triangulirungsstation (3½ km, Südosten), 507 m ü. M. Aussichtsthurm projectirt, den der herrliche Punkt auch wirklich verdient. Näher liegen das Felsen- und Bergschlösschen an der Strasse nach Hof mit anmuthiger Aussicht auf die junge, regsame Stadt. Sehr beliebt ist auch der Spaziergang durch das Knieloh und den Reusaer Wald nach Reusa. Unterwegs Lindentempel. 5 km. Knieloh ist ein Seitenthal der Elster. In diese Tour lässt sich auch ein Besuch des Kemmlers hereinziehen.


[146]

Ausflüge ab Plauen.

58. Plauen-Elsterberg (17 km). Greiz (6½ km). Mylau (über Irschwitz und Schwarzhammermühle 8 km). Reichenbach (3 km). Lengenfeld (7½ km). Auerbach (8 km). Falkenstein (4 km). Schöneck (12 km). Weiter siehe Routennetz.

Entweder mit Dampf bis zur Station Rentzschmühle oder zu Fuss am linken Elsterufer thalabwärts. Wer die Elsterthalbrücke besuchen will, geht hinauf nach dem Dörfchen Röttis.

Ruine Liebau, das Steinigt, Elsterberg und Greiz. Siehe Routennetz.

Von Greiz nach dem Papiermühlenfelsen und Schwarzhammermühle unter der Göltzschthalbrücke hindurch nach Mylau und Reichenbach. Siehe Routennetz.

Von Reichenbach über das 453 m hochgelegene kalte Feld nach Lengenfeld (Seite 136) und im Göltzschthal entlang nach Auerbach (Seite 135).

Anmerkung. Von Auerbach lohnt ein Abstecher nach Bad Reiboldsgrün und der Goldenen Höhe. (Reiboldsgrün, Seite 135.)

Nun stark bergauf nach

Falkenstein. Hotel Pohlandt. Zum Falken. Restaurant zum Sächsischen Hof. Rathskeller. Gute Quelle. 5200 Einw. Am Bahnhof 552 m ü. M. 1859 fast ganz abgebrannt, besteht die Stadt meist aus neuen, wohnlichen Gebäuden. Gardinenfabrikation. Maschinenstickerei. Der Eisenbahnfiscus besitzt hier eine grosse Imprägniranstalt, die den Eisenbahnschwellen längere Dauer verleiht. Die 1869 vollendete gothische Kirche gilt mit Recht als eine der schönsten unter den neueren Kirchen Sachsens: sie ist vom Baumeister Arnold in Dresden entworfen, ihren Altar schmückt ein Gemälde von Gonne.

Im Falkensteiner Schlossgarten ersteige man den Felsen, der eine gute Aussicht auf Stadt und Umgebung darbietet.

Der Wendelstein, 2½ km im Süden der Stadt, 738 m hoch, gewährt von der höheren Felsgruppe, die auch Triangulirungsstation ist, einen grossen Rundblick über das Voigtland und seine umrahmenden Bergzüge. Eine Inschrift von zwei Worten bezieht sich auf Freiherrn von Trützschler, der 1849 in Mannheim dem Standrecht verfiel.

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Nach Schöneck führt der Weg durch Poppengrün bald auf aussichtreichen Höhen hin, bald durch schöne Waldungen.

Schöneck und weiter siehe Routennetz.

59. Plauen-Oelsnitz (per Bahn 21 km, die Strasse an dem 510 m hohen Kulmberg vorüber nur 10 km). Adorf (13 km). Elster (5 km). Franzenbad (ab Mühlhausen per Bahn 33 km). Eger (7 km). Königsberg-Mariakulm (15 km). Karlsbad (37 km).

Die Bahn folgt einer grossen Krümmung des Elsterflusses, dessen Thalsohle auch die Hauptlinie bei Kürbitz gewinnt. Es empfiehlt sich auch zu Fuss über Kürbitz, Weischlitz und Laneckhaus bis Station Rosenthal-Pirk zu gehen und von hier ab erst zu fahren.

Oelsnitz. Goldner Engel. Wilder Mann. Sonne. Norddeutscher Hof. Stadt Dresden. Rest. zur Post. Zum Rathskeller. Zum Schiesshaus. 6000 Einw. 409 m ü. M. Halbwollweberei. Gerberei. Corsettfabrik. Die Stadt, 1859 abgebrannt, ist fast gänzlich neu aufgebaut. Neu sind auch die beiden schlanken Thüren der goth. Kirche, welche in ihren Hauptbestandtheilen den Brand überdauert hat. Schönes Rathhaus. Das nahe hochgelegene Schloss Voigtsberg, ehemals eine Residenz der Plauen'schen Landvoigte, das mit seinen Thürmen sich gar malerisch ausnimmt, birgt jetzt ein Weibergefängniss.

Oelsnitz ist der Hauptort der Elsterperlenfischerei, welche 1880 auf der Fischereiausstellung in Berlin viel Aufsehen erregte und mit dem ersten Preis gekrönt wurde. Die Perlfischerei ist ein Staatsregal und wird ausschliesslich von den Mitgliedern der Oelsnitzer Familie Schmerler betrieben. Zuweilen findet man Perlen von der Grösse einer Lampertsnuss, deren Alter man auf 100 Jahre schätzt. Eine Perle gewöhnlicher Grösse braucht 10 Jahre zum Wachsen. Unreife Perlmuscheln werden mit dem Datum versehen und wieder in den Fluss eingesetzt. Diese kleine seltsame Wasserindustrie oder Muschelzucht ist Ursache zur Adorfer Muschelindustrie geworden.

Auch oberhalb Oelsnitz bleibt Bahn und Strasse der Elster treu, die hier ein nicht tief eingeschnittenes, aber doch lachendes Thal bildet.

Adorf. Hotel Schumann. Goldner Engel. Löwe. Rest. zum Rathskeller. Feldschlösschen. Schiesshaus. 3450 Einw. Am Bahnhof[148] 444, am Gerichtsamt 482 m ü. M. Liegt auf einer Höhe über dem Elsterthal. Instrumentenfabrikation. Musikschule. Landbau. Eigenartig ist die Adorfer Muschelindustrie, welche ihren Ursprung der Elsterperlfischerei verdankt. (Siehe unter Oelsnitz.) Jetzt verarbeitet man nicht nur Elstermuscheln und solche aus Bayern und Oestreich, sondern auch solche aus fernen Welttheilen. Es bestehen vier grössere und mehrere kleinere Firmen. Man fertigt allerliebste Sachen und Sächelchen und es bilden diese zierlichen Gegenstände im Bade zu Elster während der Saison einen Hauptschmuck der dortigen Verkaufshallen. Die Portemonnaies, Haarpfeile, Kämme, Gürtelschlösser etc. gehen selbst nach Frankreich, England und Amerika.

Adorf ward im 30jähr. Krieg als Festung stark in Mitleidenschaft gezogen. Der gefürchtete General Holke soll hier an der Pest verstorben sein, während die Adorfer Einwohner sich in den grossen Auerbacher Wäldern versteckt hielten.

Schöne Thalwanderung auf der Strasse nach Bad Elster. Wer auf Adorf verzichtet, fährt bis Station Mühlhausen und geht von hier auf schönem Promenadenweg nach dem grössten sächsischen Badeort.

Bad Elster. Wettiner Hof. Hotel de Saxe. Bauers Hotel. Reichsverweser. Daheim (Touristenhotel). Rest. Elstergarten. Heiterer Blick. Bellevue. Gute Quelle. 2000 Einw. Am königl. Bad 473 m ü. M. Herrliche Lage im engen romantischen Elsterthal. Die Quellen des Bades sind alkalisch-salinische Eisenwässer, darunter ein Glaubersalzsäuerling. Auch Moorbäder werden abgegeben. Ein Mineralbad 1,50 Pf., ein Moorbad 2 Mk. Douchebad 60 Pf.

Elster ist vorwiegend Frauenbad und die Quellen gleichen denen zu Franzensbad, dagegen ist die Lage Elsters eine um vieles glücklichere wie die des nahen, stolzen Luxusbades. Das Badeleben ist weniger auf den grossen Fuss wie dasjenige in den böhmischen Bädern gestellt, doch ist es ein sehr geselliges und behagliches; es culminirt und pulsirt am lebhaftesten am Brunnenplatz vor den Königl. Badegebäuden mit ihren Wandelbahnen (Marienquelle, Königsquelle und Albertquelle). Die Saison 1880 wies gegen 5000 Kurgäste auf, unter denen sich sehr viele Nichtdeutsche (Russen, Polen, Engländer) befanden. Die Trink- und Badezeit beginnt Morgens[149] 7 Uhr, in der Hochsaison ½7 Uhr, zu welcher Zeit die Badekapelle Concerte abhält. Dienstags und Freitags Abendconcerte im Kursaal. Als Andenken von lokalem Werth empfiehlt sich ein Gegenstand aus den prächtigen Elstermuscheln, wie sie in den Kaufhallen ausgelegt sind.

Die Umgebung Elsters ist reich an schönen Promenaden, namentlich auf dem Brunnenberg, die sich an die Anlagen des Badeplatzes anschliessen und diejenigen im Thalzug zur Salz-, Johannes- und Moritzquelle. Sodann sind zu nennen: der Elstergarten, der Heitere Blick und Schillereiche, alles treffliche Punkte.

Ein beliebter Ausflug ist der nach dem böhmischen Dörfchen Grün (2 km). Hier liegen die vielbesuchten Sommerrestaurants zur Drahtmühle, zum Grünen Thal und zum weissen Schwan.

Ferner nach Arnsgrün und der Arnsgrüner Kuppe, 592 m ü. M. Im Nordwest von Elster 3 km entfernt. Schutzdach mit Ruhebank errichtete der Adorfer Gebirgsverein. (An den Quellen des Zeidelweidbaches lag ein altes Schloss Schönfeld. Als Ueberreste sind nur noch Ringwall und Teich übrig.) Ein beliebter Ausflug ist auch nach der Station Mühlhausen und an der Elster aufwärts, in der man grosse Bänke von Elstermuscheln beobachten kann. Weitere Ausflüge sind nach dem Kapellenberg (S. 150) und nach Markneukirchen (S. 138) und dem Hohen-Stein (S. 139).

In starken Windungen gewinnt die Bahn vor Brambach den voigtländischen Höhenzug, der den Grenzwall zwischen Sachsen und Böhmen darstellt. Höchste Stelle 605 m. Hinter Brambach links setzen. Weite Aussicht auf das Egerland mit dem stolzen Kloster Mariakulm und dem Mittelgebirge und dem Erzgebirge im Hintergrund. Voitersreuth ist Grenzstation. Zollvisitation.

Anmerkung. Eine lohnende Tour ist von Brambach ab über den Frosch nach dem böhmischen Städtchen Asch (11 km). Von hier über den Hainberg nach Neuberg und Bad Elster (11 km). An der Eisenbahnbrücke bei Brambach rechts geht der Fussweg ab nach Hohendorf. Von hier nach dem Vorwerk Sorg und nach der Waldschenke zum Grünen Frosch dicht an der Grenze auf böhmischer Seite. Gutes böhmisches Bier. Stark besucht. In der Nähe im Wald liegt der schwer zu findende Elsterbrunnen, den man als den Ursprung der Elster betrachtet. Der Weg führt nun meist an der Grenze entlang nach der Hellermühle. Hier links den Fusssteig[150] hinauf nach Dorf Himmelreich, dann nach Nassengrub. Vor dem Dorfe herrliche Aussicht auf das Fichtelgebirge. Bald sind wir in

Asch. Zur Post. Goldner Adler. Schwarzes Ross. Schützenhaus. Beim obern Hofmann (Gartenrest.). Schuh's Rest. (Beim guten Bruder.) 14 000 Einw. Lebhafte Fabrikstadt. Gutes Bier. (Asch ist zumeist von Protestanten bewohnt.) Der nahe Hainberg 760 m hoch, gewährt eine herrliche Aussicht, die mit der des Capellenberges rivalisirt, nur liegt das Voigtland gegen Plauen hin noch freier vor dem Beschauer. (Trägt ein Häuschen.)

Nun über Dorf Neuberg (am oberen Rittergut sehr alter Thurm, den man gar als Römerbau ausgiebt) nach Juchhe, dann zur Albertshöhe bei Elster und hinab nach Elster.

Nach dem Capellenberg geht man von Brambach unter dem Bahndamm hinweg. Als Führer dient der Telegraphendraht nach Schönbach hinauf. Der Thurm des Capellenberges wird bald sichtbar. Weglänge 3½ km.

Anmerkung. Von Voitersreuth aus wird gleichfalls der höchste Berg des Voigtlandes, der Capellenberg sehr häufig erstiegen. 765 m ü. M. Man geht dahin über das wahrhaft »schöngelegene« Schönberg. Von der Station bis zum Thürmchen 4 km. Der Capellenberg zeigt drei grosse deutsche Mittelgebirge: das Karlsbader Gebirge, das fränkische Gebirge (Fichtelgebirge) und den westlichen Steilhang des Erzgebirges. Inmitten dieser Gebirge liegt das reichangebaute Egerland wie ein Kessel, ein Modell des Böhmerlandes im Kleinen, und darinnen Eger, Franzensbad, Mariakulm und eine Menge wohlhäbiger Städte und Dorfschaften, zwischen denen sich die blitzende Eger dahinwindet.

Franzensbad. British Hotel. Neues Kurhaus. Hotel Müller. Stadt Frankfurt. Post. Hübners Hotel. Stadt Leipzig. Erzherzogin Gisela (für Touristen zu empfehlen). Bahnhofsrest. Rest. zum Brandenburgerthor. Die Badestadt, 1793 erst begründet, bildet fast ein Quadrat und liegt auf einer moorigen Hochebene, die ohne landschaftliche Reize ist, doch hat die Menschenhand in Bezug auf Anlagen und Anpflanzungen der kargen Natur mit Glück nachgeholfen. Trotz der wenig schönen Gegend und trotzdem, dass es viele ebenso[151] wirksame Quellen in glücklicheren Lagen giebt, ist doch Franzensbad eines der ersten Luxusbäder Oesterreichs; es ist vorwiegend ein Frauenbad und das Verhältniss der männlichen Kurgäste verhält sich zu den weiblichen wie 1 zu 3. Sämmtliche Heilquellen (Salz-, Franzens-, Wiesen-, Neu-, Stahl- und Louisenquelle), mit Einschluss des sogenannten kalten Sprudels sind eisenhaltige Glaubersalzwässer mit starkem Gehalt an Kohlensäure. 20 Badeärzte. Circa 8000 Badegäste. Ein Bad in einem der vier grossen öffentlichen Bäder kostet 1 fl. 20 kr., nach 2 Uhr die Hälfte.

Das Badeleben, das einen zuweilen frappirenden Luxus aufweist, entwickelt sich ganz besonders Nachmittags im Stadtpark zwischen 4 und 7 Uhr, wobei die Frauen in den schönsten Toiletten brilliren.

Kurconcerte finden statt: An der Salzquelle von früh 6 bis 7 Uhr, an der Franzensquelle 7 bis 8 Uhr, im Stadtpark Nachmittags von ½5 bis ½7 Uhr. Tanzvergnügen für Badegäste Abends im Kursaal, Sinfonieconcerte in Müllers Hotel.

Sehenswürdigkeiten. Hier sind vor Allem zwei Strassen, die Kaiserstrasse und die Morgenzeile zu nennen, die durch luxuriöse Kaufläden mit ihrem erstaunlichen Prunk und bedenklichen Preisen mit den Läden der Hauptstrassen in Weltstädten wetteifern. Das neue Kurhaus gehört zu den prunkvollsten modernen Renaissancebauten. Im Stadtpark besichtige man das Broncestandbild Kaiser Franz I., welches Schwanthaler modellirte. Schöne neue Kirchenbauten sind die der katholischen wie der evangelischen Gemeinde. (Auch sehenswerthe Synagoge.) Das Sachsenmonument, unfern der Franzensquelle, trägt folgende Inschrift:

Herrlicher Quell, göttliche Gabe,
Bleib kräftig und hell, stärke und labe
Durch verminderten Körperschmerz
Auch das ermattete kranke Herz,
Bis die letzten Frommen
Zum Urquell ew'ger Genesung kommen.

In Loimanns Privatgarten stehen das Adler- und das Limbeckdenkmal. Das erstere ist dem Brunnenarzt Dr. Adler, das[152] zweite dem Egerer Bürgermeister Limbeck gewidmet. (Beides um Franzensbad verdiente Männer.)

Der Umweg nach Eger über den interessanten Schlackenberg, den Kammerbühl, lohnt sich sehr wohl; er liegt im Süden der Stadt (2 km) und erscheint eigentlich nur als ein Hügel. Der Berg ist zweifellos ein erloschener Vulkan, doch haben die regelmässigen Schichtungen seiner Schlacken das Aussehen, als seien sie angeschwemmt. Auf Göthe's Wunsch hin liess Graf Sternberg einen jetzt wieder verfallenen Stollen in den Berg treiben, und man nimmt nun an, dass die Eruptionen unter dem Wasser stattgefunden haben, wodurch allerdings die neptunische Regelmässigkeit der Lavaschichten erklärt wäre. Vom Kammerbühl nach Eger 3 km.

Eger. Kaiser Wilhelm. Bahnhofshotel. Kronprinz Rudolph. Zwei Erzherzöge. Erzherzog Stephan. Zur Sonne. Rest. Kremlings Bastei mit Aussicht auf das schöne Egerthal. Härtels Rest. Zum Schustersprung. Adlers Garten. Brauhaus zu St. Clara an der Franziskanerkirche. Café Postorius. Flussbäder und Wannenbäder an der Eger. Mit Einschluss der Garnison 14 000 Einw. Die vielthürmige Stadt mit ihren alten Gebäuden und engen Gassen giebt im Innern ein echt mittelalterliches Städtebild, doch ist dasselbe von einem weiten Kranz moderner freundlicher Gebäude umlagert.

Geschichtliches. Eger am Knotenpunkt grosser Heerstrassen und am Fusse mehrerer Gebirge gelegen, war schon im frühesten Mittelalter eine höchst wichtige Stadt, wie es jetzt mit seinen 5 Eisenbahnlinien noch immer der Centralpunkt eines grossen Landstriches ist. Als Festung erhielt sie besondere Bedeutung durch ihre Lage an drei Grenzen. Unter den Böhmerkönigen Wenzel und Podibrad fanden Reichstage zu Eger statt. Albrecht der Beherzte verlobte sich zu Eger mit einer böhmischen Königstochter. In den Hussitenkriegen war sie ein Hauptwaffenplatz des Kaisers Sigismund, der hier seine Armeen schlagfertig machte. Im schmalkaldischen Krieg sammelte Kaiser Karl V. eine grosse Armee zu Eger, Wallenstein machte sie zu einem Heerd seiner verheerenden Kriegszüge und so gingen Kriegsdrangsale und Brände in langer Reihenfolge über die Stadt dahin, ohne sie dauernd zu schädigen; dies gelang erst unter Kaiser Ferdinand II., welcher gestattete, dass seine Jesuiten die reichsten und intelligentesten Bürger ihrer evangelischen Glaubenstreue wegen vertreiben durften.

Sehenswürdigkeiten. Das Stadthaus am Ring zählt zu[153] den inter. historischen Stätten des Landes. Hier wurde am 25. Febr. 1634 Wallenstein durch den Irländer Deveroux ermordet. Derselbe Raum, in dem der grosse Feldherr im Schlaf überfallen wurde und die anstossenden Räume bergen jetzt das Egerländische Museum (Eintritt 20 kr.). Man zeigt viele Gegenstände, die sich auf Wallenstein beziehen, so eine der Partisanen, mit welcher er erstochen wurde, ferner ein Portrait des Friedländers, das überaus ernste, harte Züge aufweist und mehrere freilich sehr kunstlose Gemälde, welche die Mordscene darstellen, aber dadurch Interesse gewinnen, dass sie kurz nach der That gemalt, also wenigstens den Glauben an historische Treue beanspruchen dürfen. Ausserdem viele Waffen, Standarten, kunstvolle Schlosserarbeiten, alte Stadtpläne und Ansichten von Eger, originelle Kleidertrachten aus dem Egerland, Einrichtungen von bäuerlichen Wohn- und Schlafstuben, alte, kunstgewerblich-werthvolle Uhren etc., egerländische Mineralien- und Insektensammlung. Das Stadthaus selbst ist inter. durch alte Kreuzgewölbe, Holztreppen etc. Im Hof liegen 300 Steinkugeln, ein Geschenk Kaisers Ferdinand I.

Am Ring liegt auch das Riedel'sche Haus mit seinem alten durchbrochenen Giebel. Hier speiste einst Kaiser Karl V., im Stadthause finden sich noch Zeichnungen des ehemals glänzenden Speisesaals. Das Haus No. 17 neben dem Rathhaus schmückt folgende Inschrift: »In diesem Hause wohnte im Jahre 1791 Friedrich von Schiller behufs seiner Studien zur Wallensteintriologie.«

Mitten auf dem Ring der Ringbrunnen mit beachtenswerthen Figuren. Im Garten des Hotels Kronprinz Rudolph ein Götheobelisk. Der grosse Dichter verkehrte hier öfter mit dem Rath Grüner.

Die Stadtkirche soll 1111 fertig gestellt worden sein und ihr Uebergangsstyl aus dem Romanischen ins Gothische spricht für jene Bauzeit. Die Thürme entstammen dem 15. Jahrh. Im Innern 15 Altäre, welche mit Reliquien (Skeletten) und Gemälden reich ausgestattet sind. Am Hochaltar Gemälde die »Geburt Christi«, links davon »Christus am Kreuz« von Albrecht Dürer. Der Kreuzgang mit seinen 14 Stationen enthält ebenfalls Reliquien (Skelette von Heiligen).

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Die Franziskanerkirche, in der die letzten 6 Mönche des ehemals grossen Franziskanerklosters ihren Gottesdienst abhalten, enthält 11 Altäre. Am Hauptaltar »Maria Verkündigung«. Das Masswerk in den 24 Fenstern des Kreuzganges verdient Beachtung wegen seines unerschöpflichen Reichthums in Anwendung der Kleeblattmotive.

Die Kirche zu St. Clara neben dem Kloster gehört einem Brauhaus und wird als Lagerraum benutzt. Bemerkenswerth ist darin ein sehr schöner gothischer Chor.

Das Schloss zu Eger ist eine historisch und baulich hochinteressante Ruine. (Führung 30 bis 50 Kr.) Sie liegt dicht über der Eger auf einem schroffen Felsen und bringt mit ihrem schwarzen massigen Thurm einen imposanten Eindruck hervor. Dieser Thurm, aus Lavablöcken vom Kammerbühl erbaut, soll ein Römerbau sein, doch dürfte das trotz seines augenscheinlich hohen Alters anzuzweifeln sein. Der Ziegelaufsatz rührt von französischen Kriegsvölkern her. An der Schlossruine selbst interessiren zumeist die wohlerhaltenen romanischen Fensteröffnungen des Banketsaales, in dem die Verbündeten Wallensteins, die Generale (Illo, Terzky etc.) beim Banket überfallen und ermordet wurden. Ein sehr interessantes historisches Architekturstück ist die Schlosskapelle, eine Doppelkapelle, deren unterer Theil dem schweren massigen romanischen Baustyl und der obere der formenreicheren Gothik angehört. Das untere Gewölbe tragen 4 colossale Granitsäulen, das obere stützt sich auf 4 Marmorsäulen. (In dieser Kapelle ward Kaiser Friedrich Barbarossa mit Adelheid von Vohburg, seiner ersten Gattin, vermählt.) Die Anlagen auf dem Schlosswall sind besonders anmuthig durch fesselnde Blicke hinab ins Egerthal.

Das Rudolfineum nennt sich ein moderner grosser städtischer Schulbau mit sehr vielen Namensinschriften berühmter Männer.

Kleine lohnende Ausflüge. Nach dem Siechenhaus und der St. Annakapelle. Am Siechenhaus Rest. zum Jägerhaus (2½ km). Wird sowohl von den Bewohnern Egers als von den Franzensbader Badegästen stark frequentirt. 1½ km vom Siechenhaus liegt die St. Annakapelle an der Strasse nach Wunsiedel mit herrlicher Fernsicht auf das Egerland, den Abhang des Erzgebirgs,[155] dem Duppauer Gebirge und dem Fichtelgebirge mit dem Ochsenkopf, dem Schneeberg, dem Waldstein und der Kösseine. Andere beliebte Ausflüge sind nach Wiess und nach Waldruh-Schlindelshau, beide im Heiligenkreuzwald an der bairischen Grenze gelegen (5 km). Reizende Punkte.

Die Bahn windet sich von Eger durch das flache, von Bergen eingerahmte Egerland an Stat. Mostau-Stebanitz vorüber nach dem Egerfluss und geht zwischen dem auffälligen Städtchen Königsberg und dem stolzen Kloster Mariakulm hindurch.

Königsberg-Mariakulm. Königsberg gruppirt sich malerisch um eine grosse doppelthürmige Kirche. (Gasth. zur Krone). Das Kloster Mariakulm, auf dem Kulmberg gelegen, beherrscht das ganze weite Egerland und gewährt überaus fesselnde Landschaftsbilder. Grosse Wallfahrtskirche, zu der namentlich Wallfahrer aus Bayern und dem Innern Böhmens herbeiströmen. Neben der Marienkapelle liegt die Räuberhöhle mit schrecklichen Knochenüberresten, an welche sich eine bekannte Sage von der wunderbaren Bekehrung der Räuber knüpft, der sich auch die Volkstheater vielfach bemächtigt haben.

Die Bahn gelangt nun in das Falkenauer Kohlenbecken nach Falkenau, wo sich die Zwota in die Eger ergiesst.

Falkenau. Post. Weisser Löwe. Anker. Hübsches Schloss mit Garten. 6000 Einw. 396 m ü. M. Betreibt Kohlenbergbau. In der Umgebung viel Hopfenbau. Göthe beschreibt die Gegend schon als eine höchst anmuthige.

Von Station Ellbogen-Neusattel führt ein 3 km langer Zweigtract an die Stadt Ellbogen.

Ellbogen. Weisses Rössel. Hirsch. Scheerbaums Gasth. 3300 Einw. Die Stadt liegt malerisch auf einem mächtigen Granitfelsen, den die Eger in Form eines Ellenbogens umschäumt, was der Stadt den merkwürdigen Namen gegeben haben soll. Schloss Ellbogen ist bereits im Jahre 807 begründet worden, die Stadt ist gleichfalls im 9. Jahrh. entstanden. Im Schloss hielten die böhmischen Stände einst den König Wenzel gefangen. Altersgraue Mauern, Zinnen und Thürme umgeben die romantische Stadt. Die Kettenbrücke über die Eger wurde bereits 1836 vollendet. Im Rathhaus liegt noch ein Stück von dem sogenannten verwünschten Markgrafen,[156] einem Meteorstein, der in Ellbogen niederfiel; er wog 276 Pfd. (Die Hauptmasse ist in Wien, das Ellbogener Stück wiegt 36 Pfd.) In der Stadtkirche interessirt ein Altarbild, welches die Ermordung des heil. Wenzeslav durch seinen Bruder Boleslav I. darstellt. Dieser Mord vollzog sich 936 am Altar der Kirche zu Altbunzlau.

Unsere Weiterfahrt zeigt uns links das massige Erzgebirge mit seinen höchsten Erhebungen, dem Keil- und Fichtelberg und rechts das Mittelgebirge und das Egerthal.

Karlsbad siehe Seite 99.

60. Plauen-Eger (über Adorf Voitersreuth und Franzensbad 76 km). Marienbad (32 km). Stift Tepl (17 km). Karlsbad (48 km).

Bis Eger siehe Tour 59.

Die Bahn überschreitet hinter Eger bei Pograth die Wondreb, einen starken Zufluss der Eger. Im Städtchen Sandau, das wir passiren, Papiermachéindustrie.

Königswart, 1800 Einw., liegt malerisch am 514 m hohen Glatzeberg, der sich über den Kaiserwald erhebt. (Franzens-Denkmal.) Das Schloss Königswart, 2 km vom Städtchen in der Nähe der Station mit prächtigem Park, gehört dem Fürsten Metternich. Waffen-, Münz- und Gemäldesammlung. Schöne Geweihe, seltene Mineralien, Degen des Königs Ludwig XVI. Wer sich für das Waschbecken des Kaisers Napoleon interessirt, kann es hier zu sehen bekommen. Die Kapelle besteht aus Marmorsteinen, welche Papst Gregor XVI. einem Fürsten Metternich zum Geschenk machte, sie entstammen der durch Feuer vernichteten St. Pauluskirche zu Rom.

Wir passiren die Dörfer Altwasser und Schanz und gelangen am Rehknockwald vorüber nach Station Marienbad, die von dem Bad 2½ km entfernt liegt.

Marienbad. Neptun. Stadt Hamburg. Englischer Hof. Zum Stern. Stadt Newyork. Zur Tanne. Herzaus Rest. Marienbad ist unter den böhmischen Weltbädern das jüngste, es wurde erst Anfang dieses Jahrhunderts begründet; sein Aufschwung datirt erst von dem Anfang der sechziger Jahre her. Das Bad liegt[157] am Flüsschen Mies in herrlicher Waldgegend von Waldbergen rings eingeschlossen. Das Klima ist sehr mild, die Quellen, obwohl sie der Erde kalt entrinnen, ähneln in ihrer chemischen Zusammensetzung den Karlsbader Wässern. Von dem Kreuzbrunnen versendet man jährlich nahezu 1 Million Krüge.

Morgens von 6 bis 7½ Uhr und Abends von 6 bis 7 Uhr ist Badeconcert an der Promenade in der Nähe des Kreuzbrunnens. Mittags ist der stärkste Verkehr an der Waldquelle in der Nähe der anmuthig gelegenen Waldmühle.

Sehenswürdigkeiten. Am Kreuzbrunnen Denkmal des Arztes Joseph Nehr, der zuerst die Aufmerksamkeit auf die Heilkraft der Quellen lenkte. (Geb. am 8. Mai 1752.) Sehenswerth ist ferner das neue Badehaus mit grossartigem Conversationssaal und Restaurant. In der Nähe das Heidlerdenkmal mit lateinischer Inschrift, welche besagt, dass Polen dasselbe dem verdienten Arzte und Erforscher der Heilquellen, Carl Joseph Heidler, Edlem von Heilborn, errichteten. Die achteckige Kirche besitzt 5 Altäre mit einem guten Marienbild. Die schönste Strasse ist die Kaiserstrasse, glänzende Kaufläden befinden sich auch in der Nähe des Kursaales.

Die Umgebung Marienbads ist höchst dankbar. Von der Rudolphsquelle aus ersteigt man den Kaiserthurm in 30 Min. 153 m über der Stadt. 754 m Seehöhe. Der Thurm ist 30 m hoch. Eintritt nach Belieben. Die nahen Thalbilder sind höchst anmuthend, besonders nimmt sich das fast neue Marienbad im waldigen Thalkessel malerisch aus. In der Ferne sieht man Königswart und die Thürme von Eger, dahinter das Fichtelgebirge, gegen Süden taucht der Böhmerwald auf mit dem Seewandberg, besonders auffällig tritt die Pfrauenberger Ruine auf hoher Bergkuppe hervor. In der Nähe liegen drei Pavillons, die Wilhelmshöhe, der Mecserytempel und die Hirtenruh, ebenfalls vielbesuchte, dankbare Aussichtspunkte. Die Panoramahöhe mit Restaurant in der Nähe des Thurmes (½ km) gewährt gleichfalls anmuthige Thalbilder. Vom Kaiserthurm 2 km entfernt liegt die Hohendorfer Höhe, von welcher aus auch Nord- und Nordost frei vor dem Beschauer liegen, im Uebrigen gewährt diese Höhe ähnliche Aussicht, wie[158] der Kaiserthurm. Der Podhorn- oder Boderberg beim Dorfe Abaschin ist 5 km von Marienbad gegen Tepl hin entfernt, man besucht ihn daher am Besten auf der Tour nach Tepl. Der 838 m hohe Basaltrücken gestattet eine grossartige Fernsicht und übertrifft darin sowohl den Kaiserthurm als die Hohendorfer Höhe.

Nach Stift Tepl führt eine alte und eine neue Strasse. Fuhrwerke 5 bis 6 fl. Wer zu Fuss wandert, verbinde damit einen Besuch der Hohendorfer Höhe, gehe dann nach Hohendorf und Abaschin und die alte Strasse durch den Podhornwald am Boderberg oder Podhornberg vorüber nach Obergramling und dem Stift. Die Stadt Tepl bleibt zunächst links.

Stift Tepl. Das grossartige Stift mit seinen wahrhaft königlichen Baulichkeiten ist ein Prämonstratenserkloster, dessen Besitzthümer ausserordentlich grosse sind und dessen Güter bis in die Pilsener Pflege reichen. (Gasthaus am Kloster und in dem 2 km entfernten armseligen Städtchen Tepl.) Die Klosterbibliothek besitzt 60 000 Bände, darunter Incunabeln, ein Modell des Klosters und eine Schnitzarbeit, einen sehr hohen Stammbaum, der alle Fürstengeschlechter der Erde umfassen soll. Das Museum enthält zoologische und mineralogische Sammlungen, ein Planetarium und physikalische und astronomische Instrumente. Im sogenannten »Blauen Saal« ein echter Murillo, den heil. Franziskus darstellend. In den Hauskapellen einige gute Gemälde, im Refectorium treffliche Portraits von Tepler Prälaten.

Die Klosterkirche zeigt den Uebergangsstyl aus dem romanischen ins gothische. Grosser Reichthum in der Ausstattung. An der Decke über 100 Gemälde mit Darstellungen aus dem Leben Marias. Das Altarblatt, Maria Verkündigung, ist von Molitori. Am Hauptaltar der Marmorsarkophag des Begründers St. Hroznata, ein Kreuzritter, der 1217 in der Gefangenschaft verstarb. Raubritter hatten ihn nach der Burg Kinsberg bei Eger entführt. 14 Seitenaltäre mit Gemälden von Kramolin.

Nun durch das ärmliche Tepl, welches für das überaus stolze prächtige Kloster eine charakteristische Folie darstellt, dann entweder die Strasse über Einsiedel oder gerader über das Dörfchen Pauten und hinab ins Teplthal, das wir bis Karlsbad nicht wieder verlassen. Von Unterhammer ab herrliche Thalstrasse.

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Petschau. Zur Post. Trotziges Schloss des Grafen Beaufort über der Tepl auf hoher Felswarte. Von hier ab hat man Fahrgelegenheit nach Pirkhammer oder Karlsbad. (80 kr. und 1 fl.) Wer den Aberg besuchen will, geht an der Stelle, wo sich die Strasse nach Aich links abzweigt, gerad aus einen der Bergpfade hinauf. Siehe Seite 102. Karlsbad siehe Seite 99.


Anhang.

Vorschlag für eine industrielle Excursion durch das Ober-Erzgebirge nach dem oberen Voigtland.

(Sämmtliche Orte sind bereits beschrieben, daher sei hier auf das Register verwiesen.)

Dresden-Glashütte (Uhrenfabrikation). Altenberg (Zinnbergbau, Strohflechterei). Schmiedeberg (Eisenindustrie). Neuhaus-Purschenstein-Seiffen-Olbernhau (Spielwaarendistrict). Kallich (Nagelschmiede). Zöblitz (Serpentinsteinindustrie). Lengefeld-Zschopau (Textilbranchen). Annaberg-Buchholz (Posamenten, Spitzen). Weipert (Gewehrfabrikation). Elterlein-Grünhain-Beierfeld (Löffelschmiedereien, Blechspielwaaren). Lauter (Korbflechterei). Schwarzenberg (Eisendistrict). Aue (Argentanfabriken, Blecharbeiterschule). Schneeberg-Neustädtl (Weisswaaren, Bergbau). Eibenstock (Tambourirstickerei). Schönhaide (Pinsel- und Bürstenfabrikation). Carlsfeld (Uhrenfabrikation). Klingenthal-Markneukirchen (alle erdenklichen Musikinstrumente). Adorf (Muschelindustrie). Oelsnitz (Perlfischerei). Ferner Plauen, Reichenbach, Greitz, Werdau, Meerane, Crimmitzschau, Zwickau, Glauchau, Chemnitz, Frankenberg, Hainichen und Freiberg mit ihren vielseitigen und weltbekannten Industrien.


[160]

Vorschlag für eine Tour längs des Kammes.

(Passionirten Touristen als echte Gebirgsreise besonders empfohlen!)

Sämmtliche Punkte haben bereits Beschreibung gefunden, daher sei hier auf das Register verwiesen. Uebrigens ist diese Tour nur mit Spezialkarte möglich, doch lohnt sie die Mühe der Pfadfinderkunst durch eine echte und gerechte Gebirgs- und Waldnatur und durch eine ganze Kette der herrlichsten Aussichtspunkte, wie ein kurzes Nachschlagen im Buch sofort darthun wird.

Nollendorf-Mückenthürmchen (8 km). Zinnwald (8 km). Rehefeld-Zaunhaus (5½ km). Neustadt (4½ km). Langenwiese (über den Dreiherrnsteinberg 7 km). Göhrn (über den Wieselstein und den Schwarzenberg 8 km). Deutsch-Einsiedel (4 km). Gebirgsneudorf (4 km). Bernsteinberg (4 km). Kallich (über Ladung 10 km). Reitzenhain (8 km). Pressnitz (16 km, etwas langweiliger Weg). Kupferberg (5½ km). Hauensteinberg (10 km). Gottesgabe (10½ km). Von hier über Platten, Johanngeorgenstadt, Auersberg, Wildenthal und Karlsfeld nach Schöneck oder über Sachsengrund nach dem Rammelsberg und dem Aschberg, siehe Routennetz.

Ferner führt eine höchst bequeme und äusserst dankbare Tour am südlichen Steilhang des ganzen Erzgebirges hin. Man kann sich jeden Augenblick durch die parallelen Bahnlinien das Fortkommen erleichtern und Bielathal und Egerthal mit dem malerischen Mittelgebirge ziehen an uns vorüber wie ein Wandelpanorama.

Man beginnt bei Kulm, sodann Geyersburg-Graupen-Pihanken-Eichwald-Wolfsstein-Niclasberg-Klostergrab-Ossegg-Oberleitensdorf, Schloss Eisenberg, Schloss Rothenhaus-Görkau. Weiter siehe Routennetz. Sämmtliche obengenannte Punkte sind in andere Touren eingefügt und an anderen Stellen bereits beschrieben worden.


Fußnoten

[1] Der Pöhlberg verdient einen Ausschauthurm und er sei hiermit dem jüngst berufenen Bürgermeister Herrn Voigt, der in Mittweida so viel für die Touristik gethan, angelegentlichst empfohlen.

D. V.

[2] Noch während der Drucklegung dieses Buches geht dem Verfasser die Nachricht zu, dass der Böhmische Gebirgsverein vorläufig ein Ausschaugerüst auf dem Keilberg errichtete.


Warmbad Wiesenbad
im Sächsischen Erzgebirge.

Saison von Anfang Mai bis Ende September.

Station an der Chemnitz-Annaberger Staatseisenbahn, Post- und Telegraphenamt.

Prachtvolle Fichtenwaldung, reizende Spaziergänge. Die Quelle übertrifft nach der neuesten Analyse die Thermen von Pfeffers Schlangenbad, Wildbad und Gastein.

Die Gebäude enthalten ca. 100 gut eingerichtete Wohnungen zu mässigen Preisen.

Restauration mit vorzüglicher Küche und gutem Keller, grosser Table d'hôte-Saal, Lesezimmer, franz. Billard, Schleuderkegelspiele u. s. w.

Für Touristen der günstigen Lage wegen besonders empfohlen.

Alles Nähere ertheilt, sowie Wohnungsbestellung nimmt entgegen

A. Weser, Wiesenbad bei Annaberg.


BAD EINSIEDEL

bei

Seiffen in Sachsen.

Das älteste bekannte Mineralbad Sachsens und Sommerkurort, dessen drei Mineralquellen zur Klasse der salinisch-erdigen Eisenwässer gehören, wird der Beachtung des Publikums angelegentlichst empfohlen. Dieses Bad liegt 750 Meter über der Ostsee in einer der reizendsten Gegenden des Erzgebirges, zwei Stunden südöstlich von Saida, und ist von jeder der drei Eisenbahnstationen Bienenmühle, Olbernhau und Johnsdorf (Böhmen) drei Stunden entfernt. Es ist wegen seiner geschützten Lage inmitten einer herrlichen Nadelholzwaldung, sowie wegen seiner reinen, gleichmässig warmen und feuchten Wald- und Gebirgsluft ein überaus angenehmer und erfrischender Aufenthaltsort. Unterkommen und Verpflegung gut und billig; herrliche Umgebung, Fahrgelegenheiten nach allen Richtungen zu mässigen Preisen; Abholung von der betreffenden Bahnstation auf vorherige rechtzeitige Bestellung.

Brief- und Telegrammadresse: Bad Einsiedel bei Seiffen.


Denjenigen, welche sich über das Mineralbad zu Einsiedel, seine Lage, Geschichte, Einrichtungen, Quellen, Umgebungen u. s. w. genauer zu orientiren wünschen, sei die Broschüre des Ingenieur-Geographen Kiesling »Das Mineralbad zu Einsiedel bei Seiffen in Sachsen« empfohlen, welche über alles nur Wünschenswerthe die genaueste Auskunft ertheilt.

Bad Einsiedel bei Seiffen, im Frühjahr 1881.

Die Badeverwaltung.


Anfang
der Saison
Mitte Mai.
WARMBAD
bei Wolkenstein im Erzgebirge.
Ende
der Saison
30. September.

40 Min. von Telegraphenstation und Bahnhof Wolkenstein, Reisedauer bis dahin aus Dresden und Leipzig über Flöha je 5½ Stunden.

Wärmste Quelle Sachsens mit 23½° R., angenehmer Landaufenthalt. Besonders erfolgreiche Curen bei Blutarmuth, Rheumatismus und Gicht, bei den verschiedenen Nerven- und Geschlechtskrankheiten, bei Reconvalescenz nach schweren Niederlagen u. s. w.

Durch Erbauung eines neuen Oekonomiehofes ist die Anzahl der Wohnungen auf 125 gestiegen, auch wurde durch denselben Umstand eine wesentliche Erweiterung und Verbesserung der Anlagen herbeigeführt.

Für Verpflegung ist durch ebenso gute Restauration als vorzügliche Milchwirthschaft bei billigen Preisen bestens gesorgt, ebenso sind die gangbarsten Mineralwässer in frischer Füllung stets vorhanden.

Bestellungen auf Wohnungen, sowie auf Geschirr zur Abholung vom Bahnhof beliebe man an den mitunterzeichneten Badedirector zu richten, welcher auch auf Wunsch mit Prospecten Ihnen zu Diensten steht.

Warmbad 1881.

Dr. med. Kay in Wolkenstein,
Badearzt.
Friedrich Wilhelm Uhlig's Erben,
Badebesitzer.
Louis Uhlig,
Director.

Olbernhau
Hôtel zur Gerichtsschänke

Erstes Hôtel

in unmittelbarer Nähe der Post und des Bahnhofes

Ecke des Marktplatzes und der Bahnhofstrasse

empfiehlt sich durch seinen Um- und Neubau.

A. Windisch.


Im Verlag von Bleyl & Kaemmerer in Dresden erschien und ist durch alle Buchhandlungen zu beziehen:

WANDERSPRÜCHE.

Ein Büchlein

für alles fahrende Volk

von

Theodor Gampe.

Preis: elegant broch. 1 ℳ; elegant geb. 1 ℳ 50 ₰.


Dresden. F. Thomass.


Weitere Anmerkungen zur Transkription

Die im Titel angeführte Karte war nicht vorhanden.

Offensichtlich fehlerhafte Zeichensetzung wurde stillschweigend korrigiert.

Unterschiedliche Schreibweisen wurden, soweit nicht unten aufgeführt, beibehalten.

Korrekturen:

S. 2: Pophir → Porphir
weitzerstreuten Granit-, Porphir-, Gneis- und

S. 3: pitoreske → pittoreske
bizarr-pittoreske, vulkanisch-wilde Mittelgebirge

S. 4: den → dem
allmählig zu dem 765 m hohen Kapellenberg ansteigt

S. 4: seinen → seinem
zeigt mit seinem Elsterthal

S. 5: Osseg → Ossegg
Eichwald, Ossegg, Oberleitensdorf

S. 7: darau → darauf
und darauf ist die ausgeprägte Geselligkeit

S. 8: pernament → permanent
Im Gegentheil, ein permanent fröhlicher

S. 10: Erzgbirger → Erzgebirger
Für Scherzworte ist der Erzgebirger äusserst empfänglich

S. 11: Voigtland land → Voigtland
nach dem Voigtland hinabsenkt

S. 13: Angabe muss falsch sein
schreibt 8–10 m Schrittgrösse und eine Schrittzahl

S. 15: unansehnliehen → unansehnlichen
selbst in oft unansehnlichen Gasthäusern

S. 17: lisgt → liegt
Pirna liegt 114 m

S. 18: neugothisehe → neugothische
Die neugothische kath. Kirche

S. 20: Kneist → Kleist
Kleist griff sie im Rücken an

S. 22: Osseger → Ossegger
In den 8 km entfernten Ossegger Kohlenschächten

S. 24: Milischauer → Millischauer
Millischauer oder Donnersberg genannt

S. 27: Morreaus → Moreaus
ein Portrait Moreaus, dem Widersacher Napoleons

S. 30: 00 → 27
geht über Probstau (S. 27) und

S. 31: Amathyste → Amethyste
Achate, Amethyste, Jaspis

S. 31: Kirehe → Kirche
Die Kirche, 1535 erbaut

S. 31: km → m
Stadt Teplitz. Gold. Löwe. 470 m.

S. 34: einen → einem
und gleicht einem riesigen Heuschober

S. 34: das → dass
der Sächs. Schweiz verdiente, dass man sie

S. 37: bebesuchen → besuchen
und den Wolfsstein besuchen

S. 38: Fiehten → Fichten
Holzgerüst zwischen drei Fichten gestattet

S. 39: Niclasbers → Niclasberg
Forsthaus Kalkofen nach Niclasberg

S. 39: Thalkessal → Thalkessel
Mittelgebirge und den Teplitzer Thalkessel

S. 40: nah → nach
Direct nach Teplitz geht man von Ossegg

S. 41: sympolisiren → symbolisiren
80 Eichen symbolisiren die 80 Lebensjahre

S. 44: aussichtsreihe → aussichtsreiche
auch über aussichtsreiche Höhen nach Obernassau

S. 47: Durchnitt → Durchschnitt
dieses führt im Durchschnitt nur 1 bis 2% Silber

S. 48: Ein → Eine
Eine ähnliche Stufenleiter

S. 49: Theoder → Theodor
Alexander von Humboldt und Theodor Körner

S. 50: Kaffungen → Kauffungen
Kunz von Kauffungen, der Prinzenräuber

S. 51: Preiberger → Freiberger
Die Bahn durchschneidet den Freiberger Spitalwald

S. 52: Eisenbahnfart → Eisenbahnfahrt
Bis Bienenmühle ist Eisenbahnfahrt zu empfehlen

S. 52: Tahllage → Thallage
Anmuthige Thallage des im Entstehen begriffenen

S. 54: Osseg → Ossegg
nach Ossegg und Teplitz

S. 54: direcct → direct
von Claussnitz direct über den 730 m hohen Meiseberg

S. 56: des → das
schleppen das Rohmaterial aus allen Winkeln Europas

S. 60: noeh → noch
Küche im Kesselgarten zeigt noch ein Stück

S. 62: au → an
fährt man an dem grossen Strumpfwirkerdorfe

S. 65: Kunnersstein → Cunnersstein
Cunnersstein (2-1/2 km).

S. 66: Würschwitzthal → Würschnitzthal
im Würschnitzthal über Schloss Neukirchen

S. 67: Ausdehnug → Ausdehnung
etwa 2000 Hectaren Ausdehnung

S. 67: grösstes → grössten
Sitz des grössten Sächs. Strumpfexportgeschäftes

S. 69: Eine → Ein
Ein Gemälde von Prof. Hahn

S. 69: Zeist → Zeit
Waffen aus der ersten Zeit nach Erfindung

S. 75: im → in
Seume lebte längere Zeit in Grimma

S. 75 ein → eine
noch den Lutherbrunnen, eine Lutherlinde

S. 84: ein → eine
die auch eine protestantische Kirche erbauten

S. 90: Schuhmaherei → Schuhmacherei
Posamenten. Schuhmacherei. Klöppelei.

S. 92: Barbera → Barbara
Barbara Uttmann, einer Nürnberger Patricierfamilie

S. 94: höcht → höchst
der Baum seiner Form nach ein höchst seltsamer

S. 95: Posamentirei → Posamentirerei
dieses mehr Sitz der Posamentirerei gewesen

S. 97: Kösterle → Klösterle
Kleine Ausflüge ab Klösterle

S. 101: sieh → sich
finden sich gute Freskomalereien

S. 105: Aulagen → Anlagen
Uralte Stadt von schönen Anlagen umgeben

S. 105: Sadtthor → Stadtthor
mit seinen Lauben und das sehr alte Stadtthor

S. 110: hiuauf → hinauf
Die Strasse steigt nun am Kegelberg hinauf

S. 111: Cisterncienser → Cistercienser
Grünhain hausten bis 1553 Cistercienser

S. 111: Schösserwohnnug → Schösserwohnung
Albrecht wohnte in der Schösserwohnung

S. 114: Lössnitzthahl → Lössnitzthal
und auf das Lössnitzthal geniesst

S. 116: Etablissiments → Etablissements
neben dem Bergbau zahllose Etablissements

S. 117: Kunstvereinsgeäude → Kunstvereinsgebäude
Im Kunstvereinsgebäude, Marienkirchhof 2

S. 117: entworf → entwarf
am Kreiskrankenstift entwarf Prof. Johannes Schilling

S. 118: etwas → etwa
es beherbergt etwa 1500 Correctionäre

S. 124: znm → zum
in denen der Schnee nie zum Schmelzen gelangt

S. 124: Eisenindusrie → Eisenindustrie
(Eisenindustrie) und nach Globenstein

S. 125: diesen → diesem
Man geht in diesem Fall hinab

S. 128: Neudeuck → Neudeck
Thalzug hinab nach Neudeck

S. 130: Wiltzschhal → Wiltzschthal
im einsamen Wiltzschthal hinab

S. 130: einen → einem
gehört einem Herrn von Querfurt

S. 132: hm → km
Ruinen der Isenburg (2½ km)

S. 136: znr → zur
Zum Löwen. Rest. zur Post.

S. 138: bittoresker → pittoresker
zerrissener, pittoresker Schieferfels

S. 139: Qod → God
God save the Queen

S. 143: Rentzchmühle → Rentzschmühle
über Bartmühle und Trieb nach Rentzschmühle

S. 147: Kürwitz → Kürbitz
Hauptlinie bei Kürbitz gewinnt

S. 149: mtt → mit
Schutzdach mit Ruhebank errichtete

S. 152: uuter → unter
die Eruptionen unter dem Wasser stattgefunden

S. 153: Skelete → Skelette
Reliquien (Skelette von Heiligen)

S. 155: Margrafen → Markgrafen
sogenannten verwünschten Markgrafen

S. 157: Uebrigern → Uebrigen
im Uebrigen gewährt diese Höhe ähnliche Aussicht

S. 158: daun → dann
gehe dann nach Hohendorf und Abaschin

S. 158: geräder → gerader
oder gerader über das Dörfchen Pauten






End of the Project Gutenberg EBook of Gampe's Erzgebirge, by Theodor Gampe

*** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK GAMPE'S ERZGEBIRGE ***

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is also defective, you may demand a refund in writing without further
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information can be found at the Foundation's web site and official
page at http://pglaf.org

For additional contact information:
     Dr. Gregory B. Newby
     Chief Executive and Director
     gbnewby@pglaf.org


Section 4.  Information about Donations to the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation

Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide
spread public support and donations to carry out its mission of
increasing the number of public domain and licensed works that can be
freely distributed in machine readable form accessible by the widest
array of equipment including outdated equipment.  Many small donations
($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
status with the IRS.

The Foundation is committed to complying with the laws regulating
charities and charitable donations in all 50 states of the United
States.  Compliance requirements are not uniform and it takes a
considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
with these requirements.  We do not solicit donations in locations
where we have not received written confirmation of compliance.  To
SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any
particular state visit http://pglaf.org

While we cannot and do not solicit contributions from states where we
have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition
against accepting unsolicited donations from donors in such states who
approach us with offers to donate.

International donations are gratefully accepted, but we cannot make
any statements concerning tax treatment of donations received from
outside the United States.  U.S. laws alone swamp our small staff.

Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation
methods and addresses.  Donations are accepted in a number of other
ways including checks, online payments and credit card donations.
To donate, please visit: http://pglaf.org/donate


Section 5.  General Information About Project Gutenberg-tm electronic
works.

Professor Michael S. Hart is the originator of the Project Gutenberg-tm
concept of a library of electronic works that could be freely shared
with anyone.  For thirty years, he produced and distributed Project
Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support.


Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed
editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S.
unless a copyright notice is included.  Thus, we do not necessarily
keep eBooks in compliance with any particular paper edition.


Most people start at our Web site which has the main PG search facility:

     http://www.gutenberg.org

This Web site includes information about Project Gutenberg-tm,
including how to make donations to the Project Gutenberg Literary
Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to
subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks.